MegaMan X713.03.2004, Paul Kautz
MegaMan X7

Im Test:

Megaman gehört bereits seit 1987 zu Capcoms Oldschool-Weltenretter-Garde. Der in blauen Stahl gewandete Mini-Held hüpft seit dem quer über alle Plattformen, inklusive Gameboy, PC und PSone. Jetzt steht der erste dreidimensionale PS2-Auftritt auf dem Programm. Neue Technik, alter Spielspaß?

Drei Megamänner gegen Sigma

Die Megaman-Serie teilt mittlerweile das Namens-Hickhack-Schicksal einer anderen bekannten Capcom-Reihe: 

Axl und Zero lernen sich unfreiwillig kennen; Megaman X kommt erst später ins Spiel.
Street Fighter. Während sich die Spieler dort mit »Turbo«, »EO« und »Alpha« herumschlagen müssen, darben die Megamänner an immer neuen »X«-Varianten, die mittlerweile bei Nummer 7 angekommen sind. Die Story dreht sich wie immer um den Kampf Gut gegen Böse, wobei der Oberbösewicht dieses Mal ein Reploid (eine künstliche Lebensform, basierend auf Megaman X) namens Sigma ist, der die Menschheit mal wieder auslöschen will.

Diesen Feind bekämpft ihr allerdings nicht als Megaman persönlich (jedenfalls nicht von Spielbeginn an), sondern entweder als bekannter Charakter Zero oder als der etwas heißblütige Reploid Axl, der über Umwege in Megamans Team stößt. Der Spielbeginn gestaltet sich als Prolog, in dem ihr das Aufeinandertreffen der drei Helden verfolgt, bevor das eigentliche Game losgeht.

Action wie gehabt

Zunächst habt ihr die Wahl unter acht Levels, die ihr überstehen müsst, bevor es Sigma an den Blechkragen geht. Die Reihenfolge ist euch selbst überlassen. Ihr hüpft durch einen Wald voller Bienen und Steinwesen, weicht Giganto-Spinnen auf einem Schlachtschiff aus und springt über den Wolken geschickt von Flugzeug zu Flugzeug. Ihr müsst nicht nur den mannigfaltigen Gegnern einheizen, sondern auch Reploiden-Kumpels retten. Befreit ihr genug davon, erhaltet ihr nach Abschluss der Welt nicht nur eine bessere Gesamtnote, sondern auch neue Fähigkeiten. Da ihr immer im Team spielt, könnt ihr jederzeit zwischen euren Helden wechseln, was für den Spielfortschritt entscheidend ist: Während Axl z.B. schweben und kurz 

Jeder Megaman hat spezielle Eigenschaften: Zero beispielsweise kann Geschosse reflektieren und sehr hoch springen.
die Eigenschaften besiegter Gegner annehmen kann, hat Zero einen praktischen Doppelsprung drauf, und kann Geschosse reflektieren. Natürlich unterscheiden sich auch die Waffen der Megamen, so dass ihr wechseln solltet, falls ihr an einer Stelle nicht weiterkommt.

Die Serie war schon immer für eine Eigenschaft berüchtigt: höllenschwer zu sein. Das ändert sich natürlich auch dieses mal nicht, auch wenn euch das Spiel anfangs mit allerlei Tipps entgegen kommt. Dennoch ist euer Lebenskontingent sehr knapp, die Rücksetzpunkte sehr knauserig und das Feindaufkommen teilweise extrem fies. Sehr oft müsst ihr Blindsprünge riskieren, die frei nach Murphys Gesetz jedes Mal in den Tod führen; außerdem arbeitet die Kameraperspektive oft genug gegen statt für euch.

   

Alles neu macht die Sieben?

