PlayStation Move21.04.2011, Jan Wöbbeking
PlayStation Move

Special:

Sony fährt schwere Geschütze auf: Zum Start des Taktik-Shooters Socom - Special Forces erscheint ein "Sharpshooter" genannter Pistolenaufsatz für den Move-Controller. Rund 50 Euro müssen Interessierte für das Zubehör auf den Tisch legen. Der Move-Controller und das Navigation-Nunchuk müssen allerdings zusätzlich gekauft und in die Wumme gesteckt werden – lohnt sich das? Wir haben das Gerät ausprobiert.

Killzone meets Hello Kitty

Im Vergleich zum amerikanischen Original wurde der deutsche Version ein weniger dezentes Design verpasst: Statt Weiß hat Sony sich hierzulande für eine Hello-Kitty-kompatible Mischung aus Pink und Violett entschieden. Zunächst wird an der Oberseite die transparente Kappe abgenommen, der Move-Controller im Gerät versenkt und der Deckel wieder drauf gesteckt. Die leuchtende Kugel schaut vorne aus der Mündung und dient als Anhaltspunkt für die Ziel-Erfassung der PlayStation Eye-Kamera. Auch der Navigation-Controller wird in das Gerät gestopft, und zwar in den Vordergriff. Vor allem beim Einbau des Move-Controllers solltet ihr behutsam vorgehen, damit der kleine USB-Stecker sauber in der Buchse einrastet. Danach wirkt das Dreier-Konstrukt aber recht stabil. Nur, wenn der Rumble-Motor richtig loslegt, lassen die Vibrationen das Plastik so laut dröhnen wie einen alten Braun-Rasierer. 

Auf dem Gerät gibt es keinerlei Visier – stattdessen orientiert man sich in Spielen stets am Fadenkreuz auf dem Bildschirm. Der Teleskopschaft lässt sich bis zur gewünschten Länge herausziehen. Danach setzt ihr ihn zwischen Brust und Schulter an, haltet das Gewehr stabil mit beiden Händen und schießt quasi aus der Hüfte. Im Wesentlichen besitzt der Sharpshooter die gleichen Vorteile und Probleme wie die gewöhnliche Move-Steuerung: Wenn ihr euch Knopfbelegungen eingeprägt und ein wenig mit der Feineinstellung herumgespielt habt, profitiert ihr davon, dass ihr schneller zielen könnt als mit dem DualShock-Analogstick. Im Gegenzug fällt es schwerer, die Kamera präzise zu bewegen oder sich schnell umzudrehen.

Zipper hat ein Herz für Scharfschützen

Wir haben das Gerät mit Killzone 3 und Socom: Special Forces ausprobiert. Letzteres erkennt das Gerät nach dem Anschließen auf Anhieb. Im Optionsmenü der Move-Steuerung erscheinen sofort neue Einstellungsmöglichkeiten. Entweder vertraut ihr den Entwicklern und entscheidet euch für eine der drei vorgegebenen Standard-Profile oder ihr frickelt euch durch die Feineinstellungen. Leider lassen sich die Knöpfe in Socom: Special Forces grundsätzlich nicht frei belegen. Andererseits dürft ihr die Größe der unsichtbaren Kamera-Box am Bildrand bestimmen. Verkleinert ihr diesen Rahmen, beginnt sich die Kamera erst dann zu drehen, wenn sich das Fadenkreuz sehr weit am Rand befindet. Dadurch könnt ihr in Ruhe innerhalb der mittleren „Deadzone“ auf die Gegner anlegen, ohne dass das Bild plötzlich ungewollt zur Seite weg driftet. Wenn ihr euer Gegenüber aber schnell umrunden und ihn gleichzeitig im Zielkreuz behalten, solltet ihr den Kamera-Rahmen so dick wie möglich einstellen.

Hier seht ihr das volle Konstrukt aus Sharpshooter und darin versenkten Move-Controllern.
Hier seht ihr das volle Konstrukt aus Sharpshooter und darin versenkten Move-Controllern.

