Special: Dragon Age 2 (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Dragon Age 2 (Rollenspiel) von Electronic Arts
Fahrige Fantasy
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
10.03.2011
10.03.2011
10.03.2011
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ab 2,50€
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Wer Soundtracks kennt, der kennt Inon Zur: Nach Baldur's Gate II schrieb der Komponist die Musik zu Spielen wie Crysis und namhaften Serien wie Prince of Persia oder Fallout. Rollenspiele scheinen dabei sein Markenzeichen zu sein, denn auch Champions of Norrath, Everquest 2, Lineage 2 und das erste Dragon Age wurden von seinen Melodien getragen. Kein Wunder also, dass Zur auch für Dragon Age 2 verantwortlich zeichnet. Verwunderlicher ist nur, wie er das tut!

Pop statt Klassik

Es ist ungewöhnlich, dass die stärksten Momente im Soundtrack eines erzählstarken Rollenspiels nicht durch ein eindrucksvolles Thema geprägt sind. Denn in Dragon Age 2 sind es zwei wehmütige Pop-Songs, die in Erinnerung bleiben. "Destiny of Love" und "Rogue Heart" heißen die Titel, mit denen sich Zur irgendwo zwischen Enya und Final Fantasy bewegt: Für "Rogue Heart" scheinen Gesang und Harfe ein großes Schicksal
anzukündigen, während in "Destiny of Love" ein langsames Schlagzeug und schwere Streicher von Abschied und Erinnerungen erzählen. Popmusik ist im Fall von Dragon Age 2 offenbar die Paradedisziplin des Komponisten - der Großteil seiner orchestralen Musik gehört jedenfalls zum Schlimmsten, womit ein großes Spiel zuletzt vertont wurde!

Selten klang orchestrale Musik so flach, so einfallslos und so emotionsarm wie dieser Soundtrack. Zur schafft es nicht, auch nur ein markantes Thema zu schreiben. Stattdessen klingen seine Melodien wie Aneinanderreihungen üblicher Versatzstücke. Ihr Wiedererkennungswert liegt bei Null. Eine echte Entwicklung der Themen findet weder innerhalb eines Titels noch über die Länge des Albums statt und anstatt in harmonischen Überleitungen miteinander zu verschmelzen, stolpern unterschiedliche Melodien immer wieder unbeholfen ineinander. Eins der zahlreichen Beispiele ist "Kirkwall Nights", in dem seltsam aus dem Takt fallende Bässe völlig unvermittelt den atmosphärischen Spannungsaufbau abbrechen. Spätere Übergänge klingen wie eine Schallplattennadel, die mitten im Stück eine Minute nach vorne springt.

Endlich vorbei!

"Fenris Theme" langt sogar schon in den ersten Sekunden daneben: Seltsam enthemmt lässt Zur eine Fidel so merkwürdig zittern, als wolle er ganz bewusst die ruhige Stimmungsmusik zerstören. Dabei gehört der ruhige Titel sonst zu den klangvollsten. Der Soundtrack ist nicht unhörbar - über weite Strecken aber ausgesprochen belanglos. Stellenweise erscheint er im Eiltempo zusammengewürfelt. Chor, Streicher und Bläser wirken geradezu verloren, wenn sie wie Stückwerk übereinander gelegt wurden.

Unbequeme Veröffentlichungspolitik

Auch wenn der Soundtrack auf iTunes knapp 4 Euro und auf Amazon nur 7 Euro kostet: Das so erhältliche Album ist gerade mal zwölf Stücke lang.

Nur der Signature Edition des Spiels liegt ein Download-Code für den vollständigen, 29 Titel langen Soundtrack bei.
In "Templars" ist es der männliche Bass, der ziellos seine Tonfolgen abspult, in "Enter Deep Roads" führt der Komponist auch die Sängerinnen in die Irre.

