Im Test: Ist Koeis Crimson Sea 2 mehr als nur ein Dynasty Warriors im Weltraum?
Immer diese Aliens
Inhaltlich spielt Crimson Sea 2 (ab 36,00€ bei kaufen) zwei Jahre nach Teil 1: Aufgrund einer erneuten Alien-Plage, schlicht "Menace" genannt, tritt Titelheld Sho abermals in die Dienste des galaktischen Geheimdienstes IAG, um die Invasoren zu stoppen - das übliche Superheld-rettet-die-Welt-vor-bösen-Aliens-Szenario eben. Allerdings ist Sho eher ein tragischer Held und das Setting nicht ganz so schwarzweiß wie es anfangs scheint...
Für ein actionlastiges SciFi-Hack‘n‘Shoot ist die Rahmenhandlung jedenfalls völlig ausreichend und dank praktischem Video-Archiv auch für Neueinsteiger leicht mit dem Vorgänger in Einklang zu bringen."Guten Morgen, Honey!" - Geheimdienst-Chefin Live-D geizt nicht mit ihren Reizen.
Vom Team- zum Einzelkämpfer
Veteranen wird vieles gleich vertraut vorkommen: Die Charaktere, die Locations, die Spielmechanik usw. Statt für eine bis zu sechsköpfige Heldentruppe seid ihr in Crimson Sea 2 allerdings nur noch für euch selbst verantwortlich. Dafür trefft ihr jedoch schon kurz nach Spielbeginn auf die euer Schicksal als unfreiwillige Kampfmaschine teilende Feanay und könnt fortan zwischen den Aufträgen jederzeit zwischen beiden Charakteren wechseln.
Mehr Freiheiten
Der Spielverlauf gewährt euch dabei eine noch größere Handlungsfreiheit als im ersten Teil. So könnt ihr die Missionsfolge immer wieder selbst bestimmen, optionale Sidequests annehmen sowie erfolgreich abgeschlossene Einsätze beliebig oft wiederholen, um Waffen, Psi-Fähigkeiten und Charakterwerte aufzuleveln, durch bessere Rankings Bonusgegenstände freizuspielen, durch Abschussprämien etwas dazu zu verdienen oder um seltene Alien-Haustiere aufzuspüren und einzufangen. Mit über 60 Aufträgen auf insgesamt vier Planeten braucht sich Crimson Sea 2 vom Umfang her jedenfalls nicht zu verstecken und dann habt ihr ja auch noch die Möglichkeit, jederzeit zwischen zwei spielbaren Charakteren zu wechseln.
Individuelle VorliebenVerschenktes Potential: Die Mehrspieler-Modi sind nicht mehr als eine müde Dreingabe.
Auf die Spielmechanik hat die Charakterwahl zwar keinen Einfluss, aber manche Missionen stehen nur einem der beiden Protagonisten zur Verfügung und auch bei Ausrüstung und Handling gibt es gewisse Unterschiede. So ist Sho eher der Mann fürs Grobe, während sich Feanay wesentlich flinker und präziser durch die Gegnermassen metzelt. Jedenfalls verfügen beide über je eine individuelle Klingen- sowie zwei persönliche Feuerwaffen, die ihr ganz nach eurem Geschmack in verschiedenen Kategorien wie Durchschlagskraft, Reichweite oder Feuerrate aufrüsten könnt. Zudem können beide bis zu drei übersinnliche Spezialfähigkeiten, so genannte Neo-Psioniks, entfesseln, mit denen ihr eure Gegner gleich scharenweise ausradieren könnt.
Schneller und übersichtlicher
Das Spieltempo wurde im Vergleich zum Vorgänger etwas hochgeschraubt, die Steuerung zugleich intuitiver und facettenreicher gestaltet und die Orientierung durch eine übersichtliche Levelkarte sowie ein vernünftiges Radar erheblich erleichtert. Auch die Kameraführung lässt sich nun an persönliche Vorlieben anpassen, während die Zielautomatik nach wie vor ihre Tücken haben kann, was angesichts des enormen Gegneraufkommens aber nur selten negativ auffällt. Allgemein ist das Handling jedenfalls vorbildlich und dürfte Anfänger und Profis gleichermaßen zufrieden stellen, da zum normalen Weiterkommen gute Koordination und Ausdauer meist ausreichen, während Profis mit gezielten Bullet-Time-Attacken à la Max Payne oder spektakulären Schwert-Feuerwaffen-Kombos à la Devil May Cry versuchen, neue Ranking-Rekorde aufzustellen, um sich Bonusprämien wie exklusive Items oder zusätzliche Mehrspieler-Charaktere zu sichern.
