Fantastic 431.07.2005, Mathias Oertel
Fantastic 4

Im Test:

Ein neuer Film, eine neue Umsetzung. Aber leider haben Lizenz-Spiele in letzter Zeit nicht gerade überzeugen können. Kann die Macht der Vier für eine erfrischende Wende sorgen und an erfolgreiche Spider-Man 2-Zeiten anknüpfen? Der Test verrät es euch!

Film trifft Comic

Das Spiel um die vier Superhelden aus dem Marvel-Universum hält sich an das Story-Gerüst des Filmes, baut aber zusätzlich noch Szenarien und Gegner aus den Comics ein.

Kooperativ lässt sich das Böse noch schneller ausschalten.
In den zehn Abschnitten, die wiederum in kleinere Sub-Missionen aufgeteilt sind, findet quasi das Beste aus beiden Welten Einzug, so dass Spieler, die nur den Film gesehen haben, auch noch ein paar neue Seiten des Fantastic 4-Universums kennen lernen.

Allerdings mutet es angesichts einer Filmumsetzung leicht merkwürdig an, dass sämtliche Zwischensequenzen entweder aus Rendervideos bestehen oder in Spielgrafik erzählt werden.

Andererseits jedoch muss man den Entwicklern ein Lob bezüglich des Risikos aussprechen, sich nicht auf die Original-Filmschnipsel zu verlassen, um Stimmung zu erzeugen.

Dann wiederum stellt sich jedoch die Frage, wieso sich Atmosphäre nur schleppend einstellen will. Liegt es daran, dass sich die Rendersequenzen qualitativ auf einem gerade durchschnittlichen Niveau befinden? Könnten die in manchen Momenten scheinbar überforderten Sprecher der deutschen Version ihren Teil dazu beitragen? Oder hat womöglich das anfänglich viel versprechende, aber letztlich unter seinen Möglichkeiten bleibende Gameplay seinen Bärenanteil daran, dass das ganze Spiel so unauffällig vor sich herplätschert wie ein spätsommerlicher Abendregen?

Als Sue Storm könnt ihr ein Schutzschild sowie extrem zerstörerische Strahlen aktivieren.
Fantastisch?

Für ein Spiel, das mit einem Superlativ im Titel um sich wirft, bleiben die Abenteuer von Mr. Fantastic, The Human Torch, The Invisible Woman und The Thing (quasi der Hulk in Stein, nicht grün und nett) erstaunlich gewöhnlich.

Denn hinter dem Superhelden-Spektakel steckt ein mehr oder minder simpler Prügler mit Spezialfähigkeiten. Dabei beraubt man sich allerdings einiger viel versprechender Möglichkeiten: Wieso kann ich bei Mr. Fantastic seine Streckfähigkeit nicht frei nutzen, sondern nur an deutlich markierten Punkten? Warum kann die Fackel zwar schweben, aber nicht wirklich frei fliegen?

Das Prügelerlebnis, das ab und an von kleinen, leider völlig irrelevanten Mini-Spielchen unterbrochen wird, schien deutlicher im Mittelpunkt zu stehen als die Vorgabe, den Gamern das Gefühl zu geben, ein echter Superheld zu sein. Dabei hatte Activision mit Spider-Man 2 doch gezeigt, dass es auch anders geht.

Action wie gehabt?

Abwechslung kommt nur dann auf, wenn ihr mit mindestens einem weiteren (vom Computer gesteuerten) Mitglied des F4-Teams unterwegs seid. Dann nämlich könnt ihr einfach und komfortabel jederzeit die Figuren wechseln.

    

Dass das Ding dabei mehr Schaden im Nahkampf anrichtet als z.B. die unsichtbare Frau ist klar. Und trotzdem spielen sich alle Figuren nahezu identisch, da die Special-Moves (die in verschiedenen Stufen aufrüstbar sind) mit wenigen Ausnahmen nicht nur über die gleichen Tastenkombos zu erreichen sind, sondern auch Ähnliches bewirken.

