Shadow the Hedgehog21.12.2005, Paul Kautz
Shadow the Hedgehog

Im Test:

Sonic the Hedgehog: Das ist Geschwindigkeit, gut platzierte Feinde, rasante Geschwindigkeit und – verdammt hohe Geschwindigkeit. Außerdem bunte Levels, Spin-Attacken, verrückte Figuren. Auftritt Shadow: Schnell, aber nicht irre schnell. Waffen. Düstere Grafik. Hat das wirklich noch was mit den Hedgehogs dieser Welt zu tun? Leider nicht viel.

Gut und Böse

Shadow weiß nichts über sich oder seine Herkunft: ist er gut, ist er böse, was ist er, wer ist er? Und wieso hat er immer wieder denselben Traum um ein Mädchen namens Maria? Die Antwort, so eine merkwürdige bedrohliche Kreatur namens »Black Doom«, liegt in den Chaos-Smaragden, die Shadow finden muss. Und schon ist das cool gemachte Rendervideo beendet, im Hauptmenü drücken schwere Gitarren auf den Gehörgang, das Spiel kann beginnen. Wer sich an Sonic Adventure 2 erinnert, der weiß, dass Shadow von Professor Gerald als ultimative Lebensform geschaffen wurde – man durfte ihn dort erstmals spielen. Dieses Mal dreht

Gut, böse, neutral - es liegt an euch, wie sich Shadow entwickelt.
sich alles um den dunklen Igel mit der Waffenvorliebe, der nicht wie Sonic drauflosrennt, sondern wie auf unsichtbaren Inline Skates dahingleitet: Er gerät in einen Krieg zwischen den guten GUN-Soldaten und Black Dooms außerirdischer Armee, einzig die Chaos-Smaragde können Klarheit bringen.

Die offenbart sich dem Spieler in der Form von satten elf End-Möglichkeiten, deren Ausgang von den Aktionen des Igel-Lenkers abhängt. Denn in jedem der 50 Levels warten mindestens drei Ziele: ein gutes, ein böses, ein neutrales. Je nachdem welche ihr davon erledigt, dürft ihr in anderen Levels fortfahren, was schlussendlich in einem anderen Spielabschluss endet – was von Harmonie mit dem Universum und der Natur bis zur totalen Zerstörung von allem reicht. Die Entscheidung liegt allein bei euch: Helft ihr GUN-Soldaten, ist das etwas Gutes – tötet ihr sie, ist das etwas Schlechtes. Helft ihr bedrohten Figuren, ist das gut - zerstört ihr Bäume, ist das schlecht. Ihr trefft immer wieder auf Figuren (u.a. Sonic, Eggman, Knuckles, Rouge und weitere), die euch Aufgaben geben oder eure Hilfe benötigen. Ob ihr dann für sie da seid oder euren eigenen Weg weiter verfolgt, bleibt euch überlassen.

Ständige Blindflüge

Shadow wäre nicht das schwarze Schaf der Sonic-Familie, wenn er nicht allgemein eine etwas härtere Gangart an den Tag legen würde. Neben seiner dunklen Färbung  ist auch der allgemeine Grafikstil mit düsteren Straßenzügen und viel Unwetter weniger heiter als im durchschnittlichen Abenteuer des blauen Blitzes. Wichtigste (und zugleich unnötigste) Neuerung ist aber der Einsatz von Waffen: Ihr habt MGs, Pistolen, Laser – und keine brauchbare Zielvorrichtung. So verballert ihr einen großen Teil der nicht eben reichhaltig gefüllten Magazine in die Luft, bevor ein Feind (oder ein versehentlich erwischter Freund) draufgeht. Geht das heiße Blei zur Neige, bleiben immer noch die bewährten Nahkampfattacken – allerdings müsst ihr für die erstmal nah genug an den Gegner rankommen, ohne einen Haufen schützender Ringe zu verlieren. Jeder gelungene Angriff füllt eine von zwei Energieleisten auf, je nachdem, ob ihr mit eurer Attacke etwas Gutes oder Böses bewirkt habt. Gefüllte Leisten bewirken Spezialfähigkeiten, so dass ihr z.B. die Zeit verlangsamen, alles in einem bestimmten Radius vernichten oder eine Zeit

Andere Figuren wie Sonic stehen euch hilfreich zur Seite - ihr könnt natürlich auch allein die Waffen sprechen lassen.
lang unbegrenzt munitioniert herumballern dürft. Später gebietet ihr auch über einige Fahrzeuge vom Jeep über einen Schwebegleiter bis zum geflügelten Drachen, die das Igeldasein etwas vereinfachen. Denn ein Leben ist sehr schnell verloren, meist aufgrund der nervtötend langsam agierenden Kamera, die vorzugsweise in eine andere als die sinnvolle Richtung zeigt – in Kombination mit den oftmals pixelgenau abverlangten Jump-n-Run-Einlagen eine tödliche Mischung.

Da ein Igel nur ungern allein ist, dürft ihr Shadow auch zu zweit spielen. Ihr solltet aber nicht, denn der Mehrspielermodus ist auf beiden Plattformen nicht nur eklig ruckelig, sondern besteht ausschließlich aus einer Deathmatch-Variante auf drei dafür viel zu großen Karten. Zwar laufen auf denen auch KI-Gegner herum, denen ihr die Waffen abnehmen dürft, aber den anderen Spieler bekommt ihr nur selten zu sehen. Immerhin ist das optische Vergnügen in der Singleplayervariante nicht ganz so anstrengend: zu den sehr guten Rendervideos gibt es nett animierte Figuren und ansehnliche Umgebungen wie die Cyberspace-Welt – aber auch hier ruckelt und zuckelt es immer wieder drauflos. Und die dicken Explosionen sind zwar einerseits sehr cool, füllen aber andererseits den Bildschirm teilweise derart aus, dass man eine Zeit lang gar nichts anderes mehr sieht. Dazu gibt es treibende Musik, durchschnittliche Soundeffekte in Mono, Stereo und Dolby Pro Logic 2 sowie ausschließlich englische, aber deutsch untertitelte Sprachausgabe.     

Fazit

Gut, Böse, Neutral – Sonic goes Star Wars? Und das Entscheidungskonzept bringt tatsächlich etwas, jedenfalls zum Spielende - bis dahin ist es im Grunde wurscht, ob ihr alles zerhackstückt oder in Ruhe lasst. Und so schön die verschiedenen Abspänne auch sind – das Spiel wird dadurch nicht besser. Ihr schliddert wüst ballernd (oder nicht, von KI keine Spur) durch die Levels, schwätzt hier ein wenig, igelt da ein bisschen. Gewürzt mit den obligatorischen High-Speed-Einlagen sowie der wohl noch unvermeidlicheren miesen Kamera bleibt ein Spiel, das beinharten Sonic-Veteranen einiges bietet. Der Normalspieler fragt sich hingegen schon nach kurzer Zeit, warum Shadow nicht im Schatten geblieben ist – gerade angesichts gleichzeitig veröffentlichter Perlen wie Sonic Rush sieht der Schwarzstachel ganz traurig aus.

Pro

interessantes Gut/Böse-Konzept
gute Rendervideos
rockige Musik
mehrere Durchspielmöglichkeiten
gute Grafik
allerlei freizuspielen

Kontra

<P>
miese Kameraführung
ruckelige Grafik
sinnloser Zwei-Spieler-Modus
nutzlose Nahkampfattacken
ungenaue Steuerung
blödes Waffenkonzept
nur englische Sprachausgabe
praktisch abwesende Gegner-KI</P>

Wertung

PlayStation2

GameCube

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