Alles neu in EuropaWenn ein enthusiastischer Entwickler über der Präsentation seines Spiels ebenso wie der faszinierte Redakteur glatt das leckere Mittagessen ignoriert, dann muss es sich um ein besonderes Juwel handeln. In diesem Fall ist das Medal of Honor: European Assault (vorher bekannt als »MoH: Dogs of War«), der jüngste Spross der ruhmreichen Reihe, der sie außerdem von Grund auf erneuern soll. Dieses hehre Ziel zu erreichen erfordert einen Mehrfrontenangriff: mehr spielerische Freiheiten, frische
|
Vier Mann hoch an die Front: Wir lieferten uns mit den Entwicklern eine heiße Mehrspielerpartie. |
Schauplätze, neue Ideen – aber dabei nie die alten Stärken der MoH-Serie wie authentische Schlachten, ergreifende Atmosphäre und realistisches Mittendringefühl vergessen! Eine Sisyphosaufgabe? Möglicherweise – möglicherweise aber auch nicht!Zunächst einmal kümmern sich die Entwickler um die korsettartige Linearität der Vorgänger. Executive Producer Dan Winters drückte das bei der Präsentation so aus: »Die bisherigen MoH-Games waren wie Achterbahnfahrten: aufregend, unterhaltsam, aber mit streng vorgegebener Richtung, ohne die Möglichkeit links und rechts vom Hauptpfad etwas zu machen. European Assault ist jetzt mehr mit einem ganzen Vergnügungspark zu vergleichen!« - diese Metapher bedeutet nicht weniger, als dass der Spieler jetzt innerhalb der Missionen selbst aussuchen kann, was er wann und wo macht! Jeder Level ist ein weites Spielgebiet, in dem es ein Primärziel gibt – die Sprengung eines Treibstoffdepots etwa. Auf dem Weg dahin, auch abhängig davon welchen Pfad der Spieler eingeschlagen hat, warten mehr oder weniger offensichtliche Sekundärziele, um die man sich kümmern kann oder auch nicht. Als Krönung gibt es noch gut versteckte Bonusziele – die haben keine Auswirkung auf den Spielverlauf, bieten aber z.B. Upgrades, bessere Waffen oder wichtige Informationen. Diese Freiheit macht European Assault zum ersten offenen MoH-Game, was sich natürlich positiv auf die Wiederspielbarkeit auswirkt.
Auf nach Frankreich!In European Assault übernehmt ihr nicht den Part eines namenlosen Soldaten, sondern den des amerikanischen OSS-Mitarbeiters William Holt – wie in Pacific Assault erlebt ihr das Game als eine Ansammlung von Rückblenden aus seinem ereignisreichen Leben. Da ihr für den OSS tätig seid (»Office of Strategic Services«, der direkte Vorgänger des heutigen CIA), obliegt euch nicht nur das Führen von Gefechten, sondern vor allem auch das Sammeln von kriegswichtigem Informationsmaterial. Das findet ihr zum einen in Bunkern, zum anderen bei höherrangigen »Nemesis«-Gegnern wie dem Offizier Klaus Müller. Der gibt zwar sein Bestes, um einer direkten Konfrontation mit euch aus dem Weg zu gehen, erwischt ihr ihn aber, ist die Ausbeute groß.
|
In St. Nazaire trefft ihr auf heftigen Widerstand - viel Feind, viel Ehr'! |
Anstatt den »normalen« Weg der WW2-Shooter zu gehen, und euch die üblich verdächtigen Szenarien von der Normandie bis Stalingrad zu präsentieren, konzentriert sich European Assault auf zwar kriegsentscheidende, aber trotzdem weniger bekannte Schlachten – wie z.B. den Kommando-Einsatz in St. Nazaire 1942. In dem begleitet ihr einen großen Trupp britischer Elite-Soldaten in einem als deutsches Schiff getarnten Boot. Das Ziel ist das einzige Trockendock, welches groß genug ist für das gefürchtete deutsche Schlachtschiff »Tirpitz«, das Schwesterschiff der »Bismarck«. Das modifizierte Boot enthält nicht nur die Soldaten, sondern auch mehrere hundert Pfund Dynamit, mit dem das Dock eingeäschert werden soll. Spätestens beim Ausstieg merkt ihr, dass ihr praktisch nie allein unterwegs seid, sondern von einer Gruppe Soldaten begleitet werdet, der ihr auch rudimentäre Kommandos geben könnt. Ihr winkt sie per Knopfdruck an eine bestimmte Position, an der sie selbständig entscheiden, was zu tun ist: In Deckung gehen, ausschwärmen, Feuer erwidern und weitere Aktionen werden von der KI automatisch ausgeführt. Weitere Schlachten, die natürlich alle auf realen Begebenheiten basieren, führen euch u.a. nach Nordafrika und Russland.