Silent Hill 2 (2001)30.11.2001, Mathias Oertel
Silent Hill 2 (2001)

Im Test:

Auf der PSone war Silent Hill eigentlich das einzige Survival Horror-Spiel, das der Resident Evil-Serie Paroli bieten und die Spieler zahllose spannende und furcherregende Stunden vor den Bildschirm fesseln konnte. Mit der nächsten Konsolen-Generation lädt Konami wieder in das idyllische Silent Hill ein. Wir haben uns auf den verstörenden Weg gemacht und präsentieren Euch in unserem Test die Eindrücke aus der wohl furchterregendsten Spiel-Stadt aller Zeiten.

Auf der PSone war Silent Hill eigentlich das einzige Survival Horror-Spiel, das der Resident Evil-Serie Paroli bieten und die Spieler zahllose spannende und furcherregende Stunden vor den Bildschirm fesseln konnte. Mit der nächsten Konsolen-Generation lädt Konami wieder in das idyllische Silent Hill ein. Wir haben uns auf den verstörenden Weg gemacht und präsentieren Euch in unserem Test die Eindrücke aus der wohl furchterregendsten Spiel-Stadt aller Zeiten.

Zurück in die Stadt unserer (Alb-)Träume

Nachdem seine Frau Mary vor drei Jahren an einer schrecklichen Krankheit gestorben ist, kämpft James Sunderland jeden gottverdammten Tag, um sich selbst eine Daseinsberechtigung zu geben.

Doch ein Brief reißt James aus seiner depressiven Lethargie: Unterschrieben von seiner toten Frau, wird er zurück nach Silent Hill gebeten, wo er zusammen mit ihr eine idyllische Zeit verbracht hatte. Gefangen zwischen Logik und Gefühlen macht sicht James auf den Weg.

Einen Weg, der kein Zurück kennt und ihn den Verstand kosten kann...

Die Grenze der Belastbarkeit

Trotz der "2" im Namen ist Silent Hill 2 keine Fortsetzung. Die hevorragende Story läuft unabhängig vom ersten Teil und dank der neuen Charaktere brauchen Spieler keine Angst haben, irgendwelche Anspielungen auf den Vorgänger nicht zu verstehen.

Einzig der Standort ist gleichgeblieben, obgleich sich die Straßenzüge verändert haben und das allgemein zugängliche Gebiet massiv vergrößert wurde.

Nach dem hervorragenden Render-Intro, das nahtlos (!) in die Spielgrafik übergeht, befindet Ihr Euch mit James vor der Stadtgrenze Silent Hills.

Und schon nach den ersten Minuten wird eines klar: Die morbide Spannung, die auch in Teil 1 für schlaflose Nächte gesorgt hat wurde nahtlos in Silent Hill 2 übernommen und sogar noch ausgebaut. Dicker, wabernder Nebel umgibt Euch und sorgt für ein Gefühl der Klaustrophobie. Und die Geräusche, die ständig aus dem Nebel zu hören sind, vermitteln auch nicht gerade ein Gefühl der Sicherheit. Auch die Tatsache, dass Ihr anfangs keine Waffe mit Euch führt, ist nicht geeignet, um Herzfrequenz und Adrenalinspiegel zu senken.

Doch auch im späteren Verlauf des Spieles -wenn Ihr eine oder mehrere Waffen in Eurem Inventar habt- weicht Euch die Angst nicht von der Seite, wenn Ihr Euch in Silent Hill und seinen düsteren, verlassenen Straßenzügen umseht, um dort weitere Waffen und Items zu finden, die Euch näher an die Lösung des Rätsels um Mary bringen.

Natürlich sind -wie es sich für ein Survival Horror-Spiel gehört- auch zahlreiche denkintensive Puzzles integriert. Von Standard-Puzzles reicht die anspruchsvolle Palette über Einsammel-Rätsel bis hin zu einem interessanten Radio-Quiz, so dass neben guten Reflexen auch das Gehirn entsprechend gefordert wird.

Im Gegensatz zu manchen Genre-Kollegen sind die Rätsel äußerst homogen und logisch in den Spielverlauf eingebettet, so dass man nie das Gefühl hat, einem Rätsel nachzujagen, das eigentlich totaler Humbug ist (so nach dem Motto: unter dem dritten Stein von links findet Ihr die Kerze, die Ihr braucht, um das Schloss der zweiten Tür zu öffnen).

Zu schwierig gibt´s nicht

Wer Teil 1 gespielt hat, erinnert sich vielleicht auch an den teilweise horrenden Schwierigkeitsgrad der Rätsel.

