Samurai Warriors 211.10.2006, Jens Bischoff
Samurai Warriors 2

Im Test:

Koeis Warriors-Franchise ist einfach nicht tot zu kriegen. Kaum hat die Dynasty Warriors -Serie ihren x-ten Zuwachs bekommen, legen auch die noch recht jungen Samurai Warriors nach. Bis auf einen neuen Brettspielmodus müssen Neuerungen jedoch mit der Lupe gesucht werden. Immerhin geben die japanischen Feldherren mit Samurai Warriors 2 (ab 3,99€ bei kaufen) ihre NextGen-Premiere und nach zweijähriger Wartezeit wird sogar noch der PC bedient. Grund zum Jubeln?

Brettspielspaß und Online-Frust

Bereits das Angebot an Spielmodi schmeckt nach lieblosem Routine-Update: Story, Survival und Free Battle - alles altbekannt. Lediglich hinter dem Menüpunkt Sugoroku verbirgt sich etwas Neues und zwar ein virtuelles Brettspiel für bis zu vier Teilnehmer. Dieses macht in geselliger Runde übrigens eine Menge Spaß und rettet die Samuraikrieger vor der völligen Bedeutungslosigkeit.

Positive Überraschung: Das implementierte Brettspiel Sugoroku offenbart in geselliger Runde ungeahnte Partygame-Qualitäten. (PS2)
Stellt euch Monopoly mit Mario-Party-Elementen und fernöstlicher Kulisse vor und ihr wisst in etwa, worum es geht. Ihr kauft Grundstücke, kassiert Wegezoll, sammelt Bonus-Fähnchen ein, fordert Konkurrenten zu Minispiel-Duellen heraus und wer am Ende das meiste Geld verdient hat, gewinnt. Schade nur, dass man Sugoroku nicht auch online spielen kann.

Stattdessen könnt ihr auf der 360 indirekte Duelle ausfechten, bei denen jede Seite vier KI-Vertreter auswählt und diese auf der Karte platziert. Anschließend gehen beide Seiten zum Angriff über und wer die gegnerische KI-Auswahl zuerst aus dem Weg geräumt hat, gewinnt. Zumindest theoretisch, denn nach unzähligen gescheiterten Versuchen überhaupt ein Spiel zu initiieren, haben wir aufgegeben. Scheinbar stimmt irgendwas nicht mit den Servern, denn alle anderen Spieler, die wir angesprochen haben, hatten dieselben Probleme. Abgesehen davon dürfte sich die Begeisterung auch online lediglich gegen KI-Gegner anzutreten aber ohnehin in Grenzen halten. Euer Gegenüber bekommt ihr jedenfalls zu keiner Zeit zu Gesicht, da beide Seiten auf separaten Schlachtfeldern agieren, auf denen es im Gegensatz zu den Offline-Modi nicht einmal Reitmöglichkeiten oder versteckte Power-Ups gibt.

Motivierende Ansätze

PS2- und PC-Spieler bleiben hingegen komplett offline, was angesichts des zweifelhaften Online-Angebots allerdings leicht zu verschmerzen ist. Direkte Versus-Wettkämpfe sind übrigens überhaupt nicht mehr existent - auch offline nicht. In Samurai Warriors 2 wird lediglich kooperativ gekämpft. Und auch das nur in den Story- und Free Battle-Modi. Allerdings macht es kurzzeitig durchaus Laune zu zweit Massen an hirnamputierten Feinden niederzumetzeln, um zusätzliche Charaktere, Waffen, Fertigkeiten, Gefolgsleute und Schlachtrösser freizuspielen. Auch solo ist die mit RPG-Elementen gespickte Item- und Upgradehatz vorübergehend durchaus unterhaltsam, die Motivation lässt aufgrund des eintönigen Massenschlachtens, immergleicher Aufgaben und kaum vorhandener Gegner-KI aber schnell nach. 

Clipping-Wahnsinn: Mit Anti-Aliasing läuft die Grafik-Engine Amok und entstellt Charaktere und Schlachtfelder teils bis zur Unkenntlichkeit. (PC)
Eingefleischte Warrior-Fans werden zwar trotzdem auf ihre Kosten kommen und sich über neue Kampftechniken und noch heftigere Musou-Attacken freuen. Gelegenheitsmetzler dürften mit einem der günstigeren Vorgänger oder dem deutlich ansehnlicheren Ninety-Nine Nights jedoch wesentlich besser bedient sein.

