Death by Degrees10.01.2005, Paul Kautz
Death by Degrees

Vorschau: Everybody's Kung-Fu fighting: Nina Williams, Tekken's Ein-Frau-Kampfmaschine hat endlich ihr eigenes Spiel - aber taugt es auch?

Nina Williams, toughe Killerbraut aus der Tekken-Serie, bekommt in Kürze ihr eigenes Action-Adventure spendiert: Eine Mischung aus Prügeleien, Geballer, Schleich- und Adventure-Einlagen. Leckerer Cocktail aus den besten Zutaten oder verbrannter Brei? Wir haben die Blondine für die Vorschau begleitet.

Die jungen Wilden

Death by Degrees (ab 39,90€ bei kaufen) spielt eine ganze Zeit vor dem ersten King of Ironfist-Tournament: Nina Williams ist ein junger, aber ausgesprochen tödlicher Hüpfer, der für eine geheime Operation eingespannt wird. Die Verbrecherorganisation »Kometa« ist im Besitz einer fiesen Waffe, und Nina ist genau die Agentin, die so was wiederbeschaffen kann. Also nimmt sie am Kometa-eigenen Prügel-Festival teil, gewinnt es souverän

Ihr seid nicht immer allein unterwegs - gelegentlich gesellt sich ein Prügelkumpel an eure Seite.
und will sich gerade entspannen, als ihre Tarnung auffliegt, und man sie für spätere Befragung in ihrer Kajüte auf dem Luxusdampfer »Amphitrite« einsperrt. All das erfahrt ihr aus einem extrem langen und technisch brillanten Renderintro, das selbst für Namco-Verhältnisse besticht.

Umso dramatischer der Schnitt in die Realität, wenn man als Nina (in einem etwas ungewöhnlichen Hausmädchen-Dress) aus der Kabine fliehen soll: Die Optik wirkt blass und farbarm, wenig detailliert und ungewöhnlich steril – speziell von Namco ist man weitaus Besseres als dröge Releasetitel-Atmosphäre gewohnt. Aber Grafik ist ja nicht alles, also durchsuchen wir das Zimmer auf eventuelle Beutestücke: Ihr könnt allerhand Items aufsammeln, die euch entweder nützliche Dienste erweisen (wie das Infrarotsichtgerät) oder einfach neue Informationen zukommen lassen. In dem Raum lernt ihr auch das verzwickte Speichersystem kennen: Der Spielstand wird nämlich nur an bestimmten Stationen gesichert, die ihr erstmal finden müsst. Dazu dient eine Antennenanzeige am oberen Bildschirmrand: Erwacht die zum Leben, ist ein Savepunkt nicht fern. Je mehr sich die Anzeige füllt, desto näher kommt ihr dem begehrten grünen Kreis – mit etwas Glück habt ihr ihn kurz darauf gewissermaßen ausgebuddelt. Mit etwas Pech rotiert ihr eine Zeit blind lang um den Punkt herum.

Anatomie für Fortgeschrittene

Den größten Teil des Spiels besteht ihr natürlich schlagend und tretend. Tekken-Kämpfer dürfen sich auf einige bekannte Moves wie die berüchtigten Multi-Level-Kicks freuen. Die Kontrolle basiert auf einer 360°-Steuerung mit den beiden Analogsticks – wie bei Rise to Honour oder dem hierzulande nie offiziell erschienenen Mark of Kri bewegt ihr Nina mit dem linken Stick, und drescht mit dem rechten zu. So kann sie in alle Richtungen draufloskämpfen, was natürlich von den Designern mit entsprechenden Gegneranhäufungen quittiert wurde. Anfangs drückt ihr wie wild in die einzelnen Richtungen, woraufhin Nina selbstständig kleinere Kombinationen vom Stapel lässt. Mit fortschreitender Spieldauer steigt ihr wie in einem Rollenspiel im Level auf,

Dank 360°-Kontrolle gebt ihr den Gegnern gleich gruppenweise Saures.
und dürft erworbene Skill-Punkte in neue Angriffsmanöver investieren. Allerdings gestaltet sich die Ausführung dieser zugegebenermaßen sehr ansehnlichen Moves als nicht gerade einfach – euch erwarten Kombinationen aus Schulterbuttons, Richtungsangaben mit dem Digitalkreuz und den L3/R3-Tasten!

