The Red Star02.05.2007, Jens Bischoff
The Red Star

Im Test:

Eigentlich hätte The Red Star (ab 29,00€ bei kaufen) schon vor drei Jahren erscheinen sollen. Nach Acclaims Insolvenz wurde es jedoch still um die arcadelastige Comic-Versoftung. Jetzt hat es zumindest die PS2-Version dank XS Games und Take 2 zur Marktreife gebracht und überzeugt mit einer soliden Mixtur aus klassischer Prügel- und Balleraction zum Spartarif. Allerdings ist The Red Star kein Titel für jedermann…

Schnörkellose Arcade-Action

Auch wenn es sich bei The Red Star um eine lizenzierte Adaption des gleichnamigen Comics handelt, wird die Hintergrundgeschichte um eine Rebellion gegen ein tyrannisches Regime in einem fiktiven Russland nur knapp umrissen.

Willkommene Rückendeckung: Der kooperative Zwei-Spieler-Modus macht besonders Laune.
 Ein Intro, eingeflochtene Storysequenzen oder aufschlussreiche Dialoge sucht ihr vergeblich. Es gibt nicht einmal Sprachausgabe. Ein paar belanglose Missionsbriefings in Textform müssen ausreichen, um euren Kampfeinsatz als einer von drei sehr unterschiedlichen Widerstandskämpfern erzählerisch zu unterfüttern. Der bullige Kyuzo ist träge, aber sehr durchschlagskräftig. Makita macht mangelnde Stärke durch akrobatische Flinkheit wett. Und die erst später verfügbare Maya verlässt sich vorwiegend auf ihre weitreichenden Zauberkräfte.

Wer sich jetzt etwas an Gauntlet erinnert fühlt, liegt gar nicht so verkehrt. Auch in The Red Star kämpft ihr euch mit dem Protagonisten eurer Wahl mit Fern- und Nahkampfangriffen durch feindliche Gegnerscharen. Allerdings sind diese nicht ganz so zahlreich, aber dafür widerstandsfähiger. Wer will, darf sogar zu zweit kooperativ ans Werk gehen, um sich seinen Weg durch knapp 20 gnadenlos lineare Spielabschnitte an vier verschiedenen Schauplätzen zu bahnen. Dass ihr quasi wie auf Schienen unterwegs seid, ist jedoch nicht allzu tragisch, da die Kämpfe recht kurzweilig und fordernd sind. Jeder Gegner hat Stärken und Schwächen, die es gezielt auszunutzen gilt. Vor allem die mit ihrem gemächlichen Projektilchaos an Shoot'em-Ups wie Ikaruga erinnernden Bossfights sorgen immer wieder für spannende Duelle.

Doch auch die dazwischen liegenden und von Beat'em-Up-Klassikern wie Final Fight oder Streets of Rage inspirierten Kämpfe gegen menschliche und mechanische Widersacher bieten kurzweilige Prügel- und Balleraction. Die Handhabung ist einfach. Es gibt je eine Taste für Projektil-, Nahkampf- und so genannte Protokollangriffe, eine Art magische Spezialattacke, die sich auch als Konter einsetzen lässt. Zudem könnt ihr auf Knopfdruck einen vorübergehenden Schutzschild aktivieren und eure Gegner via Zielaufschaltung dauerhaft anvisieren und umkreisen. Zwischen den einzelnen Einsätzen könnt ihr speichern und euren leistungsbezogenen Sold in diverse Upgrades für Waffen und Fertigkeiten investieren. So erhaltet ihr Schritt für Schritt neue und leistungsfähigere Ballermänner, effektivere Schutzschilde und Nahkampfwaffen sowie verbesserte Lebens- und Zauberenergie.

Gnadenlos, aber gut

Neue Upgrades sollten jedoch stets mit Bedacht gewählt werden, da der Schwierigkeitsgrad sowohl allein als auch zu zweit nicht ohne ist. Wer meint, sich gleich alle möglichen Waffen gönnen zu müssen, wird besonders schnell feststellen, dass es anfangs besser ist, erst einmal eine Waffe bis zur Endstufe aufzurüsten, da die Widersacher von Mission zu Mission widerstandsfähiger und zahlreicher werden.

