Enthusia Professional Racing08.04.2005, Michael Krosta
Enthusia Professional Racing

Vorschau:

Unter dem Begriff Enthusiasmus versteht man eine leidenschaftliche Begeisterung für das, was man tut. So kommt auch der Name Enthusia Racing für Konamis Rennspiel-Hoffnung nicht von ungefähr, denn die Entwickler legen sich mit Herz und Seele gewaltig ins Zeug, um den PS2-Spielern das realistischste Racing-Vergnügen für ihre Konsole zu bescheren. Wir haben anhand einer Preview-Fassung erste Eindrücke vom Spiel gewonnen und können bereits jetzt feststellen: An Enthusiasmus mangelt es Konami sicher nicht!

Konkurrenz für GT4?

 

Gerade auf der PS2 ist die Konkurrenz im Rennspiel-Genre extrem hart - vor allem, wenn man ein möglichst realistisches Rennspiel entwickeln will. Da die Gran Turismo-Serie mit erstklassiger Fahrphysik und einem grandiosen Umfang alles in Grund und Boden fährt, müssen sich die Entwickler schon etwas Neues einfallen lassen, wenn sie auf dem heiß umkämpften

Neben modernen Flitzern finden sich auch echte Klassiker im Fuhrpark.
Markt eine Chance haben wollen. Mit Enthusia Racing geht Konami daher bewusst einen anderen Weg, weshalb der oft angestellte Vergleich zu Gran Turismo nur bedingt möglich ist. Zwar teilen beide Rennspiele das Streben nach einer möglichst realistischen Fahrphysik und schicken authentisch modellierte Original-Boliden diverser Wagenhersteller auf die Piste, doch entfalten sie das Gameplay auf deutlich unterschiedliche Art und Weise. Während bei Gran Turismo das Hauptaugenmerk dank zahlreicher Tuning-Optionen und Einstellungsmöglichkeiten eindeutig auf dem Auto liegt, setzt Enthusia Racing den Schwerpunkt auf die Performance und die Entwicklung des Fahrers und damit auf euch als Spieler.

 

Entwickelt euch zum Profi-Rennfahrer

 

Nach jedem Rennen gibt es für eure Fahrleistungen Punkte, die sowohl in euer Auto als auch die Driving Skills und in eine Gesamtbewertung einfließen. Eine besondere Bedeutung haben dabei die Ethnu-Points, von denen ihr pro Rennen nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung habt. Rammt ihr die anderen Wagen oder kommt von der Strecke ab, büßt ihr Punkte ein und müsst unter Umständen sogar das Rennen vorzeitig abbrechen oder auf die nächste Herausforderung verzichten. Je mehr ihr euch als Fahrer weiterentwickelt und auflevelt, desto mehr Ethnu-Points stehen euch zur Verfügung. Auch die Recovery-Rate nimmt stetig zu, so dass ihr nach einem erfolgreich absolvierten Rennen immer mehr der Punkte für die nächste Herausforderung gutgeschrieben bekommt. Dank dieses Systems werdet ihr genau wie beim Xbox-Überflieger Project Gotham Racing regelrecht zu einem guten Rennfahrer erzogen, der nicht durch Rempeleien und Abkürzungen, sondern durch fahrerisches Können glänzen muss. 

Knappe Duelle sorgen für Spannung.
Allerdings ist es etwas unfair, dass man auch bei gegnerischen Ramm-Aktionen unverschuldet Punkte abgezogen bekommt. Dieses Problem gab es schon damals bei MSR auf Segas Dreamcast und es bleibt zu hoffen, dass Konami bis zum Release das Punkteabzugsverfahren bei Kollisionen noch etwas verfeinert. Keinen Grund zur Klage gibt es dagegen bei der Fahrphysik, die dank der hervorragenden Steuerung bereits einen sehr guten Eindruck hinterlässt und Sonys Vorzeige-Rennspiel in fast nichts nachsteht. Vor allem ohne die zuschaltbaren Fahrhilfen seid ihr hinter dem Steuer gefordert, da die Wagen sehr schnell zum Ausbrechen neigen. Bei einem alten Mini mag das Driften durch die Kurven noch einfach zu kontrollieren sein, doch wenn ihr erst mal mehrere hundert PS bändigen müsst, ist viel Feingefühl gefragt.

 

Kein Tuning?

 

Geld oder Credits gibt es in der Welt von Enthusia Racing nicht, was aber auch nicht in das Spielkonzept passen würde. Daher könnt ihr euch am Anfang einfach eines von zunächst zwölf zur Auswahl stehenden Autos aussuchen. In der Garage werden diverse Einstellungen vorgenommen, die von der Fahrzeughöhe über Getriebe bis hin zum Differenzial reichen. Doch wo sind die Tuning-Optionen für leistungsstarke Motorupgrades, Bremsen, neue Reifenmischungen oder fette Endrohre? Leider werdet ihr solche Möglichkeiten bei Enthusia vergeblich suchen, was vor allem Tuning-Fetischisten enttäuschen dürfte.        