Belanglose ZweikämpfeDie kurzen Dialoge mit den anderen Geheimdienstmitarbeitern gewinnen sicher keinen Pulitzer-Preis...
Die drei verfügbaren Mehrspieler-Modi sind allerdings keine besondere Bereicherung, denn statt eines kooperativen Story-Modus‘, wofür der Titel eigentlich prädestiniert gewesen wäre, gibt es lediglich einen Wett-, Team- und Zweikampfmodus, um in gerade einmal drei Miniräumen verhältnismäßig öde Deathmatchs, Team-Survivals und Highscore-Jagden für zwei Spieler via Splitscreen zu veranstalten. Auch sonst ist das Leveldesign eher zweckmäßig. Es gibt viele gleich aussehende Korridore, nur wenige Interaktionsmöglichkeiten und vorwiegend anspruchslose Schlüssel- und Objekträtsel.
Viel zu tun
Zwar wiederholen sich auch die Schauplätze des Öfteren, aber durch unterschiedliche Aufgaben, Wegführungen, Gegner und Zusatzbedingungen wird man dennoch ausreichend bei Laune gehalten. So muss man sich einmal nur bis ans Levelende durchschlagen, ein anderes Mal einem NPC Geleitschutz geben, dann wieder nur bestimmte Waffen einsetzen oder gar im Dunkeln die Stromversorgung wiederherstellen. Es gibt neben dem auf Dauer etwas monoton werdenden Massenschlachten der schier endlosen Gegnerscharen jedenfalls immer wieder etwas neues zu tun und hin und wieder stellt sich euch sogar einer der spektakulären Bossgegner in den Weg, die auch taktische Anforderungen an euch stellen.
Butterweiche FlimmeroptikUnd tschüss! - Nach dieser Kombo-Attacke verabschiedet sich euer Gegner in einem gleißenden Feuerball.
Technisch glänzt Crimson Sea 2 auf der PS2 mit absolut flüssiger, auch bei noch so vielen Gegnern und Effekten nie in die Knie gehender Bildrate sowie Pop-up- und weitestgehend nebelfreier Weitsicht, woran sich die hausinternen Dynasty Warriors-Macher ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten. Leider muss man dafür aber wenig detaillierte und stark flimmernde Spielumgebungen in Kauf nehmen. Auch die Animationen wirken nicht immer überzeugend. Dafür wissen Charakter- und Monsterdesign zu gefallen, was vor allem in den erneut erstklassigen Render-Sequenzen zur Geltung kommt. Bei der Lokalisierung hat man sich auf deutsche Untertitel beschränkt, wobei die gelungene englische Sprachausgabe viel zu selten erklingt. Die übrige Soundkulisse setzt sich aus ordentlichen Surround-Effekten und sphärischen Kompositionen von Yoshihiro Ike (u. a. Blood: The Last Vampire) zusammen, die zusammen einen stimmigen Klangteppich ergeben.
Fazit
Auch wenn Crimson Sea 2 nicht alles besser als der Vorgänger macht, wurden doch viele Kritikpunkte konsequent ausgemerzt. So fällt die Orientierung nun wesentlich leichter, während sich die Kameraführung persönlichen Vorlieben anpassen und der Schwierigkeitsgrad durch uneingeschränktes Aufleveln ganz individuell bestimmen lässt. Doch auch sonst wurde jede Menge Feintuning betrieben, was in einem noch rasanteren, intuitiveren und ausgeglicheneren Spielerlebnis resultiert. Wer auf spektakuläre Massenschlachten à la Dynasty Warriors sowie rasante Hack‘n‘Shoot-Action à la Devil May Cry steht, dürfte bei Crimson Sea 2 jedenfalls voll auf seine Kosten kommen. Man könnte es auch als eine Art Dynasty Warriors im Weltraum oder Phantasy Star Online auf Speed bezeichnen. Zwar lässt die Präsentation teils zu wünschen übrig und es mangelt spielerisch auf Dauer an Abwechslung, aber die spektakulären Boss-Fights und motivierenden Rollenspiel-Elemente wissen dies immer wieder geschickt auszugleichen. Schade nur, dass Koei statt eines kooperativen Story-Modus‘ nur drei belanglose Mehrspieler-Modi und kein vernünftiges Anti-Aliasing hinbekommen hat...
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation2
Mit RPG-Elementen garnierte SciFi-Schlachtplatte im Dynasty Warriors-Stil.
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