Es gelingt ihm kaum, die breiten Klangfarben eines Orchesters auszureizen. Meist begnügt er sich damit, dass eine Instrumentengruppe die Melodie spielt - gelungene Akzente sucht man über weite Strecken vergebens. Seiner Musik fehlt die Tiefe. Streicher, Bläser und selbst die Percussion klingen ungewöhnlich kraftlos. Ausgerechnet "Hero Combat" bemüht sich vergeblich, mitreißend zu sein. Die unauffälligen Trommeln wollen mit einem müden Rumpeln Spannung erzeugen, die Streicher schieben matte Bögen über schlaffe Saiten, irgendwo haucht ein Sopran und als die Bläser schließlich ideenlos eine kurze Tonleiter hinaufklettern, ist die lange Minute zum Glück vorüber.

Dass Versatzstücke wie große Lautstärke und langsame Violinen wenigstens die Grundbedürfnisse dieses Soundtracks befriedigen, muss man ihm schon zugute halten. Darüber hinaus versagt die Musik allerdings sowohl im emotionalen als auch im handwerklichen Bereich - einem großen Fantasy-Epos wird sie nicht einmal im Ansatz gerecht. Es ist erschreckend, wie ideenlos Videospiel-Veteran Inon Zur eine Handvoll gewöhnlicher Versatzstücke an- und übereinander reiht, ohne den geringsten Eindruck hinterlassen. Stellenweise wirken seine Kompositionen fahrig und fehl am Platz. In Anbetracht dessen muss man ihm zu den zwei hörbaren Pop-Stücken gratulieren. Dragon Age 2 ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein moderner Soundtrack auf keinen Fall klingen darf!

Einschätzung: ausreichend
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Kommentare

