GTI Club+22.01.2009, Michael Krosta
GTI Club+

Im Test:

Wer sich Mitte der Neunziger in eine Spielhalle verirrt hat, ist vielleicht auch über GTi Club+ gestolpert. Das Besondere des Konami-Automaten: Mittels einer montierten Handbremse konnte man dank der authentischen Optik noch stilechter um die Kurven driften und dabei die idyllische Kulisse an der Côte d'Azur genießen. Im PlayStation Network feiert der Klassiker ein Comeback und flimmert dabei ab sofort in HD über die Mattscheibe. Lohnt es sich immer noch, in die flotten Boliden zu steigen oder sind sie aufgrund ihres hohen Alters eher reif für die Abwrack-Prämie?

Das Ridge Racer-Gefühl

Irgendwie fühle ich mich bei GTi Club+ jedes Mal in die Zeit zurück versetzt, in der ich wie ein Verrückter auf der PSOne meine Runden in Ridge Racer und dessen Nachfolger Ridge Racer Revolutions gedreht habe. Genau wie beim Namco-Klassiker

Kultig: Man rast auch im alten Mini über die Pisten der malerischen Côte d'Azure.
steht auch hier der unkomplizierte Arcadespaß im Mittelpunkt, wenn man dank der eingängigen und einfachen Steuerung elegant durch die idyllischen Kulissen rund um die Côte d'Azure heizt, dabei locker mit dem Handbremsen-Einsatz durch Kurven fliegt und sich spannende Duelle mit der KI liefert. GTi Club + fängt das typische Spielhallen-Flair hervorragend ein, was aber gleichzeitig auch einen gravierenden Nachteil mit sich bringt, unter dem auch die ersten Ridge Racers schon gelitten haben: Der Umfang fällt äußerst mickrig aus! Gerade mal drei Streckenvariationen - für jeden Schwierigkeitsgrad eine - stehen neben der freien Fahrt zur Auswahl, wobei es hier im Gegensatz zur Namco-Serie zumindest massig alternative Routen für jede Piste gibt. Gerade bei schweren Rennen dauert es schon eine Zeit und braucht einige Versuche, bis man endlich den optimalen Weg für eine flotte Runde findet. Hat man ihn aber erst mal für sich entdeckt, werden alle anderen Alternativen für alle zukünftigen Rennen mit einem Schlag uninteressant und man klappert nur noch die ideale Route ab, weil alle anderen einen Umweg darstellen und damit zu viel Zeit kosten. Schade, denn so entgehen einem mit der Zeit so manche sehenswerte Passagen, in denen man ebenfalls bei strahlendem Sonnenschein sofort gedanklich ans Mittelmeer versetzt wird. Aber warum hat man nicht zusätzlich spiegelverkehrte Varianten oder eine veränderte Fahrtrichtung für die drei Strecken mit ins Repertoire gepackt?

Lizenzierte Boliden

Zwar können die Kulissen nicht mit "großen Spielen" wie Race Driver: GRID oder Project Gotham Racing 4 mithalten, doch für einen Download-Titel macht GTi Club+ einen guten und gleichzeitig charmanten Eindruck, wenn man mit den spritzigen Karossen über die auf 720p getunten Pisten flitzt. Im Gegensatz zu Ridge Racer nimmt man hier sogar in lizenzierten Boliden Platz. Anstatt aber irgendwelche unbezahlbaren Luxus-Modelle in die Garage zu stellen, bleibt man bei Konami auf dem Boden und stellt lediglich einen Einser Golf GTI, Renault R5, Fiat A112 Abarth, Lancia Delta sowie den kultigen Austin Mini Cooper zur Verfügung. Die Auswahl mag charmant sein - üppig ist sie aber auf keinen Fall, denn ein Fuhrpark von gerade mal fünf Autos, die sich zudem spielerisch nur minimal voneinander unterscheiden, ist

Auch Sprünge sind bei den Berg- und Talfahrten keine Seltenheit.
heute nicht mehr zeitgemäß. Wer aber glaubt, dass es sich dabei um lahme Krücken handelt, bei denen das Renngeschehen nur einer Schlaftablette gleich kommen kann, liegt falsch: Die "Kleinen" gehen richtig gut ab und vermitteln sowohl in den beiden Außenansichten als und vor allem auch in der Innenperspektive einen hervorragendes Geschwindigkeitsgefühl, das lediglich durch vereinzelte etwas Ruckler ausgebremst wird. Wem die Standardlackierungen nicht gefallen, darf in einem Editor selbst Hand anlegen. Da aber keine eigenen Logos erstellt werden können und sich pro Klebefeld (Motorhaube, Seiten, Heck & Dach) lediglich eine Schicht anbringen lässt, fällt dieser verglichen mit den Möglichkeiten anderer Genre-Vertretern sehr oberflächlich aus. Zumindest aber ist die Auswahl an vorgefertigten Mustern und Lackfarben recht groß - selbst das Nummernschild kann beschriftet werden. Alternativ werden mit Rennsiegen weitere Designs wie Polizeiwagen und Taxen freigeschaltet. Selbst ein ständig hechelnder Holzhund mit Bell-Hupe landet irgendwann in der Garage - verrückt! Apropos: Sogar verschiedene Hupen-Klänge können gewählt werden, darunter auch die markante Tonfolge des General Lee aus "Ein Duke kommt selten allein".

