SBK-07: Superbike World Championship23.05.2007, Michael Krosta
SBK-07: Superbike World Championship

Im Test:

Die Racing-Spezialisten von Milestone sind fleißig: Nach SCAR, Evolution GT und der Superbikes Riding Challenge erwartet euch mit Superbike World Championship 07 das vierte Rennspiel in nur zwei Jahren. Setzen die Italiener mittlerweile mehr auf Quantität statt Qualität?

Leichter Einstieg

Motorrad-Rennspiele sind immer so eine Sache: Ist man als virtueller Raser meist in vierrädrigen Geschossen unterwegs, fällt die Umstellung vom Schalensitz auf den Sattel nicht leicht und man findet sich mehr neben als auf der Strecke wieder. In Superbike World Championship 07 passiert euch das nicht - selbst wenn ihr zum ersten Mal ein Zweirad mit dem Joypad bzw. der PSP über bekannte Pisten wie Donington, Assen oder Monza dirigiert. Der Schlüssel zum Biker-Glück liegt im Arcademodus, den ihr in den Steuerungsoptionen aktiviert. Mit Fahrhilfen wie der Traktionskontrolle bis hin zu einem Bremsassistenten halten auch Anfänger die lizenzierten PS-Monster von Ducati bis Yamaha unter Kontrolle - egal, ob ihr in einem schnellen Rennen, Zeitfahren, einem Rennwochenende inklusive aller Trainings- und Qualifikationsläufe oder der kompletten Meisterschaft mit ihren zwölf Kursen (die PSP-Fassung bietet seltsamerweise nur zehn Strecken) an den Start

In der Cockpit-Perspektive kommt das Geschwindigkeitsgefühl am besten rüber.
geht. Zusätzlich warten im Challenge-Modus weitere Herausforderungen auf euch, in denen ihr z.B. an Checkpoints ein bestimmtes Mindesttempo auf den Tacho zaubern oder Duelle gegen Profis gewinnen müsst.

Schwerer Umstieg

Entscheidet ihr euch für das Simulations-Handling, werdet ihr euer rasengrünes und dreckbraunes Wunder erleben: Schon beim Start haltet ihr das Biest unter eurem Hintern kaum im Zaum, wenn bei einem zu euphorischen Betätigen des Gaszugs die Hinterreifen vergeblich nach Grip suchen und sich die Nase hebt, weil ihr die manuelle Gewichtsverlagerung vernachlässigt habt. Noch schlimmer wird es vor der ersten Kurve, denn die Bremsen scheinen das Motorrad kaum langsamer zu machen. Stattdessen müsst ihr euch mit einem ausschlagenden Heck herumschlagen, das meist nur die Vorstufe zum anschließenden Sturz darstellt. Habt ihr in den Optionen den Schaden aktiviert, ist ein Rennen - sofern man es überhaupt so nennen kann - schnell vorbei. Auf Wunsch trägt sogar euer Fahrer Verletzungen davon, was mindestens genau so schnell zu einem Totalausfall führt. Zum Glück müsst ihr euch nicht strikt auf Arcade oder Simulation festlegen, sondern

Auf der PSP wurde das Starterfeld zwar leicht gekürzt, aber auch hier herrscht noch viel Verkehr auf den Pisten.
entscheidet in einer dritten Möglichkeit selbst, welche (Fahr-)Hilfen oder Features wie Reifenverbrauch ihr aktivieren wollt. So tastet ihr euch langsam an den harten Rennalltag auf zwei Rädern heran...

Mit Gefühl

Doch Motorrad-Profis haben es nicht leicht in dieser Superbike-Weltmeisterschaft. Der Schwierigkeitsgrad an sich ist dabei das kleinere Problem - immerhin wird es Simulations-Puristen freuen,

Gameplay-Videos

Challengesich mit einem derart fordernden Fahrverhalten auseinandersetzen zu müssen. Doch bei einem Motorrad-Rennspiel mit solchen Anforderungen ist eine gut funktionierende Analog-Steuerung die Grundvoraussetzung, sich auf den Maschinen wohl zu fühlen. Leider kann der Milestone-Racer genau das nicht erfüllen, was jedoch weniger am Spiel als viel mehr am PS2-Controller liegt, dem für ein feinfühliges Beschleunigen und Abbremsen die entsprechenden Trigger fehlen, die das PS3-Pad z.B. bietet. Hier habt ihr ständig das Gefühl, mit einer digitalen Steuerung unterwegs zu sein - egal, ob ihr klassisch die Actionknöpfe oder Schultertasten mit den Funktionen belegt. Zwar werden auch Erstere beim PS2-Pad analog abgefragt, doch bieten sie zu wenig Spielraum. Die Folge: Vor allem beim Bremsen geht ihr automatisch voll in die Eisen, was euren fahrbaren Untersatz mit wackelnden

Zu starkes Bremsen führt unter Simulationsbedingungen schnell zum Sturz.
Hinterrädern sehr instabil werden lässt. Besser wurde die Steuerung auf der PSP gelöst, da sich die Motorräder hier auch im Simulationsmodus kontrolliert abbremsen lassen.

