FlatOut 202.07.2006, Michael Krosta
FlatOut 2

Im Test:

Flatout vereinte vor über einem Jahr flotten Arcadespaß mit realistisch anmutender Fahrphysik. Wie es sich für einen Nachfolger gehört, wurde das Konzept weiter verfeinert, der Umfang vergrößert und die Anzahl verrückter Minispiele erhöht. Macht es immer noch einen Heidenspaß, die Dummys durch die Windschutzscheibe zu schleudern und die Konkurrenten von der Strecke zu fegen oder mangelt es Flatout 2 (ab 1,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) an neuen Ideen?

Der Burnout-Effekt

Eines gleich vorweg: Ich liebe die Burnout-Serie! Bei keinem anderen Action-Rennspiel hatte ich jemals so viel Spaß, mich ohne Rücksicht auf Verluste durch den Verkehr zu pflügen, meinen Gegnern durch gezielte Rempeleien fiese Takedowns zu verpassen oder mich mit gezündetem Turbo einfach nur dem Rausch der Geschwindigkeit hinzugeben. Man kann jetzt über Flatout 2 sagen, was man will, aber ich begrüße die deutliche Annäherung, die die Serie in Richtung Burnout unternommen hat, ohne jedoch auf eigenständige Elemente zu verzichten, die es immer noch von anderen Spielen dieser Sorte abhebt. Wenn ich hinter dem Steuer meiner ohnehin schrottreifen Kiste nicht nur die Umgebung mit ihren zig tausend Einzelteilen in Schutt und Asche lege, dabei meinen Turbo auflade und den anderen Fahrern gnadenlos ins Heck donnere, werden sofort  alte Burnout-Gefühle geweckt. Allerdings ist die Spielgeschwindigkeit

Bot der Vorgänger lediglich Muscle Cars, fahrt ihr hier auch Pick-Ups und sportliche Flitzer.
gerade in den ersten beiden der insgesamt drei Fahrzeugklassen gemächlicher, so dass der ganz große Geschwindigkeitsrausch trotz überwiegend ruckelfreier Darstellung ausbleibt, was aber nicht weiter tragisch ist. So könnt ihr euch euer Ziel wenigstens in aller Ruhe zurecht legen, bevor ihr eine Rempel-Attacke startet. Um die Spannung aufrecht zu halten, verhält sich die KI nach dem Gummiband-Effekt: Liegt ihr vorne, kleben sie euch oft an der Stoßstange. Liegt ihr weit zurück, fahren sie jedoch langsamer weiter und erlauben euch, dass ihr schnell wieder den Anschluss findet. Die Steuerung wurde zwar etwas verbessert und ist nicht mehr so schwer zu meistern, hat aber trotzdem noch ihre kleinen Macken und wirkt teilweise schwammig, wenn es durch die Kurven geht. Hat man sich daran gewöhnt, dirigiert ihr die Boliden ohne größere Probleme über die Pisten. 

Sieht verdammt gut aus

Besonders gut gelungen ist das optische Schadensmodell, das die wenigen Beulen der Xbox 360-Version von Burnout Revenge vollkommen billig wirken lässt. In Flatout 2 fliegen euch Motorhauben entgegen, die gesamte Karosserie ist von Dellen gezeichnet und wer bei den vielen Hindernissen und Crash-Orgien nicht aufpasst, muss wohl oder übel seine Fahrt ohne Reifen auf Felgen oder ohne Türen fortsetzen. Die zerstörbaren Kulissen sehen plattformübergreifend hervorragend aus und entführen euch u.a. in einen lang gezogenen Wasserkanal, dicht bewachsene Wälder oder schicken euch in die sandige Wüste. Im Gegensatz zum Vorgänger wurden die Szenarien sowie Fahrzeuge mächtig aufgestockt und so geht es nicht länger ausschließlich mit dreckigen Muscle Cars auf matschige Kurse. Nein, mittlerweile dürft ihr euch in dem 34 Boliden umfassenden Fuhrpark auch mit normalen, an Sportwagen angelehnten Karossen auf Indy-Ovalen messen oder durch die Straßen der Großstadt rasen, die trotz vereinzelten Tribünen insgesamt leider etwas leblos ausgefallen ist. Ein weiteres Manko ist die Tatsache, dass sich die Strecken im Verlauf der Karriere oft wiederholen - hier hätte es trotz der abwechslungsreichen Themengebieten ruhig etwas mehr sein dürfen! Löblich sind neben der Interaktivität mit Streckenobjekten die vielen Abkürzungs- und Sprungmöglichkeiten, mit denen die Kurse designt wurden: Ihr fühlt euch wie ein Actionfilm-Star,

In Flatout 2 fliegen die Fetzen!
wenn ihr nach einer Sprungschanze abhebt, bei der Landung in eine Tanksäule kracht und dabei die Umgebung in ein flammendes Inferno verwandelt -einfach herrlich!

