Fender Squier Stratocaster 05.05.2011, Mourad Zarrouk
Fender Squier Stratocaster

Special:

Als Guitar Hero vor gut sechs Jahren das Genre der Rhythmus–Spiele revolutionierte, indem es sich mit Gitarrenimitationen aus Plastik spielen ließ, war ein Traum geboren. Wie wäre es, wenn man  echte E-Gitarren verwenden könnte? Mit Rock Band 3 und der Squier Stratocaster ist dieser Traum in Erfüllung gegangen.

Spiel keine Spiele - spiel Gitarre!

Weckt den Rockstar in dir, die Fender Stratocaster
Weckt den Rockstar in dir, die Fender Stratocaster!
Nach ihrem Wechsel zu MTV veröffentlichten die Musikspielprofis von Harmonix vor vier Jahren Rock Band (RB), welches das Genre um die Option „Band-Spiel“ bereicherte. Es folgten einige Ableger (The Beatles, Greenday, Lego) und natürlich ein zweiter und dritter Teil. Auch wenn es dieses Jahr keinen vierten Teil geben wird, da es nach dem inflationärem Hype um Musikspiele sehr viel ruhiger geworden ist, sorgen wöchentlicher Nachschub an DLC und vor allem der geniale Pro-Modus in RB 3 auch in Zukunft für Abwechslung. Und eben dieser ermöglicht es dafür entsprechende Songs per Keyboard, Schlagzeug und eben auch Gitarre/Bass real  zu spielen. Note für Note, wobei man dafür keine Notenkenntnisse vorweisen muss. Für Details verweise ich auf den Test meines Kollegen Mathias.  Hier kommt die Squier Stratocaster ins Spiel: Schon auf der E3 2010  präsentierte Harmonix erstmals die in Kooperation mit Fender entwickelte E-Gitarre mit Rock Band - Funktionalität. Auf der gamescom in Köln hatte ich dann erstmals die Gelegenheit, einen Prototypen ausführlich zu testen. Jetzt, nahezu ein Jahr später, ist die Gitarre endlich erhältlich - und was soll ich sagen? Das Warten hat sich gelohnt! 

Jetzt doch in Deutschland erhältlich

Monatelang wurde verlautbart, die Gitarre würde wohl ausschließlich in  Nordamerika erhältlich sein (und selbst dort nur über BestBuy). Außerdem müsse man sie umständlich und vor allem teuer (etwa 35% Aufschlag für Steuern und Porto) privat importieren. Nachdem die Gitarre am 1.März in den USA erschien, war sie denn auch prompt vergriffen. Nachlieferung wurde erst für Ende April angekündigt. Das war die schlechte Nachricht, die Gute war: Dies galt auch für Deutschland und deshalb können wir euch jetzt den Test anbieten.

Zunächst ist der etwa 40 Euro teure Midi-Pro Adapter für die entsprechende Konsole Pflicht. Der Gitarre ist es egal an welcher Konsole (PS3, 360 oder Wii) ihr sie betreibt, so lange ihr den korrekten Adapter verwendet. Den könnt ihr übrigens auch verwenden, um eine kleine Auswahl an qualitativ hochwertigeren E-Schlagzeugen oder Synthesizern zu nutzen, wobei jedes Gerät theoretisch einen eigenen Adapter benötigt. Sehr sinnvoll ist hier die Option, diesen Adapter (der als Controller-Ersatz im Spielmenü fungiert) wahlweise am Gürtel oder direkt an der Gitarre befestigen zu können. Die Gitarre wird dann mittels Midi-Kabel mit dem Adapter und dieser wie ein Controller mit der Konsole verbunden leider via Kabel. Immerhin sind die Kabel ausreichend lang und man spart sich häufige Batteriewechsel, denn es werden natürlich eine Menge Daten transportiert.

Batterien … in einer E-Gitarre?

Kein Scherz: E-Gitarre mit Batteriefach
Kein Scherz: E-Gitarre mit Batteriefach...
Die Gitarre selbst hat allerdings tatsächlich ein Batterie-Fach, schließlich muss der integrierte Mikroprozessor zur Signalweitergabe von Bund und Seitenanschlag  mit Energie versorgt werden. Doch bislang erweist sich die Lebensdauer für die drei Mignon Zellen als absolut tragbar, so befindet sich auch nach  stundenlangem Spielen noch der erste -mitgelieferten- Satz im Fach. Das Instrument wird via Adapter auf der 360 problemlos erkannt. Ein Stimmen der Saiten ist für das Spielen der Gitarre im Pro-Modus nicht notwendig, also konnte es gleich losgehen. Da ich bereits seit November im Besitz der einfacheren Midi-Gitarren-Variante (Fender Mustang RB-Controller) bin, die von Beginn an hierzulande erhältlich war, aber eben „nur“ über 120 Knöpfe statt durchgängiger sechs Saiten verfügt, konnte ich mir auf einigen Songs schon einen gewissen Skill aneignen, den ich nun mit der echten Gitarre unter Beweis stellen wollte. Roxettes „The Look“ sollte für einen ersten Ausflug herhalten . Die Gitarre ist problemlos auch als Bass zu verwenden und da ich Bass liebe, knöpfe ich mir das Lied auf Experte vor, wenn schon - denn schon. Kaum rauschen die Notensymbole herab, stimme ich an und muss feststellen....irgendwas stimmt nicht! Ich drifte recht schnell in den roten Bereich ab, obwohl ich doch korrekt anschlage? Mist! Wo es sich doch gerade so toll anfühlte, endlich mit der linken Hand auch die Saite zu spüren, die ich unten mit der rechten zupfe. Was ist los? Ist mein Modell etwa kaputt? Funktioniert das ganze System etwa doch nicht?