Habt ihr von Ninas langen Beinen genug, locken die Waffen: Erledigte Gegner verlieren Pistolen, MGs, Schrotgewehre, Tonfas oder auch mal Samurai-Schwerter. Mit dieser Ausrüstung lassen sich nicht nur größere Gegnerschaften schnell über den Jordan schicken, das Spiel gewinnt außerdem neue ästhetische Qualitäten – wer den Film »Equilibrium« mit Christian Bale kennt, ist mit dem Begriff der »Gun Kata« vertraut. Ähnliches bekommt ihr hier von Nina zu sehen: Mit zwei Pistolen kämpft ihr euch in immer neuen Stellungen durch Gegnerhorden, dabei immer in andere Richtungen schießend – nicht ganz einfach auszuführen, aber sehr ansehnlich.

Falls ihr eher der Sam Fisher-Fraktion angehört, kommt euch Death by Degrees auch in diesem Bereich entgegen: Ninas Stöckelschuhen zum Trotz könnt ihr euch an viele Feinde heranschleichen, und sie lautlos von ihrem irdischen Dasein befreien. In diesem Modus kommt auch das vielgerühmte »Röntgen-Feature« zum Einsatz: Führt ihr bestimmte Manöver (wie den knirschenden Genickbruch) aus, zoomt die Kamera per Röntgenblick in das bedauernswerte Opfer hinein, und zeigt das Knacksen aus der Nahaufnahme.

Klamottenwechseln im Gemetzel

Trotz aller Prügel- und Ballerei ist Death by Degrees im Grunde ein Adventure: Ihr müsst Gegenstände finden, und sie an der richtigen Stelle benutzen, ihr sucht nach Zugangscodes oder Fingerabdrücken, 

Mit dem richtigen Gegenstand wird alles klar: Böse Laserstrahlen blockieren den Weg.
um in gesicherte Bereiche zu kommen. Dank der festen Kameraperspektiven erinnert das Geschehen oftmals auch an die Resident Evil-Serie, nur ohne Zombies. Diese Einstellungen bringen natürlich auch die bekannten Nachteile mit sich: Oftmals werdet ihr von im Weg stehenden Gegenständen verdeckt, die Gegner sehen euch lange, bevor ihr sie seht – und wenn Nina rennt, und die Kamera unerwartet schwenkt, ändert sich auch ihre Laufrichtung, woraufhin sie kurzzeitig in die falsche Richtung marschiert.

Um den Spielverlauf nicht zu monoton zu gestalten, werfen die die Entwickler immer wieder auflockernde Geschicklichkeitseinlagen ein: mal müsst ihr einen Kollegen mit den Scharfschützengewehr vor herannahenden Bösewichtern beschützen, mal wie Kollege Fisher an Rohren herumhangeln. Und wie es sich für Frauen gehört, hat natürlich auch Nina ihren Klamottenkoffer dabei: Das anfängliche Kostüm wandert schon bald in die Wäsche, später gibt es u.a. den bekannten lila Tekken-Catsuit.       

Ausblick

Ich habe mich auf Death by Degrees wirklich sehr gefreut, aber das bisherige Ergebnis ist ernüchternd: Blasse Grafik, die aus der PS2-Frühzeit stammen könnte, eine extrem fummelige und alles andere als intuitive Steuerung sowie massig spielerischer Leerlauf lassen mich an Namco zweifeln – ich kann und will einfach nicht glauben, dass die Jungs das derartig vermasseln, schließlich hat mich die Spieleschmiede bislang nie enttäuscht! Das Game bietet in der Theorie extrem viel, nur konnte der Spielspaßfunke bislang einfach nicht zünden: die oftmals unpassenden Kameraperspektiven, das krampfige Speichersystem und die fingerfeindlichen Kombos wirken einfach fehl am Platze. Selbst die zugegebenermaßen stylischen Moves, die saucoolen Renderfilme, das interessante Aufleveln und die abwechslungsreichen Aufgaben machen irgendwann keinen Spaß mehr, wenn der Rest des Games eher vom Spielen abhält. Für den März-Release hoffe ich das Beste, befürchte aber irgendwie das Schlimmste: dass das Spiel seinem Namen entspricht…

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.