Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009)05.11.2009, Paul Kautz
Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009)

Im Test:

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren veröffentlichten Infinity Ward und Activision einen Shooter, der in mehr als nur einer Hinsicht über Nacht Maßstäbe setzte: Call of Duty - Modern Warfare. Weg vom Zweiten Weltkrieg, weg von den üblich verdächtigen Schlachtfeldern, weg mit den alten Zöpfen, welche die ruhmreiche Serie nicht mehr schmückten, sondern sie zum Stolpern brachten. Ein Kracher, mit dessen Wucht keiner rechnen konnte. Ein Kracher, dessen Stiefel nur schwer von einem Nachfolger zu füllen sind?

Oorah! Oorah! Oorah!

Modern Warfare 2 erscheint für PC, 360 und PS3. Die PC-Version benötigt zum Start allerdings zwingend einen aktiven Steam-Account.
 Als Prolog eine kleine Anekdote aus meiner näheren Vergangenheit: Ich war gerade in den USA im Urlaub, musste dazu über Atlanta einreisen und mich als offizieller Besucher ausweisen, der keine Absicht hat, ein Kind oder eine Wassermelone zu entführen. Wie auch immer, während meine Frau und ich also geduldig unsere Finger auf den Scanner pressten und möglichst unterroristisch in die Kamera lächelten, näherte sich von weiter hinten ein Trupp Soldaten, der gerade aus Afghanistan oder Irak zurückkehrte. Es müssen Hunderte gewesen sein, denn der Strom tarnfarbener Menschen blieb über mehrere Minuten ununterbrochen. Ebenso wie der gigantische Applaus, die anfeuernden Rufe und  das Johlen, das von Seiten der ebenfalls wartenden amerikanischen Passagiere zu ihnen herüber schallte. Die Soldaten freuten sich, winkten, hoben siegreich die Fäuste - und wir sahen uns verwundert an: Würde so ein Spektakel jemals bei uns passieren, wenn ein Trupp Bundis vorbei geschneit käme? Wohl kaum. Die Heldenverehrung, die Anerkennung militärischer Stärke, die Bewunderung der Bereitschaft, sein Leben dem Land zu opfern (aus welchen Gründen auch immer) ist in den USA selbstverständlich.

Die Storyführung wirkt am Anfang plump und übertrieben patriotisch, entfaltet im Spielverlauf aber überraschende Wendungen - und plötzlich ergibt auch all die Dampfplauderei einen Sinn!
Dieses Wissen sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man Call of Duty: Modern Warfare 2 (MW2) startet, denn Entwickler Infinity Ward kitzelt von der ersten Sekunde an scheinbar an der moralischen Toleranz: Da wird allen Ernstes mit militärischem Zack in der Stimme etwas wie »Wir sind die mächtigste Militärmacht in der Geschichte der Menschheit. Jeder Kampf gehört uns!« schwadroniert, da wird die Patriotismus-Keule offensichtlich derart primitiv geschwungen, dass es für manche genug sein kann, angewidert den Raum zu verlassen - und das war nur das Intro. »Scheinbar« und »offensichtlich« haben hier aber schon ihren Sinn, denn es steckt weitaus mehr erzählerische Eleganz in dem Spiel, als man im ersten Moment vermuten möchte. Im Laufe der Zeit wächst auf einmal ein doppelter Story-Boden heran, spätestens im letzten der drei Kapitel gewinnt die Erzählung deutlich an Fahrt und Substanz - und auf ein Mal ergibt all die heiße Luft, all das nationalistische Schwadronieren einen Sinn! Wir werden hier natürlich nichts spoilern, aber so viel sei gesagt: MW2 wird kaum einen Literaturpreis gewinnen - aber wer seine Freude an Romanen von Tom Clancy, John Grisham oder Robert Ludlum hat, der wird sich auch hier während des Abspanns zufrieden zurücklehnen. Das Spiel, das fünf Jahre nach den Geschehnissen des Erstlings in einer Alternativrealität spielt, in der die USA und Russland Krieg führen,  ist nicht ganz so Schwarz-Weiß gestrickt, wie man am Anfang denken könnte.

Moralisches Dilemma?

