ATV Offroad Fury 414.03.2008, Michael Krosta
ATV Offroad Fury 4

Im Test:

Sonys ATV-Serie braucht immer etwas länger, bis sie den Weg über den großen Teich nach Europa findet. Während sich Amerikaner schon im Oktober vergangenen Jahres in die Offroad-Rennen stürzen durften, geben wir erst jetzt in ATV Offroad Fury 4 (ab 19,95€ bei kaufen) Gas. Liefern die Racing-Spezialisten von Climax einen würdigen Abschied von der betagten PS2?

Mehr als nur ATV

Auch wenn der Name vermuten lässt, dass es sich bei ATV Offroad Fury nur um die All Terrain Vehicles dreht, haben die Ausflüge auf die staubigen Pisten wesentlich mehr zu bieten: Schon in der Vergangenheit habt ihr euch auch schon hinter das Steuer von Geländebuggies geklemmt, doch erstmals feiern jetzt neben den schwergewichtigen Trophy Trucks auch die wendigen MX-Bikes ihre Premiere in der Sony-Serie. Damit zieht man mit der THQ-Konkurrenz MX vs ATV endlich gleich. Dabei schwingt ihr euch nicht nur in Standardmodelle, sondern dürft die Vehikel auch ordentlich tunen - sei es optisch mit Lackierungen

Es stehen nicht immer nur staubige Fahrten durch Wüstensand auf dem Programm. ATV Offroad Fury 4 gibt sich auch ganz "cool"...
, Logos sowie verschiedenen Stoßstangen und Kleinteilen oder ihr bohrt die Leistung mit Motoren-, Auspuff- und Fahrwerk-Upgrades auf. Auch am Setup dürft ihr fleißig rumschrauben und Einstellungen an den Dämpfern, der Getriebeübersetzung und den Bremsen vornehmen.

Großer Umfang

Mit einer stattlichen Anzahl an Rennserien fällt auch der jüngste ATV-Ableger wieder enorm umfangreich aus. Insgesamt tummelt ihr euch auf über 70 Pisten herum und fahrt im SuperCross, RallyeCross sowie Nationals um den Sieg, versucht euch bei den Parcours an kniffligen Abschnitten oder glänzt bei Freestyle-Wettbewerben mit einem Trickfeuerwerk aus dem vielfältigen Repertoire. Das kommt auch immer gut, wenn ihr in einem Sponsorenrennen potenzielle Geldgeber beeindrucken wollt. Neu im Programm sind die Waypoint-Rennen, in denen ihr durch eine freie Welt heizt und dabei Checkpunkte abklappert. Als Orientierung werden immer grün und rot markierte Strecken auf der Mini-Karte eingeblendet, doch steht es euch frei, für welchen Weg ihr euch entscheidet. Folgt ihr den grünen Abschnitten, lässt sich das Ziel relativ einfach erreichen. Rot markierte Abschnitte stellen dagegen eine größere Herausforderung dar, fungieren dafür aber auch als Abkürzungen. Während ihr euch in der Regel mit einem Fahrerfeld von acht Piloten herumschlagt, gehen bei den Waypoint-Rennen sogar 48 Vehikel aller Klassen an den Start. Keine Panik: Ihr müsst euch dabei nicht gleich durch das gesamte Feld pflügen, denn die Events sind in mehrere Runden unterteilt, bei denen ihr jeweils nur eine Mindestplatzierung erreichen müsst. All die verschiedenen Modi könnt ihr nicht nur in Einzelevents anwählen, sondern dürft auch im Klassik-Modus ganze Meisterschaften absolvieren. Daneben erwartet euch ein Story-Modus, der ähnlich der ersten DTM Racedriver-Titel eine eher öde Geschichte rund um die Offroad-Wettbewerbe spinnt und sie in FMV-Sequenzen weiter erzählt. Dabei dürft ihr euch aussuchen, ob ihr mit einem männlichen oder weiblichen Protagonisten antretet. Egal, für welchen Modus ihr euch entscheidet, rast ihr nicht immer nur unter der glühend heißen Sonne durch Sand und Matsch, sondern müsst auch bei schmuddeligem Regenwetter in den Dreck. Einen großen Einfluss auf die

Willkommen im Club: Endlich feiern auch die MX-Bikes ihre Premiere in Sonys ATV-Serie.
Fahrphysik haben die verschiedenen Witterungsverhältnisse allerdings nicht. Und wem die vielen Modi und Pisten immer noch nicht reichen, kann sich immer noch im Streckeneditor auslassen, wo man sich schnell und einfach neue Kurse basteln kann.

