Savage Moon15.01.2009, Jens Bischoff
Savage Moon

Im Test:

Das kunterbunte Pixeljunk Monsters konnte das auf dem PC lange Jahre unheimlich beliebte Genre der "Tower Defense" letztes Jahr auf der PS3 etablieren. Das taktisch anspruchsvolle Abwehren von Gegnerhorden über den klugen Turmbau hat richtig Spaß gemacht. Und der Erfolg zieht bereits einen direkten Konkurrenten an: Mit Savage Moon gibt es seit einiger Zeit eine Alternative auf der PS3. Was hat dieser futuristische Herausforderer zu bieten? Wird das Spielprinzip der möglichst effizienten Verteidigung erweitert?

Video: Das zweite Tower Defense auf der PS3 glänzt mit schmucker 3D-SciFi-Optik.Vom Wald ins Weltall

Wem Pixeljunk Monsters zu knuddelig ist, der wird sich bestimmt über den realistischeren SciFi-Look von Savage Moon freuen. Zudem wird die Fluffy Logic-Produktion im Gegensatz zum Werk von Q-Games in 3D präsentiert und auch gespielt. Dazu kontrolliert ihr neben einem Cursor eine Kamera, die ihr manuell schwenken und zoomen könnt. Allerdings verhält sich diese gerade in Randbereichen etwas störrisch, was sich mitunter negativ auf das schnelle Platzieren eurer Abwehranlagen auswirkt.

Auch sonst ist die Übersicht nicht annähernd so gut wie beim 2D-Konkurrenten, wo ihr quasi jederzeit das komplette Spielfeld im Blick habt. Hier muss die Ansicht immer wieder verschoben und nachjustiert werden. Es gibt auch kein Radar oder Ähnliches, um Feindbewegungen außerhalb des Sichtbereichs zu verfolgen. Dafür könnt ihr direkt in einen angewählten Turm schalten, um das Spielgeschehen aus dessen Perspektive zu erleben, was optisch ganz nett, spielerisch aber sinnlos ist.

Tower Defense alter Schule?

Abgesehen von der ungewohnten Perspektive spielt sich Savage Moon jedoch sehr traditionell. In jedem Level gibt es eine zu verteidigende Minenbasis und mehrere Feindbasen, aus denen Welle für Welle so genannte Insektozyten Kurs auf eure Basis nehmen, um sie dem Erdboden gleich zu machen. Wehren könnt ihr euch nur durch das Entwickeln und Platzieren verschiedener Abwehranlagen wie MG-, Flak- oder Mörsertürmen. Zudem gibt es eine Reihe von Hilfstürmen, welche die Angriffskraft nahe gelegener Geschütze erhöhen oder entstandene Schäden reparieren. Es gibt sogar Blockadetürme, mit denen man die Angriffsrouten von Bodeneinheiten manipulieren kann. Insgesamt hat man Zugriff auf zwölf verschiedene Turmarten, die sich in fünf Stufen aufwerten lassen.

Turmentwicklung, -bau und -aufwertung kosten natürlich Geld, das ihr durch Vernichten von Gegnern und schnelles Bewältigen von Angriffswellen verdient. Erfahrungspunkte, die eure Türme im Kampf auch automatisch stärker werden lassen wie in Pixeljunk Monsters , gibt es allerdings keine. 

Massenweise Gegner sorgen für reichlich Action, die Übersicht könnte allerdings besser sein.
Dafür könnt ihr jederzeit einstellen, ob ihr lieber einen Bonus auf eure Angriffskraft, Verteidigungsstärke oder Geldeinnahmen erhalten wollt. Auch eine Mischung aus mehreren Vorteilen ist möglich, was dem Spielverlauf eine zusätzliche taktische Komponente verleiht und durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Ungewohnt ist hingegen die Option auch Schäden an seiner Basis reparieren zu können, was zwar ebenfalls Geld kostet, aber die Bedrohung durch nicht abgefangene Gegner merklich senkt, was nicht gerade im Geiste des Genres sein dürfte.

