SOCOM: US Navy SEALs - Combined Assault09.07.2007, Jens Bischoff
SOCOM: US Navy SEALs - Combined Assault

Im Test:

Das Spielangebot auf der PS2 ist riesig und facettenreich - herausragende Online-Shooter muss man jedoch mit der Lupe suchen. Gut, dass es Zipper Interactive gibt, die taktisch versierte Genrefans mit der SOCOM-Serie fast im Alleingang versorgen. Mittlerweile rücken die gefeierten NAVY SEALs schon zum vierten Mal aus. Können sie ihren Siegeszug fortsetzen oder geht ihnen langsam die Puste aus?

Willkommen in Adjikistan

Obwohl die meisten SOCOM-Fans die Serie aufgrund des hervorragenden Online-Modus' lieben, bietet auch Combined Assault wieder eine eigenständige Einzelspielerkampagne für unverbesserliche Offliner.

Optisches Feintuning: Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es mehr Landschaftdetails und sauberere Texturen.
 Allerdings richtet sich diese nicht ausschließlich an Solisten, denn via LAN oder Internet kann man den 18 Missionen umspannenden Einsatz im fiktiven Adjikistan auch mit bis zu drei Mitspielern bestreiten. Ansonsten zieht ihr wie gewohnt mit einem Gefolge aus drei mehr oder weniger intelligent agierenden KI-Kameraden in den Kampf gegen paramilitärische Milizen, um antidemokratische Aktivitäten zu vereiteln. Splitscreen-Einsätze sind leider in keiner Form mehr möglich.

Auch wenn euch der Einsatz nicht über die Grenzen Adjikstans hinaus führt, bieten die einzelnen Missionen ausreichend Abwechslung - sowohl was eure Aufgaben als auch die einzelnen Schauplätze anbelangt. Ihr durchkämmt verschneite Gebirgslandschaften, herunter gekommene Dörfer, verdächtige Fabrikanlagen und unwirtliche Wüsten zu verschiedenen Tageszeiten und Witterungsverhältnissen. Manchmal seid ihr sogar im oder unter Wasser unterwegs oder nutzt diverse Fahrzeuge. Die meisten Gebiete sind sehr weitläufig und erlauben einige Freiheit bei der Planung eurer Marschroute. Neben primären Zielen, gibt es auch sekundäre und Bonusaufgaben. Je mehr ihr davon bewältigt, um so höher der Lohn in Form freispielbarer Extras wie zusätzlicher Waffen und Gadgets oder neuem Futter für den spielinternen Musik- und Videoplayer.

Ihr könnt sogar Daten mit Fireteam Bravo 2 auf der PSP abgleichen, was sich u. a. auf den Verlauf einiger Missionen auswirkt. Habt ihr z. B. im Handheld-Einsatz einen bestimmten Wachtrupp ausgeschaltet, kommt euch dieser auf der PS2 nicht mehr in die Quere, wenn ihr die entsprechende Stelle passiert. Für Multiplattformer eine durchaus interessante Spielkomponente. Neulinge freuen sich hingegen über eine umfangreiche Trainingseinführung, in dem nicht nur Neuerungen wie die Stealth-Anzeige, die Verarztung verwundeter Teamkameraden, die vereinfachte Fahrzeugsteuerung oder Sonderaktion, sondern auch grundlegende Spielmechanismen erklärt werden.

Praktische Schleichhilfe: Rauchgranaten wirken sich äußerst positiv auf eure Stealth-Anzeige aus.
 Anschließend wählt ihr einen von drei Schwierigkeitsgraden, passt die Steuerung durch Festlegen von Tastenlayout, Stickempfindlichkeit, Achsenumkehr und Zielhilfe an eure persönlichen Bedürfnisse an und startet den Spielmodus eurer Wahl.

