Im Test:
Aus alt mach neu
Passend zum fantasielosen Ideen-Recycling der Buch- bzw. Filmvorlage, bei der Autor Chris van Allsburg einfach seinen Bestseller Jumanji ins Weltall verfrachtet hat, haben auch die Entwickler eine kreative Auszeit genommen und das dazugehörige Spiel aus bereits entsorgt geglaubten Fundstücken ihrer eigenen Software-Müllhalde zusammengeschustert. Wer genau hin schaut, wird das faulige Gerippe von Codename: Kids Next Door, das man einfach mit neuem Lizenzgewebe überzogen hat, noch deutlich erkennen.
Selbst Kleinigkeiten wie Levelauswahl oder Speichersystem können ihren zweifelhaften Ursprung nicht leugnen - von der quasi 1:1 übernommenen Spielmechanik, über den identisch öden Levelaufbau bis hin zu den gleich primitiven Aufgabenstellungen ganz zu schweigen...Selbst die Protagonisten finden das Spiel blöd - aber wo er Recht hat, hat er Recht... (Xbox)
Im Klartext heißt das: Ihr stolpert erneut mit einer Reihe stumpfsinniger Charaktere durch stumpfsinnige Levels und erfüllt stumpfsinnige Aufgaben, während euch stumpfsinnige Gegner mit stumpfsinnigen Angriffen an den Kragen wollen. Zu viel Stumpfsinn? Kein Problem. Natürlich dürft ihr euch auch wieder über eine selten hässliche Optik, ausgesprochen hakelige Steuerung, unglaublich fiese Kameraführung, besonders haarsträubende Kollisionsabfrage und herzhaft stotternde Bildrate freuen. Die insgesamt 26 Spielabschnitte sind abermals lose aneinandergereiht und folgen mehr oder weniger nachvollziehbar dem Ablauf des Kinofilms. Allerdings bestand der Film wohl kaum zu 95 Prozent aus der immer selben Handlungsschleife: Gegner plätten, Schalter suchen, Schalter drücken, Gegner plätten, neuen Raum betreten, Gegner plätten, Schalter suchen und so weiter und so fort.
Augen zu und durch
Zwar gilt es hin und wieder auch ein paar dumpfe Hüpf- und Geschicklichkeitspassagen zu meistern, aber statt für willkommene Abwechslung zu sorgen, verbreiten diese eher noch mehr Langeweile oder sogar Frust. Wenn ihr über bewegliche Plattformen oder Laserbarrieren hüpft, die Kamera plötzlich nicht mehr justieren könnt und immer wieder unnachvollziehbar in tödliche Abgründe rauscht oder bewegungsunfähig mit der Levelarchitektur verschmilzt, ist das gerade bei einem Kinderspiel unentschuldbar. Selbst meine sonst so geduldige Tochter wandte sich schon nach kurzer Zeit fluchend ab. Dabei ist das Rücksetzsystem eigentlich mehr als fair, spendiert euch unendlich viele Continues und katapultiert euch gelegentlich sogar an Stellen, die ihr noch gar nicht erreicht habt - allerdings meist nur dann, wenn ihr es eigentlich gar nicht wollt.
Speichern könnt ihr aber nach wie vor erst am Levelende, so dass ihr nach einem frustrierten Abschalten der Konsole, den aktuellen Spielabschnitt nochmals ganz von vorn beginnen müsst.Traurig, aber wahr: Einzig die seltenen Bossfights sorgen für gelegentliche Spielspaßfunken. (PS2)
Die meiste Zeit zottelt ihr aber mit Schleuder-Danny, Knüppel-Walter oder Jetpack-Robo durch völlig lineare Levelkonstruktionen, lasst unspektakuläre Nah- und Fernkampfangriffe vom Stapel, sackt Energie- und Munitions-Auffrischungen ein, löst altbackene Schalterrätsel und hofft, dass das einzig von kurzen Bossfight-Lichtblicken unterbrochene Trauerspiel möglichst bald ein Ende hat. Und tatsächlich, nach drei, vier Stunden tapferer Selbstläuterung flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe und ihr denkt euch: "Mann, eigentlich war Crazy Frog Racer doch gar kein so übles Spiel..." Der geringe Umfang ist bei Zathura jedenfalls definitiv ein Segen und irgendwie könnt ihr es im Nachhinein sogar verstehen, dass sich manche Gegner selbstmörderisch in brodelnde Lava gestürzt haben. Dabei dachte ich zunächst, das läge an der miesen KI. Na ja, zumindest Soundtrack und Synchro waren ohne jeden Zynismus doch ganz ordentlich - vielleicht aber auch nur, weil die Entwickler da nicht ihre Finger im Spiel hatten...
Fazit
Die Lizenzverwurster von High Voltage haben wieder zugeschlagen. Wer nach Charlie und die Schokoladen-Fabrik oder Codename: Kids Next Door dachte, schlimmer ginge es nicht mehr, wird mit der Filmversoftung von Zathura gnadenlos eines Besseren belehrt. Was hier auf DVD gepresst wurde, ist sortenreiner Softwaremüll allererster Güte. Wer seinen kleinen Bruder in den Wahnsinn treiben oder für immer von seiner Spielkonsole fern halten will, hält mit Zathura zwar das ideale Geburtstagsgeschenk in den Händen, aber wundert euch nicht, wenn ihr eines Nachts plötzlich unsanft mit einem Controllerkabel um den Hals oder einer zertrümmerten PS2 bzw. Xbox auf eurem Kopfkissen aus dem Schlaf gerissen werdet. Die Entwickler haben ihr Patent aus Unansehnlichkeit, Langeweile und Frust in Zathura nämlich nochmals perfektionieren können: Die Grafik wurde sogar erfolgreich unter PSone-Niveau gedrückt und schafft dennoch einstellige Bildraten - eine wahre Meisterleistung. Auch Steuerung und Kollisionsabfrage konnten nochmals an Hakeligkeit und Ungenauigkeit zulegen, was besonders bei Hüpfpassagen für ungetrübten Spielfrust sorgt. Der Clou ist aber die nun endlich völlig unbrauchbare und durch einen besonders fiesen Kniff genau in entscheidenden Momenten nicht nachjustierbare Kamera, die in zukünftigen Projekten wohl kaum noch zu unterbieten sein wird...
Pro
Kontra
Wertung
XBox
Unterirdisch schlechtes Weltraumgehüpfe zum gleichnamigen Kinofilm.
PlayStation2
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