SpongeBob Schwammkopf: Die Kreatur aus der Krossen Krabbe21.11.2006, Jens Bischoff
SpongeBob Schwammkopf: Die Kreatur aus der Krossen Krabbe

Im Test:

SpongeBob-Fans aufgepasst! Der gelbe Schwamm ist wieder da und sorgt mit seinen Freunden für jede Menge Chaos in und um Bikini Bottom. Allerdings gibt er sich dieses Mal nicht damit zufrieden als reiner Jump‘n‘Run-Star auf den Plan zu treten. Ihr dürft auch Rennen fahren, durchs All fliegen, auf Zerstörungstour gehen und verschiedene Minispiele bestreiten - mittlerweile auch auf dem Wii. Spaßiger Genre-Mix oder lieblos zusammen geschusterte Langeweile?

Was ist das denn?

Einen Dämpfer bekommen Schwammkopf-Liebhaber gleich zu Spielbeginn: Das ist ja gar nicht Santiago Ziesmer, der hier wie sonst für die einzigartige SpongeBob-Stimme sorgt...

Äußerlich wirkt THQs SpongeBob ziemlich authentisch, doch wehe, wenn er den Mund aufmacht...
 Das nagt natürlich gewaltig an der Authentizität und Atmosphäre des Spiels. Zudem lassen sich einige bekannte Gesichter wie Miesepeter Thaddäus, Texas-Eichhörnchen Sandy oder Raffzahn Mr. Krabs im Spiel überhaupt nicht blicken, während die Schauplätze kaum Wiedererkennungswert haben. Wenigstens dürft ihr neben SpongeBob hin und wieder als Patricks Superhelden-Alter-Ego Seesternmann und Bösewicht Plankton die Traumbühne betreten. Die Handlung setzt sich nämlich nicht aus realen Ereignissen, sondern aus aneinander gereihten Träumen bzw. Alpträumen dieses schrägen Dreigestirns zusammen.

Die einzelnen Träume gehen zwar fließend ineinander über, aber storytechnisch kocht das Ganze dennoch eher auf Sparflamme. Auch der typische Humor blitzt nur selten auf. Viele Witzeleien wirken eher plump oder erzwungen und nutzen sich durch exzessive Wiederholungen rasch ab, was ziemlich schade ist und der Vorlage keineswegs gerecht wird. Dafür macht die aus vertrauten Klängen zusammengesetzte Soundkulisse eine ganz ordentliche Figur und abgesehen vom akustisch enttäuschenden SpongeBob klingen sogar einige Synchronstimmen überraschend originalgetreu.

Hirn aus, Augen auf

Die grafische Präsentation wirkt hingegen eher durchwachsen. Der gelegentliche Mix aus Comic- und Zeichentrickstil sorgt für unnötige Stilbrüche und einige Schauplätze haben mit dem Original kaum mehr etwas gemeinsam. Darüber hinaus wirkt die optische Umsetzung auch oft äußerst unspektakulär, wobei der an Paper Mario erinnernde Pseudo-2D-Stil in einigen Seesternmann-Levels durchaus Charme hat. Schade nur, dass das Leveldesign allgemein extrem schlicht und linear ausfiel und man quasi wie auf Schienen durch die einzelnen Spielabschnitte geschleust wird. Auch die Bewältigung von Hindernissen erledigt ihr im Halbschlaf, da aufdringliche Zwischensequenzen quasi jedes Schlüssel-Item für euch ausfindig machen und die Lösung jedes Rätsels vorkauen.

Selbst für Anfänger und Kids, an die sich das Spiel eindeutig richtet, dürfte dies zu viel Bevormundung sein. Der durchwegs harmlose Schwierigkeitsgrad wird der Zielgruppe schon eher gerecht, wobei einige Spielabschnitte durchaus ihre Tücken haben. Vor allem die teils unübersichtlichen Flugpassagen oder das Zeitlimit des finalen Rennens dürfte so manchem Juniorzocker Probleme bereiten. Geübte Spieler dürften die neun Story-Kapitel hingegen schon nach wenigen Stunden gemeistert haben. Der Story-Modus ist nämlich ziemlich kurz und die Möglichkeit einzelne Kapitel oder Minispiele anschließend nochmals zu bestreiten recht gering, auch wenn freispielbare Extras wie Cheats, Bonuscharaktere, zusätzliche Schwierigkeitsgrade für Minispiele, Bildergalerien oder eine Jukebox zu zusätzlichen Streifzügen einladen. Auf dem Wii dürft ihr auch noch Hand an acht freispielbare Instrumente legen - die Möglichkeiten sind jedoch recht bescheiden und der Spaßfaktor eher gering.     

Auch die anderen Minispiele, von denen es gerade einmal vier Stück gibt, sind alles andere als prickelnd und die Lust, SpongeBob, Patrick und Plankton mehr als einmal durch die linearen Storykapitel zu schleusen, um verpasste Schlafsamen einzusammeln, eher gering.

