Outlaw Tennis24.09.2005, Jens Bischoff
Outlaw Tennis

Im Test:

Nach Volleyball und Golf blasen die Entwickler von Hypnotix jetzt auch auf dem Tennisplatz zur Rüpeloffensive. Ist der Gegner zu stark, wird er erst einmal verprügelt, sind die Füße zu lahm, aktiviert man halt den Turbo und ist das Spiel zu langweilig, platziert man einfach ein paar Bodenminen oder manipuliert den Filzball mit Plastiksprengstoff und Zeitzünder. Willkommen bei Outlaw Tennis (ab 12,95€ bei kaufen)!

Tennis einmal anders

Wem eine normale Tennissimulation zu langweilig ist, der findet bei Outlaw Tennis eine Menge skurriler Spielelemente. Zwar kann man auch ganz reguläre Matches bestreiten, aber wer auf so etwas steht, ist mit Top Spin oder Virtua Tennis wesentlich besser bedient.

Alte Bekannte: Viele der Charaktere kennen Outlaw-Fans bereits vom Golf- bzw. Volleyballplatz.
Wer‘s hingegen etwas ausgefallener mag, freut sich über unorthodoxe Spielmodi, bizarre Minigames und spektakuläre Spezialaktionen. Generell habt ihr die Wahl zwischen Training, Freundschaftsspiel und Tour. Allerdings verbergen sich bereits hinter den Trainingseinheiten alles andere als gewöhnliche Tennisstunden.

Stattdessen bestreitet ihr hier zwanzig sehr skurrile Minispiele, bei denen ihr z. B. eine Metzger-Polonaise niederschmettern müsst, bevor sie ihr Schlachtopfer erreicht, euch mit einem Plasmabälle schleudernden Roboter duelliert oder eine Runde Missile Command gegen drei Ballwurfmaschinen spielt. Seid ihr erfolgreich, dürft ihr Fähigkeitspunkte auf die sechs Attribute eures Alter Egos verteilen: Aufschlag, Zielgenauigkeit, Schlagkraft, Geschwindigkeit, Ballkontrolle und Ausdauer. So schafft ihr euch euren ganz persönlichen Tenniscrack, den ihr durch Fortschritte im Tour Modus auch individuell einkleiden und ausrüsten könnt.

Insgesamt stehen 16 schrille Charaktere zur Verfügung, von denen die meisten jedoch erst freigespielt werden müssen. Im Tour Modus muss dann jeder Charakter fünf individuelle Herausforderungen bewältigen, um neue Schläger, Outfits etc. freizuschalten. Dazu müsst ihr in der Regel spezielle Partien gewinnen, bei denen ihr z. B. auf Tretminen achten müsst, mit explosiven Bällen hantiert oder auch mal gegen zwei Gegner gleichzeitig (Kanadisches Doppel) antretet.

Viele Möglichkeiten

Prinzipiell gibt es sieben Spielarten: Ihr spielt entweder ganz klassisch, nach Tischtennis-, Football- oder Baseballregeln, auf einem Flippertisch, mit einer Zeitbombe als Ball oder wie im Casino um Geld statt Punkte, wobei jeder Ballwechsel den Jackpot anwachsen lässt, bis ein Spieler punktet und den Zuschlag erhält.

Spaßfreies Gekloppe: Auf die drögen Beat'em-Up-Einlagen hätte man gerne verzichten können.
Zudem gibt es jede Menge zusätzlicher Parameter, durch die ihr nicht nur Satzlänge, Spielanzahl oder Wetter bestimmt, sondern auch eine Art Schachuhr, Zeitbomben, mobile Blockaden oder spezielle Schiedsrichterherausforderungen aktivieren könnt. Wer letztere zuerst meistert, darf sich dann über vorübergehend unbegrenzte Turboenergie freuen.

Mit Hilfe des Turbos könnt ihr nämlich kurzzeitig schneller laufen, härter retournieren und nahezu unerreichbare Aufschläge ausführen. Allerdings braucht ihr dazu auch etwas Geschick, denn ohne das entsprechende Timing und Stellungsspiel bleibt der Turboschub aus. Die bestmögliche Stellung einzunehmen ist aufgrund der übersensiblen Laufsteuerung aber nicht einfach, was die ansonsten solide Ballkontrolle erheblich erschwert und euch angesichts der schon auf mittlerem Schwierigkeitsgrad sehr treffsicheren CPU-Gegner im Solomodus jede Menge Frust beschert.      

Einfache Handhabung

Spielt ihr online oder gegen einen Freund, relativiert sich dieses unnötige Handicap zwar wieder, aber hier hätten die Entwickler einfach mehr Feingefühl beweisen müssen.

Summer im Matrosen-Outfit: Mit aufreizenden Posen wird Outlaw-typisch nicht gegeizt.
Ansonsten beherrscht euer Charakter die üblichen Schlagarten wie Top Spin, Slice, Drive und Lob, die je nach Stellung zum Ball und Ausholdauer mehr oder weniger stark und platziert mit den vier Aktionstasten ausgeführt werden, während ihr mit den Schultertasten für zusätzliche Power (Turbo) oder eine Portion Extra-Drall sorgt. Die Steuerung ist jedenfalls sehr handlich und bis auf das problematische Stellungsspiel recht ausgereift.