Mit Megaman X7 (ab 89,95€ bei kaufen) wagt Capcom nicht nur erstmals den Schritt auf die PS2, sondern auch die 3D-Premiere. Zwar seht ihr euren Helden trotzdem meist von der Seite, aber die neu gewonnene Freiheit äußert

Die Optik ist größtenteils sehr unspektakulär.
sich gelegentlich in neuen Perspektiven, so dass ihr plötzlich in den Raum hinein lauft, oder in einer Iso-Ansicht spielt. Leider sind diese Kameraschwenks meistens nicht nur spielerisch fragwürdig, sondern auch der Übersicht nicht dienlich. Die Optik ist in erster Linie bunt, an zweiter Stelle wenig aufregend – teilweise erinnern die groben Bauten und flimmernden Texturen an einen PSOne-Auftritt. Lediglich die entweder gerenderten oder aus der Engine gezeigten Zwischensequenzen im Anime-Stil können wirklich gefallen. Außerdem sind einige der Gegner-Designs schön abgefahren: Wer schon immer gegen eine Giganto-Hummel oder intelligente kullernde Felsen kämpfen wollte, ist hier genau an der richtigen Stelle. Angesichts von Capcoms Trara um »Megamans ersten PS2-Auftritt« hätte man grafisch schon etwas mehr erwarten können.

Leider brachte der Sprung in die dritte Dimension auch eine verschlechtere Steuerung mit sich: Die Reaktionen eurer Spielfigur sind schwammig und nicht immer präzise. Außerdem ist gerade bei Axl das Hover-Feature gründlich in die Hose gegangen. Ihr könnt nämlich nicht hovern und gleichzeitig feuern: Wenn ihr aus dem Ballern heraus abspringt, könnt ihr nicht schweben, da das Programm das Gedrückthalten der Taste nicht annimmt. Umgekehrt geht’s auch nicht: Wenn ihr aus dem Hovern heraus feuert, fallt ihr sofort aus allen Wolken – sehr umständlich. In

Ihr könnt jederzeit das anvisierte Ziel wechseln.
Sachen Steuerung tut sich nur ein Feature hervor: Das Autotargeting-System visiert automatisch den nächsten Feind an, außerdem könnt ihr den Lock manuell verstellen.

Aus den Boxen nichts Neues

Akustisch gibt’s zu Beginn eine Überraschung zu hören: Statt dem üblichen japanischen Action-Sonnenschein-Synthesizer-Einerlei erwarten euch gitarrenlastige Drum-n-Bass-Rhythmen, die sofort ins Blut gehen und für unerwartet treibende Stimmung sorgen. Doch leider ist dieser freudige Moment so schnell vorbei wie er kam, denn schon kurz darauf flacht die Musik ab und versumpft in der akustischen Bedeutungslosigkeit. Die Sprachausgabe gibt sich von Anfang an keine besondere Mühe, und klingt in den meisten Fällen etwas übermotiviert. Zu mäßiger Letzt belustigen die deutschen Bildschirmtexte mit allerlei Rechtschreibfehlern und Buchstabendrehern – ihr könnt aber natürlich englische Texte einschalten.

   

Fazit

Schade: Die guten Ansätze haben nicht für ein wirklich gutes Spiel gereicht. Die 3D-Grafik ist zwar nicht das Paradies auf Erden, aber immerhin nett anzusehen – leider rutscht sie dank der mistigen Kameraschwenks in unschöne Selbstzweck-Bereiche. Die Steuerung reagiert mir zu schwammig, außerdem ist das Entweder-Feuern-oder-Schweben bei Axl einfach nur nervig. Ich könnte jetzt noch stundenlang Kleinigkeiten aufzählen, die dem Spielspaß immer wieder Nadelstiche verpassen, aber ein einfaches Fazit tut es auch: Beinharte Megaman-Fans machen mit diesem Spiel nicht viel falsch – das Grundprinzip ist seit Jahren gleich und bar größerer Überraschungen. Otto Normalspieler hingegen sollte solche Retro-Games (wie bsp. auch Contra: Shattered Soldier ) besser meiden, schon aus Gründen des hammerharten Schwierigkeitsgrades.

Pro

praktisches Autotargeting
unterschiedliche Helden
bunte Grafik
brauchbare Musik
Oldschool-Spielgefühl
gut gemachte Zwischensequenzen

Kontra

bockschwer
wenig Speicherpunkte
willkürliche Kameraschwenks
lahme Sprachausgabe
schwammige Steuerung
teilweise sehr unfair
mäßige 3D-Optik
flimmernde Texturen

Wertung

PlayStation2

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