Black Buccaneer01.06.2007, Jan Wöbbeking
Black Buccaneer

Im Test:

Kapitän Jack Sparrow ist zurück auf der großen Leinwand und pünktlich zum Start des dritten Teils von Fluch der Karibik kommt nicht nur die obligatorische Filmversoftung auf den Markt. Auch Publisher 10Tacle wagt einen Ausflug ins Freibeuter-Genre, um etwas vom klimpernden Geldschatz abzubekommen, der in den Börsen der Piraten-Fans schlummert. Ob sich die Investition von 20 bis 30 Euro lohnt, erfahrt ihr im Test!

Tomb Raider für Arme

Wer jetzt Seeschlachten oder gar Strategie im Stil altehrwürdiger Ascaron-Titel wie Piraten: Herrscher der Karibik erwartet, der ist bei Black Buccaneer (ab 8,08€ bei kaufen) an der falschen Adresse. Das Spiel ist ein klassisches Action-Adventure.

Jetzt gibt's Saures! Die Kämpfe sind nicht so spannend wie es den Anschein macht. Obwohl ihr diverse Kombos lernt, reicht es meist, wahllos auf die Knöpfe zu hämmern.
Und zwar klassischer, als es mir lieb ist: Der Pirat Francis Blade erleidet Schiffbruch und strandet auf einer mysteriösen Insel, die - wer hätte es gedacht - über und über mit Fallen gespickt ist. Also lauft ihr durch das Geflecht aus Höhlen und dichtem Dschungeldickicht, springt über Plattformen, löst klassische Kistenverschieberätsel à la Tomb Raider, schlagt mit dem Säbel auf aggressive Riesenaffen ein und sammelt diverse Gegenstände.

Das klingt grundsätzlich interessant, doch weiß keines der Spielelemente wirklich zu motivieren. Immerhin gibt es kleine Rätsel: Wer Spaß daran hat, Kisten zu verschieben und Gegenstände zu sammeln, sollte auch an diesem Spiel zumindest ein wenig Gefallen finden. Die angehäuften Zauberkräuter könnt ihr an magischen Altären darbieten. Die beschworenen Geister spendieren euch neue Fähigkeiten wie Bärenkräfte zum Bewegen besonders schwerer Steinquader. Leider sehen sich sämtliche Sammelgegenstände ziemlich ähnlich. Sogar die Schiffsplanken für die Reparatur eures gestrandeten Bootes werden durch einen kleinen Beutel symbolisiert. Um an all diese Items heranzukommen, müsst ihr erst einmal Unmengen an Plattformen überwinden. Nicht, dass ich als Jump'n'Run-Fan etwas dagegen hätte, doch in diesem Fall nagt die nicht gerade sonderlich gut gelungene Steuerung am Spielspaß.

Sanfte Landung

Auf der PS2 lässt sich Francis zwar einigermaßen ordentlich durch das Dickicht dirigieren. Doch sobald ihr von einer Plattform zur nächsten springt, wird eine Art Auto-Aim eingesetzt. Ihr braucht Francis bloß grob in die richtige Richtung schauen zu lassen, Anlauf zu nehmen und den Sprungknopf zu drücken und schon landet ihr zielsicher auf dem anvisierten Untergrund. Nicht gerade herausfordernd. Ihr wollt die PC-Version mit einem Gamepad spielen? Dann solltet ihr zunächst einmal ins Konfigurationsmenü wechseln, denn sonst sind die Buttons nicht so sinnvoll belegt wie auf der PS2. Statt einfach die Taste zu drücken, die ihr mit der jeweiligen Funktion belegen wollt, müsst ihr erst in der Systemsteuerung nachschauen, welcher Knopf denn nun mit welcher Zahl nummeriert ist.

Der letzte Schrei: Free-Climbing im Wrestling-Kostüm.
Beim Xbox 360-Controller wurde übrigens der rechte Stick nicht erkannt. Mit dem Logitech Dual Action lief das Spiel dagegen einwandfrei. Auch eine einigermaßen spielbare Maus- und Tastatur-Variante ist vorhanden, doch wegen der vielen Sprungsequenzen ist die Controller-Variante sinnvoller.

