Vorschau: Shin Megami Tensei: Digital Devil Saga (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Shin Megami Tensei: Digital Devil Saga
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
21.07.2006
Jetzt kaufen
ab 69,98€
Spielinfo Bilder Videos
Gut und böse, schwarz und weiß: Der Held sucht Mitstreiter, zieht in den Kampf und rettet die Welt. Langweilig? Weiterlesen! Denn Shin Megami Tensei: Digital Devil Saga macht euch zum schweigsamen Menschenfresser, der seine dämonischen Triebe befriedigen muss. Die ungewöhnliche Prämisse riecht nach einem Hitkandidaten, aber was hat Atlus’ Final Fantasy-Konkurrent spielerisch auf dem Kasten?

Karma. Atma. Shanti. Mantra. Nirvana.

Ausdrücke aus dem Sanskrit erwarten euch, wenn ihr für Digital Devil Saga die PS2 anknipst. Ebenso ungewohnt die Umgebung, in der Serph mit seinem Clan lebt: Da erstreckt sich z.B. mitten im Zentrum des Schauplatzes ein Tempel, der an indische Stätten der Verehrung erinnert. Dass Rollenspiele aus dem fernen Osten Sagen und Mythen aus aller Welt zitieren ist nichts Neues – der Hinduismus war jedoch selten so präsent wie hier. Nur das brillante Descent: Freespace bediente sich ähnlich großzügig bei den von Kolumbus verfehlten Asiaten.

Einzigartig sind aber nicht die Begriffe, sondern die unterkühlte Inszenierung, welche sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Grau. Das klingt schrecklich
Alle Bewohner des Junkyards tragen solche Zeichnen, seit sie unter Anspannung zu Menschen fressenden Monstern mutieren.
eintönig und furchtbar langweilig? Mitnichten! Die Erfinder zeichnen eine postapokalyptische Einöde, in der sechs autonome Clans einerseits um ihr Überleben und andererseits um die Vorherrschaft kämpfen. Das Geschehen wirkt dabei unerwartet bodenständig, denn ihr zieht u.a. mit gewöhnlichen Schießeisen in das Abenteuer. Aber woher kommt dann die Faszination, die mich an das buchstäblich coole Abenteuer fesselt?

Da ist zum einen der ungewöhnliche Stil: Die Charaktere sehen aus, als hätten die Designer sämtliche Figuren mit wenigen Strichen gezeichnet, die Farbgebung wird vom erwähnten Grau bestimmt und ausgerechnet der Protagonist spricht kein einziges Wort – das wirkt angenehm unverbraucht im sonst farbenprächtigen Fantasy-Einerlei. Zum anderen bekommt die Handlung einen erwachsenen Unterton, da sämtliche Bewohner des so genannten Junkyard (Schrottplatz) von einem Virus infiziert wurden, der sie im Kampf in Menschen fressende Dämonen verwandelt. Ein seltsames Wesen ruft alle Clanführer schließlich in den zentralen Tempel und fordert sie auf, sich gegenseitig zu vernichten. Nur dem Sieger wird Zutritt zum mysteriösen Nirvana gewährt...

Unbequem. Moralisch fragwürdig. Klasse!

Wesentlich bequemer ist der Ablauf eures eigentlichen Abenteuers: Ihr erlebt (hervorragend gefilmte) Einspielungen, kauft Waffen, Ausrüstung sowie Fähigkeiten, begebt euch zum vorgegebenen Ziel und schlagt euch über viele Feinde zum Zwischengegner durch. Das Geschehen ist im Gegensatz zur Präsentation leider ausgesprochen statisch – ein Eindruck, der mit ideenlosen, durchgehend rechteckigen Räumen nur verstärkt wird. Auch die martialischen Auseinandersetzungen zitieren Altbekanntes:
Taktisch, fordernd, gut: Die klassischen Rundenkämpfe bieten viel Tiefgang.
Runde um Runde lasst ihr eure Party angreifen, verteidigen oder heilen; anschließend sind die Widersacher am Zug. Falls ihr darauf keine Lust habt, könnt ihr zwar den automatischen Kampf aktivieren, dann verliert ihr allerdings schneller als ihr "Setz' doch auch mal Spezialkräfte ein!" rufen könnt.

Dafür setzt Atlus spannende Geplänkel in Szene so lange ihr eure Mannen selbst steuert, denn ihr könnt sie jederzeit in ihre menschliche Form zurück verwandeln. Das entschärft zwar den erzählerischen Zwang, der die Figuren in ihr unabwendbares dämonisches Schicksal treibt, öffnet aber taktische Möglichkeiten. Als Menschen nutzen sie statt magischer Fähigkeiten nämlich Handfeuerwaffen und setzen ihren Feinden mit starken Kombos zu. Mein Favorit ist das Kreuzfeuer: Alle drei Charaktere ziehen ihre Bleispritzen, drehen sie lässig im Handgelenk, Serph legt seine Pistole quer – kurze Pause – Krawumm!

  
 

AUSBLICK



Ich bin THQ unglaublich dankbar dafür, dass das ungewöhnliche Abenteuer seinen Weg nach Europa findet. So sehr unter der Oberfläche auch der Charme eines altbackenen Knäckebrots schlummert und die Gestaltung der Levels von uninspirierter Handwerksarbeit zeugt, so sehr begeistern mich die taktischen Kämpfe sowie das einzigartige Szenario. Die Mischung aus indischen Einflüssen, Science Fiction und einem Hauch von Horror fasziniert mich mehr als die tausendste Neuauflage bunter Fantasy-Welten. Schon allein der schweigsame Held verkörpert die unterkühlte Atmosphäre perfekt. Die fertige Version muss allerdings beweisen, dass die lieblose, eckige Umgebung auf Dauer nicht abschreckend wirkt, dass die anspruchsvollen Kämpfe immer wieder neue Strategien fordern und die vielen Zufallsgegner nicht doch zu sehr frustrieren.Ersteindruck: gut
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Kommentare

johndoe-freename-91300 schrieb am
so sieht es aus, der dritte teil ist "Shin Megami Tensei: Lucifer's Call" demnach ist "Shin Megami Tensei: Digital Devil Saga" der eigentliche vierte teil. aber im ganzen ist das ja auch egal, das spiel sieht super aus.....
johndoe-freename-2305 schrieb am
Digital Devil Saga ist ein Spinoff zu Shin Megami Tensei genau so wie Persona, Lucivers Call oder Shin Megami Tensei Nocturn wie es überall sonst genannt wird ist der eigentlich 3.Teil und nachfolder zu den 2 snes teilen.
Behelith schrieb am
Ich meinte die PS2 teile. Ich habe die SNES-Teile ausgelassen. Die sind glaub ich eh nicht nach deutschland gekommen oder???
4P|Benjamin schrieb am
Nicht ganz. Es ist der erste Teil des Digital Devil Saga-Doppels. Shin Megami Tensei gibt es schon seit 14 Jahren. :)
Ben
Behelith schrieb am
DAS ist der 2te Teil! Der erste Teil ist schon mit dem Titel Shin Megami Tensei: Lucifer's Call in Deutschland rausgekommen.
schrieb am