TransFormers06.05.2004, Mathias Oertel
TransFormers

Im Test:

Fulminante Grafik und schnörkellose Action: Damit möchte TransFormers (ab 47,00€ bei kaufen) die Freunde gepflegter Ballerkost vor den Bildschirm locken. Und nachdem wir in der Preview schon begeistert mit den wandlungsfähigen Robotern durch die illustre und detaillierte Landschaft gestapft sind, stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Knacken die TransFormers den Award? Die Antwort gibt´s im Test!

Kinderspiel(-zeug)?

Die TransFormers mögen sich als Spielzeug zwar vornehmlich in Kinderzimmern aufhalten, doch es wurden auch schon Erwachsene gesichtet, die einer Sammelleidenschaft folgend, nicht von den verwandlungsfähigen Robotern lassen können.

Das von Melbourne House entwickelte Action-Spiel richtet sich dementsprechend nicht an die eigentliche Zielgruppe der Spielzeuge, sondern an gestandene Action-Fans.

Action mit Inhalt

Die Story gibt sich über den gesamten Spielverlauf etwas spröde und zeichnet ein typisches Schwarz-Weiß-Bild: Ihr müsst mit einem von drei Auto-Bots versuchen, den bösen Megatron zu besiegen und sowohl auf der Erde als auch auf dem Heimatplaneten Cybertron die Ordnung wieder herstellen.

Da krachts gewaltig: die Engine holt nicht nur eine gewaltige Weitsicht aus der PS2 heraus, sondern zeigt euch eindrucksvolle Explosionen mit schönen Partikeleffekten.

Das ist nicht sonderlich spannend, reicht aber gerade noch aus, um die Grundlage für eines der Action-Highlights dieses Jahres zu schaffen. Mit einer packenderen Story-Grundlage hätte die Atmosphäre allerdings noch gewaltig angehoben werden können.

Aber obwohl die TransFormers im Kern ohnehin nur ein typischer Third-Person-Shooter sind, haben die Entwickler eine Menge eingebaut, um sie von der Masse abzuheben.

__NEWCOL__In jedem der ausschweifend großen Abschnitte gibt es die so genannten Minicons zu finden. Das sind kleine Helfer, die euch mit neuen Ausrüstungsgegenständen und Waffen versorgen. Diverse Waffensysteme vom Snipergewehr bis zur Flak gehören genau so zum Repertoire wie Schildverstärkungen, neue Sichthilfen und Gleitflügel.

Hoffentlich habt ihr die richtige Ausrüstung dabei!

Und falls nicht, kann man im Mutterschiff komfortabel umkonfigurieren.

Dabei ist allerdings zu beachten, dass jeder Minicon über einen bestimmten Ladewert verfügt, ihr aber nur über eine begrenzte Kapazität verfügt, so dass ihr nicht als absoluter Über-TransFormer in die Schlacht ziehen könnt. Dadurch kommt ein taktisches Kalkül in die Ballerei, die man auf Anhieb nicht erwartet hätte.

Nehmt ihr das Sniper-Gewehr als Sekundärwaffe oder doch lieber die etwas schwächeren Granaten, damit ihr z.B. eure Abwehrkraft verstärken oder eine durchschlagskräftige Primärwaffe wählen könnt? Und nicht vergessen sollte man die Energiesicht, die euch als Hilfe zur Verfügung steht, um sowohl die evtl. hinter Hügeln usw. versteckten Gegner als auch die Standorte von Minicons und Boni beinhaltenden Datapads anzuzeigen.

Den Farben, mit denen die Minicons kategorisiert sind, kommt ebenfalls eine entscheidende Bedeutung zu. Denn rüstet ihr gleichfarbige Gegenstände aus, bekommt ihr einen Bonus für eure Lebensenergie, die in der Schlacht rapide abnehmen kann. Jeder zerstörte Gegner hinterlässt jedoch Energiebälle, die eure Gesundheit wieder auffüllen.

Mit über 30 Minicons, die auf vier Slots zu legen sind, finden Spieler alle Möglichkeiten, um ihren Autobot nach ihren Wünschen zu konfigurieren: Ihr seid der Nahkampfmeister? Kein Problem! Ihr wollt die Feinde lieber mit gezielten Schüssen und Raketen aus der Ferne erledigen? Ebenfalls möglich! Selbst als getarnter Schleicher könnt ihr versuchen, euch durch die Levels zu kämpfen. Jeder kann sich das Spiel so zurecht schneidern, wie es ihm beliebt.