Grafik von vorgestern

Technisch treten die Entwickler nämlich nach wie vor auf der Stelle. Die 360-Fassung versprüht keinerlei NextGen-Flair und wäre wohl auch auf der alten Xbox ohne nennenswerte Abstriche möglich gewesen. Die PS2-Version krankt hingegen an augenfeindlichem Interlace-Flimmern und holprigen Animationen, während auf dem PC eine fehlerhafte, aber zum Glück deaktivierbare Anti-Aliasing-Funktion für eklatante Clipping-Gewitter sorgt, wodurch nicht nur Charaktere entstellt, sondern auch Teile der Levelarchitektur komplett verschluckt werden. Immerhin hat sich der allgegenwärtige Nebel etwas gelichtet. Im Splitscreen ist die Sichtweite aber nach wie vor recht bescheiden, während Slowdowns selbst auf der 360 nicht ausbleiben. Zudem verwundert es, dass Sony-Söldner nur in 50 Hz und 4:3 antreten dürfen, während 360-Samurais ausschließlich in 60 Hz und 16:9 spielen können. Wer kein entsprechendes TV-Gerät besitzt, bleibt also von vornherein außen vor oder muss mit dicken Balken leben. PC-Spieler dürfen hingegen maximal in 1024x768 spielen - in der heutigen Zeit eine regelrechte Zumutung... Eine Lokalisierung hat man sich hingen auf allen Systemen gespart und die US-Synchro bzw. -Übersetzung schlägt an Peinlichkeit sogar den damals noch komplett eingedeutschten Vorgänger. Wenn einem Samurai des 16. Jahrhunderts ein saloppes "See you around!" über die Lippen kommt, geht auch der letzte Atmosphärerest flöten.

Wenigstens hat man im Gegensatz zu den Dynasty Warriors -Titeln auf synthetisches E-Gitarren-Geschramme verzichtet und einen passenden Fernost-Soundtrack komponiert. Die teils haarsträubenden Dialoge und vor Pathos triefenden Storysequenzen können die Soundkulisse aber trotzdem nicht kaschieren.  Dabei sind die eingestreuten Render-Filme technisch abermals über jeden Zweifel erhaben.

Enttäuschend: Das Konzept des 360-exklusiven Online-Modus' ist wenig prickelnd und die Optik erreicht gerade mal besseres Xbox-Niveau... (360)
Die bescheidene Spielgrafik wirkt dadurch aber noch dürftiger als sie ohnehin schon ist. Auch die erneut viel zu steil angesetzte und unhandliche Kamera sorgt einmal mehr für Unmut - von der unhandlichen Tastatursteuerung am PC ganz zu schwiegen...

Viel zu tun

Immerhin stimmt der Umfang: 26 spielbare Charaktere mit individuellem Story-Modus sowie die 100 Stockwerke des mit Quests gespickten Survival-Turms sollten euch eine ganze Weile beschäftigen. Zudem gilt es vier Schwierigkeitsgrade zu meistern und durch das Erfüllen bestimmter Nebenaufgaben individuelle Highend-Waffen zu finden. Auch die Ladezeiten fallen erneut recht kurz aus, während das komfortable Speichersystem auch wieder Quicksaves während laufender Schlachten erlaubt. 360-User dürfen gegen Bezahlung sogar zusätzliche Pferde und Unteroffiziere downloaden, sich in Online-Ranglisten verewigen sowie ihren Gamerscore anheben. Der eintönige Spielverlauf wird dadurch aber auch nicht abwechslungsreicher.     

Fazit

Nach den Dynasty Warriors scheinen nun auch die Samurai Warriors im exzessiven Update-Wahn zu versinken. Es gibt zwar ein paar Erweiterungen, aber im Grund genommen nichts, was ihr nicht schon in gleicher oder ähnlicher Form aus einem der zahllosen anderen Warriors-Spiele kennt. Lediglich das durchaus unterhaltsame, aber leider nicht online spielbare Sugoroku-Brettspiel sticht positiv aus dem immer gleichen Hack'n'Slay-Einerlei heraus. Zudem hat Koei der 360-Fassung erstmals einen Online-Modus spendiert, der ist aber kaum der Rede wert, da ihr auch dort nur gegen harmlose KI-Gegner antreten könnt - sofern ihr überhaupt einen Gegenspieler bzw. funktionstüchtigen Server findet... Doch selbst offline könnt ihr nur noch kooperativ ans Werk gehen - sämtliche Versus-Komponenten wurden nämlich gestrichen. Und auch technisch haben die Samuraikrieger kaum Fortschritte gemacht: Auf der PS2 flimmerts teils gewaltig, die 360-Fassung sieht aus wie ein hochskaliertes Xbox-Spiel und am PC nerven fehlerhaftes Anti-Aliasing und niedrige Maximalauflösung. Hinzu kommt eine extrem miese US-Synchro, keinerlei Lokalisierung und eine quasi nicht existente Truppen-KI - da erhält selbst der günstige Preis einen äußerst bitteren Beigeschmack. Wenn das so weiter geht, wäre Harakiri wohl die beste Lösung für den längst im Mittelmaß versunkenen und zunehmend uninspiriert wirkenden Metzel-Oldie, der nach zwei Jahren Wartezeit sogar die Frechheit besitzt mit noch mehr Mängeln und ohne jegliche Verbesserungen ein PC-Comeback zu wagen...

Pro

solides Koop-Angebot
motivierende RPG-Elemente+ spaßiges Multiplayer-Brettspiel
unkompliziertes Massenmetzeln

Kontra

miese Kamera
kaum Neuerungen
durchwachsene KI
antiquierte Technik
eintöniger Spielverlauf

Wertung

360

Einfältige Metzelorgie mit Brettspielüberraschung und Online-Reinfall.

PC

Zwei Jahre Wartezeit für veraltete Technik und haarsträubende Bugs.

PlayStation2

Flimmerndes und ruckelndes 08/15-Gemetzel mit Brettspielbonus.

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