Bomberman Hardball01.08.2005, Jens Bischoff
Bomberman Hardball

Im Test:

Man kennt ihn als kleinen unscheinbaren Helmträger mit unschuldigen Kulleraugen, der alles in die Luft jagt, was nicht niet- und nagelfest ist: Bomberman. Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der in seiner Zockervita noch nicht zum schadenfrohen Sprengmeister mutiert ist und seine Freunde mit einem diebischen Grinsen reihenweise vom Spielfeld gepustet hat. Doch in Bomberman Hardball (ab 55,54€ bei kaufen) hantiert ihr nicht nur mit Bomben aller Art, sondern auch mit Tennis-, Baseball und Golfschläger. Eine gute Idee?

Klassischer Bombenspaß!

Bevor wir uns mit Break Points, Home Runs und Birdies beschäftigen, werfen wir aber erst mal einen Blick in die klassische Sprengarena, wo in vier verschiedenen Spielmodi angetreten wird:

Bomberman beim Tee-Off: Beim Golf kann man sich vom verbissenen Sprengalltag erholen.
Beim Normal Battle bestreitet ihr einen tödlichen Bombenwettkampf gegen bis zu drei Rivalen, beim Star Battle geht es darum, die meisten Sternsymbole einzusammeln, der Point Battle ist eine Art Deathmatch, bei dem nur die Kills zählen und beim Crown Battle gewinnt derjenige, der sich als erstes zum verbarrikadierten Kronensymbol durchgesprengt hat. Natürlich könnt ihr aber auch im Random Battle die Modi-, Map- und Regelwahl dem Zufall überlassen.

Jeder, wie er‘s mag

Ansonsten entscheidet ihr euch nach der Wahl des Spielmodus für eins von 23 Spielfeldern in jeweils drei Größen und legt die Anzahl der verfügbaren Power-Ups, Handicaps, Startposition, Zeit- und Punktelimits sowie das Aussehen der Spielumgebung fest. Zudem könnt ihr einen einarmigen Banditen aktivieren, der jedem Bombenleger schon vor Spielbeginn drei zufällige Power-Ups spendiert oder besiegten Gegnern die Chance geben, vom Spielfeldrand weiter Bomben zu werfen, um bei einem erfolgreichem Kill wieder ins Geschehen einzusteigen. Auch fiese Power-Up-Geister, die euch mit lästigen Flüchen wie Unsichtbarkeit, Schneckentempo, Minisprengradius oder automatischem Bombenabwurf belegen, können zugeschaltet werden.

Gib mir Kraft!

Doch auch bei den 18 regulären Power-Ups gibt es ein paar faule Eier: Wer zu gierig alles aufklaubt, riskiert schon mal, dass Bombenanzahl, Sprengradius oder Bewegungsgeschwindigkeit sinken. Konzentrierte Sammler werden hingegen mit zusätzlichen Standard- und Spezialbomben, größerer Sprengkraft, Geschwindigkeitsschüben, Sprungfedern oder der Fähigkeit Bomben wieder aufzuheben oder wegzuschubsen belohnt.

Vier Helmis in Wimbledon: Beim Doppel macht die simple Tennisdreingabe richtig Laune.
Ebenfalls beliebt sind kaum sichtbare Tretminen, fiese Fernzünder, verheerende Flächenbomben, Hindernisse durchdringende Splitterbomben oder abprallende Gummisprengsätze.

Bewährtes Konzept

Der Spielablauf ist dabei der gleiche wie seit mittlerweile 20 Jahren: Ihr hetzt über ein schachbrettartiges, mit Hindernissen gespicktes Spielfeld und platziert Bomben, die nach Möglichkeit bei ihrer Detonation zerstörbare Klötze in Power-Ups oder überraschte Mitspieler in leblose Pixelhäufen verwandeln. Wer am längsten überlebt oder nach Ablauf der Zeit die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt. Absolut simpel, aber genial und in geselliger Runde nach wie vor der totale Partyknüller. Allein ist das explosive Treiben hingegen recht witzlos - vor allem da es dieses Mal keinerlei Story- bzw. Puzzle-Modus gibt und ein Sieg gegen emotionslose KI-Rivalen nicht annähernd so viel Spaß macht wie gegen lautstark fluchende und Controller misshandelnde Freunde.      

Sport ist Mord

Wer‘s lieber sportlich und fair mag, kann die Bomben auch an den Nagel hängen und sein Können auf dem Tennis-, Baseball- oder Golfplatz unter Beweis stellen - ganz ohne Tretminen- oder Verbrennungsgefahr.

Durchwachsenes Vergnügen: Das exotische Knuddel-Baseball eignet sich kaum als Partyspiel.
Ähnlich wie Mario hat nämlich auch der kleine Bomberman entdeckt, dass Sportspiele nicht immer bierernst genommen werden müssen. Allerdings halten sich die kleinen Helmträger dennoch sehr strikt an die jeweiligen Regeln und Vorgaben. So gibt es keine unrealistischen Superangriffe, skurrilen Fallen oder abgefahrenen Power-Ups. Schade eigentlich, denn genau das hätte ich von Tennis, Golf oder Baseball spielenden Sprengmeistern erwartet. In der präsentierten Form ist das Ganze nämlich weder Fleisch, noch Fisch. Das heißt für eine vernünftige Simulation ist es zu primitiv und für einen sportlichen Partyspaß zu bieder.