    

KI im Weg

Aber hilft ein Hupkonzert, um ungehindert durch den Verkehr zu düsen und die Konkurrenten zum Platzmachen zu bewegen? Nö! Die anderen Verkehrsteilnehmer wie Roller-, Bus- und Autofahrer interessieren sich nicht für solche Raser-Posen und stehen nicht selten im Weg. Das kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern im schlimmsten Fall den Sieg, wenn man sich kurz vor der Ziellinie noch in einen Unfall verhaspelt. Die KI-Konkurrenz ist einem immer auf den Fersen und größere Abstände lassen sich nur beim einfachen Rennen herausfahren. Deshalb müssen die Positionen meist hartnäckig verteidigt werden, denn die anderen Fahrer stecken nicht zurück, sondern teilen lieber aus. Da wird gerempelt, was das Zeug hält und mit allen Mitteln versucht, sich einen Platz nach vorne zu schieben. Das geht sogar so weit, dass man die gewünschte alternative Route erst gar nicht einschlagen kann, weil die KI rechts neben mir lieber weiter geradeaus fährt anstatt nach rechts abzubiegen. Gerade das kann aber oft nervig sein, weil man regelrecht in andere Routen hinein gedrängt wird und diesem

Die Streckenführung bietet viele alternative Routen. Schade nur, dass viele von ihnen uninteressant werden, sobald man den idealen Weg erst kennt...
Schicksal kaum entkommen kann. Darüber hinaus ist der Schwierigkeitsgrad teilweise gesalzen und man benötigt neben einer perfekten Streckenkenntnis auch das richtige Händchen am Lenkrad und nicht zuletzt Glück beim Verkehr bzw. an Bahnübergängen, um die anderen Fahrer hinter sich zu lassen.

Stabiler Netzcode

Während bei den Solo-Fahrten aufgrund des mageren Umfangs schnell die Luft raus ist, hält der Mehrspielermodus die Langzeitmotivation länger aufrecht. Über das PlayStation Network treten bis zu acht Raser gegeneinander an und kämpfen um wichtige Punkte für die Online-Ranglisten. Da der Netzcode auch beim vollen Fahrerfeld stabil bleibt und langfreie Rennen ermöglicht, eignet sich GTi Club+ immer wieder spaßige Online-Duelle zwischendurch. Neben Einzelrennen aller drei Schwierigkeitsgrade wartet über das PSN außerdem noch ein Minispiel, bei dem einer der Spieler eine Bombe hat und diese durch Berührung schnellstmöglich an einen anderen weitergeben sollte, bevor sie hoch geht. Dabei wird die Schadenfreude noch verstärkt, wenn man die EyeToy-Kamera anschließt: Genau wie bei Burnout Paradise werden in besonderen Momenten Schnappschüsse angefertigt und auf die Bildschirme der anderen Spieler geschickt. Beim Anlegen einer Session gibt es zudem viele Optionen, mit denen sich z.B. der Verkehr und zusätzliche KI-Fahrer ein- und ausschalten, Teamrennen aktivieren sowie festgelegte Slots für Freunde reservieren lassen. Schade nur, dass beim Verlassen des Hosts die Aufgabe nicht automatisch auf einen anderen Session-Teilnehmer übertragen wird und in diesem Fall ein neues Spiel aufgesetzt werden muss. Für Mehrspieler-ambitionierte PS3-Besitzer ohne Online-Anbindung ist es zudem traurig, dass nicht auch ein Splitscreen-Modus angeboten wird.    

Fazit

GTi Club+ ist aufgrund des mickrigen Umfangs sicher kein Titel, den man stundenlang am Stück spielen will, doch vor allem dank der sauberen Online-Vorstellung lädt der charmante Arcade-Racer mit seiner eingängigen Steuerung immer wieder zu einer kleinen Partie zwischendurch ein. Trotzdem hätten es auch beim vergleichsweise günstigen Preis etwas mehr Strecken und Fahrzeuge sein können, doch will man sich das bei Konami anscheinend für die angekündigten Downloadinhalte aufheben. So hat der Titel in der jetzigen Form für Offline-Piloten nur recht wenig zu bieten und schöpft sein Potenzial erst in den Mehrspieler-Partien aus. Zudem drückt in den Solo-Fahrten die meist zu dickköpfig agierende KI auf den Spielspaß, während die idyllischen Sommer-Kulissen trotz vereinzelter Ruckler sowohl online als auch offline gefallen. Wer dagegen gerne über das PSN aufs Gaspedal drückt, kann mit GTi Club+ nicht viel falsch machen. Bis Ende Januar wird der Titel im PlayStation Store übrigens noch vergünstigt zum Einführungspreis angeboten.

Pro

unkomplizierter Arcade-Spaß
eingängige Steuerung
viele alternative Routen
(meist) flüssige Darstellung
ansehnliche Kulisse
Onlinemodus (bis zu 8 Spieler)
lagfreie Online-Performance

Kontra

mickriger Umfang
Rempel-KI
z.T. nerviger Verkehr
durchschnittliche Klangkulisse
kein Splitscreen

Wertung

PlayStation3

Flotter Arcade-Racer zum günstigen Preis! Aufgrund des knappen Umfangs ist für Solo-Spieler der Spaß aber schnell vorbei. Dafür geht es online rund...

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