Cold Winter06.07.2005, Michael Krosta
Cold Winter

Im Test:

Während draußen hochsommerliche Temperaturen herrschen, sorgt Vivendi Universal mit Cold Winter (ab 52,20€ bei kaufen) für eine erfrischende Abkühlung. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Schneemann-Simulation, sondern um einen knallharten Shooter mit einer interessanten Story und krachender Action. Heißer Geheimtipp oder kalter Kaffe? Wir haben uns mit Agent Sterling in die Mission gestürzt…

Schlechter Start

Allerdings sieht es am Anfang gar nicht so gut für den MI6-Agenten aus, der bei seinem letzten Einsatz erwischt und

Zwischengegner wie ein Kampf gegen diesen Hubschrauber sorgen für Abwechslung.
anschließend in ein chinesisches Hochsicherheitsgefängnis gesteckt wird. Da der MI6 wie immer jegliches Wissen von Geheimdienst-Aktivitäten abstreitet, ist die Hinrichtung von Andrew Sterling kaum noch zu verhindern. Wäre da nicht sein alter Kumpel Parish, der die attraktive Kim losschickt, um Sterling zu befreien. Tatsächlich schafft sie es bis in eure Zelle und so besteht eure erste Mission darin, aus dem gut gesicherten Gefängnis zu fliehen.

Starke Physik-Engine

Dabei werdet ihr schnell die überaus gelungene Physik-Engine bemerken, die eine Interaktion mit nahezu jedem Gegenstand erlaubt: Mit Hilfe eines On-Screen-Menüs könnt ihr die Umgebung zudem zu eurem Vorteil nutzen, indem ihr mit dem Digitalkreuz einfach die gewünschte Option anwählt. So funktioniert ihr z.B. einen Tisch als hilfreiche Deckung im Kugelhagel um oder

Schießt ihr auf die hochexplosiven Fässer, könnt ihr gleich mehrere Gegner ausschalten.
werft mit Stühlen und Kisten um euch. Auch solltet ihr immer Ausschau nach Gasflaschen halten: Ein Schuss genügt und schon verwandelt ihr den Schauplatz in ein flammendes Inferno für nahende Feinde. Deren KI schwankt übrigens zwischen äußerst clever und einfach nur dämlich. Oft suchen die Kerle gekonnt Schutz und wissen die Umgebung für ihre Zwecke zu nutzen, während sie kurze Zeit später wehrlos in der Gegend herum stehen und den Eindruck erwecken, nicht mehr als stupides Kanonenfutter sein zu wollen. Dennoch stellt Cold Winter insgesamt eine gute Herausforderung dar, da eure Feinde dank Schutzwesten einiges einstecken können, wenn ihr nicht gerade Kopftreffer landet. Für eine härtere Elite-Herausforderung wird nach dem ersten Durchspielen neben den zwei bestehenden Schwierigkeitsgraden ein weiterer freigeschaltet.

Toller Soundtrack, coole Stimmen

Besonders gelungen ist den Entwicklern der Audiobereich: In den ersten Minuten glaubt ihr fast, aus Versehen Splinter Cell in eure PS2 eingelegt zu haben, denn Sterling wird - genau wie der gute Sam Fisher - von Martin Kessler synchronisiert,

Ihr wollt eine Hörprobe des Soundtracks?

Download: Cold Winter Soundtrackdessen markante Stimme auch bei dem englischen Agenten wie die Faust auf’s Auge passt. Auch Kim wurde mit der deutschen Synchronstimme von Gillian Anderson prominent vertont, doch muss man sich hier erst einige Zeit daran gewöhnen, da die raue Stimme nicht so ganz zu der zierlichen Person passen will. Die Qualität der restlichen Sprecher schwankt zwischen brauchbar und laienhaft. Insgesamt zählt Cold Winter aber allein durch Kessler zu den besser synchronisierten Titeln in der deutschen Spielelandschaft. Der Soundtrack ist über alle Zweifel erhaben und fängt mit passenden Kompositionen die Atmosphäre des Spiels gekonnt ein. Überzeugt euch einfach selbst und hört in unserem Downloadbereich in ein paar der Tracks rein.

         

Wie bastele ich mir eine Waffe?

 

Mit dem Snipergewehr nehmt ihr die Feinde ganz genau unter die Lupe.
Das Waffenarsenal von Cold Winter ist sehr üppig ausgefallen: Knapp dreißig Schusswaffen warten auf ihren Einsatz, die von einfachen Pistolen über MPs, MGs und Pumpguns bis hin zu präzisen Scharfschützengewehren und schweren Waffen wie Granatwerfern reichen. Daneben finden sich auch noch Splitter-, Rauch- und Brandgranaten in eurem Equipment. Ein besonders cooles Feature ist die Möglichkeit, euch selbst Waffen zu basteln. Findet ihr z.B. ein paar Flaschen, Stofffetzen und einen Benzinkanister, lassen sich damit wunderbar ein paar Molotow-Cocktails herstellen. Daneben dürft ihr mit den entsprechenden Materialien u.a.  Brandbomben, Minen und auch Dietriche basteln. Munition und Schutzwesten findet ihr immer wieder in extra markierten Kisten oder bei euren Gegnern, die ihr nach ihrem Ableben noch gründlichen durchsuchen könnt.

