Vorschau:
Blutige Vergangenheit
Die Story spielte in Mortal Kombat noch nie eine allzu große Rolle – das war in den beiden Filmen sowie der Fernsehserie »Mortal Kombat Conquest« auch nicht viel anders. Warum Bewährtes ändern, dachten sich wohl die Entwickler, und zogen sich erneut eine Geschichte aus der Nase: Die dreht sich um die neuerschaffene unheilige Allianz zwischen den Zauberern Shang Tsung und Quan Chi. Die beiden haben gemeinsam nicht nur den Outworld-Herrscher Shao Kahn, sondern auch der Erde mächtigsten Kämpfer und Mortal Kombat-Champion Liu Kang getötet. Ihr Plan ist es, eine unaufhaltbare Armee wiederzubeleben, und sich damit die Herrschaft über Erde und Outworld auf ewig zu sichern.
Das Ganze bekommt Ihr als wenig aufregendes Renderintro gezeigt, woraufhin sich die Frage stellt, warum das nicht besser in Spielgrafik dargestellt wurde – das hätte vermutlich besser ausgesehen. Gleich vorneweg übrigens auch eine kleine Beruhigung an Fans von Original-Versionen: die deutsche Fassung von Mortal Kombat: Deadly Alliance (ab 34,90€ bei kaufen) wird fast 100% identisch zur amerikanischen sein. Es wird lediglich ein bestimmtes Videos fehlen, welches Szenen aus einem beschlagnahmten Vorgänger zeigt.
__NEWCOL__Rote Brille
Die berüchtigten Prequels bezogen Ihren Reiz zum großen Teil aus der Tatsache, dass man digitalisierte Figuren aufeinander hetzte, und somit die Action relativ realistisch aussah. Erst mit der vierten Episode kam 3D-Grafik ins Spiel, die damals allerdings bestenfalls zweckmäßig war. Alles vergeben und vergessen, denn MK: DA sieht auf der PS2 schon jetzt unglaublich gut aus: detaillierte 3D-Modelle, fantastisch animiert, realistisch texturiert. Dazu protzen die Entwickler mit coolen Grafikspielereien wie fliegenden Partikeln, Glanz- und Spiegeleffekten, waberndem Nebel oder realistisch schwingenden Haaren. Vermutlich um einen Ausgleich zu schaffen (oder alten Traditionen treu zu bleiben), sehen dagegen beispielsweise Johnny Cages Feuerbälle sehr billig, oder das Blut schwer nach Plastik aus.
Diesen roten Saft werdet Ihr übrigens hektoliterweise zu Gesicht bekommen: nach jedem Treffer spritzt das Blut fontänenartig herum und hinterlässt rote Seen auf den Böden. Falls das zartbesaiteten Naturen zu sehr auf den Magen schlägt, lässt sich die sprudelnde Menge auch stufenweise runterregeln oder gleich ganz ausschalten.
Mehr Neues, mehr Gutes
Kenner der Serie werden beim Anblick der Kämpfer-Reihen wissend mit dem Kopf nicken: Johnny Cage, Sonya Blade, Kano, Rayden, Scorpion, Sub-Zero und Co. sind bekannt. Neu dazugekommen sind beispielsweise der blinde Kämpfer Kenshi oder die erstaunlich kraftvoll kämpfende Li Mei. Insgesamt habt Ihr die Wahl unter 21 Kriegern, von denen anfänglich aber nur zwölf wählbar sind. Die anderen müssen erst freigekauft werden – doch dazu später mehr.
War früher jede Figur auf einen Kampfstil beschränkt, so hat jetzt jede derer zwei, dazu kommt noch eine persönliche Waffe. Ihr könnt und sollt jederzeit zwischen diesen drei Kampfarten wechseln, da jede Ihre Stärken und Schwächen hat. Ihr dürft mittels einer Kombo sogar alle Kampfstile miteinander kombinieren, was natürlich fatale Folgen für den gebeutelten Gegner haben kann. Ganz besonders die Waffen haben im Vergleich zum vierten Teil stark an Bedeutung gewonnen, so dass Deadly Alliance sehr oft an Soul Calibur erinnert. Allerdings gibt es hier ein Feature, auf das Ihr beim Seelenschwert verzichten müsst: Mit geschicktem Timing könnt Ihr Euer Schwert oder Messer tief im Gegner vergraben, so dass es dort stecken bleibt. Damit habt Ihr zwar die Waffe für die Runde verloren, Euer Widersacher verblutet allerdings langsam; fies, aber sehr wirksam.
Natürlich wurde auch die Magie nicht vernachlässigt. Noch immer dürft Ihr mit Feuerbällen um Euch werfen, Elektroschocks verteilen oder Euch hoch in die Luft erheben – jeder Charakter hat mehrere dieser Special-Moves.