Video: Die ersten zehn Spielminuten.Der Spielbeginn ist typisch für Call of Duty: Zuerst ein simples Tutorial (in dem man dieses Mal keinen Anfänger spielt, sondern stattdessen frischen Rekruten ein paar Tricks wie Hinlegen und Abdrücken zeigen muss), gefolgt von einem Hindernisparcours, der einem nach Abschluss einen Schwierigkeitsgrad vorschlägt. Dieses Angebot kann man natürlich ignorieren; falls man die anfängliche Entscheidung im Laufe des Spiels bereut, kann man den Herausforderungsgrad auch jederzeit wechseln. Was sich ebenfalls nicht geändert hat, ist der Sprung zwischen verschiedenen Protagonisten. Dieses Mal schlüpft man in die Haut von drei Soldaten, zwischen deren Einsätzen man immer wieder wechselt. Moment, das muss korrigiert werden: Für eine Mission übernimmt man die Polygonhülle eines vierten Kämpfers, der als Undercover-Agent einen russischen Terror-Ring unterwandert - und der damit zum Helden der kontroversesten Mission des Spiels wird.   

Video: Die bereits im Vorfeld heiß diskutierte Flughafenszene ist in der deutschen Fassung entschärft: Zivilisten dürfen hier nicht beschossen werden.Über das moralische und spielerische Dilemma der Szene am Moskauer Flughafen hat sich Jörg bereits lang und breit in seinem Kommentar ausgelassen, darauf werde ich an dieser Stelle nicht tiefer eingehen. Denn problematisch wird die Szene nicht nur dadurch, dass man Teil eines Amoklauf-Kommandos ist (was erzählerisch im Rahmen der Story des Spiels übrigens Sinn ergibt), sondern auch, dass sie in der deutschen Fassung den Versprechungen von Activision zum Trotz gekürzt ist. In aller Kürze wird man in der deutschen Fassung an dieser Stelle zum Zuschauer verdammt. Wer selbst einen Schuss auf die Zivilisten abfeuert, wird sofort Zeuge der Warnung »Sie haben einen Zivilisten getroffen. Vorsicht beim Feuern!« - was natürlich innerhalb der Szene nicht den geringsten Sinn ergibt. Fragen sich die Terroristen-Kumpels nicht, warum man nicht mitballert, sondern nur gemütlich durch die Leichen watet? Erst nach einigen Minuten des Mitläufertums darf man selbst aktiv werden, nämlich dann, wenn Polizisten und Soldaten ins Spiel kommen - die dürfen dann wieder abgeknallt werden. Doppelmoral? Inkonsequenz? Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Klar ist jedoch, dass die Szene in dieser abgedämpften Fassung völlig behämmert wirkt. Die internationale Version betrifft das nicht, hier kann von Anfang an abgedrückt werden. Wem das moralisch verwerflich vorkommt, der kann bereits vor Spielbeginn entscheiden, dass er diese Mission nicht spielen möchte - genauso kann man mitten im Auftrag abbrechen und zum nächsten überspringen. Aber stellt diese Filtermöglichkeit nicht das Spieldesign selbst in Frage?

Moorhühner in Tarnanzügen

Spielerisch bleibt MW2 der Call of Duty-Tradition in vielerlei Hinsicht treu: Levelschläuche ohne große Freiheit der Bewegung, man ist nie allein unterwegs (im Normalfall ist man Teil einer großen stürmenden Truppe), Dauerfeueraction bestimmt das Bild, im 

Die Gegner sind traditionsgemäß keine Leuchten, aber in der Überzahl höchst gefährlich.
Großen und Ganzen dumme Gegner bevölkern die Szenarien. Es gibt zwar auch Situationen, in denen man ins Schwitzen kommt -wenn etwa ein angeschossener Feind zu einer Waffe kriecht und mit letzter Kraft einen Schuss abgibt-, aber im weitesten Sinne ist das ein aufgepumptes Moorhuhn - manchmal reicht es, mit vollem Magazin vor einer Tür zu stehen und mit Dauerfeuer abzuwarten. Das klingt aber negativer, als es gemeint ist, denn diese Art Spiel funktioniert wohl nur mit einer debilen Gegnerschar. Call of Duty bezieht seinen Reiz nun mal aus dem Gefecht gegen Dutzende und Dutzende von Feinden. Wäre jeder einzelne davon so clever wie in Killzone 2 oder Far Cry , würde das den Spielfluss erheblich hemmen. Nichtsdestotrotz sind die hiesigen Widersacher alles andere als blöd, gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden. Nicht umsonst zählt die Stufe »Veteran« der Serie schon immer zu den höllischsten Herausforderungen, die man sich in einem Shooter antun kann.

