Im Test:
Das Ende der Reise
Trotz der guten Taten, die Jak für die Stadt Haven vollbracht hat, wird er vom Stadtrat im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt. Doch er entgeht dem sicheren Tod, als er von den Ödlandern gefunden wird, einer Gruppe ebenfalls Ausgestoßener, die dort eine Stadt gebaut hat, die leicht an Mad Max 3 erinnert.
Von dieser Operationsbasis aus startet Jak zusammen mit seinem Freund Daxter (der immer noch ein loses Mundwerk besitzt) auf sein letztes Abenteuer, das ihn nicht nur in die Stadt Haven zurückbringen wird, sondern auch das Geheimnis um das ungleiche Duo, die Precursor, die dunklen Herrscher und das allgegenwärtige Eco lösen wird.Nicht nur die Bosskämpfe begeistern mit feinen Effekten.
Erneuter Umschwung?
Ein Grundstein des Erfolgs der Serie waren die spielerischen Unterschiede, die Teil 1 und 2 ausgemacht haben und die größer kaum hätten sein können. War Jak & Daxter noch ein herausragendes Jump&Run im klassischen Sinne, verlagerte man sich mit Jak 2: Renegade mehr auf Action, gab Jak eine enorm große Stadt zum Austoben, zusätzlich Waffen in die Hand und schraubte Plattform-Elemente stark zurück.
Und Jak 3 (ab 42,80€ bei kaufen)? Hier verlässt man sich weitestgehend auf Altbewährtes: Großräumige Gebiete, von denen aus kleinere Areale zu erreichen sind, kennt man bereits aus dem Vorgänger. Dafür allerdings wurde der Anteil an fordernden Sprungsequenzen wieder deutlich nach oben geschraubt. Zwar erreicht man dabei keine ausgewogene Mischung, doch wer sich angesichts des großen Action-Anteils von Teil 2 abgewendet hat, dürfte mit Jak 3 wieder etwas glücklicher werden.
Vollkommen neu sind die Wüstenbuggy-Elemente, in denen ihr mit einem Fahrzeug (meist unter Zeitdruck, bis der nächste Sturm kommt) durch den Sand heizt und einen Checkpoint nach dem anderen abfahrt. Doch auch wenn dieses Feature für Jak neu ist, werden sich erfahrene Spieler dabei vermutlich an Rockstars Smuggler´s Run-Serie erinnert fühlen.Mit dem Buggy durch die Wüste heizen ist zwar nicht neu, macht aber trotzdem Spaß!
Und drumherum gibt es einen gehörigen Batzen ballistischer Action: Vier Waffen, die mit jeweils drei Variationen ein Arsenal von einem Dutzend Schießprügeln bilden, sind eine gute Grundlage, um die zahlreichen, allerdings nicht sehr clever agierenden Feinde in Schach zu halten.
Zusätzlich zu den dunklen Fähigkeiten, die Jak in Teil 2 entdeckt hat, kann er als "heller Jak" einen Selbstheilungsprozess in Gang setzen, die Zeit verlangsamen oder als "gefallener Engel" mit leicht löchrigen Flügeln größere Abgründe überqueren.
Um das Gameplay abzurunden, findet man noch kleinere Mini-Games, Hoverboard-Abschnitte und Aufgaben, die sich an bekannter Geschützturm-Action orientieren.
Platin? Leider nein!
Obwohl Naughty Dog scheinbar die besten Elemente der Vorgänger zusammen fasst und mit einigen (zumindest für die Serie neuen) Features ergänzt, liegt Jak 3 deutlicher hinter dem Platinsiegel zurück, als man hätte vermuten können.
Denn es finden sich immer wieder kleinere technische Mängel, die langsam aber sicher einen Prozentpunkt nach dem anderen wegfressen. So ist z.B. die Kollisionsabfrage –in den Vorgängern ein makelloses Prunkstück- nicht immer zufrieden stellend. Und natürlich kommt das letzte Millimeterchen immer dann zum Vorschein, wenn es im Spiel hakelig wird und die Action auf einen nieder prasselt.
Obwohl die Steuerung punktgenau reagiert und es allem Anschein nach bis zur Kante gereicht hat, landet Jak bei entscheidenden Sprüngen zwar auf dem Vorsprung, rutscht aber dennoch ab. Dank der großzügig verteilten automatischen Speicherpunkte ist dies zwar kein Beinbruch, aber eine deutliche Spielspaß-Verstauchung.Als "heller Jak" könnt ihr nicht nur ansatzweise fliegen, sondern besitzt auch Selbstheilungsfähigkeiten.
Auch die automatische Zielhilfe ist hin und wieder suboptimal: Vor allem bei fliegenden Gegnern haben die Waffen Schwierigkeiten, das Objekt der Begierde zu erfassen. Ergebnis: Man verschwendet Munition und statt selber den alles entscheidenden Treffer zu setzen, kriegt man die volle Breitseite ab und wird von der Wucht der Geschosse womöglich noch vom Vorsprung geschleudert.
