Commandos 2: Men of Courage26.09.2002, Jens Bischoff
Commandos 2: Men of Courage

Im Test:

Ein Jahr nach dem erfolgreichen PC-Original wagt sich Eidos Interactive nun endlich auch mit den Konsolenumsetzungen von Commandos 2: Men of Courage (ab 33,99€ bei kaufen) auf den Markt. Den Anfang macht dabei die PS2-Fassung. Ohne Maus und Tastatur im Marschgepäck, müssen Sony-Strategen Ihre neunköpfige Spezialeinheit allerdings lediglich mit einem Joypad bewaffnet durch nach wie vor extrem anspruchsvolle Einsätze gegen das Dritte Reich und dessen Verbündete dirigieren.

Spezialisten unter sich

Euer Abenteuer beginnt mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Allerdings kämpft Ihr nicht als Soldat an der Front, sondern operiert verdeckt hinter feindlichen Linien, um dem Gegner dort, wo er es am wenigsten erwartet, kritischen Schaden zuzufügen. Dass das nicht mit einem schwer bewaffneten Bataillon, sondern nur mit speziell ausgebildeten Einzelkämpfern möglich ist, versteht sich von selbst.

Je nach Auftrag stehen Euch bis zu neun Team-Mitglieder zur Verfügung: Nahkampfexperte Jack O´Hara, Sprengstoffspezialist Thomas Hancock, Taucher James Blackwood, Fahrer Samuel Brooklyn, Spion Rene Duchamp, Scharfschütze Francis Woolridge, Dieb Paul Toledo, Agentin Natasha Nikochevski und Bullterrier Whiskey.

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Nur nicht auffallen

Da jedes Team-Mitglied über einzigartige Fähigkeiten verfügt, ist taktische Planung und genau abgestimmte Zusammenarbeit bei den überaus komplexen Einsätzen, die Euch erwarten, das A und O. So kann der Verlust nur eines Mannes bereits das Scheitern des ganzen Auftrags bedeuten. Draufgängerische Alleingänge und offene Feuergefechte bringen daher nur selten den gewünschten Erfolg.

Ganz im Gegenteil: Je lautloser Ihr vorgeht und je länger Euer Handeln unentdeckt bleibt, umso eher erreicht Ihr Euer jeweiliges Missionsziel. Schließlich ist Euch der Gegner zahlenmäßig meist haushoch überlegen und zudem alles andere als dämlich. So kann die kleinste Unachtsamkeit schon ausreichen, um Eure Deckung auffliegen und die Alarmglocken läuten zu lassen.

Survival-Training für Profis

Der allgemeine Schwierigkeitsgrad ist bereits auf der niedrigsten Stufe so anspruchsvoll, dass der Tod Euer ständiger Begleiter ist. Um diesem zu entgehen, könnt Ihr zwar die Sichtkegel jedes feindlichen Soldaten einsehen, durch Türen und Fenster spähen, von Deckung zu Deckung robben, Gegner von ihren Posten weglocken, überwältigte Wachen verschwinden lassen, Euch in gegnerische Uniformen zwängen oder facettenreiche Ablenkungsmanöver initiieren, aber überall und jederzeit Speichern zu können, bleibt wohl Eure effektivste Waffe im Kampf gegen Wehrmacht und japanische Armee.

Als Einsatzorte dienen nämlich nicht nur Nazi-Hochburgen und deutsche Besatzungsgebiete in Zentral- und Nordeuropa, sondern auch von den Japanern kontrollierte Pazifikinseln und Küstenregionen in Südostasien. Neben den zehn, teils überaus komplexen Hauptmissionen, erwarten Euch auch zwei noch relativ harmlose Testeinsätze sowie zehn freischaltbare Bonusmissionen und ein existentielles Gameplay-Tutorial, ohne das Ihr definitiv auf verlorenem Posten steht, denn neben dem bereits erwähnten Schwierigkeitsgrad hat es auch die Steuerung in sich.

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Kontrolle schwer gemacht

Statt mit Maus und Tastatur müsst Ihr nämlich alle Aktionen mit dem Joypad ausführen. Daher hat man die Point&Click-Steuerung des PC-Originals komplett über Bord geworfen und Ihr dürft Eure Team-Mitglieder nun direkt mit dem linken Analog-Stick bewegen, was prinzipiell hervorragend funktioniert. Doch Bewegen alleine reicht natürlich nicht aus, um die jeweiligen Aufgaben erfolgreich zu meistern. Und hier fängt es an, kompliziert zu werden: Zwar reicht bei manchen Aktionen wie Aufstehen, Hinlegen, Öffnen oder Untersuchen ein einfacher Knopfdruck aus, um die gewünschte Handlung auszuführen, aber bei den meisten Aktionen müsst Ihr erst entsprechende Modi aktivieren, passende Menü-Icons anwählen oder verschiedene Umschalttasten gedrückt halten.

