Tomb TrekDie alte Lara war furchtlos, kampfgestählt - oder auch: unantastbar und unnahbar. So darf eine moderne Protagonistin nicht wirken! Also entschieden sich die Entwickler bei Crystal Dynamics, ihre alte Ms. Croft aufzugeben. Ein junges verletzliches Mädchen soll an ihre Stelle treten. Eins, das sich im Dunkeln fürchtet und vor großer Höhe Angst hat. Diese Lara Croft ist 21 Jahre alt und schreibt ähnlich wie J.J. Abrams' Star Trek-Helden ihre Geschichte komplett neu. Und die Geschichte beginnt mit einem Knall, denn gleich auf ihrer ersten großen Expedition wird Lara schiffbrüchig und landet auf einer geheimnisvollen Insel. Durch eine finstere Höhle schleicht sie dort zunächst, immer wieder wird sie von krächzenden Eingeborenen festgehalten. Man kann sie retten, indem man schnell die richtigen Tasten drückt. Ist man zu langsam, stirbt sie einen brutalen Tod, z.B. mit einem dreckigen Messer im Hals. Matsch, Blut, Menschenknochen – aus Tomb Raider wird ein bisschen Resident Evil. Erst als die Höhle zusammenstürzt, rettet sich Lara in einer ebenfalls straff inszenierten Sequenz an die Oberfläche. Im strömenden Regen gelangt sie dort mit dem Kapitän ihres Schiffs zu einem notdürftigen Unterschlupf.
Feuer und FlammeDieses und andere Camps werden Startpunkte zu den Kapiteln ihres ersten Abenteuers sein. Eine offene Welt erkundet Lara nicht - sie kann aber zwischen den Camps wechseln und erhält abseits des geradlinigen Wegs Zugang zu anfangs verschlossenen Gebieten. Immerhin wird sie mit gefundenen Gegenständen ihre Waffen verbessern. Wie der Kampf abseits der filmischen Reaktionsspiele funktioniert, behält Crystal Dynamics allerdings noch für sich; das Gleiche gilt für die Rätsel. Auf der E3 zeigten sie nur, wie Lara per Fackel einen brennbaren Gegenstand entzündet, um das Gewicht auf einem Hebel zu verbrennen. Dabei muss sie Acht geben, die Flamme nicht im Wasser zu ersticken. Physik spielt wohl also eine Rolle. Sie spielt auch bei Laras Fortbewegung eine Rolle, denn die Zeiten millimetergenauer Absprünge sind vorbei. Stattdessen erlaubt ein glaubwürdiges Zusammenspiel mit der Umgebung ein offenes Springen und Klettern. Ein „breiter Weg“ - vielleicht ähnlich einem an verschiedenen Stellen ausgetretenen Wanderweg, bietet dabei eine gewisse, wenn auch überschaubare Entscheidungsfreiheit.
Ausblick
Die nahtlosen Übergänge zwischen dem freien Bewegen und automatischen Übergängen sowie kurzen Reaktionsspielen tragen die Spuren des modernen Abenteuerkinos - und das heißt Uncharted: Lara wandelt auf den Spuren des PS3-Helden und das steht ihr nicht mal schlecht. Auch der kalte Regen, die unheilschwangere Insel, der Dreck und die blutverschmierte Kleidung passen zu einem Abenteuer, das aus dem ängstlichen Mädchen eine selbstbewusste Frau machen soll. Es bleibt allerdings offen, ob Crystal Dynamics das Zeug zu einer starken Erzählung hat, denn in den ersten Dialogen wirkt die kindliche Lara noch oberflächlich - kein Vergleich zur etwa gleichaltrigen Elizabeth der emotionsstarken BioShock Infinite-Vorstellung. Ohnehin verstecken sich noch viele Fragezeichen im Dunkeln: Wie und wie oft kämpft man eigentlich und welche Rätsel knackt man? Wirken sich Laras Ängste, etwa vor großer Höhe, auch aufs Spiel aus? Mit dem Neuanfang macht Tomb Raider vieles richtig! Wie viel es richtig macht, muss die Zukunft aber erst zeigen.
Einschätzung: gut
Fakten- rollt Laras Geschichte komplett neu auf
- Lara soll glaubwürdige Figur mit Ängsten sein
- Bewegung nicht mehr an genaue Absprünge gebunden
- Inszenierung erinnert an Uncharted & Resident Evil
Video:
Grusel und Abenteuer: Lara soll nicht nur Klettern können - sie muss auch lernen zu überleben.
- macht sich von Camps aus auf den Weg
- kann zwischen Camps schnell hin und her reisen
- kann Waffen verbessern
- noch keine Informationen zu Kampf und Rätseln
- Umgebung soll Laras größter Feind sein
- Rätsel könnten physikbasiert zu sein
- Reaktionsspiele in brenzligen, inszenierten Momenten
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Camps dienen Lara und ihrem Begleiter als Unterschlupf - von diesen aus erkundet sie die geheimnisvolle Insel. |