Kurz, aber heftig

Alle grundlegenden Aktionsmöglichkeiten werden euch in einem Tutorial kurz erklärt, weitere Informationen und Feinheiten könnt ihr zum Teil in einem freispielbaren Kompendium nachschlagen oder müsst sie durch Experimentieren selbst herausfinden. Der Schwierigkeitsgrad zieht übrigens recht schnell deutlich an und lässt sich nicht ändern, was gerade bei Genre-Neulingen für jede Menge Frusterlebnisse sorgen dürfte. Alte Hasen freuen sich hingegen über echte Herausforderungen, vor allem wenn man alle Auszeichnungen und Trophäen ergattern will. Ärgerlich ist dabei nur, dass bereits verdiente Auszeichnungen durch eine schlechtere Leistung überschrieben werden und dann erneut verdient werden müssen. Fairer wäre es natürlich gewesen, wenn einfach stets das beste Ergebnis gewertet würde...

Noch ärgerlicher ist allerdings, dass es insgesamt nur zwölf Levels und keinerlei Multiplayer-Komponente gibt. Da helfen auch Online-Ranglisten und die Möglichkeit bereits gemeisterte Schlachten in einer Art Überlebensmodus endlos spielen zu können nicht viel. Zudem wäre es schön gewesen, wenn man auf Knopfdruck den Status sämtlicher Türme hätte einsehen oder ein Bauraster hätte einblenden können, um nicht lange nach möglichen Bauplätzen suchen zu müssen. Auch dass Gegner teilweise Wegfindungsprobleme haben und in der Spielumgebung hängen bleiben, lässt Savage Moon nicht sehr ausgereift wirken. Steuerung und Menüstruktur sind abgesehen von den Kameraproblemen sowie dem fehlenden Einblendkomfort hingegen sehr ordentlich, auch wenn das Spielgeschehen während der Menünavigation munter weiter läuft. Profis wird's nicht weiter stören. Doch Pixeljunk Monsters liefert definitiv das ausgereiftere und umfangreichere Spielerlebnis.  

Fazit

Savage Moon ist ein ziemlich traditioneller 3D-Vertreter des populären Tower Defense-Genres, mit dem man durchaus seinen Spaß haben kann. Der schon nach kurzer Zeit recht fordernde Schwierigkeitsgrad hält vor allem Genre-Kenner bei der Stange. Für Gelegenheitsspieler wird es jedoch schnell sehr hektisch und frustrierend, auch wenn man unüblicherweise sogar seine Basis gegen einen kleinen Obolus immer wieder reparieren kann. Der Umfang ist mit gerade einmal zwölf Levels aber äußerst mickrig und man vermisst Komfort wie ein Übersichtsradar, einblendbare Platzierungsraster oder umfassende Statusanzeigen. Auch eine Multiplayer-Komponente fehlt. Darüber hinaus ist auch die Kamerajustierung mitunter etwas bockig und manchmal kommt es sogar vor, dass Gegner in der Spielumgebung stecken bleiben. Das sind zwar eher Kleinigkeiten, aber irgendwie hat man immer wieder das Gefühl, dass nicht genug Zeit für den letzten Feinschliff investiert wurde. Auch das Tutorial ist eher mager, denn vieles lässt sich nur über Trial&Error heraus finden. Unterm Strich sollte man auf jeden Fall zuerst zum Konkurrenzprodukt von Pixeljunk Monsters greifen, das in fast jeder Hinsicht eine bessere Figur macht und zudem umfangreicher sowie günstiger ist.

Pro

zeitloses Spielprinzip
ansehnliche 3D-Darstellung

Kontra

geringer Umfang
mangelnde Übersicht

Wertung

PlayStation3

Spielerisch traditionelles, aber inhaltlich mageres Tower Defense in schmucker 3D-Optik.

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