Vorschau: MX vs. ATV: Reflex (Rennspiel)

von Benjamin Schmädig



MX vs. ATV: Reflex
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
31.12.2011
05.02.2010
kein Termin
31.12.2011
24.06.2011
Spielinfo Bilder Videos
Rennspiele sind manchmal langsamer als der Name vermuten lässt! Wie mir der Art Director Ian Wood beim Anspielen der diesjährigen Fortsetzung erklärt, besitzen die Entwickler nämlich schon seit mehreren Jahren eine Technologie, die es ihren virtuellen Fahrzeugen erlaubt, Spurrillen in den Schotter-, Sand- und Graspisten der Offroad-Serie zu hinterlassen. Weil die technische Einbindung des Naturschützer-Schocks aber enorm aufwändig ist, gelingt den Rainbow Studios erst in diesem Jahr die Evolution. Bricht damit eine neue Ära an?

Die reale Rille

Aber sind Spurrillen tatsächlich so schwierig zu realisieren? Immerhin "erfand" Dirt Tarck Racing die Spurrille bereits vor zehn Jahren! Und ganze zwei Jahre ist es inzwischen her, dass Sega Rallye die fürs reale Feeling so wichtige Rille erstens grafisch sichtbar machte und zweitens ihren spielerischen Nutzen vertiefte. Wieso begibt sich das Regenbogen-Studio also erst jetzt in die buchstäblichen Offroad-Tiefen? Wood erklärt es damit, dass die Veränderungen der Fahrbahn bei Sega Rallye stets auf deutlich abgegrenzten Wegen stattfinden, wohingegen es in den offenen MX vs. ATV-Kulissen keine Grenzen für die Rillen gibt. Und Recht hat er. Denn egal ob schneebedeckter
Ob Sand, Gras, Kiesel oder Schnee: Ihr hinterlasst überall Spurrillen!
Berggipfel, mit Gras überzogene Hügel oder künstlich aufgetürmte Rampen aus Sand: ATV und Motorräder der Alpha-Version hinterlassen auf jedem Untergrund eine Vertiefung - Asphalt bleib davon selbstverständlich ausgeschlossen.

Allerdings will sich die mit "Reflex" untertitelte Fortsetzung ohnehin weg von Straße, Häusern oder gar Ortschaften zurück in die Wildnis bewegen - eben dorthin, wo Offroad Zuhause ist. Abgesehen davon will man die technische Errungenschaft ja auch angemessen feiern! Aus diesem Grund wird man diesmal stets in der freien Natur unterwegs sein. Gebäuden begegnet ihr nur noch in Wettbewerben, bei denen steile Rampen, Tricks und Kunststücke im Vordergrund stehen; wir waren z.B. vor einem Flugzeugträger unterwegs, der zwischen kleineren Schiffen in einem Hafen geparkt war. Die Entwickler haben dem neuen Rennkalender dabei einige neue Wettbewerbe hinzugefügt, während sie andere gestrichen haben. Der Umfang soll in Sachen Fahrzeugtypen und Rennserien deshalb in etwa dem des Vorgängers gleichen. Den grafischen Details musste man hingegen Kompromisse abringen, damit die aufwändige Physik nicht den flüssigen Rennablauf in die Knie zwingen würde.

"Hier rechts!"

Aber zurück zu den Spurrillen, die nicht nur je nach Beschaffenheit des Bodens unterschiedlich tiefe Eindrücke hinterlassen, sondern zusätzlich den verdrängten Dreck am Rand der Rille aufschichten. Klar: Wer immer wieder nur mal fünf Minuten mit MX vs. ATV Gas geben will, dem ist das egal - für alle, die auf die Realität schielen, ist es aber ein feiner kleiner Unterschied. Doch selbst für die Gruppe der aufrichtig Interessierten bleibt die Frage: Wie wirken sich die Vertiefungen spielerisch aus? Entscheidet die Anzahl der Runden über die Ideallinie, weil die ursprüngliche Spur ab Runde X nur noch im Schneckentempo befahrbar ist?

Jein. Denn wo sich die Fahrbahn in der Tat spürbar verändert, was die Richtung irgendwann schwer kontrollierbar macht und die Höchstgeschwindigkeit senkt, entstand zumindest in meinen kurzen Proberunden kaum der Eindruck, dass ich mir durch das Ändern meiner Linie einen nennenswerten zeitlichen Vorteil verschaffen könnte. Vielleicht ist das - evtl. entsprechend den realen Bedingungen - auch überhaupt nicht so gedacht. 
Trotz der guten Neuerungen wurde die Physik aber so stark entschärft, dass kein glaubwürdiges Fahrgefühl aufkommt.
MX vs. ATV: Reflex hat allerdings ein ganz anderes Problem: So gut und sinnvoll die technische Weiterentwicklung nämlich ist, so wenig will auch in diesem Jahr ein glaubwürdiges Fahrgefühl aufkommen. Wenn ich den Lenker bei voller Fahrt beinahe gefahrlos im rechten Winkel einschlagen kann, fühle ich mich jedenfalls veralbert. Und das ist nicht das einzige Eingeständnis an den scheinbar ja ach-so-blöden Massenmarkt-Gamer.