Ins Netz gegangen

Neben Training und Kampagne lassen sich bereits gemeisterte Missionen auch einzeln wiederholen. Ihr habt sogar die Möglichkeit, Teilgebiete einer Mission mit veränderten Parametern zu bestreiten, umfassende Statistiken einzusehen oder bereits frei geschaltete Extras zu überprüfen. Im Mittelpunkt steht aber nach wie vor der ausgeklügelte Online- bzw. LAN-Modus, bei dem sich je nach Karte und Spielmodus bis zu 32 Teilnehmer spannende Einzel- oder Teamwettkämpfe liefern oder bis zu viert kooperativ ans Werk gehen. Zwar stehen euch dabei lediglich zwei Server (Europa & Australien) zur Verfügung. Dank der Abwärtskompatibilität des Mehrspielermodus' zu SOCOM 3 sind diese jedoch von Anfang an recht gut besucht, sofern man nicht gleich die neuen Exklusivkarten ausprobieren will. Geboten werden neben umfangreichen Clan- und Community-Features wie Rang- und Freundeslisten auch regionale Lobbys, dank der auch Spieler mit beschränkten Fremdsprachenkenntnissen problemlos Mitspieler finden, mit denen sie sich via USB-Headset mühelos verständigen können.            

Das Headset darf übrigens auch offline genutzt werden, um KI-Gefährten per Sprachsteuerung zu befehligen. Die rein deutsche Spracherkennung klappt insgesamt recht ordentlich. Trotzdem ist man vor Fehlinterpretationen seiner Anweisungen nicht ganz gefeit, was schnell zu fatalen Manövern führen kann. Angesichts der eher rar gestreuten Kontrollpunkte ist es daher ratsam, lieber auf die Befehlseingabe via Pop-Up-Menü zu setzen, bei der das Spielgeschehen fairerweise eingefroren wird bis man die Befehlskette vollendet hat, was bei der Sprachsteuerung natürlich ebenfalls möglich ist.

Die Kampagne kann via LAN- oder Online-Modus mit bis zu vier Spielern kooperativ angegangen werden.
 Noch schneller geht es über die Schnellbefehlstaste, die je nach Situation und Zielpunkt die wahrscheinlichste Aktion mit nur einem Knopfdruck auslöst ohne durch irgendwelche Menüs navigieren zu müssen. Eine ähnliche Funktion gibt es auch für die Waffenauswahl, wo man sich mit einer zuvor festgelegte Zweitwaffe oder einem anderen Ausrüstungsgegenstand auf Knopfdruck ausstattet ohne dies erst zeitintensiv im einblendbaren Inventarfenster anordnen zu müssen. Ein Zeitvorteil, der gerade online durchaus über Leben und Tod entscheiden kann.

Praktisch auch der druckstärkeempfindliche Haltungswechsel, durch den man ohne Umwege direkt vom Stand in die Liegestellung wechseln kann und umgekehrt, wenn man die Taste fest genug drückt, während man bei leichtem Druck erst in die Hocke geht. Das Geschehen wird dabei standardmäßig aus der Third-Person-Perspektive dargestellt. Allerdings kann man jederzeit auch zur Egoperspektive wechseln - bei Thermo- oder Nachtsichtgeräten ist letztere sogar Pflicht. Zudem verfügen entsprechend ausgerüstete Waffen über stufenweise zoombare Zielfernrohre. Das mitgeführte Waffenarsenal darf dabei individuell festgelegt werden, wobei man allerdings darauf achten sollte, die empfohlene Traglast der einzelnen Teammitglieder nicht zu überschreiten, da diese sonst in ihren Bewegungen und Aktionen eingeschränkt sind.

Platz für Verbesserungen

Doch auch nur leicht beladen kommt es immer wieder vor, dass eure Kameraden plötzlich verschwinden, weil sie Probleme mit der Wegfindung oder ein Rendezvous mit der merkwürdigen Kollisionsabfrage haben - unschöne Clipping-Fehler sind da noch das geringste Übel. Auch sonst ist die KI von Freund und Feind gelegentlich alles andere als überzeugend. Da rennen Kameraden ohne Anweisung todesmutig in feindliches Sperrfeuer, Gegner verharren trotz Beschuss regungslos auf ihrem Posten, obwohl neben ihnen ein Mitstreiter nach dem anderen zu Boden geht oder es wird mit dem Rücken zum Gegner Deckung hinter einem Felsen gesucht, der gleich als Grabstein dient.

Enge Räume wie hier sind eher die Ausnahme, die meisten Schauplätze sind sehr weitläufig.
 Manchmal kann man aber auch selbst verzweifeln, wenn man beim Robben an unsichtbaren Barrieren hängen bleibt oder beim Springen zig Mal daran scheitert, auf eine gerade mal kniehohe Planke zu gelangen.

