Forgotten Realms: Demon Stone23.10.2004, Mathias Oertel
Forgotten Realms: Demon Stone

Im Test:

Was passiert, wenn man das D&D-Universum mit dem Herrn der Ringe kreuzt? Nein, wir meinen nicht die Filme bzw. Bücher, sondern das Spiel zu "Die zwei Türme"! Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach: Ein grafisch aufwändiges Hack&Slay, das den Action-RPGs wie Champions of Norrath und dem D&D-Kollegen Dark Alliance den Kampf ansagt. Oder ist die Antwort vielleicht doch etwas komplizierter? Der Test gibt Auskunft!

Herr der Ringe ohne Gefährten

Erinnert ihr euch an die beiden Herr der Ringe-Spiele, die EA zum zweiten und dritten Teil der Filme produziert hat? Ja? Dann wisst ihr eigentlich schon haargenau und nur mit einer Ausnahme, was bei Demon Stone auf euch zu kommt.

Das kommt allerdings nicht von ungefähr: Immerhin haben die Stormfront Studios auch "Die zwei Türme" für die Konsolen entwickelt.

Dementsprechend häufig hat man ein Dejà Vu, wenn man durch die optisch eindrucksvollen, aber streng limitierten Gegenden der vergessenen D&D-Reiche stapft und sich durch Monstermassen metzelt.

Grafisch gut, akustisch in Ordnung, aber spielerisch nur ein Herr der Ringe-Klon! In der D&D-Welt steckt mehr drin!
Die Story um den Zweikampf zwischen zwei Magiern, die in den Dämonenstein gesperrt werden müssen, bevor sie die Welt zerstören, ist zwar typisch plakativ, passt aber zum simplen Spielprinzip.

Und ähnlich wie bei dem Ringspiel seid ihr nicht alleine unterwegs: Rannek, dem Aragorn der vergessenen Reiche, steht mit dem Zauberer Illius ein junger Gandalf zur Seite. Ergänzt wird das schlagkräftige Trio von der Gaunerin Zhai, die glücklicherweise keinerlei Verwandten in Mittelerde hat.

Erst hauen, dann Fragen stellen

Und schon sind wir mittendrin im Metzel-Getümmel, das sich über zehn Kapitel hin zieht, im Endeffekt aber dennoch extrem kurz geraten ist. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad (und damit von der Anzahl der Fehlversuche) dürfte nach ca. drei bis sechs Stunden Schicht im Schacht sein.

Diese Zeit ist allerdings gefüllt mit spannenden Kämpfen, die auf Grund der nahezu identischen Spielmechanik der HdR-Spiele jeglichen Innovationsfaktor verloren haben. Knöpfe hämmern, bis die Schwarte kracht ist angesagt – das allerdings in Perfektion.

Vermutlich um dem Stempel "Herr der Ringe"-Kopie zu entgehen, haben die Entwickler aber ein neues Feature eingebaut: Ihr könnt jederzeit zwischen den drei Helden wechseln, um so von den Spezialfähigkeiten jeder Figur Gebrauch machen zu können. 

       

Dadurch kommt eine neue Dynamik ins Spiel, die zusammen mit den besonderen Team-Attacken dafür sorgt, dass sich Demon Stone etwas von den deutlich erkennbaren Vorbildern distanzieren kann.

Bei der Charakter-Entwicklung gibt man sich D&D-atypisch sehr sparsam: Von der mühsam erarbeiteten Erfahrung könnt ihr euch verbesserte Eigenschaften und neue Kombos kaufen, zu denen man allerdings in den hektischen Kämpfen viel zu selten greift.

Das Feature, jederzeit zwischen den drei Recken umschalten zu können, kommt angesichts der Spieldauer im wahrsten Sinne des Wortes zu kurz!
Und von dem ersparten Geld, das nach Ende jeder Mission ausgeschüttet wird, werden neue Ausrüstungsgegenstände angeschafft.

Angesichts der Opulenz, die das D&D-Universum in punkto Charaktere bietet, nehmen sich diese Möglichkeiten natürlich nicht sehr üppig aus, doch im Rahmen des puren Hack&Slays –ich will Demon Stone nicht einmal ein Action-RPG wie Champions of Norrath nennen- bietet der Titel angemessene Kost.

Technisch überzeugend

So bieder und konventionell sich Demon Stone spielerisch gibt, so opulent zeigt sich die Grafik. Genau so wie man es von einer aufgemotzten "Zwei Türme"-Engine erwarten kann. Aufwändig gestaltete Figuren bewegen sich durchaus geschmeidig durch die Areale, in denen es häufig zahlreiche umfangreiche Hintergrundanimationen wie riesige Schlachten zu sehen gibt. Auch die Effekte können sich sehen lassen – selbst wenn sie im Lauf der kurzen Spielzeit etwas an Reiz verlieren, da z.B. der Umfang des Zauberbuches nicht gerade üppig ist.

Die Akustik zeigt sich ebenfalls von ihrer Schokoladenseite: Schlachtenlärm-Stakkato geht einher mit den Schreien der Gefallenen und wird unterlegt von stimmungsvoller Musik, die allerdings ihre Ähnlichkeit zu den Film-Melodien aus Mittelerde nicht verhehlen kann.

Einzig die deutschen Sprecher liefern keinen durchweg überzeugenden Job ab. Im Allgemeinen zwar gut und passend besetzt, verpassen es die Synchronsprecher in ein paar entscheidenden Momenten, den Figuren Charakter einzuhauchen.    

Fazit

Auch wenn offiziell das D&D-Logo auf der Packung prangt: Im Kern könnte Demon Stone auch als Fortsetzung der Konsolen-Hack&Slays rund um Tolkiens Mittelerde durchgehen. Grafikstil, Musikuntermalung und auch Gameplay sind in weiten Teilen identisch bzw. sehr ähnlich zur Filmumsetzung aus gleichem Hause, die seinerzeit für EA entwickelt wurde. Und damit bietet Demon Stone weitestgehend bekannte, erzkonservative Kost, die allerdings optisch und akustisch (mit Ausnahme der deutschen Sprecher) durchaus zu den bisherigen Herbst-Highlights für die PS2 zählt. Die Möglichkeit, jederzeit die Spielfigur wechseln zu können, um die jeweiligen Spezial-Eigenschaften nutzen zu können, ist allerdings eine willkommene Abwechslung im grauen Hack&Slay-Alltag. Und auch wenn dieses Feature im Rahmen der engen Grenzen des Genres gut genutzt wurde, wünscht man sich, dass es etwas ausgefeilter wäre und speziellere Möglichkeiten bieten würde. Unter dem Strich leider viel zu kurz, entpuppt sich der Action-Ausflug ins D&D-Universum als anspruchslose, aber gute Unterhaltung von der Stange, der ein wenig mehr Eigenständigkeit und angesichts der Spielzeit auch ein kleinerer Preis gut getan hätte.

Pro

eingängige Steuerung
grafisch opulent
unkomplizierte Action
stimmungsvolle Musikuntermalung
feine Bosskämpfe

Kontra

viel zu kurz
HdR: Zwei Türme-Klon
viele Kombos überflüssig
teilweise emotionslose deutsche Sprecher
limitierte Charakter-Entwicklung

Wertung

PlayStation2

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