Bei den Bosskämpfen muss man meist die Fähigkeiten der Vier kombinieren.
Allerdings muss man den Entwicklern zugute halten, dass sehr viele der Effekte optisch gelungen sind. Bei den linearen Levelstrukturen hingegen hätte man sich an vielen Stellen mehr Mühe geben können. Dabei hätte nicht nur die Öffnung der Levelgrenzen Wunder gewirkt – auch mehr Details im Texturbereich hätten nicht geschadet.

So kämpft, schlägt und rätselt (insofern man bei vorgegebenen Aktionspunkten von Rätseln sprechen kann) man sich durch die Abschnitte und stellt sich am Ende eines Kapitels einem Boss, der meist nur durch geschickte Zusammenarbeit und den Wechsel zwischen den Figuren zu lösen ist.

Etwas interessanter gestaltet sich der kooperative Modus, der allerdings vollkommen systemunabhängig auf zwei Spieler beschränkt ist. Sessions, in denen z.B. vier Pad-Akrobaten jeweils ihre Lieblingsfigur spielen dürfen, könnt ihr gleich abschreiben. Doch auch zu zweit macht die Prügelei spaß – auch wenn dadurch der ohnehin etwas zu weit unten angesetzte Schwierigkeitsgrad noch mehr leidet.

Grafisch durchaus ansehnlich, ist die Akustik des Spiels eher schwach ausgefallen.
Technische Hindernisse

Vor allem in technischer Hinsicht merkt man Fantastic 4 an, dass es sich hier um ein Lizenz- bzw. Auftragsspiel handelt und die Entwickler der 7 Studios nicht ihr ganzes Herzblut in die Entwicklung gepumpt haben. Denn neben den etwas sterilen Texturen hätten auch die Kamera-Arbeit und die manchmal etwas abgehackten Animationen Überarbeitung nötig gehabt.

Doch während das Superhelden-Treiben im Großen und Ganzen noch als ansehnlich einzustufen ist, enttäuscht der Sound auf ganzer Linie: Der Soundmix ist vollkommen undefiniert, so dass häufig keine klare Trennung zwischen Musik, Sprachausgabe und Soundeffekten auszumachen ist. Hier wird viel Atmosphäre verschenkt. Hinzu kommen vor allem auf Xbox und PC kleinere Soundbugs wie gar nicht abgespielte Soundsamples bei Schlägen oder Kombos.

Und dann wundert es auch kaum noch, dass die deutschen Sprecher zwar bemüht sind, den Figuren Leben einzuhauchen, man aber niemals das Gefühl los wird, dass sie den Arbeitstag so schnell wie möglich beenden wollten und ihr Standard-vom-Blatt-ablesen-Programm abgespult haben.      

Fazit

In der mittlerweile immer länger werdenden Liste an Film-Umsetzungen nehmen die erfolgreichsten Stars des Marvel-Universums einen gesicherten Mittelfeldplatz ein: Sie bieten ungezwungene Prügelunterhaltung ohne Tiefgang, die leider nicht alle sich anbietenden Superhelden-Möglichkeiten ausschöpft. Denn trotz Feuerbällen, Energiewänden und Gummiarmen wirken die Figuren austauschbar und könnten auch durch Helden aus z.B. dem Hause Capcom ersetzt werden. Eingestreute Rätsel und interessante Bosskämpfe lockern das Geschehen auf, schaffen es aber letztlich nicht, die Motivation beständig aufrecht zu erhalten. Der Kooperativ-Modus hingegen fügt dem Brawler-Genre eine interessante Facette hinzu und ist deutlich spielenswerter als Solo-Prügeleien. Fans der Fantastic 4 werden zudem mit zahlreichen freispielbaren Goodies und Gimmicks zufrieden gestellt. Unterm Strich ein netter Prügler für zwischendurch.

Pro

vier spielbare Charaktere
gute Steuerung
Mini-Games
zahlreiches Bonus-Material
kooperativ spielbar
aufrüstbare Fähigkeiten
interessante Bosskämpfe

Kontra

Kameraprobleme
Sound-Bugs
Gameplay von der Stange
kein wirkliches Superhelden-Feeling
akustisch schwach

Wertung

PC

GameCube

PlayStation2

XBox

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