24: The Game03.01.2006, Benjamin Schmädig
24: The Game

Vorschau:

Dass es zu großen Filmen lizenzierte Spiele gibt, ist nichts Besonderes. Dass auch Serien ähnlich aufwendig versoftet werden, geschieht hingegen weniger häufig. Sony Studio Cambridge hat sich dem Knaller "24" gewidmet und daraus eine Umsetzung gebastelt, die die kurzweiligen Tage des Jack Bauer originalgetreu in eure Hände legen will. Welchen Eindruck hinterlässt eine erste Fassung des Flimmerkisten-Abenteuers?

TV Makes the Gaming Star

Um gleich zu Beginn eventuellen Mutmaßungen entgegen zu wirken: Ihr werdet keine 24 Stunden benötigen, um durch das Spiel der Echtzeit-Serie zu gelangen. Stattdessen könnt ihr euch laut Entwickleraussage auf etwa 15 Stunden fernsehreife Unterhaltung einstellen. Aber wie nah kommt die Versoftung dem Erfolgsprogramm aus dem Hause Fox wirklich?

Tatsächlich scheint es Sony gelungen zu sein, das "Look & Feel" der TV-Show nahezu perfekt einzufangen. Besonders angetan bin

Ausgesprochen gut haben es die Entwickler verstanden, den visuellen Stil der Erfolgsserie einzufangen.
ich als Fan guter Kameraarbeit vom Stil der Zwischensequenzen, welche allesamt auf den Bühnen der Drehorte entstanden sein könnten. Die wackelige Kameraführung, das Überlagern mehrerer Handlungsebenen auf unterschiedlichen Bildern sowie Tiefenschärfe und passende Bloom-Effekte verbinden die Möglichkeiten der PS2 mit dem künstlerischen Anspruch der Serienväter. Und auch die Akustik steht dem optischen Eindruck in nichts nach: Der Soundtrack erzeugt leise Spannung, wird dann lauter und geht bei Schusswechseln oder ähnlichen Sequenzen in entsprechend dramatische Partituren über.

Lahmes Rasen

Für eine phantastische Präsentation scheint auf jeden Fall gesorgt, aber wie sieht es mit dem Spiel aus? Alles deutet auf eine abwechslungsreiche Story hin: Zwar seid ihr meist zu Fuß unterwegs, müsst aber auch Bomben entschärfen oder findet euch inmitten einer der Verfolgungsjagden wieder. Leider können Letztere bislang in keiner Weise fesseln, da ihr euch zwar à la GTA frei durch die Stadt bewegen dürft, aber nur grafische Magerkost zu Gesicht und bis auf das Klauen von Fahrzeugen die Handlungsfreiheit eines Strafgefangenen vorgesetzt bekommt. Bleibt die Frage, ob vorgegebene Strecken nicht für weniger Ablenkung und mehr Action gesorgt hätten.

Anders die Minispiele, bei denen ihr erwähnte Bomben entschärft, Verhöre durchführt oder per Satellitenverbindung nach Attentätern forscht. Unter Zeitdruck müsst ihr sehr unterschiedliche Aufgaben lösen, bei denen es vor allem auf schnelle Reflexe und einen flotten Finger ankommt. Das macht vor allem deshalb Spaß, weil ihr euch hier wie ein echter CTU-Agent fühlen dürft und kaum mit den Mängeln des Spiels konfrontiert werdet.

Es liegt Physik im Spiel

Ähnlich wie bei den Verfolgungsjagden wäre da z.B. die höchst durchschnittliche Kulisse, wenn ihr zu Fuß unterwegs seid. Wäre der Titel zur Zeit seiner Handlung erscheinen – sprich vor knapp drei Jahren – hätte man

Ausgesprochen schlecht dagegen die lahmen Raserien: Das banale Fahrverhalten und altbackene Grafik werden dem Rest des Spiels nicht gerecht.
 an den heute detailarmen Texturen nichts zum Meckern gefunden. Inzwischen sollte aber mehr drin sein und auch die rudimentäre Implementierung der Havok-Engine zeigt sich fast ausschließlich im Umfallen von Kisten und sonstigen Gegenständen.

Doch damit nicht genug: Auch die Einsätze selbst leiden unter Problemen. Die KI eurer Widersacher beherrscht z.B. nicht mehr als drei Befehle: Laufen, Deckung suchen, Schießen. Immerhin dürft ihr die Gegner nicht nur knallhart erlegen, sondern auch munitionssparend festnehmen. Da das aber nicht immer funktioniert, werdet ihr viel Zeit damit verbringen, Leichen nach Waffen und Munition zu durchsuchen. Warum einige Schießprügel samt Bleinachschub nicht wie der Rest des Inventars beim Drüberlaufen aufgehoben werden können, bleibt allerdings ein Rätsel. Auf diese Art gerät der Ablauf jedenfalls unnötig oft ins Stocken.        

Ausblick

Kleine Macken könnten der erstklassig präsentierten Versoftung einen dicken Stock zwischen die Beine werfen: Gerade bei einem Spiel, das seine Wurzeln in einer intelligent aufgezogenen Serie hat, erwarte ich mehr als stupides Umherlaufen und das Abknallen dumpfer KI-Tölpel. Dass sich dann auch noch Schwächen wie die auf umfallende Kisten reduzierte Havok-Physik oder eine lächerliche Fahrzeugkontrolle ins Programm schleichen, lässt die Motivationskurve ganz schnell aus großer Höhe ins Mittelmaß purzeln. Bleiben nur die interessanten und fordernden Minispiele. Besonders die Verhöre haben es mir angetan und ich kann es kaum erwarten, im fertigen Titel mehr davon zu führen! Sorgt die Mischung aus unterschiedlichen Aufgaben am Ende für einen gehobenen Daumen oder drücken durchschnittliche Lauf- und Fahrmissionen das Niveau? Sobald die Testfassung bei uns eintrudelt, wisst ihr mehr.

Ersteindruck: gut

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