Zu schwer?

Die Balance der drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade lässt aber zu wünschen übrig, da die Gegner teils schon auf der mittleren Stufe geradezu übermenschliche Fähigkeiten an den Tag legen und man selbst auf der leichtesten Stufe eine ganze Weile braucht, um ihnen Paroli bieten zu können. Anfänger, die vorwiegend allein spielen, könnte dieser Umstand jedenfalls schnell frustrieren.Aber selbst Profis dürften aufgrund der kleinen, aber entscheidenden Steuerungsdefizite kaum Lust haben, sich in einem dadurch ungleichen Kampf mit der auf höchster Stufe fast unbezwingbaren CPU zu messen.

Witzige Minigames: Um diese Kuh zu retten, müsst ihr die Metzger-Polonaise niederschmettern.
Durchwachsene Optik

Die grafische Präsentation von Outlaw Tennis hätte ebenfalls etwas ausgereifter sein können. Zwar sind Charaktermodelle und Animationen recht ansehnlich, aber die insgesamt zwölf Courts wirken trotz schräger und abwechslungsreicher Settings wie einem Flugzeugträger, einem Schlachthof oder der Hölle doch irgendwie karg und lieblos. Dafür machen sich die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten spielerisch bemerkbar. So ist der Ball auf Sand langsamer, auf einem Hartplatz schneller, während Rasen viel Halt gibt und Schnee Rutschgefahr bedeutet.

Typischer Humor

Auf akustischer Seite erwartet euch ein engagierter englischer Fun-Kommentator, dessen Sprüche jedoch meist ziemlich abgedroschen sind, sich ständig wiederholen und nicht übersetzt wurden, ein von MTV lizenzierter und in Playlisten arrangierbarer Soundtrack mit wenig namhaften, aber ein breites musikalisches Spektrum abdeckenden Bands sowie routinierte, aber wenig spektakuläre Effekte.Zwischendurch gibt es Outlaw-typisch immer wieder mehr oder weniger witzige Spielerkommentare, Slapstick-Sequenzen und viel nackte Polygonhaut.

Unorthodox: Hier spielt ihr nach Football-Regeln - die Perspektive ist allerdings eher ungeeignet.

Mehr Spaß zu viert

Wer nicht gerne allein spielt, kann mittels Multitap bis zu drei Mitspieler zu sich nach Hause einladen, oder sich online duellieren und in Ranglisten eintragen. Leider lassen sich weder off-, noch online Turniere veranstalten oder Ligen erstellen. Zudem sind Doppel online nur möglich, wenn sich jeweils zwei Spieler an ein- und derselben Konsole einloggen. Vielleicht liegt‘s ja daran, dass man online keinerlei Kommunikations- und somit Absprachemöglichkeiten hat - weder während des Spiels per Headset, noch vor bzw. nach dem Spiel via Tastatur. So wirken die Online-Partien auch recht blass und steril. In geselliger Runde wird‘s hingegen meist schnell lustig und auch Solisten werden angesichts der amüsanten Minispielchen und vielen freispielbaren Extras ganz ordentlich bedient.

    

Fazit

Outlaw Tennis setzt die Serientraditionen konsequent fort und bietet amüsante Filzballschlachten für Tennisrowdys, die es mit Regeln und Fair Play nicht so genau nehmen. Die abgefahrenen Spielmodi und Minigames sorgen jedenfalls für angenehme Kurzweil, während die vielen freispielbaren Extras und verbesserbaren Charakterfähigkeiten für die nötige Langzeitmotivation sorgen. Allerdings schränkt die hektische Laufsteuerung und teils übermächtigen KI-Gegner den Spielspaß unnötig ein. Auch die plumpen Kampfeinlagen hätten sich die Entwickler sparen können. In geselliger Runde kommt aber trotzdem schnell Stimmung auf, was man vom vergleichsweise öden Online-Modus nicht behaupten kann. Die mickrige Lokalisierung kann man angesichts des sehr günstigen Preises hingegen verschmerzen. Der schlüpfrige, wenn auch etwas abgedroschene Humor passt gut zum Spiel und sorgt zusammen mit den Slapstick-artigen Zwischensequenzen für den ein oder anderen Lacher - typisch Outlaw eben.

Pro

online spielbar
schrille Charaktere
sehr günstiger Preis
hübsche Animationen
abgefahrene Spielmodi
viele freispielbare Extras
abwechslungsreicher Soundtrack

Kontra

mickrige Lokalisierung
plumpe Prügeleinlagen
überpenibles Stellungsspiel
teils übermenschliche KI-Gegner
weitestgehend unspektakuläre Optik
keine Headset-/Tastaturunterstützung
sich wiederholende Kommentare & Sequenzen

Wertung

PlayStation2

Amüsantes Rüpeltennis mit verbesserungswürdiger Steuerung und KI.

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