Genau wie der Fahrer mit den Skill-Points, werden auch die Autos bei entsprechend guten Leistungen in insgesamt zehn Stufen verbessert, wobei es Ausbaustufen in den Bereichen Power, Gewicht und Reifen gibt. Bestreitet ihr also viele Rennen in ein und demselben Wagen, erreicht dieser relativ schnell ein höheres Tuning-Level. Wollt ihr dagegen das Spiel mit einem anderen Wagen fortsetzen, startet ihr wieder beim Auto-Level 1 - es sei 

Mit PS-starken Rallye-Fahrzeugen geht es über staubige Pisten.
denn, ihr habt zuvor bereits Ausbaustufen mit dem entsprechenden Boliden freigespielt. Eine Garage wie in Gran Turismo gibt es nicht. Ihr legt euch aus dem gesamten Fuhrpark auf einen Renner fest und fahrt so lange mit ihm, wie ihr es wollt. Neue Autos gibt es per Zufallsgenerator nach einem Rennen – es kann aber auch passieren, dass ihr leer ausgeht.

Auf die Piste!

Unter den Strecken finden sich neben den extra für das Spiel designten Kursen auch einige echte Rennstrecken und Stadtparcours aus aller Welt. Liefert euch z.B. heiße Rennen durch Metropolen wie London und San Francisco oder spürt den Rausch der Geschwindigkeit auf dem berühmten Oval des Indianapolis Speedway. Selbst Ausflüge durch die staubigen Sanddünen einer Wüste und Rallye-Kurse sind mit von der Partie. Im Karrieremodus "Enthusia Life" werden die Streckenherausforderungen und Gegner automatisch vom Programm an eurer Skill-Level, das verwendete Auto und dessen Tuning-Level angepasst. Sitzt ihr z.B. gerade in einem VW Polo, dürft ihr am VW-Cup teilnehmen, während eine Convertible-Challenge auf die Teilnahme von Cabrio-Fahrern wartet. Um die maximal fünf Gegner besser einschätzen zu können, werden deren Wagen vor einem Rennen mit einem Leistungsindex versehen, wie wir es schon aus MSR kennen. Dabei hat man selbst gegen überlegene Gegner noch eine Gewinnchance. Während unserer Testfahrten kam es nicht vor, dass ein gegnerischer Wagen uneinholbar auf und davon raste, so wie wir es noch jüngst in GT4 erleben mussten. Schlagt ihr als Außenseiter vermeintlich stärkere Konkurrenten, bekommt ihr am Ende natürlich entsprechend mehr Punkte für eure Leistung. Ist eine bestimmte Gesamtpunktzahl erreicht, wird der Spieler für höhere Rennklassen zugelassen, in denen neue Strecken und Flitzer warten.

Tunnelblick

Die grafische Präsentation ist bereits jetzt sehr ordentlich, reicht aber nicht ganz an die Klasse von Gran Turismo 4 heran, was sich besonders gut an solchen Strecken erkennen lässt

Die DTM ist mit Modellen von Opel & Co ebenfalls gut vertreten.
, die in beiden Spielen enthalten sind (z.B. Tsukuba Circuit oder Nürburgring Nordschleife). Dennoch überzeugt die Kulisse auch hier mit vielen Details wie Lichtspiegelungen auf dem Asphalt, fliegenden Vögeln oder den gut modellierten Boliden. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit kommt man außerdem in den Genuss eines besonderen Effekts, bei dem das Bild seitlich zu verschwimmen beginnt und für ein echtes Tunnelblick-Feeling sorgt. Dabei läuft das Geschehen schon jetzt konstant flüssig über den Bildschirm, auch wenn die Grafik nicht viel weniger flimmert als beim Polyphony-Racer. Leider stehen mit jeweils einer Außen- und Innenansicht nur magere zwei Perspektiven zur Auswahl. In beiden kann jedoch auf Wunsch die VGS-Anzeige ausgeblendet werden, die dem Spieler die G-Kräfte verdeutlichen soll und wie schon bei GT4 eine nette Spielerei darstellt. Auf ein Schadensmodell und einen Onlinemodus müssen wir hingegen erneut verzichten – als Ausgleich dürfen aber zumindest Splitscreen-Rennen ausgetragen werden. Ansonsten gibt es noch die Modi Zeitrennen, Free Racing und Driving Revolution. Bei Letzterem handelt es sich um eine Art Fahrschule, zu der wir euch im Testbericht mehr verraten werden.

        

Ausblick

Mit Enthusia Professional Racing hat Konami ein ganz heißes Eisen im Feuer, das durch eine hervorragende Fahrphysik überzeugt und mit der unkonventionellen Herangehensweise frischen Wind ins Genre bringt. GT-verwöhnte Tuning-Fans werden dagegen nicht so viel Freude an dem Spiel haben, da der Fokus hier eindeutig auf der Entwicklung des Spielers als Rennfahrer und nicht in der Anschaffung immer neuer Leistungsupdates und Wagen liegt. Von daher richtet sich Enthusia eher an Spieler von Renn-Perlen wie Project Gotham Racing (2), setzt dabei jedoch voll auf ein anspruchsvolles, realistisches Fahrverhalten ohne Kompromisse einzugehen. Wir freuen uns jetzt schon auf die Testversion von Enthusia, das im Mai in den Läden stehen soll!

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