Ab und zu trefft ihr auf Gegner wie unterschiedlich große Zombie-Affen mit leuchtend roten Augen und andere Fantasiekreaturen. Leider geben einige der Primaten etwa ein mal pro Sekunde ein nerviges Kreisch-Sample von sich, das ihr im Laufe des Abenteuers mehrere tausend mal erdulden müsst. Eure Widersacher bearbeitet ihr mit einem Säbel und der Pistole, die nach dem Schuss ein wenig Zeit zum Nachladen benötigt. Im Laufe des Spiels lernt ihr unterschiedliche Kombos für eure Fechtwaffe. Doch meist reicht es, sich vor den Gegner zu stellen und auf die Buttons zu hämmern. Außerdem könnt ihr einen Voodoo-Zombie beschwören, der auf die Gegner zuhumpelt, sich in ihnen festbeißt und euch so ein wenig Arbeit abnimmt. Ihr fragt euch, warum Francis Zombies erscheinen lassen kann? Weil er zu Beginn des Abenteuers ein Amulett findet, mit dem er magische Kräfte entwickelt und sich in den namensgebenden Black Buccaneer verwandeln kann. Der bullige Voodoo-Priester mit weißer Gesichtsbemalung und dem Zylinder kann zaubern und mit seinem Schwert deutlich kräftiger zulangen als Francis.

Wie sieht's aus?

Der schwarze Magier wurde grafisch detailliert in Szene gesetzt, was man vom Rest des Spiels leider nicht behaupten kann. Die Szenarien werden zwar gut beleuchtet, ähneln sich aber stark, was der Übersicht nicht gerade zu Gute kommt. Ihr könnt eure Position zwar auf einer Karte bestimmen, doch dazu müsst ihr euch jedes mal durch das Optionsmenü wühlen. Immerhin läuft die Konsolenfassung technisch sauber. Das Bild wirkt ruhig, ruckelt nicht, und für PS2-Verhältnisse sind auch die Texturen in Ordnung. Leider merkt man der PC-Fassung an, dass das Spiel primär für Sonys alte Konsole entwickelt wurde. Das Ergebnis auf dem Computermonitor sieht kaum besser aus - quasi wie ein PS2-Spiel in höherer Auflösung. Trotz der anspruchslosen Grafik geht ausgerechnet auf dem PC in manchen Szenen die Bildrate in die Knie.       

Fazit

Digitale Freibeuter haben es nicht leicht. Die Versoftung von Fluch der Karibik 3 ist lange nicht so unterhaltsam geraten wie das Vorbild auf der Leinwand und in Ascarons Tortuga - Two Treasures konnten nur die Seeschlachten unterhalten. Aber es geht noch deutlich öder, und zwar mit Black Buccaneer. In dem Budget-Titel der GTR-Macher 10tacle erwartet euch biedere Action-Adventure-Kost im Stil von Tomb Raider. Mit dem schwerwiegenden Unterschied, dass die Rätsel und die Levels nicht ansatzweise so motivierend aufgebaut sind wie in Laras Abenteuern. Stattdessen irrt ihr in den sich stark ähnelnden Baukastenkulissen herum, löst relativ langweilige Sammelaufgaben, knackt simple Kistenschieberätsel und fragt euch, warum ihr eure Zeit mit solch einem altbackenem Spieldesign verschwendet. Auch die gelegentlich eingestreuten Hack'n'Slay-Einlagen sind nicht unterhaltsamer und verkommen zu monotonem Button-Mashing. Die zahlreichen Sprungpassagen sind ebenfalls keine Herausforderung, da ihr dank Auto-Aim sowieso meist ohne Probleme auf der anvisierten Plattform landet. Auch optisch wird nur Magerkost geboten. Steckt die Kohle lieber in Tomb Raider Legend oder einen Teil der Prince Of Persia-Reihe. Mittlerweile solltet ihr die zu einem ähnlich günstigen Kurs bekommen.

Pro

flüssige Bildrate (PS2)
Grafik technisch sauber umgesetzt (PS2)
stimmungsvoller Ethno-Soundtrack
nette Beleuchtung
günstiger Preis von rund 20 (PC) bzw. 30 (PS2) Euro

Kontra

angestaubte Sammelaufgaben und Kistenschieberätsel
dank uninspirierter Baukastenkulissen verläuft man sich leicht
wenig Detailreichtum und etwas unscharfe Texturen (PC)
trotzdem gelegentliche Slowdowns (PC)
nerviges Affenkreischen wiederholt sich mehrere tausend mal
unpassende Steuerung trotz großem Jump'n'Run-Anteil

Wertung

PlayStation2

Dröges Rätsel-Adventure im Piraten-Setting zum Sparpreis.

PC

Angestaubte Rätsel und monotones Leveldesign sorgen für Langeweile.

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