__NEWCOL__Finish Him!
Was Mortal Kombat schon immer mehr berüchtigt als berühmt gemacht hat, waren und sind natürlich die so genannten »Fatalities«: Jeder Kämpfer hat ein tödliches Manöver auf Lager, welches am Ende einer gewonnenen Partie nach dem berühmten »Finish Him!« angewendet werden darf. Ihr habt dann ein paar Sekunden Zeit, die richtige Tastenkombination einzugeben. Hat das funktioniert, verdüstert sich der Bildschirm, und der arme Gegner hat ein Problem: Je nach Fatality wird er seiner Innereien entledigt, verliert den Kopf auf unterschiedliche Art und Weise, kotzt sich die Seele aus dem Leib, bekommt selbige ausgesaugt, alle Knochen gebrochen oder verliert gar das komplette Skelett – alles natürlich unter heftigem Blut-Einsatz. Das ist nicht eben geschmacksneutral, wird aber derart überzogen dargestellt, dass es mehr lustig als eklig wirkt. Im Vergleich zu den teilweise arg überladenen Vorgängern gibt es nun nur noch einen Fatality pro Spieler – Babalities, Animalities, Friendship-Moves und dergleichen wurden dankbarerweise Opfer des Zuviel-des-Guten-Rotstifts.
Selbstverständlich müsst Ihr nicht zum Fatality greifen, um einen Kampf zu beenden, zumal es keinerlei Vergütung dafür gibt. Jede Figur hat etliche Kampfmanöver drauf, die sich zu langen Kombo-Reihen verlängern lassen. Außerdem könnt Ihr Angriffe abfangen und gleichzeitig zurückschlagen.
Alle Extras dieser Welt
Der Einsatz verschiedener Kampftechniken ist nicht die einzige Neuerung, die Deadly Alliance im Gepäck hat. Der so genannte »Konquest« erinnert an den aus Soul Calibur bekannten Missionsmodus: Euch erwarten insgesamt 218 in Gruppen unterteilte Herausforderungen, denen Ihr Euch nacheinander stellen müsst. Im Wesentlichen geht es darum, jeden Kämpfer genauer kennen zu lernen – mit jedem müsst Ihr zehn Aufgaben bestehen. Dieser Modus dient in erster Linie zum Training – Ihr lernt die Bewegungen Eurer Kämpfen, müsst Kombos ausführen und am Ende schließlich Euer Spiegelbild zu Klump hauen. Teilweise warten hundsgemeine Kombinationen auf Euch, aber der Schweiß lohnt sich. Denn für jede erfüllte Aufgabe bekommt Ihr eine bestimmte Menge »Koins«, die in sechs Varianten auftreten: Gold, Platin, Saphir und so weiter. Die benötigt Ihr auf dem vom Hauptmenü aus anwählbaren Friedhof, denn hier warten 676 (!!) Gräber, die jeweils mit bestimmten Koins geöffnet werden können, und allerhand Boni preisgeben: neue Kämpfer, Levels, Kostüme, mehr Koins, Bilder, Filme – oder manchmal auch gar nichts. Um alle Gräber leerzuräumen, benötigt Ihr schon eine Menge Zeit, und vor allem eine Menge Koins.
__NEWCOL__Get over here!
Falls es Euch nach schneller Action gelüstet, könnt Ihr natürlich auch zum bewährten Arcade-Modus greifen. Auch hier gibt es Koins abzustauben, außerdem kämpft Ihr Euch durch immer schwerere Gegner bis hin zu den finalen Widersachern Quan-Chi, Shang Tsung und deren Wachmonster Moloch. Wie schon im ersten Teil warten aller paar Runden Mini-Spielchen auf Euch: verschiedene Materialien (Bretter, Stein, etc.) zerschlagen und ein Konzentration forderndes Becher-Suchspiel.
Begleitet wird die Action stets von hektischer Musik und massig Effekten, die direkt aus einem Van-Damme-Film stammen könnten. Und nicht zu vergessen natürlich die Sprachausgabe, die neben allerlei Schreien, Grunzen und Stöhnen auch markige Sprüche zu bieten hat.
Ausblick
Mann, Mann, Mann - das geht vielleicht ab! Wer denkt, dass Mortal Kombat: Deadly Alliance ein dumpfes Prügelspiel von der Stange ist, soll sich noch nie so geirrt haben. Konquest-Modus, Koins und Extras-Overkill machen schon die Preview-Version kochend heiß, und es steht nicht zu erwarten, dass sich daran etwas ändern sollte. Steuerung, Grafik und vor allem die endlosen Kombo-Möglichkeiten versprechen ein Paradies für Prügelspielfans. Und die Hölle für Jugendschützer sowie Bluthasser – die Fatalities sind ebenso wenig jedermanns Sache wie der sturzbachmäßig auftretende rote Saft. Aber das hat schon immer genauso zu Mortal Kombat gehört wie Scorpions berühmtes »Get over here!«. Wer damit kein Problem hat, darf sich jetzt schon auf den Valentinstag freuen: Pralinen oder Mortal Kombat? Immer diese Entscheidungen..
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