Die vermaledeite Fokusgruppe

Denn auch eine andere Neuerung scheint zunächst den Realismus des Offroad-Spektakels im Auge zu haben - zuckt aber offenbar ebenfalls unter dem Echo des "Focus Group Testings" zusammen: die Gewichtsverlagerung über den rechten Analogstick. Dabei ist es sogar ausgesprochen sinnvoll, dass ich jetzt für einen Wheelie nicht einfach nur Gas geben, sondern mich auch nach hinten lehnen muss. Für einen Stoppie gilt das Gegenteil: Man bremst, lehnt sich nach vorne und anschließend wieder rechtzeitig zurück - in speziellen Herausforderungen werden solche Stunts mit Punkten belohnt. In den Trickwettbewerben, u.a. dem im Hafen, werden die meisten Kunststücke allerdings wie gehabt über unterschiedliche Knöpfe sowie die Schultertasten ausgelöst. Nur für Überschlage und zum Ausbalancieren greift man dann auf den Stick zurück.

Aber gerade das eigentlich gut gedachte Ausbalancieren sorgte bei mir für den größten Frust. Nicht, weil es schwierig zu bewerkstelligen wäre, sondern mir ich in wackligen Augenblicken ein Richtungspfeil anzeigt, wohin ich den rechten Stick drücken muss - gelingt mir das rechtzeitig, sitzt mein Fahrer oft wie von Geisterhand plötzlich wieder fest im Sattel. Auch hier gilt: Fahrgefühl will so nicht aufkommen. Das rabiate Über-den-Haufen-Fahren, mit dem mich die Konkurrenten im Wettlauf überholen, wollen die Entwickler hingegen unbedingt noch ausmerzen. Und zumindest diesem Aspekt sehe ich gelassen entgegen: So rüde wie die vom Spiel gesteuerten Raser zur Sache gingen, wird Reflex mit Sicherheit nicht erscheinen.

     
 

AUSBLICK



Spurrillen und Gewichtsverlagerung des Fahrers? Keine Frage: Mit zwei der wichtigsten Besonderheiten des Offroad-Rasens auf offenen Vehikeln dürfte MX vs. ATV in diesem Jahr einen wichtigen Schritt nach vorne machen! Der Boden fühlt sich nämlich endlich so an wie es Sand und Gras vermuten lassen und ich habe mitunter alle Hände voll zu tun, überhaupt im Sattel zu bleiben. Allerdings funktioniert die Evolution bislang nur in der Theorie, denn die Rainbow Studios haben vor allem den Massenmarkt im Visier. Und der hat angeblich eine Höllenangst davon, auf der virtuellen Piste zu Versagen. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Steuerung selbst sichere Stürze im Zweifelsfall zu verhindern weiß, enge Kurven bei Höchstgeschwindigkeit sind hingegen selbst für Anfänger gar kein Thema. Schön für Neueinsteiger - blöd für alle, die sich so fühlen wollen wie ein Offroader bei seinem Job. Dass die diesjährige Fortsetzung grafisch keinen Schritt nach vorne macht, werde ich ihr zugunsten der spielerischen Evolution verzeihen können. Sollte das so wichtige Fahrgefühl aber nicht von der Entwicklung profitieren, dürfte sich meine Begeisterung in Grenzen halten.

Ersteindruck: befriedigend

Kommentare

TheInfamousBoss schrieb am
Die Demo war GRAUENHAFT. Bei jeder kleinsten Bewegung fliegt der Typ vom Sattel!
PhilippCryser schrieb am
Finde das Game auch nicht so hammer.
Es ist ok. Aber wirklich gut?
NEIN!
Werden auf die FULL-Version warten;)
MfG PhilippCryser
fiutare schrieb am
Hab die Demo angetestet: Einfach nur schlecht.
Ich bin (als hauptsächlicher PC-Spieler) immer wieder über die wirklich grauenhafte Grafik auf der PS3 entsetzt. Die Rainbow-Studios haben ja vor (10?) Jahren den Meistertitel Motocross Madness abgeliefert. Grafisch auch heute noch konkurrenzfähig. Vor allem deren zweiter Teil war grandios - das habe ich jahrelang gespielt, bis es dann irgendwann nicht mehr ging (ich glaube ab XP). Warum jetzt dieser Mist mit der Fahrersteuerung - das ist mir schleierhaft.
Ich hatte mich eigentlich sehr auf diesen Titel gefreut, aber da lasse ich doch lieber die Finger davon.
Anonymous D. schrieb am
Die MX vs. ATV-Reihe war bis jetzt immer nur befriedigend bzw. gut.
Wird bei diesen Teil wahrscheinlich auch so werden :?
schrieb am