Clubs, Gesichter & Lizenzen:

Obwohl This is Football 2005 mit 17.000 Spielern, 32 Ligen und 27 Stadien protzt, hat EA in Sachen authentisches Umfeld den längeren Lizenz-Atem: Hier findet ihr alle originalen Namen und Trikots von Island bis zum Pazifik, von den Boca Juniors bis zum FC Groningen, und seid auch in Sachen Transfers fast auf dem neuesten Stand. Auch die Spielergesichter von Makaay, Ronaldo & Co wirken bei FIFA Football 2005 mit wenigen Ausnahmen (Wörns, Ewerthon) authentischer - selbst Schiri Markus Merk wurde klasse getroffen. Die deutsche Nationalmannschaft läuft in TIF hingegen mit teils fiktiven Namen auf…

TIF vs. FIFA: 0:1

Stadionkulisse & Fans:

Auch hier sichert sich FIFA den Sieg. EAs Kick ist eindrucksvoller, atmosphärisch dichter und ansehnlicher, obwohl sich immer noch viele akustische und optische Fehler wie falsch platzierte Gesänge (Deutschland-Rufe im italienischen Ligaspiel) oder hässliche Texturtapeten in Wiederholungen einschleichen. Aber das Drumherum auf Sonys Plätzen wirkt einfach fader und liebloser. Und egal ob man die Zuschauer vergleicht, die bei TIF als graue Masse enttäuschen, oder die Fangesänge als Maßstab nimmt: Wer auf originale Schlachtrufe und Kulisse steht, wird mit FIFA weitaus besser bedient. Vergleiche auch diese Partie:

4P|Stream: FIFA 2005: BVB vs. MILAN (Laufzeit: 5:01 Min.)

TIF vs. FIFA: 0:2

Kommentare:

Ein leidiges Thema bei Fußballspielen. FIFA setzt mit Florian König und Tom Bartels auf ein Team, das gegenüber dem Vorjahr aufgeholt hat und überraschend oft passende Statements abgibt.

Trotzdem enttäuschen die Sprecher spätestens nach drei Partien, da sie erstens fast jede gleich einführen, immer noch total abstruse Sätze (Tor des Jahrzehnts nach einem abgefälschten Glücksschuss; RW Essen als international agierendes Top-Team) von sich geben und viele Namen falsch aussprechen: Da ist nicht von Micoud, sondern "Mikut" die Rede; nicht von Koller, sondern "Kohler". Wir konnten bei TIF bisher nur den englischen Kommentar hören, der sachlich und fachlich korrekt daherkommt, aber ansonsten recht blass wirkt. Daher geben wir hier noch keinem der Spiele einen Punkt.

TIF vs. FIFA: 0:2

Animationen & Dribblings:

Obwohl TIF einige neue Bewegungsroutinen eingebaut hat, die für sich genommen gut aussehen, wirken die Animationen zu abgehackt, weil sie nicht harmonisch ineinander übergehen; ganz deutlich wird dies beim Zidane-Dreher oder angetäuschten Übersteigern. Außerdem sehen die Sprints mit Ball eher wie ein Gleiten im Staffel-Lauf aus - die Beine fliegen urkomisch zackig in die Höhe. FIFA überzeugt dagegen mit weitaus vielfältigeren und natürlicheren Bewegungen bei Dribblings, Pässen & Fouls. Vor allem die First Touch-Finten sind dank ihrer Brustweiterleitungen und Körpertäuschungen nicht nur ansehnlich, sondern auch ein spielerisch wertvoller Zusatz.

TIF vs. FIFA: 0:3  

Ballphysik & Schusstechnik:

Auch wenn sich FIFA in diesem Bereich gut verbessert hat, wirken die Schüsse -selbst aus der dritten Reihe- immer noch zu raketenhaft; man kann quasi aus dem Stand in jeder Lage explosiv abziehen. Dafür hat man die Flanken endlich so optimiert, dass man sie gefährlich in den Rückraum ziehen und leichter köpfen kann. TIF kann da in Sachen Schusstechnik trotz einiger schwerelos wirkender Lattenkracher fast mithalten, aber unterliegt, was die Flanken und die Kollisionsabfrage des Balles angeht: Zu oft hat man das Gefühl, dass der Ball einfach durch Spieler hindurchläuft. Er wirkt zudem viel zu leicht, wenn er auf die lange Reise geht.

