PlayStation Home17.07.2008, Benjamin Schmädig
PlayStation Home

Special:

Willkommen zuhause! Du knipst das Licht an, schlüpfst in was Bequemes, wirfst einen Blick über den Hafen. Vielleicht spielst du eine Runde mit Freunden oder mischst dich auf dem großen Marktplatz unter die Leute. Oder ist dir nach einer Runde Billard, willst du vielleicht am Spielautomaten ein paar Münzen loswerden? Sony-Nutzer sollen sich in dieser Welt wie Zuhause fühlen. Deshalb nennt sie Sony auch ganz einfach "Home" - wo sie uns einige Stunden lang willkommen hießen.

Ego-Architekt gesucht

Der Anfang ist kinderleicht: 200 MB wiegt der ursprüngliche Download derzeit, etwa 90 MB kommen in Form eines Updates hinzu. Jeder Ort, den ihr in Home betretet, kostet noch einmal 20 bis 40 MB - habt ihr die Daten einmal geladen, verbleibt bei jedem weiteren Besuch natürlich nur noch der kurze Ladebildschirm. Zunächst muss ich mich aber fürs passende Geschlecht entscheiden, stauche und strecke mit vorgegebenen Versatzstücken mein physisches Alter Ego zurecht oder justiere Mundwinkel, Wangenknochen usw. manuell, stelle aus wenigen Teile ein Outfit zusammen und schon bin ich Zuhause: in einem luxuriösen First Class-Appartement mit Blick aufs Meer. Schade nur, dass nicht auch wechselnde Tageszeiten die urbane Idylle unterstreichen. Und um falschen Hoffnungen vorzubeugen:

Willkommen Zuhause: Das ist Home live.Sonys Cyberspace ist keine weitläufige Rollenspielwelt; nur wenige geografisch und durch Ladebildschirme getrennte Orte dürft ihr betreten. Aber erwähnte ich die Sommervilla, welche mir nach wenigen Klicks ebenfalls gehört? Am anderen Ende des Hafens parkt sogar eine strahlend weiße Yacht. Home macht PS3-Besitzer zu neureichen Yuppies.

Innenarchitekten dürfen sie jedoch nicht einstellen: Wenn ihr nicht wollt, dass eure Bude nach etwas aussieht, müsst ihr selbst Designer werden. Ein Druck auf die Starttaste reicht und schon schaut ihr auf die PSP in den Händen eures Avatars - über dieses Menü regelt ihr Einstellungen, Kontaktanfragen, Spielerstellung, Ortswechsel, kurz: euer gesamtes Online-Dasein. Wählt einfach ein Möbelstück oder Accessoire, rückt es in die gewünschte Ecke und dreht es im richtigen Winkel. Natürlich dürft ihr die Einrichtung auch jederzeit neu sortieren. Fehlt noch die farblich passende Tapete und fertig ist das individuelle Heim! Wenn ihr wollt, ladet ihr jetzt Freunde ein, tauscht Neuigkeiten aus und startet dann ein Spiel.

Handheld-Steuerung

Auch dafür müsst ihr lediglich die PSP aufrufen, das entsprechende Spiel wählen (die Liste zeigt alle auf Festplatte vorhanden sowie den im Laufwerk befindlichen Titel) und lauft fortan mit einem entsprechenden Symbol über dem Kopf durch die Welt. Wer will, kann eurer Sitzung so lange beitreten, bis ihr sie startet. Die Anzahl offener sowie für Freunde reservierter Slots legt ihr selbstverständlich selbst fest. 

Home macht aus PS3-Nutzern neureiche Yuppies
Beendet ihr die Partie, landet ihr wieder dort, wo ihr Home verlassen habt - komfortabel! Abgesehen davon wird es zu vielen Titeln spezielle Lokalitäten geben, in denen sich alles nur um z.B. Gran Turismo 5: Prologue dreht.