Crash Test Dummies

Der Karrieremodus hat mittlerweile eine wesentlich offenere Struktur, so dass ihr euch aussuchen könnt, in welcher Reihenfolge ihr die Pokal-Wettbewerbe in Angriff nehmt. Für Siege winken nicht nur Geldscheine, sondern auch weitere Spielmodi: So gibt es wieder ein echtes Destruction Derby, bei dem sich acht wahnsinnige Crash-Piloten in sechs Arenen daran versuchen, die Konkurrenten vor dem eigenen Totalschaden zu verschrotten. Einige werden sich vielleicht noch an Destruction Derby aus dem Hause Psygnosis für die PSone erinnern: Stellt euch das Ganze nur mit deutlich besserer Grafik sowie noch mehr fliegenden Wrack-Teilen vor und ihr bekommt eine Idee davon, was für ein destruktiver Spaß euch hier erwartet. Ein weiteres Highlight bilden erneut die verrückte Minispiele, die schon beim Vorgänger ein Spaßgarant waren. Egal, ob Dummy-Weitwurf, Bowling, Dart oder einen Stunt durch den Ring of Fire: Die insgesamt zwölf Minispiele rund um die beweglichen Unfallpuppen (die übrigens in der deutschen Version echte Fahrer ersetzen) sind vor allem mit bis zu acht Mitspielern der Partykracher schlechthin! Und falls ihr mal keine Leute in der Bude habt, geht ihr einfach online - und das neuerdings auf PC UND Xbox. Einzige Einschränkung: Der ursprünglich auch für die PS2 geplante Onlinemodus für bis zu sechs Teilnehmer wurde kurzerhand gestrichen!              

Ab in die Garage

Ein großer Kritikpunkt des Vorgängers war das Fehlen einer Garage, was die Fahrzeugwahl unnötig kompliziert gemacht hat. Deshalb stellt ihr im zweiten Teil eure Boliden bequem in der Garage ab und steigt mit einem einfachen Knopfdruck in ein anderes Auto um. Preisgelder investiert ihr in die Anschaffung neuer Fahrzeuge, die gleichzeitig die Eintrittskarte in neue Rennserien darstellen. Logisch, dass ihr in höheren Klassen nicht mit eurem lahmen Destruction Derby-Wrack aufkreuzen könnt. Deshalb müsst ihr manchmal ein wenig sparen, bis ihr in eurem Traumauto sitzt. Daneben dürft ihr eure Karren auch mit diversen Tuning-Upgrades wie Auspuffanlagen, Rennkäfigen, bessern Reifen oder einem Turbosatz ausrüsten. Insgesamt bleibt das Tuning aber ähnlich

Das war's! Mit einem Totalschaden müsst ihr ausscheiden.
rudimentär wie beim Vorgänger. Vor allem optische Tuning-Möglichkeiten wie Logos oder Bodykits habe ich bei Flatout 2 vermisst.

Versionsunterschiede?

Technisch macht Flatout 2 auf allen Systemen eine gute Figur: Kleinere Ruckler und Pop-Ups stören nur sehr selten das Rennfahrerauge und die liebevoll designten Kulissen sind zusammen mit dem krachenden Schadensmodell selbst auf der betagten PS2 noch ein echter Hingucker. Allerdings fällt auf, dass die PC-Version gerade bei den Partikeleffekten wie sprühenden Funken die Nase vorne hat. Die Xbox-Fassung flimmert zudem ungewöhnlich stark und hat mit Kantenbildungen zu kämpfen. Hier hätte ich etwas mehr erwartet, denn so fahren die Microsoft- und Sony-Konsole grafisch auf etwa gleichem Niveau. Gar nichts zu meckern gibt es meiner Meinung nach beim rockigen Soundtrack, bei dem bekannte Künstler und Bands wie Nickelback, Rob Zombie, Audioslave und Papa Roach vertreten sind. Das ist natürlich Geschmackssache und ich hätte mir gerne noch den ein oder anderen zusätzlichen Track gewünscht, aber trotzdem passen die Rockklänge einfach zu den Zerstörungsfahrten auf dem Bildschirm.    

Fazit

Flatout 2 rockt! Und das nicht nur in Bezug auf den rocklastigen Soundtrack mit Nickelback & Co! Ich hatte riesigen Spaß dabei, über die gut designten Strecken mit ihren Abkürzungen sowie zerstörbaren Objekten zu brettern und dabei meine Gegner gegen die nächste Hauswand oder in den nächsten Graben zu rempeln. Schade nur, dass sich die Pisten trotz mehrerer Szenarien zu schnell wiederholen und man bald alle Kniffe und Abkürzungen kennt. Doch gerade, wenn man sich an den grafisch überzeugenden Kulissen der kurzen Karriere langsam satt gesehen hat und Langeweile einkehrt, halten das Destruction Derby und die Minispiele die Motivationskurve oben: Vor allem mit mehreren Mitspielern sorgen die Dummy-Aktionen für Partyspaß pur und man hat fast schon ein wenig Mitleid mit den leblosen Puppen, wenn sie mal wieder in die Lüfte katapultiert oder als Basketball missbraucht werden. Im Vergleich zum Vorgänger mag nicht viel Neues geboten werden, doch wurden einige Kritikpunkte konsequent verbessert und Stärken weiter ausgebaut. Flatout 2 ist zwar kein echter Burnout-Ersatz, doch kann es durch eigene Ideen problemlos neben dem Criterion-Kracher bestehen und begeistert mit Crashorgien und Partyspielen auf eine ganz eigene, charmante Weise.

Pro

geniale Party-Minispiele
zerstörbare Umgebung
gut designte, abwechslungsreiche Strecken
toller Rock-Soundtrack
verbesserte Steuerung
Tuning-Optionen
Rennen und Destruction Derby
Sehr guter Onlinemodus (Xbox & PC)
schönes (optisches) Schadensmodell
explosive Crash-Orgien

Kontra

wenig Neuerungen gegenüber Vorgänger
Karriere recht kurz
simples Aufmotzen ohne Optik-Tuning
Steuerung leicht schwammig
z.T. starker Gummiband-Effekt
Strecken wiederholen sich schnell und oft
Kantenflimmern (Xbox)
kein Onlinemodus (PS2)

Wertung

PlayStation2

Flatout 2 crasht sich erneut mit tollen Minispielen und krachender Action in die Herzen aller Dummy-Fans!

PC

XBox

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.