Resistance 322.03.2012, Benjamin Schmädig
Resistance 3

Special: Der gefühlvolle Widerstandskampf

Fast ein halbes Jahr hatte ich dem Soundtrack zum von Resistance entgegen gefiebert! Packende Szenen, die sich vom verwunschenen Ruhemoment zum Showdown steigerten, hatten mich im Spiel begeistert - dieses Erlebnis wurde zum großen Teil von einer Musik getragen, die sich vom leisen Geheimnis zur rollenden Achterbahnfahrt entwickelt. Ein halbes Jahr später hat Boris Salchow seinen Soundtrack endlich veröffentlicht...

Ein Moment der Ruhe

Salchow, Salchow, da war doch... ach, schau an: Der Mann ist Hamburger! Zumindest ist er laut offizieller Webseite quasi nebenan aufgewachsen, brachte unter dem Namen Pulsenoir Elektronik und Instrumente zusammen und machte sich schließlich mit Musik im deutschen Fernsehen einen Namen, bevor er in die Filmstadt der Engel übersiedelte. Filme, Werbespots und Videospiele füllen sein Portfolio, darunter zählen Soundtracks zu Ratchet & Clank: A Crack in Time sowie

Grimmig! Dabei fängt die Musik auch die menschliche Seite des Widerstandskrieges ein.
Resistance 2. Insomniac Games hat den Deutschen offenbar für sich entdeckt, nachdem man sich von Haus- und Hofkomponist David Bergeaud getrennt hatte.

Hat sich der Umstieg gelohnt? Immerhin versteht es Salchow sehr gut, Szenen zu begleiten, die im Nebel beginnen, um kurz darauf in Feuer aufzugehen. Besonders zu Beginn überzeugt der Soundtrack mit ruhigen Atempausen, wenn für "Life in Haven Town" die Bläser im Zusammenspiel mit gemächlichen Violinen den trostlosen Alltag der Widerstandskämpfer und ihrer Familien vorstellen. Irgendwann schwellen Elektronik und Orchester bedrohlich an, der Kampf wird von rumpelnder Schlagzeug-Elektronik getragen, bevor Bässe und Klavier zur ständig bedrohten Ruhe zurückkehren.

Die dunkle Bedrohung

Immer wieder folgt Salchow diesem Rhythmus, etwa mit "Exploring St. Louis", das als Achterbahnfahrt beginnt, bevor tiefe Streicher langsam durch einen düsteren neuen Schauplatz schleichen. Schon bald kündigt ein gefährliches Summen Gefahr an und die Musik gerät in Bewegung. Ein Männerchor treibt schnelle Geigen und Schlagzeug vor sich her, zum Abschluss kommen weitere Stimmen hinzu.

Das spätere "Penn Prison" beginnt dank seiner kreischenden Violinen hingegen mit einer Portion gruseliger Alien-Paranoia, stolpert sich daraufhin polternd außer Gefahr und versackt plötzlich in einer mysteriösen Bedrohung - als würde gebogenes Metall durch einen dunklen Wald quietschen. Mit herkömmlichen Mitteln befreit sich die Musik aus der Finsternis: Schlagzeug, schnelle Streicher sowie ein wenig Elektronik beenden den Trip.

Verfügbarkeit

Der Soundtrack zu Resistance 3 (ab 22,21€ bei kaufen) ist sowohl als CD als auch zum Download verfügbar, wobei die CD ein paar Euro bzw. Dollar teurer ist: Amazon.de verlangt etwa knapp 20 Euro, während der Download über Sumthing Else knapp zehn Dollar kostet. Auf Amazon.com schlägt das Album übrigens auch auf CD mit gerade mal knapp 14 Dollar zu Buche.

Kurz und knapp

Die Stimmungswechsel sind die Stärke der Musik: Mehr als bei anderen Soundtracks habe ich das Gefühl, eine Erzählung zu erleben, anstatt nacheinander in verschiedenen Spielarenen festzuhängen. Die überschaubaren Stilmittel rauben mir allerdings gelegentlich die Geduld. Überspitzt formuliert würde man kaum einen Unterschied bemerken, sollte man Salchows laute Stücke nebeneinander stellen. Viele ziehen in einheitlicher Geschwindigkeit vorbei, sind allzu ähnlich arrangiert.

So ergreifend die Musik in manchen Momenten ist, so sehr vermisse ich außerdem Themen, die über ihre eigene Entwicklung eine Geschichte erzählen. In "Tell Susan I Loved Her" gelingt das z.B., wenn sich das Motiv vom liebevollen Klavierspiel schweren Herzens zu kraftvollen Streichern aufschwingt. In den vielen donnernden Actionszenen fehlt mir allerdings eine erkennbare Melodie. Salchow steigert die Action durch Lautstärke und eine Veränderung der Tonlage, melodisch beschränkt er sich auf das Aneinanderreihen knapper Versatzstücke - kurze Intervalle schneller Streicher und Schlagzeug-Beats.

Die einzige Ausnahme im Action-Einerlei ist das behäbige "Terraformer" kurz vor Schluss... Insomniacs  Hauskomponist Boris Salchow zeigt mit leisem Klavier, ruhigen Bläsern, sanften Streichern und dezentem Chor die gefühlvolle Seite des Widerstandskampfes. Seine Musik lässt Zeit zum Luftholen, sie erzählt von Schmerz, sie lauscht in das bedrohliche Dunkel hinein - seine Stücke beschreiben die Entwicklung ganzer Szenen, anstatt unabhängige Stimmungen einzufangen. Doch sobald Menschen und Außerirdische aufeinander treffen, vernachlässigt sie das Besondere zugunsten einer ausgedroschenen "Hauptsache laut und schnell"-Ästhetik. Ich schwanke ständig hin und her: Für seine ruhigen Momente höre ich Resistance 3 unglaublich gerne, in seinen lauten Augenblicken möchte ich den Soundtrack lieber vorspulen. Und davon gibt es leider zu viele.

Einschätzung: befriedigend

 
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