FuerstderSchatten schrieb am
Also erstens ist der Soundtrack um Längen besser als in Dragon Age 1, welchen ihr dann noch mehr verteufeln müsstet, weil er derselbe ist, nur mit weniger Liedern, kommt ihr euch nicht selber nen bisschen blöd vor, das bei dem einen Spiel zu loben und beim anderen herunterzumachen und hier ist es auch noch exakt derselbe plus schätzungsweise 8 neue Tracks? Ich finde gerade den von DAO, naja sehr langweilig, das einzige hervorstechende Lied ist das beim Calenhad-See vor dem Magierturm.
Die Komposition von Dragon Age 2 ist hingegen abwechslungsreicher, mehr langsamere Melodien. Außerdem ist das Lied in den Credits auch besser als 30 Seconds to Mars, aber nur unwesentlich.
Mag ja sogar sein, dass der Soundtrack nicht das Gelbe vom Ei ist, für mich ist er sehr gut, wenn auch schwächer als der von NWN 2 beispielsweise, aber ich denke er ist für jedermann durchaus ertragbar und das was der Vorposter da rausgesucht hat an Zitaten (ich habe mir die Mühe erspart all eure Hasstiraden im "Special" zu lesen) hört sich an als würde er Ohrenkrebs bei einmaligen anhören verursachen, das kann doch nicht euer Ernst sein, ein Spiel das ihr eh schon verrissen habt, vermutlich weil ihr vorher schonmal die Amazondurchschnittssterne gesehen habt, ich schätze ja das ist eure normale Vorangehensweise was Tests betreffen, es sei denn die Käuferschicht ist so groß, dass es zu gefährlich ist es abzustrafen, auch noch den Soundtrack um die Ohren zu hauen, schämt ihr euch nicht?
Also bleibt mir nur zu sagen als Fazit: Bei 4Players sind die Redakteure Stümper die sich immer gerne schön den Tenor der Mehrheit anschließen. Also wann hagelts die nächsten 90er Wertungen für die Musik von Blizzard oder den nächsten Bombast Soundtrack von Call of Duty.
youyousensen schrieb am
Ich muß einräumen, daß ich mit "dürftig" etwas umständlich die mangelnde Begeisterung der Leserschaft bzgl. Soundtrack-Reviews umschreiben wollte. Das war nicht als Beleidigung gedacht. :)
Minando hat geschrieben: Es ist nur so dass sich hier kein Schwein für solch spitzfinde Beurteilungen interessiert. Der Soundtrack gefällt, nervt oder lässt kalt, alles andere ist Larifari..
Eben. Die pure subjektive Ebene halt. Und das ist dann auch vollkommen OK. Wenn dann aber -um nur ein Beispiel rauszupicken- mit Sätzen wie
In "Templars" ist es der männliche Bass, der ziellos seine Tonfolgen abspult (...)
mehr als dürftig die Vokalise(!) eines mehrstimmigen(!) Chores "umschrieben" wird, ist das einfach nur Quatsch, auf Fachbetrachtung getrimmt. Und das kann es einfach nicht sein.
Minando schrieb am
/shrug Zumindest das was man im Hauptmenü hört ist nicht übel. Was den Rest angeht- unangenehm aufgefallen ist mir da nichts. Die Musik untermalt das Spielgeschehen angemessen, was will man mehr ?
@youyou Wir sind nicht dürftig ! Schäm dich ! In diesem Forum WIMMELT es von promovierten... Orchestralolologen, jawohl !
...
Es ist nur so dass sich hier kein Schwein für solch spitzfinde Beurteilungen interessiert. Der Soundtrack gefällt, nervt oder lässt kalt, alles andere ist Larifari.
Aber das ist selbstverständlich nur meine Meinung als professioneller Laie.
youyousensen schrieb am
Bei aller Liebe: 4p sollte das mit den separat stehenden Soundtrack-Rezensionen lassen. Und das liegt nicht etwa daran, daß ich jetzt ums Verrecken den DA2-OST über den Klee loben will. Es gibt in der Tat Spielesoundtracks, die größeres Kino für Ohr und Seele bieten. Wenn ich dann aber Textpassagen wie
Eine echte Entwicklung der Themen findet weder innerhalb eines Titels noch über die Länge des Albums statt und anstatt in harmonischen Überleitungen miteinander zu verschmelzen, stolpern unterschiedliche Melodien immer wieder unbeholfen ineinander. Eins der zahlreichen Beispiele ist "Kirkwall Nights", in dem seltsam aus dem Takt fallende Bässe völlig unvermittelt den atmosphärischen Spannungsaufbau abbrechen. Spätere Übergänge klingen wie eine Schallplattennadel, die mitten im Stück eine Minute nach vorne springt.
oder
Der Soundtrack ist nicht unhörbar - über weite Strecken aber ausgesprochen belanglos. Stellenweise erscheint er im Eiltempo zusammengewürfelt. Chor, Streicher und Bläser wirken geradezu verloren, wenn sie wie Stückwerk übereinander gelegt wurden. In "Templars" ist es der männliche Bass, der ziellos seine Tonfolgen abspult, in "Enter Deep Roads" führt der Komponist auch die Sängerinnen in die Irre.
oder
Es gelingt ihm kaum, die breiten Klangfarben eines Orchesters zu nutzen. Meist begnügt er sich damit, dass eine Instrumentengruppe die Melodie spielt - gelungene Akzente sucht man über weite Strecken vergebens. Seiner Musik fehlt die Tiefe. Streicher, Bläser und selbst die Percussion klingen ungewöhnlich kraftlos. Ausgerechnet "Hero Combat" bemüht sich vergeblich, mitreißend zu sein. Die unauffälligen Trommeln wollen mit einem müden Rumpeln Spannung erzeugen, die Streicher schieben matte Bögen über schlaffe Saiten, irgendwo haucht ein Sopran und als die Bläser schließlich ideenlos eine kurze Tonleiter hinaufklettern, ist die lange Minute zum Glück vorüber.
lese, muß ich bei aller Sympathie für Benjamin leider kundtun, daß man in Puncto Tester den...
johndoe944110 schrieb am
kleine Anmerkung,
es scheint so als wurde einmal "Destiny of Love" und "Rogue Heart" zu "Destiny of Heart" zusammengeworfen.
schrieb am