Viele Bikes, wenig Augenschmaus

Wenn ihr mit über 200 km/h über die Geraden heizt und zum Überholmanöver ansetzt, überkommt euch ein zwiespältiges Gefühl: Auf der einen Seite überzeugt die Geschwindigkeit - vor allem in der Cockpit-Perspektive geht richtig die Post ab, auch wenn diese bei Lenkbewegungen etwas zu nervös reagiert. Auch die Animationen der Biker macht sowohl auf dem Motorrad als auch bei den Stürzen eine gute Figur. Auf der anderen Seite würdet ihr vor Enttäuschung am liebsten aus der Biker-Kluft springen, wenn ihr euren Blick vom Asphalt zu den Kulissen wandern lasst. Diese bieten kaum Details und wirken entsprechend altbacken. Doch das ist wohl der Preis, den man auf einer PS2 zahlen muss, wenn man ein Fahrerfeld von 22 Teilnehmern realisieren will. Hier sollte sich Polyphonys Tourist Trophy mit seinen mageren zwei KI-Fahrern für einen möglichen Nachfolger eine dicke Scheibe abschneiden. Auf den PSP-Pisten tummeln sich immerhin noch 14 Motorräder, was für das Handheld aber ebenfalls eine respektable technische Leistung darstellt. Auch die Motoren können sich hören lassen - nur das Quietschen der Reifen wirkt arg aufgesetzt. Bevor ihr euch überhaupt auf die Maschine schwingt, müsst ihr allerdings nicht enden wollende Ladezeiten über euch ergehen lassen. Zwar werden diese mit Bildern der meist knapp bekleideten Boxen-Mädels überbrückt, doch gerade angesichts der detailarmen Grafik könnten die Daten sicher schneller in den Speicher geschaufelt werden. Doch nicht nur beim Ladebildschirm erwarten euch die Grid-Girls: Die Bilder der Damen lassen sich neben Strecken- und Fahrer-Impressionen nach Erfolgen freispielen. Im Multiplayer habt ihr leider nur wenige Möglichkeiten: Genau wie die vergangenen Rennspiele aus dem Hause Milestone bleiben auch die Superbikes offline, so dass ihr auf der PS2 lediglich in Splitscreen-Rennen mit maximal zwei Teilnehmern antreten dürft. Die PSP-Fassung erlaubt ebenfalls nur WiFi-Duelle - der Infrastruktur-Modus wird nicht unterstützt.

     

Fazit

Endlich hat Milestones der ewigen Wiederverwertung der in SCAR eingeführten und zuletzt in der Superbikes Riding Challenge ausgeschlachteten Rollenspielelemente und Strecken ein Ende bereitet und sich wieder auf alte Tugenden konzentriert: Echte GP-Strecken, alle Sessions vom Training bis zum Rennen und ein anpassbarer Schwierigkeitgrad. Trotzdem schafft es der aktuelle Superbike-Racer mit offizieller Lizenz, den vielen Modi und der Mischung aus Arcadespiel und Simulation nicht, an die Erfolge von damals anzuknüpfen. Abgesehen von der enttäuschenden Präsentation und den ewigen Ladezeiten ist vor allem das Handling unter Simulationsbedingungen eine Katastrophe. Ich habe nichts dagegen, wenn eine Simulation herausfordernd ist – das ist ja meist der Sinn der Sache. Wenn ich aber vor fast jeder Kurve von der Maschine stürze, weil ich Gas und Bremse nicht so dosieren kann, wie es nötig wäre, macht sich Frust breit und mir bleibt keine andere Wahl, als zähneknirschend wieder die Fahrhilfen zu aktivieren. Vielleicht hätte Milestone die gleichen Kompromisse der PSP-Fassung eingehen müssen, die sich deutlich gutmütiger steuert als die PS2-Vorlage. Schade ist zudem, dass sich der Mehrspielermodus lediglich auf Splitscreen- und an der PSP auf Adhoc-Rennen beschränkt. Insgesamt bleiben die Superbikes damit immer noch im oberen Mittelfeld, so dass Fans der Serie auf jeden Fall eine Testfahrt wagen sollten…

Pro

offizielle 2006er-Lizenz
hervorragendes Geschwindigkeitsgefühl
anpassbarer Schwierigkeitsgrad
Original-Strecken
gute Motorengeräusche
viele Spielmodi
großes Fahrerfeld

Kontra

ohne Fahrhilfen kaum kontrollierbar (PS2)
detailarme Kulissen
ewige Ladezeiten
schwacher Multiplayer-Modus
wenig Strecken

Wertung

PSP

Einsteigerfeundliche Zweirad-Raserei mit schwacher Präsentation aber guter Spielbarkeit.

PlayStation2

Einsteigerfreundliche Zweirad-Raserei. Im Simulationsmodus dagegen mit dem PS2-Controller kaum zu steuern.

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