Naruto: Ultimate Ninja Storm05.12.2008, Jens Bischoff
Naruto: Ultimate Ninja Storm

Im Test:

TV-Ninja Naruto treibt mittlerweile auf so ziemlich jeder Plattform sein Unwesen. Nur die PS3 hatte er bisher hartnäckig ignoriert. Damit ist jetzt Schluss: In Ultimate Ninja Storm stattet er nun auch Sonys Flagschiff einen Besuch ab. Und zwar einen, der sich dank aufwändiger Anime-Optik absolut sehen lassen kann. Doch überzeugen am Ende auch die inneren Werte?

Ein Fest für die Sinne

Ultimate Ninja Storm entführt euch ähnlich wie Rise of a Ninja zu den Anfängen des ehrgeizigen Ninja-Blondschopfs als dieser nach der Aufnahme des neunschwänzigen Fuchsdämons das Vertrauen der Bevölkerung seines Heimatdorfes gewinnen und seine Ambitionen als potentieller Ho-Kage erstmals unter Beweis stellen muss.

Video: Das PS3-Debüt von Naruto serviert euch durchgehend beeindruckende Anime-Pracht.Dazu schlendert ihr frei durch Konoha, führt Smalltalk mit den Einheimischen und erledigt Dutzende Aufgaben, die euch nach und nach entgegen gebracht werden. Insgesamt warten knapp über hundert Einsätze auf euch, von denen etwa die Hälfte freiwillig ist, während die andere Hälfte die Handlung voran treibt. Der Storyrahmen ist allerdings recht dünn und besteht vorwiegend aus knappen Texteinblendungen und meist belanglosen Dialogen. Aufwändige Sequenzen, die authentisches Anime-Flair aufkommen lassen, sind hingegen fast ausschließlich im Rahmen gigantischer Bosskämpfe zu sehen.

Grafisch braucht sich Naruto aber auch abseits dieser Duelle nicht zu verstecken. Der Zeichentrick-Look überzeugt mit detaillierten Cel-Shading-Figuren, malerischen Kulissen, beeindruckenden Animationen und sehenswerten Effekten. Nur die Kameraführung ist nicht immer die Beste: Zu hektisch im Kampf, zu träge bei der Erkundung und sich teils selbst im Weg bei Nutzung der Ninja-Kanone, mit der man sich quer durch Konoha katapultieren kann. Ohne HDTV fällt zudem das Entziffern mancher Textpassagen sowie Karteneinträge schwer und bei 4:3-Geräten müsst ihr darüber hinaus mit hässlichen Letterbox-Balken leben. Unterm Strich sind das aber weitestgehend Peanuts, die den großartigen optischen Gesamteindruck nur minimal schmälern, sofern sie euch überhaupt betreffen.

Die in Dolby Digital erklingende Soundkulisse gibt sich ebenfalls nur wenige Blößen. Ihr habt sogar die Wahl zwischen englischer Synchro und japanischem Originalton. Letzterer sollte aber nicht nur bei Japanern erste Wahl sein, da die englische Tonspur trotz vertrauter Originalsprecher alles andere als lippensynchron ist. Allzu üppig sind die Sprachaufnahmen aber ohnehin nicht ausgefallen. Es wurden nur wenige Dialoge vertont, viele Sprüche wiederholen sich ständig und einen Erzähler gibt es auch nicht. Zudem sind die meisten Dorfbewohner reine Statisten, nur wenige sind überhaupt ansprechbar und die Gebäude bis auf ein paar Schuppen mit Bonusgegenständen allesamt verschlossen.

Freiwilliger Sammelwahn

Trotzdem wirkt das Dorf dank zahlreicher individuell animierter Passanten recht lebendig, etwas mehr Interaktionsmöglichkeiten wären allerdings wünschenswert gewesen. Immerhin könnt ihr euch im Freien nahezu uneingeschränkt bewegen, selbst die höchsten Häuser erklimmen, Wände empor laufen, an Seilen turnen, euch per Naruto-Kanone von Dach zu Dach katapultieren,

Im Story-Modus könnt ihr euch frei durch Konoha bewegen und eurem Sammelwahn frönen.
Kisten und Fässer herum tragen, um Geheimtüren zu öffnen, zerstörbare Objekte mit Fäusten oder Wurfsternen malträtieren, um an Kleingeld zu kommen, oder nach versteckten Schriftrollen Ausschau halten, um zusätzliche Angriffe zu erwerben. Überhaupt gibt es eine Menge zum Sammeln, Tauschen und Kaufen. Mal möchte jemand seltene Gegenstände, die es in Missionen zu verdienen gilt, dann gibt es Läden, die im Kampf einsetzbare Items oder Sammelobjekte wie Dioramafiguren feilbieten und der örtliche Nudelimbiss bereitet euch sogar Energie steigernde Gerichte zu, wenn ihr die passenden Zutaten besorgt.