Hier hat sich Konami eine wunderschöne Lösung einfallen lassen: Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel lässt sich in drei Stufen einstellen, wobei die mittlere Stufe eigentlich in Sachen Ausgewogenheit für "Normal"-Spieler absolut perfekt ist.

Auch in Punkto Gegner-Aufkommen und -Härte sind vier Abstufungen verfügbar, die von "eigentlich nicht vorhanden" bis "Todessehnsucht" reichen.

So können Spieler wirklich in jeder Hinsicht eine Einstellung finden, die ihren jeweiligen Fähigkeiten entspricht, wodurch der Frustfaktor auf einem absoluten Minimum gehalten wird.

Positiverweise wird der Storyverlauf durch die gewählten Schwierigkeitsgrade nicht beeinflusst.

Trotz des dicken Nebels und der immensen Größe der Stadt ist ein Verlaufen so gut wie unmöglich; dafür sorgt die sich ständig aktualisierende Karte. Kommt Ihr an eine Sackgasse, wird dies genau so markiert wie wichtige Orte, die Ihr noch besuchen müsst oder Plätze, die Ihr schon gesehen habt. Dank einer Quickmap-Taste braucht Ihr auch nicht extra über ein Pausenmenü die Karte umständlich aufrufen.

Überhaupt lässt die Steuerung keine Wünsche offen: Die weitreichenden Bewegungsmöglichkeiten (angreifen, laufen, Aktionen durchführen, Drehungen, zur Seite ausweichen usw.) lassen sich schnell und intuitiv erlernen und ausführen, so dass man sich auf das Spiel an sich konzentrieren kann.

Mit einer ungefähren Spieldauer von 15 bis 20 Stunden ist der Aufenthalt in Silent Hill recht umfangreich gestaltet und bietet zudem durch verschiedene Endsequenzen genügend Motivation, noch mal den Mut aufzubringen, sich in Silent Hill zum Überleben zu zwingen.

Spannung pur

Während man sich z.B. bei der Resident Evil-Serie schnell an die Atmosphäre und auch den Gore-Faktor gewöhnt hat, kommt man bei Silent Hill 2 nicht zur Ruhe: Der dichte Nebel sorgt für Angstzustände; die Story überrascht immer wieder mit unerwarteten Wendungen; das Rauschen aus dem Radio, welches einen Gegner in der Nähe signalisiert, tut ein Übriges, um die immense Spannung auf den Höhepunkt zu treiben.

Obwohl die Spannung hauptsächlich auf eine unterbewusste, stark auf innerlich ablaufende Urängste ausgehende Art und Weise erzeugt wird, ist natürlich auch visueller Horror vorhanden - und das nicht zu knapp. Schockierende Cut-Scenes (bei denen man manchmal nicht genau sagen kann, ob sie gerendert sind oder nicht) verschieben die Grenze zur Realität.

Die teilweise übelst missgestalteten, surrealen Gegner könnten einem Buch von Clive Barker entsprungen sein und sorgen für schlaflose Nächte.

Bis zum Hals im Nebel

Die Grafik-Abteilung von Konami hat ganze Arbeit geleistet, um die Atmosphäre des Spieles zu unterstützen: Der sich ständig verändernde und bewegende Nebel ist grafisch eine Augenweide und hinterlässt auch nicht das Gefühl, dass er so dick ist, um irgendwelche Grafik-Mängel zu verschleiern.

Das Echtzeit-berechnete Silent Hill an sich durchdringt den Nebel mit seinen düsteren depressiven Gebäuden und Plätzen, die eine abwechslungsreiche Texturvielfalt bieten.

Die Innenräume sind meistens erschreckend verlassen, einzig die zahlreichen detaillierten Möbel und die immer wieder ins Auge springenden Blutlachen geben verschwommene Auskunft über die Ereignisse, die hier passiert sein mögen.

Das Design der surrealen Monstergegner ist erschreckend, abwechslungsreich und in einigen Momenten absolut verstörend. Doch man kann und will den Blick einfach nicht vom Bildschirm weg bewegen.

Sonst würde man auch die guten Animationen verpassen, die ihr Übriges tun, um Euch angstvoll vor die Konsole zu bannen.

Natürlich darf die Hauptfigur grafisch nicht hinter diesem von Monstern gesetzten Standard zurückbleiben: Ebenfalls detailliert designt und in jeder Lage flüssig animiert setzt James Sunderland starke Akzente.

Auch die verschiedenen Gore- und Lichteffekte (allen voran James´ Taschenlampe) sind prächtig gelungen, werden jedoch durch die aufwändigen Rendersequenzen, die immer wieder nahtlos in die Spielgrafik eingebaut werden und genauso nahtlos wieder zurückführen, locker in den Schatten gestellt: Obwohl natürlich vom Stil her nicht direkt vergleichbar, lassen die Grafikkünstler Konamis sogar die Kollegen von Capcom und Square hinter sich.