All das funktioniert natürlich auf die gleiche Weise wie mit dem gewöhnlichen Move-Controller; doch sobald das Spiel den Sharpshooter erkannt hat, lässt sich die Deadzone noch etwas kleiner einstellen als vorher. Das ist vor allem daher sinnvoll, weil ihr Sonys Gewehraufsatz fest in beiden Händen haltet und kleinere Bewegungen macht. Daher haben die Entwickler offenbar auch die Empfindlichkeit ein wenig hochgeschraubt: Wenn ihr den Sharpshooter benutzt, werden auch ganz leichte Bewegungen erkannt. Bei Benutzung des normalen Move-Controllers dagegen wird das Zittern der Hände stärker ausgeglichen. Ein findiger Bastler des Magazins iWaggle3D wollte sich sogar den idealen Controller aus beiden Varianten erschaffen und hat daher den Sharpshooter zerlegt und dessen Platinen an normalen Move-Controllern befestigt. Das Ergebnis ist in seinem Youtube-Video zu sehen.

Feintuning

Mittlerweile hat Zipper Interactive übrigens noch ein wenig an der Kalibrierung geschraubt: Seit dem letzten Update richtet sich das Zielkreuz exakter aus. Außerdem haben die Socom-Entwickler eine neue Steuerungs-Alternative entworfen, welche nur Sharpshooter-Besitzer nutzen dürfen. Sie erinnert an das klassische Maus-Tastatur-Modell (siehe Video am Anfang des Artikels). Die Kamera ahmt die Bewegungen des Controllers direkt nach. Lässt man den Trigger des Navigation-Controllers los, kann man das Gewehr neu ausrichten, ohne dass die Sicht sich bewegt – also wie beim Umsetzen einer Maus. Zipper sollte allerdings noch ein paar Menü-Bugs ausbügeln, denn manche Änderungen im Steuerungsmenü wurden bei unserem Test partout nicht übernommen. Ein nettes Extra ist der seitliche Schalter, mit dem in Socom der Feuermodus ausgewählt wird. Positiv fällt außerdem die geringe Verzögerung auf. Egal ob mit oder ohne Sharpshooter: Zielkreuz und Visier huschen erfreulich flink an das angepeilte Ziel.

Der Haupt-Controller mit der Leuchtkugel wird an der hinteren Mini-USB-Buchse angedockt und dann nach unten geklappt.
Der Haupt-Controller wird an der hinteren Buchse angedockt und dann nach unten geklappt.

In Killzone 3 funktioniert das leider bei weitem nicht so flott: Hier sorgt ein deutlich spürbarer Lag dafür, dass man seinen Widersacher in hitzigen Situationen erst einige Zehntelsekunden zu spät im Visier hat. Auch die Steuerungs-Optionen fallen hier weniger üppig aus. Wenn ihr euch ein wenig in die Knopfbelegung hinein fuchst und die Einstellungen individuell auf eure Entfernung zum TV ausrichtet, ist die Steuerung in einigen Belangen aber durchaus konkurrenzfähig mit der klassischen DualShock-Variante. Guerilla Games unterstützt den Sharpshooter zwar nicht so intensiv wie Zipper – trotzdem profitieren vor allem ruhigere Klassen wie der Scharfschütze von den generellen Vorteilen der Move-Steuerung wie dem großzügigen Auto-Aim. Sobald ihr euch viel bewegen müsst, wird es aber fummeliger.

Ein wenig freakig wirkt es schon, wenn man seinen Move-Controller im Sharpshooter verstaut, doch Sonys Erweiterung ist durchaus ein interessantes Stück Hardware. 50 Euro wirken für das knallrote Stück Plastik zwar ein wenig happig (die Move-Controller müssen schließlich zusätzlich angeschafft werden), aber immerhin besitzt das Gerät eine robuste Verarbeitung. Wenn ihr in Socom: Special Forces oder Killzone 3 gut mit der Move-Navigation klarkommt, könnte der Sharpshooter für euch ebenfalls interessant sein. Falls ihr aber ohnehin Probleme mit der Bewegungssteuerung habt, werdet ihr auch mit der neuen Erweiterung nicht glücklich werden. Durch die stabile Haltung könnt ihr noch präziser zielen – andererseits gestaltet sich die Haltung auf Dauer deutlich anstrengender, als die beiden Move-Controller auf zwei Sofakissen abzulegen und locker mit dem Handgelenk zu bewegen.  Besonders interessant finde ich die von Zipper für die Hardware entworfene Steuerungs-Methode „Schnell“ in Socom: Special Forces: Sie funktioniert ähnlich wie klassische Mausbewegungen in PC-Shootern. Schade, dass bei ihr das Zielkreuz nicht in der Mitte fixiert bleibt und man die meiste Zeit über umständlich einen Knopf gedrückt halten muss, denn sonst käme sie ihrem Vorbild am Rechner schon ziemlich nahe.

 
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