Im Test:
Gefahr im Verzug
Ich ermahne mich zur Vorsicht. Zwei Geiseln sind noch in der Hand von Terroristen und mein Team musste schon einige Verletzungen in Kauf nehmen. Ich entschließe mich, den nächsten Raum unabhängig von meinem Team zu stürmen. Kurz den Befehl gegeben, nur auf mein Kommando die Tür zu sprengen und einzudringen, bewege ich mich auf die zweite Tür zu. Tief durchatmen, dann der Befehl: Zulu, breach and clear!
Bei Nacht sind alle Katzen grau (oder grün)! Der Spannungsbogen der Missionen überzeugt genauso wie auf der Microsoft-Konsole!
Zeitgleich stürmen wir den Raum und überraschen die Terroristen. Funkmeldungen über gesichtete und kurz darauf neutralisierte Gegner prasseln in mein Ohr und wie durch ein Wunder bleibt die Geisel in dem abgedunkelten Raum beim Feuergefecht unverletzt. One down, one to go!
Solche Situationen werden euch in Rainbow Six 3 häufig begegnen. Aber das war auch in der Xbox-Fassung bereits der Fall. Und wir könnten jetzt natürlich so tun, als ob es diese Fassung niemals gegeben hätte. Dann nämlich würden die Unterschiede der beiden Versionen nicht so deutlich zu Tage treten. Andererseits würde der Test dann nur für Spieler interessant sein, die das letzte Jahr auf einer einsamen Insel zugebracht haben und dementsprechend keine Möglichkeit hatten, einen Blick auf die Xbox-Version zu werfen.
Taktik mit Ansage (oder per Knopfdruck)
Das knisternde Taktik-Shooter-Gefühl bleibt natürlich auch auf der PS2 immer noch unangetastet und sorgt nach wie vor für Spannung.
Daran haben nicht nur die 15 ausgefeilten und abwechslungsreichen Missionen (davon eine neu und PS2-exklusiv) ihren Anteil. Auch die umfangreiche Waffenauswahl spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.__NEWCOL__Denn das Hauptmerkmal bleibt nach wie vor die eingängige Steuerung, die sich zwar an Ego-Shootern orientiert, aber zusätzlich kontextsensitive Team-Befehle anbietet: Ihr braucht mit eurem Fadenkreuz nur den entsprechenden Gegenstand anvisieren, kurz den Knopf drücken und euer Team erledigt die Aufgabe intelligent, schnell und konsequent. Egal ob Bombenentschärfung, das Sichern von Räumen oder die Verhaftung von Terroristen - alles geht wunderbar einfach von der Hand.
Selbst etwas komplexere Befehle, wie die Sprengung einer Tür, darauf folgendes Werfen einer Blendgranate und das Sichern des Raumes –wenn es sein muss auch mit Zeitverzögerung auf ein spezielles Kommando hin- lassen sich komfortabel aus einem Menü auswählen.
Wesentlich angenehmer und atmosphärisch dichter lässt sich euer Team über das Headset steuern. Selbst Spieler, die nicht mit der PS2 online gehen, sollten sich die Anschaffung eines separaten Headsets leisten, um die Atmosphäre genießen zu können.
Die Kommunikation mit euren Leuten lässt sich mit Kopfhörer und Mikro spielend einfach bewerkstelligen.
Zumal in der PS2-Version endlich die eigentlich schon für die Microsoft-Konsole geplante deutsche Spracherkennung zu finden ist.
Dadurch kommt eine enorme Stimmung auf, die sogar noch größer ist als auf der Xbox, bei der englische Befehle mit deutschen Antworten befolgt wurden.
Befehle ans Team können aus einem komfortablen Menü ausgewählt oder per Headset gegeben werden - endlich mit deutscher Spracherkennung!
Technischer Rückstand
Und trotzdem mag sich nicht so recht der gleiche Enthusiasmus einstellen, der uns bei der Xbox-Variante gepackt hat – was wiederum der Technik zuzuschreiben ist.
Dabei haben die Entwickler sogar schon einige Tricks angewendet, um das Spiel auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der PS2 zuzuschneiden. Um dem kleineren Grafikspeicher der PlayStation 2 Tribut zu zollen, wurden die Level leicht verändert. Im direkten Vergleich zur Xbox kann man sie zwar deutlich identifizieren, doch schon bald fällt auf, dass sie stromlinienförmiger, sprich: kleiner gestaltet wurden, um Ressourcen zu sparen. Mit dem Ergebnis, dass häufiger nachgeladen wird.
