Metal Gear Solid 3: Subsistence05.10.2006, Michael Krosta
Metal Gear Solid 3: Subsistence

Im Test:

Vor über einem Jahr ist Metal Gear Solid 3: Snake Eater bei uns im Test mit 84% nur knapp am Hit vorbeigeschrammt. Mit Subsistence schickt Konami die Schlange erneut in den russischen Dschungel und hat die Fassung nicht nur mächtig aufgebohrt und erweitert, sondern auch nette Boni für die Fans auf die insgesamt drei DVDs gepackt. Schleicht sich Snake mit dieser Mischung endlich bis zum Award?

Alt und neu

Über die hervorragend inszenierte Hintergrundgeschichte brauche ich an dieser Stelle eigentlich keine Worte zu verlieren und verweise auf unseren Testbericht zu Snake Eater, denn inhaltlich ist Snakes Subsistence-Einsatz vollkommen identisch mit dem Vorbild. An der Spielmechanik wurde derweil fleißig gefeilt, so dass ihr auf Wunsch in den Genuss einer völlig neuen 3D-Kamera kommt, die auch beim heiß erwarteten PS3-Titel Metal Gear Solid 4 eingesetzt werden wird. Anstatt wie beim Vorgänger mit festen Kameraeinstellungen und wenigen manuellen Eingriffen Vorlieb nehmen zu müssen, habt ihr hier ähnlich Splinter Cell die volle Kontrolle und bewegt die Kamera mit dem rechten Analogstick in alle Richtungen. So habt ihr vor allem in den dicht bewachsenen Außenabschnitten einen deutlich besseren Überblick, mit dem ihr die Feinde leichter ausmachen könnt. Genau dies kommt auch dem Spielablauf entgegen, in dem ihr durch das überarbeitete Kamerasystem viel vorsichtiger vorgehen könnt, anstatt blind in die Arme der nächsten Wache zu rennen, weil ihr sie mal wieder nicht gesehen habt. In hektischen Kämpfen ist aber auch die neue Inszenierung nicht optimal, weil ihr mit den manuellen

Ocelot konfrontiert Snake zusammen mit seiner Einheit auch im Onlinemodus. 
Schwenks nicht hinterher kommt und deshalb die Gegner schnell aus den Augen verliert. Bei Bedarf schaltet ihr aber einfach mit einem Klick auf den rechten Analogstick zwischen der alten und der neuen 3D-Kamera um. Gerade die Kombination beider Möglichkeiten ist für mich die optimale Lösung, sich mit Snake durch den Dschungel zu kämpfen - und unauffällig vorzugehen, was mit der neuen Kamera deutlich besser umzusetzen ist.

Verbesserungswünsche

Doch die Kamera alleine ist nicht der einzige Kritikpunkt, den man sich hätte vornehmen sollen - auch der Spielmechanik hätte eine Überarbeitung sicher gut getan: Es ist einfach nervig, wenn man selbst als MGS-Veteran aufgrund der nervösen Steuerung mehrere Versuche unternehmen muss, um z.B. auf einen Baum zu klettern. "Lehn dich nicht dagegen, sondern kletter einfach hoch, du Super-Elite-Kämpfer, " hab ich mich mehr als einmal fluchen hören. Auch wirken die Animationsübergänge oft noch sehr abgehackt - vor allem, wenn ihr euch an die Wand lehnt oder vom Gehen ins Laufen übergeht. Diese Zick-Zack-Bewegungen sehen einfach nicht mehr zeitgemäß aus und es ist zudem frustrierend, wenn sich Snake im Eifer des Gefechts in den

Sieht zwar verführerisch aus, aber auch die weiblichen Charaktere lassen knallhart die Waffen sprechen.
ungünstigsten Momenten an Bäume oder Wände lehnt! Außerdem frage ich mich immer wieder, weshalb Konami einem solch cineastischen Erlebnis nicht endlich einen Breitbild-Modus spendiert. Ich will die genial inszenierten Zwischensequenzen und die Kulissen im Spiel auch auf einem 16:9-TV in ihrer vollen Pracht und ohne Balken erleben!

Die Schlange im Netz

Die größte Neuerung neben der überarbeiteten Kamera ist jedoch der Onlinemodus, mit dem ihr euch erstmals seit Bestehen der Serie über das Internet spannende Duelle mit bis zu sieben weiteren Mitspielern liefert. Kojima hat sich dazu eine ganze Reihe netter Spielmodi einfallen lassen, in denen ihr nicht nur als Einzelkämpfer in

Videos:

Metal Gear 2 (Retro)Deathmatches unterwegs seid, sondern auch im Team vorgehen müsst. So gilt es z.B. ein niedliches Knuddelvieh vor dem angreifenden Team zu beschützen oder es in CTF-Manier zuerst zu finden und dann sicher zum Ziel zu bringen. Besonders heiß geht es beim Modus "Schleichmission" zu: Hier schlüpft einer der Spieler in Snakes Haut und muss versuchen, einen Gegenstand zu stehlen und ans Ziel zu bringen, während er von allen anderen Teilnehmern gejagt wird - da kommt selbst ein abgebrühter Einzelkämpfer wie Snake ins Schwitzen. Allerdings habt ihr online mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie im Offline-Abenteuer: In hektischen Gefechten fällt es manchmal schwer, mit den manuellen Schwenks der 3D-Kamera in der Schulterperspektive die Übersicht zu behalten. Schaltet ihr bei Schusswechseln dagegen auf die Egoansicht um, könnt ihr nur zielen, euch aber nicht vor- oder rückwärts bewegen. Im Prinzip funktioniert der Onlinemodus wie bei Counterstrike: Vor dem Beginn der Runde stellt ihr euch eine Bewaffnung aus Gewehren, Pistolen und Granaten zusammen und legt dann los.       