Die TransFormer-Möglichkeit, sich in ein Auto zu verwandeln, wird im Leveldesign viel zu selten gefordert.

Non-lineares Action-Epos

Zusätzliche Würze erhält die Jagd nach den Minicons noch durch ihre offene Struktur: Denn beim ersten Durchlauf des Abschnittes wird es euch nur in den seltensten Fällen möglich sein, alle Minicons zu finden. Die Gleitflügel, die ihr benötigt, um entferntere Gebiete zu erreichen, gibt es z.B. erst in Level 4. Und es lohnt sich, mit neuen Ausrüstungsgegenständen in bereits besuchte Abschnitte zurückzukehren, da sich neue Gebiete öffnen, die mit noch härteren Widersachern bestückt sind.

Dank einer eingängigen und Genre-üblichen Steuerung findet man unheimlich schnell einen Einstieg. Und sowohl die recht gut reagierende KI (Gegner werfen sich bei Granatbeschuss zur Seite, flüchten und holen Verstärkung usw.) als auch das clevere Leveldesign und die knallharten, aber fairen Bosskämpfe sorgen dafür, dass man nicht wieder so schnell von den TransFormers loskommt.

__NEWCOL__Positiv zu vermerken sind auch die fair gesetzten Speicherpunkte, die zugleich als Teleport zum Mutterschiff agieren. Stellt man fest, dass die mitgeführte Ausrüstung nicht ausreicht, um die Gegner zu erledigen, kehrt man einfach zurück und konfiguriert neu. Der Frustfaktor wird so minimiert.

Es gibt allerdings auch ein Feature, das etwas zu kurz kommt: Die Transformierungs-Möglichkeit der Autobots. Jeder der drei Charaktere kann sich in ein Auto verwandeln. Doch abgesehen von späteren Abschnitten, in denen ihr mit dem Fahrzeug erst einmal Geschwindigkeit aufnehmen müsst, um dann über eine Bergkuppe zu schanzen, die Rückverwandlung einzuleiten und dann in den Gleitermodus zu gehen, wird diese Möglichkeit viel zu selten eingesetzt.

Die Autos sind zwar anfänglich eine gute Möglichkeit, um schnell aus Krisengebieten zu verschwinden, doch ansonsten hält sich der spielerische Nutzen in Grenzen.

In diesem Sichtmodus könnt ihr nicht nur den Standort der Gegner, sondern auch der Minicons aufspüren, die ihr finden müsst.

Grafik-Feuerwerk

So überzeugend und motivierend die spielerischen Ideen sind, so schnell verblassen sie neben dem Grafik-Stakkato, das Melbourne House aus den Halbleiterbahnen der PS2 herauskitzelt:

Bereits der erste Amazonas-Abschnitt glänzt (wahlweise in 60 Hz) mit einer enormen Weitsicht und dicht bewachsenen detaillierten Wäldern, Ruinen und Berglandschaften, dass einem fast schon schwindelig werden kann.

Sieht man die Grafik von TransFormers, ist durchaus vorstellbar, dass ein Spiel wie Far Cry ebenfalls auf der scheinbar immer noch nicht ausgereizten Konsole möglich ist.

Und sobald der erste mittelgroße Gegner in einer wunderschönen Explosion seinen Geist aufgibt, begleitet von statischen Entladungen und einem Verstreuen seiner Einzelteile, wird das Auge von einem Pomp verwöhnt, den man allenfalls auf der Xbox erwartet hätte.

Die arktischen Abschnitte bleiben grafisch hinter dem Pomp des Amazonas-Levels zurück, bieten aber schöne Wettereffekte.

Auch die übrigen Spezialeffekte können sich wahrlich sehen lassen: grandiose Lichtspielereien, aufwändige Waffeneffekte und dichtes Schneetreiben in arktischen Gefilden unterstreichen die Ausnahmestellung, die TransFormers grafisch derzeit im Genre einnimmt.