Nach großen Spielen steht euch aber vielleicht gar nicht der Sinn? Dann geht vor die Tür - schon seid ihr auf dem Marktplatz, von dem ihr Kino, Einkaufstempel und Spielhalle erreicht. Hauptsächlich in Letzterer dürft ihr Schach, Billard oder dessen Freezeball genannte Variante spielen, einen der simplen Spielautomaten anwerfen oder Bowlen, falls der entsprechende Tisch, Automat oder die gewünschte Bahn frei ist. Bei Freezeball müsst ihr dabei abwechselnd eure eigenen vier Kugeln im Billard-Stil so platzieren, dass sie die des Gegners berühren. Der kann sie daraufhin nicht bewegen, ohne sie später mit seinen eigenen erneut zu berühren - wer zuerst nicht mehr schießen kann, verliert. Jeder Besucher darf einer so eröffneten Partie beitreten. Ob man sich zu zweit oder viert am Münzautomaten austoben kann, behält Sony derzeit jedoch noch für sich; hinter vorstellbaren weltweiten Ranglisten steht ebenfalls ein Fragezeichen.       

Gestikulierende Tänzer

So viel zur interaktiven Minispielsammlung, die kaum mehr als ein gelegentlicher Zeitvertreib sein wird. Worauf Sony natürlich viel Wert legt, sind Inhalte, die euch harte Dollars, Verzeihung: Euros kosten - Filme z.B., für die im virtuellen Kino Trailer laufen und die ihr mit Sicherheit auch dort kaufen könnt. Derzeit gibt es noch keine kostenpflichtigen Inhalte, doch auch in der Einkaufsmeile - eine zweigeschossige überdachte Passage - müsst ihr später sicherlich die Kreditkarte zücken. Personalisierung heißt schließlich das Zauberwort, über das sich ähnliche Online-Gemeinden und -Rollenspiele finanzieren, und das anfängliche Inventar

Auf in die Spielhalle: Hier könnt ihr euch kostenlos an (sehr einfachen) Arcade-Automaten austoben.
(Jacken, Hosen, Sofas, Brillen, Blumen, Kuscheltiere) scheint auf Wesentliches begrenzt zu sein. Ich sehnte mich jedenfalls schnell nach einer neuen Couch, einer Grünpflanze und einer schickeren Mütze, weshalb ich die noch kostenfreie Warenausgabe mit ausgestreckten Armen betreten habe.

Ob mir das Einkaufen auch später noch Spaß macht, hängt allein davon, wie sich Sony die Preisgestaltung vorstellt. Auf der einen Seite wäre es ja irgendwie schizophren, vielleicht sogar echtes Geld für ein solches Online-Dasein hinzulegen. Auf der anderen Seite ist dieses virtuelle Zuhause, von Stottern und Kantenbildung in dieser frühen Version mal abgesehen, aber ein sehr ansehnlicher Spielplatz zum Vorzeigen. Schließlich lädt man im Handumdrehen Freunde in eine seiner Wohnungen ein und plauscht stolz über seine neuesten Achiev... Trophäen - Home unterstützt bis auf Morsezeichen sämtliche Kommunikationsformen: Neben dem virtuellen Keyboard dürft ihr auch reale USB-Tastaturen sowie den Voice Chat nutzen. Ihr könnt sogar tanzen, gestikulieren oder schnell einen der grundlegenden vorgefertigten Satzfetzen nutzen - vor allem Online-Rollenspieler werden sich schnell heimisch fühlen.

Was aus Home letztlich wird, muss die Mini-Alltags-Simulation erst im Dauerlauf zeigen. Um nur zu chatten, starte ich nicht erst Home. Für Minispiele gibt es ebenfalls bessere Alternativen. Und um zu spielen, benötige ich Home ebenso wenig. Deshalb muss die Verknüpfung aufgehen: Bieten die einzelnen Kleinigkeiten genug, damit sich ausreichend viele Spieler regelmäßig in ihre Parallelwelt begeben, um erst von dort aus auf ihr PlayStation-Entertainment zuzugreifen? Oder schießt Sony mit seinem Gegenentwurf zu Xbox Live über das Ziel hinaus? Home macht Spaß - aber es wird auch Geld kosten. Home macht Spaß - aber wollen Spieler erst ein Programm starten, bevor sie spielen können? Home macht Spaß und sieht gut aus - gibt mir aber weniger zu tun als jedes Online-Rollenspiel. Wir üben uns deshalb in zurückhaltender Vorfreude und sind sehr gespannt darauf, wie sich ein hoffentlich bald möglicher Einzug in die zweite Wirklichkeit auf lange Sicht anfühlt!    

 
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