Nicht konkurrenzfähig

Eine nette Abwechslung stellen die drei Sport-Events zwar trotzdem dar, aber das Potential wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Alles wirkt schon wie bei Bombermans Versuch die Kartbahn zu stürmen viel zu nüchtern und konventionell. Da hat die Konkurrenz einfach schon lange mehr zu bieten. Daher empfiehlt es sich, die Sport-Dreingabe lieber links liegen zu lassen und sich dem weitaus spaßigeren Bombenduellen in der Arena zu stellen

Unschlagbar: In den klassischen Bomberman-Arenen kommt am meisten Spielspaß auf.
und für gelegentlich Tennis-, Baseball- oder Golfgelage entweder auf ausgewachsene Simulationen wie Top Spin, MLB 2K5 oder Tiger Woods bzw. Spaß orientiertere Funsport-Alternativen wie die Mario Sports- oder Outlaw Sports-Reihe zu setzen. Ältere Highlights wie Everybody‘s Golf oder Virtua Tennis bekommt man ohnehin schon für lau.

Wo bleibt der Spaß?

Etwas merkwürdig ist auch, dass während Golf und Tennis extrem simpel und einsteiger-freundlich daher kommen, das Bomberman-Baseball hingegen vor allem für Neulinge unnötig komplex gestaltet wurde - von der fehlenden Lokalisierung, von der übrigens das ganze Spiel betroffen ist, ganz zu schweigen. Zur Rettung muss zwar gesagt werden, dass man quasi jede Aktion vom Schlagen übers Werfen bis hin zum Laufen der CPU übertragen kann, aber wo bleibt da bitte der Spaß, wenn man quasi nur noch als passiver Zuschauer auf den Plan tritt? Zudem können beim Baseball notgedrungen nur zwei Spieler zum Wettkampf antreten,

Für die Ewigkeit: Wer will, kann besonders spektakuläre Partien als Replays abspeichern.
während bei allen anderen Spielarten bis zu vier Spieler mitmischen können, was das Baseball-Angebot auch als Partyspiel quasi disqualifiziert - vom geringen Popularitätsgrad in unseren Breitengraden ganz abgesehen. Da hätte es sicher geeignetere Sportarten gegeben, um den Sportspiel-Part attraktiver zu gestalten.

Bastelstunde für Fans

Abgerundet wird die Bomberman-Packung letztendlich vom so genannten Life-Modus, der aber nichts weiter als Charaktereditor und Videoplayer für abgespeicherte Replays ist. Das Kreieren eigener Sprengmeister mit Körper- und Zubehörteilen, die ihr mit erspielten Punkten aus einer Art Kaugummiautomat zieht, ist zwar ganz nett, aber im Prinzip nur für absolute Hardcore-Fans von Interesse. Da hätte ein Arena-Baukasten, Acht-Spieler- oder Online-Modus für wesentlich mehr Laune gesorgt. Aber egal, der günstige Preis und die unschlagbaren Multiplayer-Bombardements machen aus Bomberman Hardball auch so einen absoluten Partykracher, der trotz oder gerade wegen seiner simplen Spielmechanik, Technik und Präsentation in der Spaßliga ganz oben mitmischt - mindestens zwei weitere Mitspieler vorausgesetzt.     

Fazit

Bomberman lebt wie kaum ein anderes Spiel von der Anzahl der Mitspieler: Allein völlig witzlos, zu zweit ganz nett, zu dritt richtig spaßig und zu viert der absolute Knaller. Schade nur, dass man nicht auch zu acht oder online die Spielspaßlunte zünden kann. Das schadenfrohe Bombenlegen hat in der jüngsten Inkarnation aber trotzdem nichts von seinem Charme verloren. Der neue Sportspiel-Part mit Baseball, Tennis und Golf wirkt hingegen recht bieder und spielt eindeutig nicht in derselben Liga wie die klassischen Arenenkämpfe oder die Konkurrenz. Solisten werden zwar einen Story- bzw. Puzzle-Modus vermissen und auch einen Spielfeldbaukasten sucht ihr vergebens, doch was soll‘s: In geselliger Runde wird jeder vom Bomberman-Virus infiziert und gerät hämisch spöttelnd in Fahrt, wenn die geladenen Freunde laut vor sich hin fluchen, mit Schlägen drohen oder in einer Mischung aus Wut und Anerkennung in ihren schweißnassen Controller beißen. Wenn man bereits einen der Vorgänger sein eigen nennt, kann man sich die Hardball-Variante zwar sparen, aber wer noch Bomberman-los oder auf der Suche nach einem aktuellen Ableger ist, kann allein schon aufgrund des günstigen Preises und der zahlreichen Spielvarianten bedenkenlos zugreifen.

Pro

günstiger Preis
viele Spielvarianten
einfachste Bedienung
grandioser Partyspaß
speicherbare Replays

Kontra

nicht lokalisiert
teils nervige Musik
nur maximal vier Spieler
schwacher Sportspiel-Part
ödes Einzelspielerangebot

Wertung

PlayStation2

Partyspaß mit klassischer Bombenarena und mauen Sportdreingaben.

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