Da ihr einmal gemeisterte Missionen beliebig oft wiederholen und dabei sogar optionale Bedingungen, für die zusätzliche Belohnungen winken, erfüllen könnt, gibt es jedenfalls eine Menge zu tun, ohne dass man dazu gezwungen wird. Wer will, kann auch einfach nur von Storyeinsatz zu Storyeinsatz schreiten und alles andere links liegen lassen, verpasst dadurch aber ein ungemein motivierendes Zusatzfeature, das manchmal sogar Erinnerungen an Segas Dreamcast-Klassiker Shenmue wach ruft, wenn man hübsch gemachte Sammelfiguren erwirbt, die man sich nicht nur von allen Seiten anschauen, sondern auch in vorgefertigten Dioramen platzieren und mit passenden Szenen- und Musikeinkäufen sogar zum Leben erwecken kann. Ein wirklich charmantes Extra, das trotz fehlender PS3-Trophäen vom Engagement und Herzblut der Entwickler zeugt.     

Mangelnde Vielfalt

Hätte man diesen Ehrgeiz nur auch beim Missionsangebot an den Tag gelegt. Denn auch wenn das Absolvieren dank motivierendem Belohnungssystem nie langweilig wird, lässt der Abwechslungsreichtum doch zu wünschen übrig. Neben den im Mittelpunkt stehenden Kampfeinsätzen mit wechselnden Gegnern und Bedingungen gibt es nämlich nur gut eine Handvoll anderer Aufgaben, die sich regelmäßig wiederholen. 

Die Spezialangriffe und Verwandlungen der Charaktere wurden aufwändig in Szene gesetzt.
Entweder müsst ihr schnellstmöglich einen Baum erklimmen ohne dabei mit abstehenden Ästen zu kollidieren oder ihr hüpft von Ast zu Ast durch den Wald, um einen Zielpunkt oder eine Zielperson unter Zeitdruck zu erreichen - beides sehr simple und lineare, aber durchaus spannende Unterfangen, die sich mit der Zeit aber trotz abweichender Rahmenbedingungen deutlich abnutzen. Gelegentlich werdet ihr auch zum Versteckspiel abkommandiert und müsst entlaufene Katzen einsammeln oder anhand von Hinweisen aus der Bevölkerung Pappkartons ausfindig machen, unter denen sich eure Mitspieler verbergen. Ansonsten gibt es nur noch gelegentliche Tauschaufgaben, bei denen ihr eine bestimmte Anzahl an Gegenständen sammeln und abliefern müsst.

Der Schwierigkeitsgrad, auch bei den Kämpfen, steigt sehr gemächlich an, wobei verpatzte Aufgaben beliebig oft wiederholt werden können, während euch ein Spiel begleitendes Tutorial über alle neu hinzu kommenden Inhalte und Möglichkeiten auf dem Laufenden hält. Dadurch eignet sich Ultimate Ninja Storm auch für jüngere und weniger geübte Spieler. Auch das Kampfsystem, zu dem es leider kein Tutorial gibt, ist sehr zugänglich. Die Kombovielfalt ist bescheiden, das Augenmerk liegt eher auf Timing und Schnelligkeit. So gibt es auch nur einen Angriffsknopf, wobei ihr natürlich auch springen, Wurfgeschosse einsetzen, Spezialattacken wie Ninjutsus initiieren, Angriffe blocken sowie Konter und Würfe einleiten könnt. Zudem dürft ihr bis zu zwei Gefährten im Schlepptau haben, die ihr auf Knopfdruck herbeirufen und vorher festgelegte Attacken ausführen lassen könnt. Auch Teamkombos und -konter sind möglich. Gekämpft wird in weitläufigen 3D-Arealen, in denen ihr euch frei bewegen und Kampfhandlungen sogar an vertikale Begrenzungen wie Mauern oder Felswände verlegen könnt, die dann zum neuen Untergrund werden. Die Kampfkamera bietet zwar nicht immer optimale Übersicht, aber die flotten Schlagabtausche werden durch sie stimmungsvoll in Szene gesetzt.

