Ben 10: Protector of Earth22.01.2008, Jan Wöbbeking
Ben 10: Protector of Earth

Im Test:

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Manchmal landet ein Testmuster in unserer Redaktion, das schon auf den ersten Blick nach belangloser Lizenz-Ware zu einer mehr oder weniger bekannten Zeichentrickserie aussieht. Doch hat man das Spiel erst einmal in die PS2 eingelegt, offenbart sich eine echte Perle, ein echter Überraschungshit, der euch das Pad gar nicht mehr aus der Hand legen lässt.

Action-Fest im Cel Shading-Gewand?

Genau zu dieser Gattung Spiel gehört die Zeichentrick-Versoftung »Ben 10« definitiv nicht. Bitte entschuldigt, dass ich euch aufs Glatteis geführt habe, aber mit dem Inhalt des besprochenen Spiels selbst hätte ich wohl kaum eure Aufmerksamkeit erregt. Wenn ihr nicht gerade Fan der Cartoon Network-Serie seid und den Bildschirm durch die rosarote Brille betrachtet, fällt

Feuerteufel »Inferno« behakt seine Feinde mit feurigem Atem und saugt den Weg versperrende Flammen in sich auf.
sofort die Mittelmäßigkeit des Lizenz-Kloppers ins Auge. Ben 10 ist keine waschechte Gurke, aber man hat alles schon dutzend mal in anderen Spielen gesehen, und zwar dutzend mal besser.

Im klassischen Double Dragon-Stil lauft ihr von links nach rechts über lieblos hingeklatschte Felsvorsprünge. Ihr prügelt euch mit Hauptfigur Ben durch Horden von Sparringspartnern mit der KI eines Einzellers. Bewegt ihr euch im Kreis, starten eure Gegner ein lustiges Ringelrein. Stellt ihr euch hinter einen dicken Felsen, vollführen sie allesamt einen missglückten Moonwalk, statt seitlich um den gar nicht mal so breiten Stein herum zu laufen. Sonderlich gefährlich werden sie auch in der Masse nicht, denn die drei Schwierigkeitsgrade orientieren sich an der jungen Zielgruppe des Vorbilds aus dem Fernsehen.

Viele Aliens, wenig Abwechslung

Immerhin ist die Story der Serie wie geschaffen für einen klassischen Level-Prügler. Die namengebende Hauptfigur Ben kann sich in diverse Aliens verwandeln, die allesamt unterschiedliche Stärken und Angriffe zu bieten haben und im Laufe des Spiels neue Kombos dazu lernen. Die einfach gehaltene Kampfsteuerung geht gut von der Hand. Ziel des Spiels ist übrigens, die gestohlenen Teile der Omnitrix zurückzuholen. Die Armbanduhr mit dem exotischen Namen ist es, die Ben die Gestalt eines kampfeslustigen Aliens verleiht. Nach und nach verwandelt ihr euch in immer mehr unterschiedliche außerirdische Wesen.

Vier Fäuste für ein Halleluja: Wo Griesgram »Krake« hinschlägt, wächst kein Kaktus mehr.
Der Kraftprotz »Krake« kann z.B. mit seinen vier Armen besonders stark zulangen und Felsbrocken auf seine Gegner schleudern. Egal ob in einer Holzkiste oder unter Fliesen - »Krake« reißt die Steinbrocken überall aus dem Boden. »Inferno« ist ein echter Feuerteufel. Er bearbeitet die minderbemittelten Gegnerscharen mittels eingebautem Flammenwerfer und gleitet lässig auf einem Feuerstrahl über die Angründe der sporadisch eingestreuten Jump'n'Run-Abschnitte. »XLR8« sprintet blitzschnell von einem Ort zum nächsten. Dadurch könnt ihr einen Schalter auslösen und rechtzeitig unter der zufallenden Tür hindurch huschen. Oder in der Nase bohren, ohne dass es jemand mitbekommt - darauf ist »XLR8« in einer der Zwischensequenzen besonders stolz. Oder aber ihr verwandelt euch zurück in »Krake« und hievt einen Steinblock auf einen Tür-Schalter. Abgesehen von solch offensichtlichen Pausenfüllern erwartet euch aber keine Denkarbeit - ihr könnt das Oberstübchen getrost in den Leerlauf schalten oder nebenbei ein Hörspiel laufen lassen.

