Battlefield 2: Modern Combat21.11.2005, Paul Kautz
Battlefield 2: Modern Combat

Im Test:

Die Battlefield-Serie genießt am PC seit dem Debür im Jahr 2002 einen hervorragenden Ruf in der Mehrspielergemeinde, der erst vor einigen Monaten mit dem hervorragenden Battlefield 2 erneut bestärkt wurde. Modern Combat ist der erste Ausflug der Serie in Konsolen-Gefilde – wie schlägt sich das Multiplayermonster auf PS2 und Xbox?

Konsolen-Schlachtfelder

Die »2« im Titel sorgt für Verwirrung – nanu, habe ich den ersten Teil verpasst? Nein, kein Zeitloch, keine Amnesie, sondern schlicht eine merkwürdige Wahl seitens Electronic Arts. Warum die Zahl im Namen ist, bleibt also im Nebel des Mysteriösen, spielt aber im Grunde auch gar keine Rolle. Denn ob eins oder zwei, das Viele-Spieler-auf-einem-Schlachtfeld-Konzept der PC-Vorlage bleibt erhalten, allerdings nicht nur im Mehrspielerbereich. Stattdessen gibt es jetzt auf Konsolen endlich das, was der PC-Gemeinde bis heute vorbehalten bleibt: einen vernünftigen Einzelspielermodus! Die in naher Zukunft gelegene, in sehr schönen Rendersequenzen präsentierte Story dreht sich 20 Missionen lang um einen fiktiven Krieg in Kasachstan, in dem amerikanische und chinesische Streitmächte aneinander geraten. Als Spieler erlebt man diesen Konflikt auf beiden

Euch stehen etliche Vehikel zur freien Verfügung.
Seiten, inklusive interessanter Propaganda-Zurechtdrehung von schlachtwichtigen Ereignissen. Serientypisch stehen euch jede Menge Fahrzeuge, Boote und Luftvehikel zur Verfügung, die ihr jederzeit benutzen dürft. So verteidigt ihr zu Fuß eine Ölplattform, erobert und haltet mit dem Panzer eine Basis oder zerlegt am Steuer eines Helikopters feindliche Schiffe.

Natürlich macht ihr das nicht allein, da ihr jederzeit Teil eines KI-gesteuerten Teams seid: dem könnt ihr zwar keine Befehle geben, aber sie schlagen sich, mit Ausnahme einer etwas sehr lemminggleichen Vorwärtssturm-Tendenz, sehr solide. Das Besonders an euren Jungs: Ihr dürft in jeden hineinschlüpfen! Ihr habt es satt, die Infanterie zu spielen? Visiert einen Scharfschützen an, drückt den »Hotswap«-Button und verfolgt den rasanten Zoom, über den ihr die Persönlichkeit mit dem anderen Soldaten tauscht. Da die Truppen generell gut gemischt in die Schlacht ziehen, steht es euch mehr oder weniger frei, aller paar Sekunden eine neue Rolle einzunehmen. Das ist sehr praktisch, um schnell an wichtige Plätze zu kommen, außerdem könnt ihr so flink in gerade dringend benötigte Rollen schlüpfen. Wenn etwa ein Panzer rumpelnd durch Zäune bricht und der Soldat mit dem Raketenwerfer ihn noch nicht bemerkt hat: Zoom, anvisieren, Feuer! Wenn ihr mit der Leistung des Team-Scharfschützen nicht zufrieden seid – macht es doch einfach besser! Werdet ihr getötet, versetzt euch das Programm automatisch in die nächstbeste Einheit. Das geht so lange, bis keine Kameraden mehr vorhanden sind. In dem Fall heißt es dann »Game Over« und noch mal von vorn.

Team ohne Commander

Dicke Explosionen und gute Physik-Nutzung unterstreichen den Arcade-Charakter des Spiels.
Modern Combat verfolgt einen tief sitzenden Arcade-Anspruch: Realismus wird auf ein Minimum zurückgeschraubt, das Spiel setzt auf schnelle Action mit vielen Belohnungen. Erledigt ihr mehrere Gegner hintereinander, gibt es eine Medaille. Landet ihr besonders spektakuläre Treffer, gibt es eine Medaille. Erwischt ihr möglichst viele Gegner mit nur einem Magazin, gibt es weitere Medaillen. Zusätzlich beschenkt euch das Programm mit Energie-, Schadens- oder Dauerfeuer-Boni, die direkt auf die Spielfigur aufgerechnet werden; präzise Soldaten werden also im Laufe des Spiels immer stärker und gefährlicher. Die Auszeichnungen werden zusammen mit eurer Gesamtleistung nach dem Level zusammengerechnet und erhöhen nicht nur euren Rang, sondern gewähren euch auch Zugriff auf immer neuere und bessere Feuertechnik, außerdem werden weitere Herausforderungen freigeschaltet. Das sind direkt aus dem Hauptmenü anwählbare Minigames, mit denen ihr euch weitere Medaillen verdienen könnt: Humvee-Rennen, Hotswap-Wettbewerbe oder Waffen-Herausforderungen. All das ergibt ein Arcade-Shooter-Erlebnis, das für Freunde dieses Genres sehr cool ist – nur mit dem originalen Battlefield-Spielgefühl hat das kaum noch was zu tun.         