In den Kulissen, die teilweise direkt aus dem Hauptspiel stammen aber auch auf komplett neuen Karten aufbauen, findet ihr weitere Waffen und Gadgets. Wirklich gelungen ist Kojima die Integration bekannter Stealth-Elemente: Es geht nicht primär darum, sich wilde Feuergefechte zu liefern, sondern taktisch und unauffällig vorzugehen. Versteckt euch z.B. im Gras und attackiert den Gegner dann aus dem Hinterhalt. Dabei müsst ihr nicht zwingend von Schusswaffen Gebrauch machen, sondern könnt ihn auch leise mit dem Messer und den CQC-Techniken im Nahkampf erledigen. Selbstverständlich sind auch die Kartons mit von der Partie, die ihr als "mobiles Versteck" einsetzen könnt. Euer Puls wird unweigerlich steigen, wenn ihr unter einem Karton hockt und durch den Schlitz beobachtet, wie sich ein Gegner nähert. Wird er die Kiste prüfen oder blind vorbeirennen, so dass ihr einen Überraschungsangriff starten könnt? In unseren Testspielen, in denen wir teilweise mit acht Leuten unterwegs waren, hinterließ auch die Technik einen hervorragenden Eindruck: Klar, die Kulissen hauen heute keinen

Im Bonusmaterial geht Snake u.a. auf Affenjagd!
mehr vom Hocker und wirken teilweise etwas detailarm, doch konnten wir uns auch mit der maximalen Anzahl an Mitspielern durchweg lagfrei durch die Onlinewelten bewegen. Da ihr auch Freundes- und Black-Listen führen und euch per Headset verständigen könnt, bietet dieser Onlinemodus eigentlich alles, was sich Metal Gear-Fans gewünscht haben.

Feines Bonusmaterial

Ihr wollt noch mehr? Gut, könnt ihr haben! Neben bekannten Spielchen wie der Ape Escape-Parodie Snake Vs Monkey hat Konami die beiden ersten Metal Gear-Abenteuer vom MSX-Computer originalgetreu umgesetzt. Dabei wurden die 2D-Abenteuer hervorragend an die PS2-Steuerung angepasst, so dass ihr euch heute noch komfortabler durch die schwierigen Missionen arbeitet als zu MSX-Zeiten. Doch damit nicht genug: Auf der dritten CD findet ihr neben dem letztjährigen TGS-Trailer zu Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots auch einen etwa dreistündigen Snake Eater-Film, der aus Zwischensequenzen und Spielausschnitten zusammengesetzt wurde. Zwar verlieren einige Szenen aufgrund starker Zusammenkürzungen viel von ihrer Ästhetik und Emotionalität, doch ist der Film sicher eine schöne Idee, um den Einsatz Revue passieren zu lassen, auch wenn mir manche Schnitte etwas wirr erscheinen. So startet das Werk mit Ausschnitten aus dem Endkampf und kommt dann zum eigentlichen Anfang im Flugzeug zurück. Auch hätte die Bildqualität etwas besser ausfallen können, denn auf einem größeren Bildschirm wirken die Sequenzen mit viel Artefaktbildung recht grob. So, jetzt aber genug gemeckert&  

   

Fazit

Konami und Kojima Productions wissen, wie man Fans glücklich macht! Wo andere Hersteller mit immer neuen, kleinen Updates den Spielern das Geld aus der Tasche ziehen, bekommt ihr in Metal Gear Solid 3: Subsistence die volle Packung! Der hervorragend gelungene Onlinemodus alleine wäre zwar schon Grund genug, sich das Spiel zuzulegen, doch auch die neue, vollkommen freie 3D-Kamera hat mich trotz beibehaltener Kritikpunkte wie der zu nervösen Steuerung dazu motiviert, den Einsatz gegen Volgin & Co erneut in Angriff zu nehmen. Auch wenn die Story zunächst nur langsam in Schwung kommt, hat sie mich nach wenigen Stunden wieder genau so gefesselt wie damals! Zählt man dann noch das interessante Bonusmaterial hinzu, kann man nur zu einem Schluss kommen: MGS Subsistence ist die ultimative Fan-Collection und Snake hat sich mit diesem imposanten 3 DVD-Set inklusive packendem Onlinemodus den Hit redlich verdient! Hab ihr dagegen bereits Snake Eater im Regal stehen, einen MSX-Computer auf dem Speicher und keinen Onlinezugang, lohnt sich der Neukauf trotz Midprice-Politik nicht wirklich.

Pro

überarbeitetes Kamerasystem
genial inszenierte Zwischensequenzen
neuartiger Onlinemodus mit vielen Spielmodi
auch mit acht Spielern keine Lags
Stealth-Elemente auch online einsetzbar
erstklassiger Audiobereich
Metal Gear 1+2 im Bonusmaterial
3-stündiger CGI-Film als Bonus
packende Story
einfaches Umschalten zwischen neuer und alter Kamera

Kontra

Steuerung reagiert noch zu empfindlich
unlogische Levelgrenzen (Hügel)
neue Kamera nicht immer optimal
teilweise enge Abschnitte ohne Versteckmöglichkeiten
KI-Aussetzer
grafisch nicht mehr up-to-date
kein 16:9-Modus
lange Funkdialoge
schlechte Animationsübergänge

Wertung

PlayStation2

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