Bis man alle Steuerfinessen perfekt im Griff hat, vergeht jedenfalls eine Menge Zeit und selbst wenn man genau weiß, was zu tun ist, verstreichen bei der Ausführung immer noch wertvolle Sekunden, die über Erfolg und Niederlage entscheiden können. Bei einem Echtzeit-Strategiespiel, wo der Feind gnadenlos weiter agiert, während Ihr mit irgendwelchen Auswahlmenüs beschäftigt seid, ein gravierendes Manko, das von technischen Unzulänglichkeiten sogar noch verschlimmert wird.

Technische Gradwanderung

Grafisch scheint die PS2 mit der Darstellung der an sich detailverliebten Szenarien nämlich ziemlich überfordert zu sein. Dabei ist die TV-bedingt niedrigere Auflösung mit sichteinschränkenden PAL-Balken und verpixelten Close-Ups noch das kleinste Problem. Sobald Ihr jedoch zwischen Charakteren, die sich an unterschiedlichen Orten aufhalten, wechselt, die Perspektive rotieren lasst, die Zoom-Stufe ändert oder durch ein Fenster bzw. Schlüsselloch blickt, vergehen teils mehrere Sekunden bis der Bildschirm aktualisiert wird -Zeit, in der viel passieren kann, ohne dass man eine Möglichkeit hat, darauf zu reagieren.

Selbst wenn man den Bildausschnitt nur scrollt, machen einem technische Einschränkungen das Leben schwer. Neben Slowdowns, Ruckleleinlagen und Soundhängern taucht die Spielumgebung bei größeren Distanzen auch erst langsam aus einem schwarzen Nebel auf, während andere Teile wieder darin verschwinden. Daher kommt es zu vielen unnötigen Verzögerungen, unter denen das Original nicht zu leiden hatte. Kompromisslos gut sind hingegen die zahlreichen Animationen, die abwechslungsreichen Locations sowie die akustische Untermalung.

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Nervliche Belastungsprobe

Neben der erstklassigen deutschen Sprachausgabe können auch Soundtrack und Effekte überzeugen. Vor allem die interaktive orchestrale Musikuntermalung sorgt für gepflegte Anspannung und zusätzlichen Nervenkitzel bei Euren Einsätzen. Eine nervliche Belastung ganz anderer Art sind hingegen die meist endlos erscheinenden Ladezeiten, wenn man nach einem folgenschweren Fauxpas einen zuvor gespeicherten Spielstand von der Memory Card reaktiviert oder eine neue Mission startet. Durch die zahlreichen Neuanfänge und Spielstandwiederherstellungen, die Euch aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades wohl kaum erspart bleiben, eine äußerst lästige Geduldsprobe.

Auf die Stimmung kann dem einen oder anderen aber auch die entschärfte deutsche Version des Spiels drücken. Und das nicht aufgrund fehlender Nazi-Symbolik oder mangels Blutdarstellung, sondern weil sich getötete Gegner stets auf wundersame Weise in geradezu lächerlich wirkende Mehlsäcke verwandeln und es nach einem Bombenattentat oft aussieht, als wäre ein Getreidelager in die Luft geflogen. Na ja, was tut man nicht alles, um einer Indizierung zu entgehen - auch wenn ein paar Leichen sicherlich weniger anstößig gewesen wären als die ungeschönt vorausgehenden Meuchel- und Sterbeanimationen.

Fazit


Wie bei so vielen Konsolen-Konvertierungen von Echtzeitstrategiespielen aus dem PC-Bereich verliert auch Commandos 2 durch grafische und steuerungstechnische Kompromisse teils erheblich an Glanz und Bedienungskomfort auf der PS2. Zu umständlich und zeitraubend ist die Aktionswahl über Pop-Up-Menüs via Joypad, während das Geschehen auf dem Bildschirm munter weiterläuft. Zu unausgereift ist die Grafik-Engine, wo selbst das Rotieren oder Zoomen des Bildausschnitts zur Qual wird – von den endlosen Ladezeiten ganz zu schweigen. Wer mit solch teils gravierenden technischen Mankos leben kann, wird zwar nach wie vor mit einem erstklassigen, wenn auch höllisch schweren Genre-Leckerbissen belohnt, gegenüber dem PC-Original fällt das PS2-Commandos allerdings deutlich ab.

Pro

<li>tolle Animationen</li><li>detailverliebte Szenarien</li><li>facettenreiches Gameplay</li><li>Speichern jederzeit möglich</li><li>neun individuelle Charaktere</li><li>zehn anspruchsvolle Einsätze</li><li>unterschiedliche Lösungswege</li><li>abwechslungsreiche Locations</li><li>atmosphärische Soundkulisse</li><li>hervorragende Synchronsprecher</li>

Kontra

<li>PAL-Balken</li><li>nervige Ladezeiten</li><li>optische Schwächen</li><li>überladene Steuerung</li><li>entschärfte deutsche Version</li><li>extrem hoher Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

PlayStation2

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