Das Missionsdesign folgt im Großen und Ganzen ebenfalls dem bewährten Strickmuster: Gegner ausschalten, Kameraden retten, Geiseln befreien, Dokumente sichern, anrumpelnde Panzer per Raketenwerfer stoppen, Häuser und Wohnungen stürmen (teilweise in Zeitlupe, was sehr dramatisch aussieht) - der legendäre Sniper-Abschnitt von Modern Warfare  wird hier gleich zwei Mal zitiert, erreicht aber trotz hoher Spannung und den gewohnt zynischen Kommentaren des Begleiters in keinem von beiden Fällen die erdrückende Perfektion des Originals. Außerdem ist der Spielbeginn etwas konservativ geraten: Man muss einen Brückenleger in Afghanistan beschützen, danach geht's mit Hummer durch die Straßen der Stadt, das war's - nicht schlecht und schön actionreich, aber wenn man die brachiale Schiffs-Szene des ersten Teils im Hinterkopf hat, kann das hier Gezeigte dramaturgisch nicht mithalten. Davon abgesehen

Das Leveldesign ist so abwechslungsreich, wie man es sich nur wünschen kann. Von den Missionen kann man das zwar nicht behaupten, aber auch da warten einige interessante Überraschungen.
gibt es einige Aufträge, die aus dem Rahmen fallen: Mal muss man mit einem Krawallschild die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, während sich ein anderer Soldat um die angreifenden Feinde kümmert. Mal muss man völlig waffenlos und unter Zeitdruck flüchten, mal ein Schlauchboot durch wilde Wasser lenken. Und für eine sehr coole (wenn auch leider sehr kurze) Mission findet man sich sogar in den freien Weiten des Weltalls wieder. Hin und wieder verfügt man auch über einen Funkkasten, mit dem man aus der Luft mit Predator-Drohnen angreifen kann. Das erinnert ein wenig an die Gunship-Mission des Vorgängers, wirkt aber weitaus weniger spektakulär. Der Rest des Waffenarsenals ist ebenso bekannt wie bewährt: Diverse MGs hier, Scharfschützen- und Schrotgewehre hier, Raketenwerfer, Granaten, Minigun, C4-Sprengladungen - kennt man alles. Neu ist, dass man frei nach John Woo zwei Waffen im Akimbo-Stil tragen darf: Doppelte Pistolen oder Uzis sorgen für Panik unter den Gegnern, begleitet von einer bombastischen Soundkulisse, die gerade in Dolby Digital nicht weniger als umwerfend ist!             

Da werden Erinnerungen wach: Wie schon im Vorgänger darf man auch hier mit Captain Price und dem Scharfschützengewehr losziehen - zwar nicht mehr so mitreißend wie damals, aber immer noch spannend.
Eines muss man Infinity Ward mehr als alles andere zugestehen: Sie kriegen es scheinbar mühelos hin, immer wieder scheinbar beängstigend aussichtslose Situationen zu schaffen, in denen man sich heillos überrannt fühlt, die Panik kaum vermeiden kann - und dann doch noch, ähnlich wie in Resident Evil 5 , gerade so die Kurve kriegt. Irrsinnig spannend und sehr, sehr aufregend! Wie gewohnt darf man übrigens nicht frei speichern, stattdessen sorgt ein automatisches Sicherungssystem inkl. sehr fair verteilter Checkpunkte für einen sauberen Spielfluss ohne unnötig viele Wiederholungen.

Die schönste Seite des Krieges

Drei Akte erwarten den MW2-Spieler, mit insgesamt 18 Missionen. Traditionell sind die CoD-Spiele ja nicht die längsten ihrer Zunft, auch der aktuelle Teil ist keine Ausnahme - sehr viel länger als sieben Stunden sollte das Durchspielen der Kampagne nicht dauern. Von der ersten bis zur letzten Minute können die Entwickler aber jederzeit eine Trumpfkarte ausspielen: technische Perfektion gepaart mit beeindruckendem Leveldesign. Ja, es gibt ein paar schlaffe Hüllen im Karten-Sortiment - wie den Ausflug zu Makarovs Berghütte, in dem die herumstehenden kahlen Bäume und stabilen Gräser 