Licht und Schatten

Trotz dieser wirklich gelungenen Features bleibt Cold Winter ein einfacher und gradliniger Shooter ohne große Überraschungen. Trotzdem schafft es die Story, euch bei Laune zu halten - auch wenn die häufigen Render-Zwischensequenzen nicht gerade so hübsch ausgefallen sind wie in manch anderem Spiel. Leider gilt das auch für die Kulisse, die nicht über das Mittelmaß hinauskommt, obwohl sie ein paar ansehnliche Partikel- und Lichteffekte zu bieten hat. Allerdings ist die Engine mit den Effekten offenbar überfordert und geht sehr oft in die Knie. Dies führt sogar so weit, dass man bei der Ruckelei Schwierigkeiten hat, die Ziele ordentlich ins Visier zu nehmen. Ein Hauptkritikpunkt betrifft jedoch die Steuerung: Zwar reagiert das Spiel tadellos auf die meisten Befehle wie Schießen,

Solche brutalen Szenen werdet ihr in der deutschen Version trotz USK-18 nicht finden.
Nachladen etc, doch hat man es bei den Swordfish Studios leider versäumt, dem Programm eine Einstellung zum Regeln der Reaktionsgeschwindigkeit für die beiden Analogsticks zu spendieren. Damit müsst ihr mit den Standardvorgaben auskommen, die verglichen mit anderen Shootern in sehr trägen Bewegungen resultieren. Mit einem Druck auf den linken Stick sprintet euer Held zwar für eine begrenzte Zeit los, doch hilft dieser kleine Zwischenspurt dem Spiel auch nicht mehr auf die Sprünge.

Gemütlicher Onlinemodus

Entsprechend lahm fallen auch die Multiplayer-Duelle aus, in denen ihr entweder mit bis zu vier Spielern im Splitscreen oder mit bis zu acht Ballerfreunden online antreten dürft. Hier scheint die Action noch einen kleinen Tick langsamer über den Bildschirm zu flimmern als beim Solospiel. Dabei sind die Grundvoraussetzungen für spaßige Mehrspieler-Partien gar nicht mal schlecht: Es gibt zig Modelle (darunter z.B. auch ein schießwütiges Mädel im knappen Bikini), zwölf Maps und die bekannten Spielmodi wie etwa Deathmatch, Capture The Flag und Domination, wobei ihr jedes Spiel bzgl. Waffenwahl, Treffern oder Zeit individuell gestalten könnt. Dennoch ist der Onlinemodus nicht mehr als ein nettes Bonusfeature zur reizvolleren Single-Kampagne.

   

Fazit

Cold Winter ist ein netter Shooter für zwischendurch, der vor allem durch die wirklich gelungene Physik-Engine, das Zusammenbauen von Sprengsätzen und Gadgets sowie der klischeehaften, aber dennoch unterhaltsamen Story überzeugen kann – auch wenn hier nicht sonderlich viel Neues geboten wird. Obwohl die Szenarien recht vielfältig und abwechslungsreich ausgefallen sind, fehlt dem Titel nicht nur der grafische Feinschliff,  auch gravierende Slowdowns trüben den Gesamteindruck. Hinzu kommt fast schon die Todsünde, dem Spieler eines 3D-Shooters die Sensibilitäts-Einstellungen an den Analogstick zu verwehren und stattdessen das Gameplay standardmäßig eher träge zu gestalten. Dennoch sollten sich Fans des Genres Cold Winter ansehen, denn für eine coole Ballerei im Sommer reicht es allemal! Bitte bedenkt, dass es in Deutschland trotz der 18er-Plakette nur geschnitten erscheint. Wer den Titel unzensiert genießen möchte, sollte daher zu UK-Fassung greifen, die beträchtlich härter ausfällt.

Pro

beeindruckende Physik-Engine
professionelle Synchronsprecher
großes Waffenarsenal
atmosphärischer Soundtrack
Zusammenbauen von Waffen & Gadgets
relativ clever agierende KI
abwechslungsreiche Szenarien

Kontra

mittelmäßige Grafik
z.T. starke Slowdowns
langsames Spieltempo
keine Einstellung der Analogstick-Sensibilität möglich
KI-Aussetzer
kaum Überraschungen & neue Ideen
keine Autosave-Funktion

Wertung

PlayStation2

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