Imposantes Aufeinandertreffen

Am spektakulärsten sind aber ohne Frage die Kämpfe gegen überdimensionale Schwergewichte wie Riesenkröte Gamabunta oder Schlangenmonster Manda, die mitunter sogar gegeneinander antreten, während ihr auf deren Schwachstellen einprügelt und harmonisch eingeflochtene Quick-Time-Events bestreitet. Die Kampfabläufe sind einander zwar sehr ähnlich und sehr linear strukturiert, aber die Inszenierung ist tadellos und erinnert durchaus an die imposanten Bossfights eines God of War .

David gegen Goliath: Die spektakulärsten Momente erlebt ihr gegen überdimensionale Bossgegner.
Im kritischen Zustand könnt ihr vorübergehend auch selbst das Ungetüm in euch entfesseln, wobei auch die ultimativen Justu-Attacken der insgesamt 25 verfügbaren Charaktere ein wahrer Festschmaus für Anime-Fans sind. Wer will, kann die standardmäßig an schnelle Tastenfolgen gebundenen Spezialangriffe auch auf wildes Button-Mashing oder Stick-Rotieren umstellen, um leichter in den Genuss völliger Zerstörung zu kommen, doch auch euer Gegenüber hat dadurch beim Kontern leichteres Spiel, sofern ihr ihm kein Handicap auferlegt.

Bei Duellen im Mehrspielermodus stehen letztendlich sowieso rasante Action und schnelles Reagieren im Vordergrund, wer auf scharfsinniges Taktieren und umfangreiche Kombolisten steht, ist mit Virtua Fighter & Co. besser bedient. Schade nur, dass der Multiplayer über Duelle gegen einen Freund oder die in vier Stufen regulierbare KI nicht hinaus geht. Es gibt keinerlei Liga- und Turnieroptionen und auch einen Online-Modus wie es ihn schon vor einem Jahr in Rise of a Ninja gab, sucht man leider vergebens. Immerhin bieten die kurzweiligen Zweikämpfe neben ihrem Unterhaltungswert noch einen kleinen Zusatzanreiz in Form von Belohnungen, die euch für besondere Leistungen Geld in die Kasse des Story-Modus' spülen - nichts Weltbewegendes, aber auf jeden Fall eine nette Zusatzmotivation. Prinzipiell löblich ist auch die Möglichkeit einen Teil des Spiels auf Festplatte zu bannen. Bei Ultimate Ninja Storm ist die über 4 GB große Installation jedoch Pflicht und die Ladeunterbrechungen nach jedem Szenenwechsel sind trotzdem alles andere als kurz - ein Preis, den angesichts der opulenten Optik aber wohl jeder Naruto-Fan bereit sein wird, in Kauf zu nehmen, auch wenn es schmerzt.    

Fazit

Optisch kann sich Narutos PS3-Debüt absolut sehen lassen: Stylisches Cel-Shading, klasse Animationen, beeindruckende Effekte und spektakulär inszenierte Bossfights lassen teils sogar die TV-Vorlage alt aussehen. Auch spielerisch ist Ultimate Ninja Storm bis dato eines der besten Abenteuer des blonden Ninjas. Ihr bewegt euch ähnlich wie in Rise of a Ninja frei durch Konoha, wo ihr über hundert Missionen und noch mehr Sammelobjekte ergattern könnt, was ungemeines Motivationspotential birgt und in den besten Momenten sogar an Shenmue erinnert. Schade nur, dass es den Aufgaben auf Dauer an Abwechslung mangelt und die Story nur sehr selten von packenden Sequenzen voran getrieben wird. Die meiste Zeit bekommt ihr lediglich öde Texteinblendungen und belanglose Dialoge serviert und müsst trotz obligatorischer Festplatteninstallation immer wieder ellenlange Ladepausen über euch ergehen lassen. Auch der Mehrspielermodus bietet lediglich Offline-Duelle gegen die KI oder einen Kumpel. Das Kampfsystem setzt weniger auf Komplexität als auf Timing und schnelle Reaktionen, wodurch auch Neulinge leicht ins Spiel finden. Und nicht nur der Missionsmodus hält trotz zahlreicher Wiederholungen lange und gekonnt bei Laune, auch der Versus-Modus ist immer wieder für kurzweilige Zweikämpfe gut...

Pro

frei erkundbare Spielwelt
motivierendes Sammelsystem
ungemein stylischer Anime-Look
spektakulär inszenierte Bossfights
über hundert absolvierbare Missionen

Kontra

sehr lange Ladezeiten
kaum Story-Sequenzen
mangelnde Missionsvielfalt

Wertung

PlayStation3

Stylisches Ninja-Abenteuer mit massig Missionen und Sammelreizen.

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