Einmal mehr setzt Infinity Ward Maßstäbe: In keinem anderen aktuellen Spiel sehen die Schlachtfelder so bedrückend beeindruckend aus wie in Modern Warfare 2!
konsequent hochgezogene Augenbrauen zur Folge haben. Aber sowas ist tatsächlich die Ausnahme, denn über den größten Teil des Spiels beweisen die Entwickler, dass sie zu den besten ihres Fachs gehören! Egal ob russischer Flughafen, brasilianisches Elendsviertel (inkl. panisch herumrennender Zivilisten, die man nicht beschießen darf), amerikanischer Vorort, russischer Gulag, ein Flugzeugfriedhof oder das Herz von Washington DC - die Abwechslung im Design ist in jeder Hinsicht höchst beeindruckend!

Dazu zählt natürlich auch, dass MW2 mal wieder verdammt gut aussieht. Also wirklich verdammt, verdammt gut. Geil, möchte man sagen. Okay, das Hauptmenü ist ausnehmend hässlich, aber irgendwo muss sich der Praktikant ja mal austoben. Doch von diesem Stilbruch mal abgesehen zählt MW2 zum gegenwärtig Besten, was möglichst FullHD-fähige Fernseher ziert: Allein die beeindruckend wuchtigen Explosionen sowie der gleißende Funkenflug, den ich so noch nie in einem Spiel zu sehen bekam, sorgen für ungläubiges Staunen. Geniale Licht- und Schattenspiele, aufgewirbelter Staub, Dreck und Schnee in Massen, grandios designte und noch besser animierte Figuren, Tonnen über Tonnen von geskripteten Ereignissen, die für Leben auf den detailverliebt gestalteten Szenerien sorgen - Wahnsinn! Klar, es gibt Spiele, die in 

Medipäckchen gibt es nicht, das Heilungssystem vertraut auf den Serienstandard: Wird man getroffen, färbt sich der Bildschirm immer röter - dann wird es Zeit, sich für einen Moment in eine ruhige Ecke zurück zu ziehen und abzuwarten.
einzelnen Bereichen bessere Arbeit abliefern: Uncharted 2 hat in Sachen Mimik und Detailanimation klar die Nase vorn, Gears of War 2 zeigt ideenreicheres Leveldesign. Aber das Gesamterlebnis »Glaubwürdige Darstellung aktueller Schlachtfelder« bekommt kein Spiel besser hin als Modern Warfare 2. Auch wenn gelegentliche Clippingfehler dafür sorgen, dass Gegnerteile in Böden und Wänden versinken.

Wie von der Serie gewohnt, gibt es übrigens sehr wenig Blut zu sehen - das betrifft die deutsche Fassung genau so wie die internationale. Ebenfalls in allen Fassungen unverändert: Der Soundtrack, der allein die benötigten Scheine für das Spiel wert ist! Hans Zimmer und sein langjähriger Partner Lorne Balfe erschaffen in Noten das, was die Designer aus Texturen und 3D-Daten gemacht haben - Meisterwerke! Harry Gregson-Williams hat schon im Vorgänger eine nahezu makellose Arbeit abgeliefert, die jetzt konsequent im klassischen Zimmer-Stil fortgeführt wird! Die deutsche Sprachausgabe ist gut, teilweise sogar sehr gut, aber leider nicht irre gut - manche Sprecher klingen deutlich überbetont, einige sind hörbar fehlbesetzt. Nichtsdestotrotz bekommt man auch in der hiesigen Version eine absolut solide sprachliche Leistung zu hören.         

Online bist du nie allein

Der legendäre Mehrspielermodus, Hort der größten Freuden im Vorgänger, wurde auf Konsolen ohne größere Veränderungen übernommen: Wie gewohnt stehen auf Xbox 360 und PS3 von Anfang an lediglich drei der 14 Spielvarianten zur Verfügung - die simpelsten Deathmatch-Modi, die zum Warmspielen dienen.