Chefsache

Für eine willkommene Abwechslung im Dauergedresche sorgen die ansehnlich in Szene gesetzten Kämpfe gegen riesige Boss-Gegner. Wenn ein gewaltiges Insektenwesen auf den Boden kloppt, wackelt nicht nur die Kamera. Auch die zwei Rumble-Motoren des Dualshock-Controllers arbeiten viel in den richtigen Momenten, während angemessen pompöse Blechbläser die Action akustisch untermalen. Nachdem ihr die Schwachstelle des Ungetüms entdeckt habt, gilt es, sich schnell in Ben zurückzuverwandeln und in einem Quick-Time-Event zu bestehen. Drückt ihr die richtigen Knöpfchen, verwandelt sich euer Protagonist blitzschnell ins passende Alien, und nach ein paar Angriffen ist das Monster Geschichte.                

Fazit

Ein Held und viele kampfeslustige Aliens, in die er sich verwandeln kann - das klingt wie der klassische Stoff für schöne Action mit Knobeleinschlag. Leider dürft ihr die individuellen Fähigkeiten nur in der Schlacht und bei den simplen Rätseln einsetzen. Die Entwickler haben eine Menge Potential verschenkt, denn die Abfertigung der strohdummen Gegner ist in etwa so spannend wie Fließbandarbeit. Immerhin geht die Steuerung gut von der Hand und Fans der Serie erfreuen sich an einer dem Original ähnelnden Cel-Shading-Grafik. Die Hintergründe hätten allerdings etwas abwechslungsreicher ausfallen können und auch die detailarmen Texturen sind kein Augenschmaus. Löblich ist die Möglichkeit, dass jederzeit ein zweiter Mitspieler einsteigen und sich auch wieder ausklinken kann. Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad schon ziemlich niedrig, wenn ihr als Einzelkämpfer unterwegs seid. Investiert die 30 Euro lieber in ein anspruchsvolles Prügelspiel wie das mittlerweile zum Schnäppchenpreis erhältliche Viewtiful Joe 2.

Update zur Wii-Fassung vom 29. Februar 2008:

Bis auf ein paar Details gleicht die Wii-Umsetzung der PS2-Version wie ein Ei dem anderen. Neuerdings dürft ihr mit Fernbedienung und Nunchuk Gesten in unterschiedliche Richtungen ausführen. Doch wer will das schon, wenn man die gleichen Schläge auch viel präziser mit den Knöpfen auslösen kann? Unverständlich bleibt, warum das Spiel auch auf Nintendos aktueller Konsole mit nur rund 30 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm läuft. Es ruckelt zwar nichts, aber zumindest auf der Wii-Hardware wäre das deutlich augenfreundlicher möglich gewesen. Andererseits wirkt die Spielgeschwindigkeit einen Deut flotter als im PS2-Original. Spielerisch hat sich nichts geändert. Wer einen knackigen Level-Prügler sucht, wird also mit Ben 10 auch auf Wii nicht glücklich.

Pro

Kampfsteuerung geht gut von der Hand

Kontra

monotone und zu leichte Fließbandkämpfe
Gegner-KI auf dem Stand von 1985
stinklangweiliges Level-Design
überflüssige, weil viel zu einfache, Schalterrätsel
zwar stabile, aber durchgängig niedrige Bildrate
unscharfe Texturen
schnell durchgespielt

Wertung

Wii

Bis auf ein paar Details gleicht die Wii-Umsetzung der monotonen PS2-Prügelei wie ein Ei dem anderen.

PlayStation2

Monotone Fließband-Klopperei in öder Kulisse: »Ben 10« ist das klassische Beispiel für eine lieblose Lizenz-Versoftung.

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