Arcade-Feeling

Überhaupt ist Offroad Fury 4 leicht zugänglich und erinnert nicht nur wegen des Tricksystems und der Gummiband-KI an einen Arcade-Racer. Die Steuerung geht jederzeit leicht von der Hand - wobei es keine Rolle spielt, ob ihr gerade auf einem ATV, MX-Bike oder einem der anderen Vehikel unterwegs seid. Allerdings hat man bei den Buggies mit der Neigung zum Driften etwas übertrieben - wahrscheinlich aus dem Grund, weil ihr hier die Punkte nicht durch die üblichen Trickfiguren, sondern durch das Kurvenschlittern und Sprünge einfahrt. Trotzdem verlieren die Kisten zu schnell an Grip, so dass man öfters ungewollt von der Strecke abkommt und dabei schnell Bekanntschaft mit Bäumen oder anderen Objekten macht. Kommt ihr zu weit von der Strecke ab oder baut einen Unfall, werdet ihr automatisch auf die Strecke zurückgebracht. Klingt eigentlich gut. Ist es auch, allerdings hatte unsere Testversion noch riesige Probleme bei der Kollisionsabfrage. Und das sieht dann so aus: Ihr touchiert in einem harten Positionskampf einen der KI-Fahrer und was passiert? Ihr werdet "zurückgesetzt" - so als wärt ihr gerade von der Strecke abgekommen. Das gleiche Spiel erwartet euch, wenn ihr die Aufsteller der Streckenbegrenzung nur streift. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein solch fataler Bug auch im fertigen Spiel auftritt und den Racing-Spaß versaut. Leider können wir das nicht nachprüfen, weil uns noch keine Verkaufsversion vorliegt, sondern lediglich die Review-Disk, bei der es sich offensichtlich um eine sehr frühe Version handelt. So werden z.B. bei manchen Boni noch Platzhalter eingeblendet. Aber es ist halt so: Die Fassung ist zum Test freigegeben. Deshalb müssen wir das bewerten, was wir offiziell von Sony als Testmuster bekommen haben - auch wenn durch diesen Murks viel Potenzial verschenkt wird. So kann man nur hoffen, dass der Fehler im fertigen Spiel ausgebügelt ist. Die Bewertung spiegelt allerdings das wider, was das vorliegende Testmuster hergibt. Angesichts dieser fragwürdigen Kollisionsabfrage büßt ATV Offroad Fury 4 locker zehn Prozent der Spielspaßwertung ein!

    

Gute Technik

Dabei hat Climax die Technik ansonsten gut im Griff: Zwar gibt es immer wieder einige Fade-Ins, doch werden die Kulissen davon abgesehen ordentlich in Szene gesetzt - auch wenn sich die Farbpalette hier genrebedingt überwiegend auf Brauntöne beschränkt und dadurch die Kurse etwas abwechslungsarm wirken. Gab es in früheren Teilen teilweise noch massive Einbrüche bei der Framerate, hat man es jetzt endlich geschafft, für einen durchweg flüssigen Rennverlauf zu sorgen. Der Sound hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: Die Auswahl der überwiegend rockigen Tracks mag Geschmackssache sein, doch röhren zumindest die Motoren der Offroad-Vehikel ganz passabel aus den Boxen. Allerdings hat man manchmal das Gefühl

Lange hat es gedauert, aber endlich läuft der Engine-Motor rund kommt nicht mehr wie beim Vorgänger dauernd ins Stottern.
, als würde hier nur ein Sample ans nächste geklatscht, weshalb man manchmal feinere Sound-Abstufungen vermisst, sobald die Motordrehzahl sinkt.

Online-Fiasko

Auch im Mehrspielermodus gibt es Licht und Schatten. Zunächst einmal ist es für eine kleine Offroad-Party unter Freunden eine tolle Sache, dass das viel zu wenig genutzte Multitap hier unterstützt wird - auch wenn man für Splitscreen-Rennen mit bis zu vier Fahrern einen großen Fernseher benötigt. Im Onlinebereich hat Sony uns Europäern in den vergangenen Jahren immer wieder die kalte Schulter gezeigt: Während man in den USA auch online mit der PS2 durchstarten konnte, wurde der Modus für Europa immer konsequent wegrationalisiert. Und wie sieht es dieses Mal aus? Immerhin ist bekannt, dass Amerikaner bereits seit letztem Jahr mit bis zu acht Spielern über das PSN Gas geben und sich sogar in Ranglisten-Matches messen. Und bei uns? Tja, was soll ich sagen? Geschichte wiederholt sich und deshalb wurde auch im vierten und vermutlich letzten Ausflug der ATV-Serie auf der PS2 der Onlinemodus und damit auch die Online-Turniere für Europa rausgekürzt. Muss man akzeptieren - verstehen muss man es nicht!    

Fazit

Da ist es wieder, das Wertungsdilemma! Eigentlich sind wir immer froh, möglichst früh eine Testversion zu bekommen. Im Fall von ATV Offroad Fury 4 war Sony aber vielleicht etwas ZU früh dran, denn das, was sich da auf der Review-Disk befand, glich mit Platzhaltern und der katastrophalen Kollisionsabfrage bei Gegner- und Bandenberührungen eher einer Beta-Version. Das alles ist noch unverständlicher, wenn man bedenkt, dass das Spiel in den USA bereits seit Oktober letzten Jahres erhältlich ist. Und was hat sich seitdem geändert? Nichts, außer dass für Europa - mal wieder - der Onlinemodus gestrichen wurde. Wie sich die Version spielt, die ihr im Laden kaufen könnt? Ich kann es leider nicht sagen, sondern nur hoffen, dass Climax noch an der Kollisionsabfrage gewerkelt hat. Denn im Prinzip bekommt der Offroad-Fan hier ein starkes Paket mit vielen Fahrzeugen, massig Pisten und zig Meisterschaften samt Storymodus geboten. Nicht zu vergessen, dass im Gegensatz zu den Vorgängern auch die Technik endlich überzeugen kann. Aber so lange das große Fragezeichen über der Kollisionsabfrage steht, muss ATV Offroad Fury 4 mit einer entsprechend niedrigen Wertung leben. Falls die Verkaufsversion ohne den nervigen Fehler daher kommt, könnt ihr locker zehn Prozent zur Gesamtwertung addieren.

Pro

enormer Umfang
viele Vehikel (einschl. MX-Bikes)
flüssiger Spielablauf
Tuning und Setup möglich
leicht zugängliche Steuerung
gutes Offroad-Feeling
Streckeneditor
verschiedene Witterungsverhältnisse

Kontra

katastrophale Kollisionsabfrage
auf Dauer etwas eintönig
Onlinemodus für Europa gestrichen
unsaubere Soundabmischung
Gummiband-KI

Wertung

PlayStation2

Eigentlich ein rundum gelungenes Offroad-Paket - wenn da nicht die katastrophale Kollisionsabfrage wäre...

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Kommentare

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