Anders sieht die Sache aus, wenn ihr euch via Xbox Live bzw. mit dem Online-Adapter der PS2 auf die virtuellen Schlachtfelder dieser Welt traut. Bis zu 24 Spieler dürfen sich auf 13 verhältnismäßig kleinen Karten

Die abwechslungsreichen Szenarien bieten schöne Wettereffekte.
austoben. Leider gibt es keinen System Link-Modus, außerdem seid ihr online auf die vorhandenen Server angewiesen; eigene könnt ihr nicht aufsetzen. Wie am PC wählt ihr hier unter fünf gut ausbalancierten Charakterklassen mit jeweils eigenen Spezialitäten und Waffen, sucht euch einen Startpunkt aus und legt los. Hier stehen euch alle Knarren und alle Vehikel zur Verfügung, das Chaos ist entsprechend groß und amüsant. Zwei bekannte Spielmodi (Conquest und CTF) klingen nicht üppig, aber Conquest ist nicht ohne Grund der meistgespielte Modus am PC. Bedauerlicherweise hat es der coole Commander-Modus von Battlefield 2 nicht auf die Konsole geschafft, außerdem wird euch das Finden von Gegnern etwas sehr leicht gemacht - werden sie doch mit einem roten Punkt markiert, sobald sie in Sichtweite geraten. Und leider, aber dafür kann das Programm nichts, muss ein nicht geringer Teil der Konsolen-Battlefielder scheinbar erst mit dem Konzept der Teamarbeit und den Ticket-Sammelns erst vertraut gemacht werden – während unseres Tests haben wir auf Servern viel zu oft Spieler getroffen, die nur auf schnelle Kills aus waren und sich hinterher wohl wunderten, warum ihr Team trotzdem verloren hat. Umfangreiche Statistiken protokollieren all eure Erfolge und Misserfolge.

Krawumm von allen Seiten

Seid ihr durch die Battlefield 2-Prachtgrafik verwöhnt, müsst ihr an der Konsole zwei Gänge zurückschalten: Das Gebotene sieht prima, aber beim besten Willen nicht spektakulär aus. Gut designte Levels, nette Waffen, ansehnliche Figuren – die Optik ist bemerkenswert, lässt es aber an Details mangeln. Immerhin haben die Designer das teilweise üble Ruckeln der früheren Fassung in den Griff bekommen, 

Die Helikopter-Steuerung bedarf einiger Gewöhnung, flutscht dann aber sehr gut.
selbst auf der PS2 läuft die Action jederzeit flüssig. Dazu gibt es dicke Explosionen, sehr schöne Wettereffekte, gut gemachte Renderfilme und ordentlich geskriptete Szenen im Einzelspielermodus. Was beide Fassungen jedoch mit dem PC-Vorbild gemeinsam haben sind die ausufernd langen Ladezeiten – immerhin wird euch der Anblick des dauernd hin und her wandernden Ladebalkens mit gut und deutsch gesprochenen Missionsbeschreibungen versüßt. Auch der Rest der Akustik kann sich hören lassen: Im Einzelspielermodus gibt es jede Menge Funkverkehr, in der Mehrspielervariante dank der Nutzung von Headsets fast noch mehr. Krachende, wenn auch teilweise etwas hohl klingende Soundeffekte sowie eine Musik, die in jedem Jerry Bruckheimer-Film gut aufgehoben wäre, runden das Ohrenschmeichler-Paket ab.

Die Steuerung bietet zu Fuß keine Grund zur Klage. An Bord eines Panzers oder Helikopters ist schon mehr Gewöhnung nötig, speziell die Fahrzeuge steuern sich etwas schwammig. Ihr könnt euch zu Spielbeginn direkt in die Action stürzen, während euch das Programm die wichtigsten Hinweise gibt – oder ihr durchwandert das umfangreiche Tutorial.     

Fazit

Eine Warnung an alle Battlefield-Cracks: Mit dem PC-Vorbild hat die Konsolen-Variante neben den ewigen Ladezeiten nur das grundlegende Spielprinzip gemein – die Action selbst ist weitaus arcadiger! Und das ist gut so, denn dadurch gewinnt die Reihe ordentlich an Schwung: Ich mag das Belohnungssystem, ich mag die unkomplizierte Action – und ich mag vor allem den Singleplayermodus, der das Geballere in einem interessanten Rahmen hält und nicht einfach nur eine Map an die andere klatscht. Klar hat das Spiel mit der KI auch Nachteile: Die eigenen Kameraden trampeln recht forsch an die Front, die Gegner respawnen unschön, z.B. in einer Zone, die man Sekunden davor vollständig »befriedet« hat. Sei’s drum, das Missionsdesign ist gut, die Action fordernd. Online geht natürlich erst recht die Post ab, einfache Verbindung, gut umgesetzter Conquest-Modus. Die Battlefield-Serie hat die Konsolen-Feuertaufe mit Bravour bestanden!

Pro

gute Kulisse
brachiale Soundkulisse
arcadiges Spielprinzip
rasante Online-Gefechte
cooles Einheitenwechseln
massig Vehikel und Waffen
detaillierte Statistiken
massig Upgrades

Kontra

detailarme Grafik
lange Ladezeiten
kein LAN-Modus
gewöhnungsbedürftige Fahrzeugsteuerung
teilweise lahme Soundeffekte

Wertung

PlayStation2

XBox

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