TIF vs. FIFA: 0:4

Spielaufbau & Spielgefühl:

TIF wirkt im direkten Vergleich mit FIFA wie ein Turbokick - es ist verdammt schnell. Das hat zwei Nachteile: Erstens ist die Steuerung der Spieler schwieriger, da man sie nicht punktgenau unter Kontrolle hat; zweitens wirkt das Spiel einfach zu hektisch. Damit fühlt sich TIF eher wie ein rasanter Arcade-Kick an, bei dem es vor allem im Mittelfeld alle drei Sekunden hin- und hergeht. FIFA wird seinem Simulationsanspruch mit dem viel langsameren Tempo durchaus gerecht. Man muss das Spiel klug aufziehen, und hat mehr Zeit, um sich Chancen zu erarbeiten. Der Nachteil ist jedoch, dass dieser Aufbau oft zu pomadig wirkt, da fast jeder Kurzpass sicher ankommt und die Verteidiger zu langsam sind. Trotz der fehlenden Dynamik vermittelt FIFA ein wesentlich besseres und authentischeres Erlebnis als der rasante Konkurrent. Wer die beiden Spiele im direkten Vergleich erleben will, sollte sich unsere Streams anschauen:

4P|Stream: FIFA 2005: GER vs. BRASIL (Laufzeit: 4:43 Min.)

4P|Stream: TIF 2005: GER vs Brasil (Laufzeit: 13:45 Min.)

TIF vs. FIFA: 0:5

Pässe & eigene Offensiv-KI:

FIFA hat gegenüber dem Vorjahr deutlich an Offensivqualitäten gewonnen: Der flache Pass in die Tiefe wird besser antizipiert, lange Flankenwechsel sind komfortabler und auch das Kurzpass-Spiel flutscht jetzt viel besser - fast schon zu gut. Nur die hohen Pässe in die Tiefe sind leider recht uneffektiv, so dass Flankenläufe fast immer nach Kurzpass-Schema F eingeleitet werden. TIF kann hier gerade noch bei den kurzen Zuspielen und den flachen Pässen mithalten, aber alles, was hoch angesetzt wird, ist schwer zu timen und sieht wenig realistisch aus, da es die Schwere des Balles vermissen lässt. Und die Stürmer bewegen sich viel zu selten in den freien Raum. Da hilft es auch nicht mehr, dass man in TIF bewusst eine Schwalbe provozieren kann.

TIF vs. FIFA: 0:6

4P|Stream: Freistöße (Laufzeit: 1:07 Min.)

__NEWCOL__Tacklings & eigene Defensiv-KI:

Beide Spiele ermöglichen das Hinzuziehen eines zweiten Abwehrspielers. Beide Spiele bieten sowohl Grätschen als auch leichte Tacklings.

Aber beide Spiele wirken gerade hier noch unausgereift - EAs Kick hat besonderen Nachholbedarf: In FIFA stehen die Verteidiger einfach zu weit weg vom Mann, eine direkte Manndeckung lässt sich nicht einstellen und Pressing ist kaum wahrnehmbar. In TIF wirkt das ganze weniger lethargisch - auch aufgrund des schnelleren Spielablaufs. Außerdem steht die Abwehr näher am Mann, so dass man effektiv eingreifen kann. Aber auch hier rennt man aufgrund der hektischen Steuerung schon mal am Stürmer vorbei. Trotzdem geht dieser Punkt an TIF.

TIF vs. FIFA: 1:6

Standardsituationen:

FIFA bietet in diesem Bereich keine nennenswerten Änderungen gegenüber dem Vorjahr - das ist schade. Erstens wirken manche Freistöße immer noch zu raketenhaft und werden aus skurrilen Lagen aufs Tor gezimmert; man vermisst auch eine Meteranzeige. Und die Ecken konzentrieren sich immer noch auf Duelle, womit es an Dynamik im Strafraum fehlt. Einzig die Einwürfe sind jetzt wesentlich freier auszuführen, da man gezielt Spieler anwählen und in den freien Raum werfen kann. Und TIF? Hier wirken gerade die Ecken zwar dynamischer, aber in Sachen Einwürfe oder Freistöße wird nichts Innovatives geboten. Ausschlaggebend für den Punkt an EA ist letztlich, dass die Standards hier trotz ihrer Schwächen packender und interessanter inszeniert werden.

TIF vs. FIFA: 1:7

Besondere Boni:

Im Gegensatz zu NHL, NFL & Co wird FIFA von EA etwas stiefmütterlich behandelt. Es gibt weder kreative neue Trainingseinheiten noch Taktikvideos oder gezielte Übungen für die neue First Touch-Kontrolle. Vergleicht man das mit den hauseigenen US Sports-Titeln, ist das mager - auch, wenn der Managermodus und der Editor (4P|Stream: Spieler-Editor) aufgepeppt wurden. TIF bietet euch zwar gar kein Training, aber dafür ebenfalls einen Manager sowie den innovativen Challenge-Modus. Hier müsst ihr besonders attraktiven Fußball spielen, um Punkte zu ergattern - also schöne Tore, wenig Fehlpässe und keine rüden Fouls. Hinzu kommt das coole Eye Toy: Cameo-Schmankerl: Ihr könnt euer Konterfei kinderleicht über die USB-Kamera als 3D-Porträt ins Spiel integrieren und selbst auflaufen. Beide Spiele werden übrigens über einen Online-Modus verfügen, den wir hier aber nicht berücksichtigen.

ERGEBNIS: TIF vs. FIFA: 2:7