Allerdings muss man auch sagen, dass der Wow-Effekt des Amazonas-Abschnitts nur selten wieder erreicht wird. Doch selbst, wenn die späteren Levels z.B. im Inneren eines Raumschiffes nicht ganz mit der Pracht des Einstiegs mithalten können, bleibt die allgemeine Qualität stets überdurchschnittlich und sehr sehr sauber umgesetzt.

Es gibt aber auch Punkte, bei denen die PS2 einfach am Ende ihrer Grafikkraft angelangt zu sein scheint. __NEWCOL__Denn mit all den zahlreichen guten Animationen aller Figuren, den ausufernden Explosionen und der detailreichen Umgebung, kann es passieren, dass bei großen Schlachten und ab und an auch ohne Feindeinwirkung die Engine leicht in die Knie geht. Dies beeinflusst aber nur ganz ganz selten den Spielablauf und wird zusätzlich durch einen effektiv eingesetzten Motion-Blur-Effekt etwas abgemildert.

Als Sahnehäubchen gibt es nach Beenden jedes Levels gerenderte FMV-Videos, die kein Problem haben, den Schulterschluss mit den einschlägigen Capcom- oder Square-Werken herzustellen.

Sauber, dynamisch, gut!

Dass bei der fulminanten Grafik die Soundkulisse nicht vernachlässigt wurde, ist den Entwicklern hoch anzurechnen. Die deutsche Sprachausgabe ist durchweg gut und die Musik passt sich dynamisch dem Spielgeschehen an, um jederzeit für die entsprechende Stimmung zu sorgen.

Far Cry mit Robotern? Nicht ganz, aber die Optik einiger Level kann dem Vergleich standhalten.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die gut gelungenen Soundeffekte, die sich weder bei Umgebungsgeräuschen noch bei den Megaschlachten mit Explosionen und dem Endlos-Feuer von Granaten und Energiewaffen eine Blöße geben.

Wer sich selber von den grafischen Qualitäten in den Rendersequenzen und im Spiel überzeugen will, findet im Streaming-Bereich zwei Videos:

4P|Stream: Intro (Laufzeit: 3:01 Min.)

4P|Stream: Gameplay (Laufzeit: 3:04 Min.)

Fazit

Der Einstieg des bislang nur durch Rennspiele in Erscheinung getretenen Melbourne House-Studios ins Action-Genre ist gelungen: Das Mech-Spektakel brilliert mit einer fulminanten Grafik, die man so nicht auf der PS2 hätte erwarten können. Vor allem der Amazonas- und der Pazifikinsel-Abschnitt glänzen mit einer enormen Weitsicht und einem Detailreichtum, der PC-User spontan an Far Cry erinnern dürfte. Leider gibt es dazwischen einige Levels, die zwar grafisch immer noch überdurchschnittlich sind, aber nicht ganz an die vom ersten Abschnitt vorgelegten Standards heranreichen, sowie Momente, in denen die Engine leicht in die Knie geht – ohne allerdings ernsthaft am Spielspaß nagen zu können. Doch auch spielerisch kann TransFormers überzeugen: Eindrucksvoll inszenierte Action, die mit der Wahl der richtigen Ausrüstung sogar leicht ins Taktische abgleitet, wird unterstützt von cleverem, non-linearen Leveldesign, einer passablen Gegner-KI sowie einer durch und durch gelungenen Steuerung. Ich persönlich würde mir zwar wünschen, dass die Transformierungs-Möglichkeiten stärker genutzt würden, doch dieser Minus-Punkt bietet viel Potenzial für die schon angedachte Fortsetzung. Kurzum: Action-Fans, die einen Beweis brauchen, dass die PS2 immer noch zu grafischen Höchstleistungen fähig ist, sollten schleunigst zugreifen, um Cybertron zu retten!

Pro

gigantische Weitsicht
imposante Grafik
schöne Animationen
einfache Steuerung
diverse Ausrüstungsmöglichkeiten
anspruchsvolle Action
non-linearer Spielverlauf
gute Soundkulisse
60 Hz-Modus
fordernde Bosskämpfe
passable Gegner-KI
fair gesetzte Speicherpunkte
zahlreiche Boni
grandiose Rendersequenzen

Kontra

Transformer-Möglichkeiten viel zu selten genutzt
Ruckler
grafisch uneinheitlich
schwache Story

Wertung

PlayStation2

Wer hätte gedacht, dass eine Kinderspielzeug-Versoftung so viel Spaß machen kann?

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