Riesenburger im Nacken: Planktons Fluchtversuche auf Schienen wirken plump und antiquiert.
 Dabei sind die einzelnen Abschnitte spielerisch eigentlich recht abwechslungsreich: Ihr bestreitet kurzweilige Checkpoint-Rennen, rast an eine Rakete gefesselt durchs Weltall, hüpft durch den Verdauungstrakt eines Alaska Ochsenwurms, flieht vor einem gefräßigen Krabbenburger oder versucht Bikini Bottom als Riesen-Plankton dem Erdboden gleich zu machen bzw. ihn als prügelnden Seesternmann oder fliegender Schwammkopf daran zu hindern.

Abgestandener Gameplay-Cocktail

Über mangelnde Abwechslung kann man sich also nicht beklagen und teilweise geht es auch angenehm skurril zu. Aber die spielerische Umsetzung wirkt langweilig und altbacken. Irgendwie hat man sämtliche Spielelemente schon zigmal anderswo gesehen und meist auch noch besser implementiert. Bei einigen Abschnitten fühlt man sich sogar geradezu ins Videospiel-Mittelalter zurückversetzt. Mag sein, dass jüngere Semester das anders empfinden, aber selbst dann gibt es zahlreiche, wesentlich bessere Alternativen als diesen Potpourris aus digitalem Altmetall. Hinzu kommt, dass auch Kamera und Steuerung hin und wieder Probleme machen. Vor allem auf dem Wii, wo die Bedienung oft unvorteilhaft, schwammig oder gar erzwungen wirkt.

Nur bei wenigen Steuermechanismen wie im Minispiel Schrottsortierung hat der Wii Vorteile und dass man in den Flugabschnitten die Y-Achse nicht umkehren kann, nervt auf allen Plattformen.

Seestern im Weltall: Auch Patricks psychedelischer Raketenflug verläuft auf vorgegebenen Bahnen.
 Komischerweise kann man die Kamerasteuerung in allen anderen Abschnitten problemlos invertieren - nur da, wo es Sinn machen würde kurioserweise nicht...  Schade auch, dass es keinen Mehrspielermodus gibt, der den an sich öden Minispielen vielleicht sogar noch einen Hauch Spielspaß injiziert hätte. Auch die auf dem Wii leider immens schwammigen Rennabschnitte hätten mit ein paar fiesen Power-Ups garniert in geselliger Runde bestimmt deutlich mehr Spaß gemacht. So fährt man alleine gegen die Zeit und uneinholbare KI-Fahrer, die nur dazu da sind, einem Hindernisse in den Weg zu schleudern...

Ansonsten gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den einzelnen Fassungen. Bei der Steuerung haben PS2 und Cube trotz allgemeiner Probleme wie gesagt klar die Nase vorn, grafische Abweichungen muss man mit der Lupe suchen und inhaltlich gibt es bis auf die Wii-exklusive Musizierstunde auch keine Unterschiede. Eine PC-Version existiert ebenfalls, lag uns zum Test allerdings nicht vor.         

Fazit

Eigentlich hätte Die Kreatur aus der Krossen Krabbe durchaus das Zeug zu einem ordentlichen Kinderspiel mit Schwammkopfbonus gehabt: Der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich harmlos, der Preis fair, der Inhalt durchaus abwechslungsreich und die Soundkulisse weiß zu gefallen. Zumindest bis der Held des Spiels den Mund aufmacht. Spätestens dann dürfte der kleine Bruder enttäuscht einwerfen: "Das ist doch gar nicht SpongeBob..." Und er hat Recht, die deutsche Synchronstimme klingt nicht annähernd wie Santiago Ziesmer und auch die Spielwelt hat nicht viel mit dem aus dem Fernsehen bekannten Bikini Bottom gemein. Es verschlägt einen nicht einmal in die Titel gebende Krosse Krabbe und Schlüsselcharaktere wie Thaddäus, Sandy oder Mr. Krabs kommen erst gar nicht vor. Auch der Humor kann nicht annähernd mit dem Original mithalten. Hinzu kommt, dass das auf den ersten Blick zumindest abwechslungsreiche, auf dem Wii aber teils recht umständliche Gameplay nur aus zusammengeschusterten Spielelementen der Videospielurzeit besteht, Wege und Lösungen selbst für Kids viel zu stark vorgegeben werden und nach ein paar Stunden bereits der Abspann über die Mattscheibe flimmert. Daher der Aufruf an alle Schwammkopf-Fans: Schaut euch SpongeBob, wenn euch nach Bikini Bottom zumute ist, lieber im Fernsehen oder auf DVD an und greift, wenn ihr selbst aktiv werden wollt, lieber zu einem der zahlreichen Konkurrenzprodukte.

Pro

drei spielbare Charaktere
viele freischaltbare Extras
günstiger Preis (PS2 & GC)
skurrile Gegner & Locations
kinder- & anfängerfreundlich
zusätzliche Bandauftritte (Wii)
abwechslungsreicher Spielverlauf

Kontra

sehr kurze Spielzeit
unspektakuläre Optik
teils störrische Kamera
extrem einfach & linear
ausgelutschte Gameplay-Elemente
kein Original-SpongeBob-Sprecher
teils umständliche Handhabung (Wii)

Wertung

GameCube

PlayStation2

Wii

Skurriler, aber altbackener Genre-Mix mit geringem Wiedererkennungswert.

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