Da sich die Story mit Überraschungen und dem bekannt guten Humor (meist durch Sidekick Daxter) punkten und man zudem in regelmäßigen Abständen spannende Bosskämpfe erleben kann, ist man trotz aller kleineren Mankos neugierig, wie es weiter geht und sieht über die Fehler hinweg.
Selbst offene Bugs, die der Qualitätssicherung entgangen sind, nimmt man in Kauf. Aber: Sie zeigen deutlich, dass der Standard, den die Vorgänger gesetzt haben, von Jak 3 nicht immer gehalten wird. So hat sich Jak beim Spiel in einem Moment standhaft geweigert, wieder aufzutauchen, da er in einem Objekt feststeckte, so dass wir wohl oder übel die bittere Pille schlucken und uns dem Ertrinkungstod ergeben mussten.
Abzüge in der B-Note
Jak 3 ist mit Sicherheit eines der beeindruckendsten Spiele, die auf der PS2 derzeit ihre Runden drehen: Eine in sich stimmige Spielwelt mit aufwändigen Texturen, viel Bewegung und starken Partikeleffekten sorgt für Freude auf der Netzhaut.
Vor allem die Abschnitte, in denen ihr in Haven unterwegs seid und in Gebiete geratet, in denen sich Metallschädel und die Stadtwache ohne euer Zutun bekämpfen, verbreiten viel Atmosphäre. Auch die Wüste mit ihren famosen Sandeffekten und der gleißenden Sonne ist immer wieder für ein kleines "Aah" oder "Ooh" gut!Animationen, Figurendesign und Gesichtsmimik liegen wie in den Vorgängern auf Zeichentrick-Film-Niveau.
Und dass Naughty Dog hervorragende Animationsgrafiker in den Reihen hat, hat das Team mit den Vorgängern bereits unter Beweis gestellt. Insofern ist es keine große Überraschung, dass auch Jak 3 mit vielfältigen und jederzeit flüssigen Bewegungen glänzt.
Dementsprechend aufwändig gestalten sich auch die Zwischensequenzen, die in Spielgrafik erzählt werden und mit einer umfangreichen Gesichtsmimik begeistern, die sich hinter einschlägigen Pixar-Filmen nicht verstecken muss.
Doch leider, leider haben die Grafiker ein übles Problem aus Teil 2 übernommen: das Tearing. Deutlich häufiger als im Vorgänger vergeht kaum eine Minute, in der das Bild nicht nachzieht, wodurch sich der ganze Aufwand wieder relativiert. Doch abgesehen davon ist die PAL-Umsetzung gut gelungen. Wer allerdings einen Fernseher besitzt, der 60 Hz verarbeiten kann, sollte schleunigst umschalten, da hier das Tearing-Problem nicht auftaucht, aber ab und an durch kleine Ruckler ersetzt wird.
Akustisch gibt man sich ebenfalls hochklassig wie eh und je: Die guten deutschen Sprecher vermitteln sowohl Dramatik als auch Humor der Story. Und wer will, kann sich auch das englische Original anhören und die guten Untertitel als Übersetzungshilfe nehmen. An den Soundeffekten und der epischen, wenngleich manchmal etwas langatmigen Musikuntermalung gibt es ebenfalls wenig auszusetzen.
Fazit
Ähnlich wie die Kollegen Ratchet & Clank in ihrem dritten Abenteuer präsentiert sich auch Jak mitsamt Kollege Daxter als durchweg unterhaltsames, aber leider nicht mehr bahnbrechendes Spielerlebnis. Das Verhältnis von Action und fordernden Sprungpassagen geht zwar wieder mehr in Richtung des ersten Teiles und die integrierten Mini-Games sowie abwechslungsreichen Missionen machen eine Menge Spaß, doch es gibt nur in Ausnahmefällen spielerische Überraschungen. Insofern fackelt Naughty Dog bekannte Gameplay-Elemente auf verdammt hohem Niveau ab. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die dann schließlich für deutlichen Abstand zum Platin sorgen: Sowohl Zielhilfe als auch Kollisionsabfrage zeigen immer wieder Aussetzer und von Zeit zu Zeit zeigen sich sogar Bugs, die die Qualitätssicherung augenscheinlich nicht entdeckt hat. Doch die Momente, in denen diese das Gameplay beeinflussen, kann man an einer Hand abzählen. Dafür allerdings kann die gewohnt witzig erzählte Story überzeugen, die nicht nur ein Wiedersehen mit nahezu allen lieb gewonnenen Charakteren der Vorgänger bietet, sondern die Trilogie würdig abschließt. Wer neben Sly Cooper und Ratchet noch Platz im Spieleregal hat, kann unbesorgt zugreifen.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation2
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