Wirklich unverständlich ist auch, dass man an erreichten Kontrollpunkten im Todesfall zwar wieder einsteigen, aber nicht Speichern kann, wenn man das Spiel unterbrechen muss. Erst nach Abschluss einer Mission darf man seine Fortschritte dauerhaft festhalten und die PS2 ausschalten. Wer das vorher tut, kann den aktuellen Einsatz nochmals ganz von vorn beginnen. Ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar ist die Reduktion der Gewaltdarstellung. Die Altersfreigabe ist nämlich dieselbe wie bei den Vorgängern. Blut oder trefferzonenspezifische Animationen wurden jedoch komplett gestrichen, obwohl man natürlich nach wie vor tödliche Kopfschüsse setzen kann, bevor sich der Leichnam im Eiltempo in Luft auflöst. Auch sonst präsentiert sich die Grafik eher rückständig. Es gibt zwar mehr Landschaftsdetails und etwas hübschere Texturen wie im Vorgänger ohne negative Auswirkungen auf Sichtweite und Bildrate, aber wirklich weiterentwickelt hat sich die mittlerweile etwas angestaubt wirkende Grafik-Engine nicht. Die Soundkulisse bietet ebenfalls Altbewährtes. Angesichts der vortrefflichen Surround-Effekte und dynamischen Orchesterklänge ist das aber nicht weiter tragisch. Auch die deutsche Synchro gepaart mit englischen und russischen Originalsamples kann sich sehen bzw. hören lassen. Lediglich vereinzelte Sound-Aussetzer trüben den akustischen Genuss.      

Fazit

SOCOM ist nach wie vor das Maß der Dinge, wenn es um taktische Schusswechsel auf der PS2 geht - vor allem online. Auch Combined Assault liefert diesbezüglich eine gelungene Vorstellung ab. Allerdings trägt der Titel kaum etwas dazu bei, die Serie weiter voran zu treiben und wirkt eher wie ein Add-On zum Vollpreis als wie ein echter Nachfolger. Gut, dass man die neue Einzelspielerkampagne auch mit bis zu drei Mitstreitern kooperativ angehen kann, ist eine feine, wenn auch etwas unausgewogene Sache. Neue Waffen, Fahrzeuge und Multiplayer-Karten für bis zu 32 Teilnehmer stellen eine willkommene Bereicherung dar, obwohl der Mehrspieler-Modus ansonsten lediglich eine Kopie des Vorgängers ist. Und selbst der interaktive Datenaustausch mit Fireteam Bravo 2 weiß zu gefallen, sofern man eine PSP und das entsprechende Spiel besitzt. Aber sonst hat sich nicht wirklich viel getan. Der Einzelspielermodus krankt nach wie vor an teils eklatanten KI-Aussetzern, Spracherkennungsfehlern und Wegfindungsproblemen, während die Entwickler technisch auf der Stelle treten. Das mag schlimmer klingen als es ist, denn das allgemeine Niveau ist nach wie vor recht hoch. Doch irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass Zippers Kreativabteilung bereits voll und ganz mit einem neuen Projekt beschäftigt ist und man sich mit Combined Assault risiko- und ideenlos auf den Errungenschaften der Vorgänger ausruht. Eingefleischte Fans werden trotzdem nicht enttäuscht sein, während Neueinsteiger ein ordentliches Komplettpaket bekommen - das bekommt man mit SOCOM 2 oder 3 allerdings genauso und obendrein wesentlich günstiger...

Pro

neue Karten, Waffen & Vehikel
zu viert kooperativ spielbare Kampagne
weitreichend konfigurierbare Steuerung
umfangreiche Clan- & Community-Features
umfassende Statistiken & freispielbare Extras
hervorragender Multiplayer für bis zu 32 Spieler
weitläufige & abwechslungsreiche Spielabschnitte

Kontra

kaum Neuerungen
technischer Stillstand
hakelige Sprungsteuerung
mäßige KI & Kollisionsabfrage
eingeschränkte Speicherfunktion

Wertung

PlayStation2

Solider Taktik-Shooter ohne große Neuerungen, der trotz Addon-Charakter zum Vollpreis angeboten wird.

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