Die Kameraführung ist außerordentlich gut gelungen: Obwohl man bei Silent Hill 2 durch eine Echtzeit-Umgebung läuft, sorgt die im Filmstil ständig wechselnde Kamera in den meisten Fällen für einen optimalen Überblick.

Und sollte tatsächlich mal einen Moment lang die Übersicht verschwinden, könnt Ihr die Kamera manuell in eine bessere Position bringen - danke Konami!

Das Grauen ist um uns

Während die Grafik schon einiges zur Atmosphäre beiträgt, sorgt die Soundkulisse erst richtig für Gänsehaut.

Dank eines speziellen Soundystems wird mit normalen Stereo-Lautsprechern ein Surround-Sound simuliert, der den Spieler im wahrsten Sinne des Wortes einschließt.

So kommt man auch ohne teure Surround-Anlage in den Genuß der lippensynchronen, hervorragenden Sprachausgabe und der hervorragenden, stimmigen Hintergrundgeräusche.

Schreie im Nebel, klappernde Metallbehälter, schlagende Türen usw. lassen einen gar nicht bemerken, dass die ausgesprochen gute Musik, die während der selbstauflaufenden Demo am Anfang zu hören ist, das einzige musikalische Intermezzo darstellt und nicht weiter im Spiel auftaucht.

Ist auch nicht nötig, denn eventuell würde eine noch so sorgsam ausgewählte Musik nur die grandiose Spannung zerstören.

Pro

  • fantastische filmreife Atmosphäre
  • durchgehende Gänsehautspannung
  • überraschende Story
  • nahtlose Übergänge zwischen Rendervideos und Spielgrafik
  • exzellentes Auto-Mapping
  • variabler Schwierigkeitsgrad
  • gute Steuerung
  • intelligente Rätsel
  • feine Grafik ohne Clippings oder Pop-Ups
  • bedrückende Sound-Kulisse
  • verschiedene Endsequenzen
  • Kontra

  • trotz manueller Kamera in Ausnahmefällen unglückliche Ansicht
  • geschickt kaschierter linearer Spielablauf
  • keine Musik im Spiel
  • keine wesentlichen Neuerungen zu Teil 1
  • Vergleichbar mit:

    <4PCODE cmd=DGFLink;name=Silent Hill;id=577>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Resident Evil Code: Veronica X;id=1571>

    Fazit

    Silent Hill 2 ist nichts für schwache Nerven. Die bedrückende und häufig surreale Atmosphäre, welche durch die schöne Story, absolut stimmige Grafik und einen hervorragenden Sound geschaffen wird, dürfte empfindliche Spieler bis in die Träume hinein verfolgen.
    Die Symphonie aus Spannung, Angst und Psychoterror wird nur durch die expliziten Gore-Szenen aufgelockert, die aber im Vergleich zu manchem Kollegen eher im Hintergrund stehen. Die leichten Modifaktionen an der Genre-üblichen Steuerungsmechanik kommen weder dem Spiel noch dem Spieler in die Quere und könnten sich als wegbereitend herausstellen.
    Wer ein Spiel sucht, das die Grenzen zwischen virtueller Realität und Fiktion verschwimmen lässt, ist bei Silent Hill genau so gut aufgehoben wie all die Spieler, denen die ewigen Zombie-Jagden in und um Raccoon City schon lange keinen Schreck mehr eingejagt haben. Auch wenn es in Silent Hill 2 nur wenig Neuerungen gibt, stellt Konamis Tour de Force mit einer überzeugenden Mischung aus Rätseln, Spannung, Action und viel viel Gänsehaut die neue Referenz dar.
    Also los: Kaufen, Vorhänge zu, Lichter verdunkeln und dann ab nach Silent Hill. Hoffentlich kommt Ihr zurück...

    Wertung

    PlayStation2

    0
    Kommentare

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    Hiri

    Fand die ersten beiden Silent Hill Teile auch am stärksten, das beste was das Survival Horror Genre je rausgebracht hat.Tiefe Charaktere und Story, Psychologischer und intelligenter Horror, Knackige Rätsel, einzigartige Kreaturen und ein Setting das atmosphärischer und abgedrehter nicht sein könnte. Nicht zu vergessen der Hammer Soundtrack.

    Rückblickend saßen da Voll-Profis am Werk die mit Liebe zum Detail gearbeitet haben...
    Teil 1 vielleicht noch nicht so sehr, aber Sillent Hill 2 ist bis heute unerreicht. Ein Meisterwerk.

    vor 2 Jahren