Denn was nützt eine passable KI auf beiden Seiten, wenn z.B. die Grafik immer wieder Mühe hat, das Geschehen ruckelfrei auf den Bildschirm zu bringen?
Und trotzdem sieht die PS2-Version deutlich schlechter aus. Die Animationen wirken häufig abgehackt und die Texturen sind im Detail weit davon entfernt, die Klasse ihrer Xbox-Kollegen zu erreichen. Und angesichts der immer wieder unter ein erträgliches Niveau fallenden Bildrate hätte man evtl. überlegen sollen, die schön den physikalischen Gesetzen folgenden Schwingvorhänge vielleicht ganz raus zu nehmen und stattdessen ein paar zusätzliche Frames einzubauen.
Immer wieder wird man von der Grafik-Tristesse aus der sich aufbauenden Spannung herausgerissen. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass man weit vor dem Hausnachbarn Ghost Recon Jungle Storm liegt und sowohl Explosions- als auch Sichteffekte durchaus ansehnlich sind.
__NEWCOL__Online mit Einschränkungen
Auch die Multiplayer-Fraktion muss mit Beschneidung leben. Denn wo auf der Xbox bis zu 16 Spieler ihr Unwesen treiben, ist auf der PS2 bei sechs Spielern das Ende der Fahnenstange erreicht. Und dass mit sechs Spielern der Spaß bei weitem nicht das Niveau erreicht wie bei 16, braucht wohl nicht weiter erläutert zu werden. Da zudem nur drei Spielmodi angeboten werden, sollten alle Mehrspieler-Fans lieber zu Socom 2 greifen, dessen Einzelspieler-Modus allerdings leicht hinter Rainbow Six 3 zurückbleibt.
Schöne Lichteffekte können nicht darüber hinweg trösten, dass die Texturenedtails im Vergleich zur Xbox deutlich schwächer ausfallen.
Klasse Lokalisierung und Stimmung pur
Im Gegensatz dazu kann die akustische Kulisse für Pluspunkte sorgen. Die Sprecher, allen voran Theater-Ikone Otto Sander, wurden perfekt ausgewählt und sorgen mit ihrer professionellen Sprachleihgabe für eine fantastische Atmosphäre.
Der Rest der Soundkulisse steht dem in nichts nach. Vor allem wenn man mit Headset spielt, kommt eine Stimmung auf, wie man sie auf der PS2 bisher nur aus den Socom-Spielen kannte. Denn hier wie da kommen die Antworten eures Teams und Anweisungen über das Headset, während die guten und ebenfalls jederzeit passenden Umgebungsgeräusche aus den Fernsehlautsprechern schallen.
Und auch ohne epische Musikuntermalung sorgen die zielsicher eingesetzten Soundeffekte für eine Mordsspannung.
Fazit
Nach der grandiosen Xbox-Version und auch der viel versprechenden Preview-Fassung ist Ernüchterung in die Redaktion eingekehrt. Rainbow Six 3 ist sicherlich kein schlechter Titel – zumindest für Einzelspieler. Denn alle Elemente, die schon auf der Xbox begeistern konnten, sind enthalten. Doch der PS2-Abstecher der Rainbows ist auch ein Beispiel dafür, dass die technische Umsetzung entscheidend dazu beiträgt, Motivation aufzubauen. Und letzten Endes wird es die User nicht interessieren, ob ein Shooter nun mit gut gelungenen Taktik-Einschlägen überzeugen will oder nicht. Das grafische Ambiente bleibt deutlich hinter der Konkurrenz zurück und lässt einen wehmütig an Splinter Cell-Zeiten zurückdenken, als die PS2 zwar nicht mit ausufernden Lichteffekten, aber mit einer insgesamt gelungenen und auf das System abgestimmten Grafik punkten konnte. Diese Zeiten scheinen aber der Vergangenheit anzugehören, denn die Optik sorgt nicht nur mit immer wieder auftauchenden Rucklern für Sorgenfalten – und dieses Manko kann nicht einmal die deutsche Spracherkennung ausreichend auffangen.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation2
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