Zauberwort: String Mute - Saitendämpfer

Der schwarze Balken oberhalb des Tonabnehmers ist der Siatendämpfer

  Man kann es schnell überlesen und auch übersehen: Die Strat verfügt über ein kleines, aber exklusives Feature: Den Seitendämpfer. Seine Funktion wird in der englischen Anleitung in einem Nebensatz erwähnt und sein Einsatz ist zumindest dann, wenn man auf Punkte spielt, unerlässlich. Es handelt sich um eine kleine Leiste zwischen Tonabnehmer und Gitarrenhals. Und zwar dort, wo man eher einen weiteren Tonabnehmer vermuten würde. Diese lässt sich ein- oder ausfahren, indem man einfach seitlich darauf drückt, bis sie einrastet. Für das freie Spiel an einem Verstärker muss sie eingerastet sein, für das Spiel in RB 3 sollte sie ausgefahren werden. Denn sie unterstützt das System bei der präzisen Anschlagerkennung, indem sie die Saiten behutsam anhebt und etwas spannt. Der Nachteil: Das Feedback zwischen linker und rechter Hand via Saite leidet dann schon merklich und die Saite gibt kaum mehr einen Ton von sich. Wenn das Spiel nicht extrem laut läuft, ist es schon cool, wenn man die Note auch real leicht vernehmen kann, auch wenn sie dann natürlich nicht  verstärkt wiedergegeben wird. Es ist aber durchaus  möglich gleichzeitig beim RB3-Spielen einen Verstärker anzuschließen. Und hier kommt die gute Nachricht: Es steht einem dank „kein Pfusch-Modus“ ja schließlich frei, den Saitendämpfer einzusetzen oder eben nicht. Da der Hersteller dies für das RB3-Spielen aber empfiehlt folge ich der Empfehlung und starte „The Look“ erneut. Und siehe da: Alles funktioniert tadellos. Jede „Note“, jeder Griff, jeder Bund und jeder Akkord wird korrekt erkannt. Es gelingt mir schon nach kurzer Zeit auch im Pro-Modus eine fehlerlose Serie hinzulegen und in den durch das Spiel dann blau gefärbten „Groove“ zu gelangen. Wie geil ist das denn?

Mourad Zarrouk (308)  240 Euro sind ein Wort zum Sonntag, das stimmt. Vor allem wenn man bedenkt, dass die eigentliche E-Gitarre, die man dafür erwirbt, ansonsten um die 100 Euro weniger kostet und höchstens als solide Einstiegsgitarre bezeichnet werden kann.  Mit diesem Aufschlag erkauft man sich aber tadellose Rock Band 3 Pro-Funktionalität  und investiert in ein gutes Pfund Technik. Die ist im Hals der Gitarre  verbaut worden, um wirklich  jede einzelne erdenkliche Anschlagposition der Finger zu erkennen, was besonders in der Gitarrenschule von Rock Band extrem wichtig ist. Somit spart man sich zumindest die ersten Monate den Gitarrenlehrer, je nach Talent und Anspruch vielleicht sogar dauerhaft. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich auch zwei Exemplare zulegen (oder zusätzlich die 100 Euro günstigere Midi-Variante) und jammt zu zweit gleichzeitig im Pro-Modus. Das Besondere ist und bleibt aber die Tatsache, dass es sich wirklich und ohne technische Einschnitte um eine lupenreine E-Gitarre des Markenherstellers Fender handelt, die ich, wann immer ich es möchte, an jeden handelsüblichen Verstärker anschließen kann, um meinen neu erlernten oder bereits lange erworbenen Fähigkeiten freien Lauf zu lassen. Als echter Bass-Fan finde ich es nur schade, dass nicht auch gleich eine Bass-Variante entwickelt wurde. Aber hey...die „störenden“ 1. und 2. Saiten (B bzw. H und E) sind schnell abgespannt und bei Bedarf wieder aufgezogen.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.