Sieht harmlos aus, aber wenn der Projektilregen zunimmt, werden Erinnerungen an Ikaruga wach.
Zurückgeben könnt ihr voreilige Anschaffungen jedenfalls nicht und bereits bewältigte Missionen in Hoffnung auf ein besseres Ranking zu wiederholen ist auch nicht drin. Es gibt nicht einmal Checkpoints währender eurer Einsätze. So dass ihr nach einem Ableben stets von vorn beginnen müsst. Lediglich wenn ihr zu zweit unterwegs seid, dürft ihr einen gefallenen Kameraden an bestimmten Stellen wiederbeleben.

Der Schwierigkeitsgrad ist jedenfalls nicht ohne und erfordert sowohl ein ruhiges Händchen als auch eine bestimmte Vorausplanung. Wer auf anspruchslose Run'n'Gun-Action steht, ist bei The Red Star definitiv fehl am Platz. Geduldige Arcade-Söldner werden hingegen gut und fordernd unterhalten. Die Anzahl bzw. Größe der Levels hätte zwar ruhig noch etwas umfangreicher sein können, aber der Wiederspielwert ist aufgrund der sehr unterschiedlichen und individuell aufrüstbaren Protagonisten ordentlich. Auch der Zwei-Spieler-Modus, bei dem sogar beide Teilnehmer den gleichen Helden wählen dürfen, sorgt für anhaltende Motivation. Sogar technisch macht der Titel trotz seines eigentlichen Alters eine gute Figur. Mit einem God of War II kann es sich zwar nicht annähernd messen, aber die Animationen sind geschmeidig, die Effekte und Kulissen ansprechend, die Action bleibt stets flüssig, auch wenn der Bildschirm gerade zu zweit ruhig etwas früher scrollen oder die Kamera etwas weiter herauszoomen könnte, und die Sounduntermalung ist tadellos. Und das alles für nur 20 Euro!   

Fazit

Fans klassischer Arcade-Action wird es sicher freuen, dass The Red Star nun doch noch erschienen ist. Die Mischung aus Beat'em-Ups à la Final Fight und Shoot'em-Ups à la Ikaruga richtet sich aber nicht nur an Nostalgiker. Der originelle Mix macht sowohl spielerisch als auch technisch eine gute Figur. Teils haben es die Entwickler jedoch mit dem Schwierigkeitsgrad übertrieben: Wer die falschen Upgrades wählt oder zu viele schlechte Rankings in Kauf nimmt, kommt irgendwann kaum mehr weiter. Wer eine echte Herausforderung sucht, ist jedoch genau richtig. Vor allem der kooperative Zwei-Spieler-Modus weiß zu begeistern, obwohl die Übersicht aufgrund des recht zögerlich scrollenden Bildes durchaus eingeschränkt wird. Die Handhabung ist simpel, die drei verfügbaren Charaktere spielen sich sehr unterschiedlich, das Upgrade-System motiviert und die Bossfights machen trotz oder gerade wegen der unglaublichen Projektil-Overkills immer wieder Laune. Schade nur, dass die Story völlig vernachlässigt wird und es keine Zwischensequenzen gibt - nicht einmal ein Intro. Auch das Leveldesign hätte ruhig etwas komplexer sein können. Wer auf schnörkellose und geradlinige Oldschool-Ation steht, dürfte sich daran aber nicht weiter stören. Für gerade einmal 20 Euro können Genrefans jedenfalls nicht viel falsch machen - vor allem, wenn sie auf Titel wie Metal Slug oder Contra stehen.

Pro

sehr günstiger Preis
spaßiger Koop-Modus
solide Oldschool-Action

Kontra

nicht allzu umfangreich
sehr lineares Leveldesign
erbarmungsloser Schwierigkeitsgrad

Wertung

PlayStation2

Günstige und fordernde Prügel- & Balleraction für Oldschool-Fans.

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