Mit jedem Abschuss und mit jedem Assist gewinnt man im Mehrspielermodus an Erfahrung dazu - wodurch neue Spielmodi, Spielerklassen, Waffen oder Extras freigeschaltet werden.
Oder zum Sammeln von Erfahrungspunkten, denn der Rangaufstieg ist nach wie vor das wichtigste Element Variante. Mit steigendem Rang schaltet man nämlich nicht nur weitere Spielvarianten frei, sondern bekommt auch neue Waffen, neue Herausforderungen, neue Spielerklassen - und neue »Extras«. Die sorgen nach wie vor für eine Extraportion Spaß und Spannung, denn mit diesen kleinen Erweiterungen kann man seinen Soldaten nach Herzenslust personalisieren. Drei Slots stehen zur Verfügung, die nach Belieben gefüllt werden können: Schneller rennen? Kein Problem. Schneller nachladen vielleicht? Auch cool. Mehr Durchschlagskraft für die Wumme? Schadet nie. Etwas mehr Lebensenergie? Oooh, das hätte ich gern - aber welches Extra schmeiße ich dafür weg? »Copycat«, mit dem ich nach einem Abschuss die Klasse des Spielers klauen kann, der mich erledigt hat? Es gibt so viele so coole Sachen, aber man muss sich auf drei beschränken - sehr cool! Anfangs stehen einem nur drei Soldatenklassen zur Verfügung, zwei weitere kommen nach kurzer Spielzeit dazu, außerdem darf man über kurz oder lang auch eigene Superkrieger basteln: Man wählt aus dem bereits freigespielten Pool einfach die bevorzugten Waffen, Extras und Kriegsbemalungen.

Der Online-Modus funktioniert im Großen und Ganzen halbautomatisch: Man wählt nur an, dass man spielen möchte, den geeigneten Server sowie die Aufteilung der Teams übernimmt das Programm selbst - da hat man keine Eingreifmöglichkeit. Natürlich dürfen eigene Matches veranstaltet werden, außerdem kann man auf den ganzen Online-Kram verzichten, und sich vier Mann hoch Gefechte am Splitscreen liefern, eine Verbindung per System Link ist ebenfalls möglich. Auf den meisten Karten dürfen maximal zwölf Spieler gegeneinander antreten, das absolute Limit ist bei 18 Teilnehmern erreicht. Ansonsten ist der Mehrspielermodus im Vergleich zu vorher gleich, es wurde nur Verbesserung im Detail betrieben (außer, dass man sich jetzt nicht mehr herauslehnen darf, wobei sich natürlich die Frage stellt, wer das vorher gemacht hat): Es gibt jetzt z.B. längere Killstreaks, die treffsichere Spieler mit immer stärkeren Boni (inkl. eines Ausflugs hinter das Geschütz einer AC-130) belohnen. Ebenfalls sehr cool sind die Predator-Drohnen, das Wurfmesser, der Krawallschild (der clevere Teamtaktik ermöglicht) sowie das Überraschungspaket, welches man aufs Schlachtfeld geliefert bekommt.

Zwei Superkrieger sollt ihr sein!

Die dritte Spielvariante, die das Hauptmenü ziert, nennt sich »Spezialeinheit« und ist im Wesentlichen ein Arcade-Modus der Kampagne: Allein oder zu zweit erwarten euch fünf Blöcke à fünf Missionen, die, Tradition ist Tradition, erst nach und nach freigespielt werden müssen. Das sind kurze Aufträge, die jeweils andere Anforderungen stellen. Mal muss man sich einfach von A nach B kämpfen und heil am 

Im Spezialeinheit-Modus darf man auch zu zweit ran - entweder per Splitscreen oder online. Ein Riesenspaß!
Ziel ankommen, mal vorsichtig mit dem Scharfschützengewehr durch das Dickicht schleichen und dafür sorgen, dass man nicht entdeckt wird. Mal liefert man sich ein Rennen auf dem Schneemobil, mal entschärft man Bomben. Manche Aufträge dürfen sogar nur zu zweit angegangen werden: Ein Spieler muss sich am Boden durchballern, während er vom zweiten Spieler aus der Luft mit schwerem Geschütz Unterstützung bekommt - eine davon ist an die legendäre AC 130-Mission aus dem Vorgänger angelehnt, der großartige Sniper-Ausflug nach Tschernobyl feiert ebenfalls ein Wiedersehen.

Jeder Auftrag wird mit einem bis drei Sternen honoriert: Je nachdem, wie schnell man war, wie präzise, welchen Schwierigkeitsgrad man gewählt, wie viele Gegner erledigt oder wie viele Zivilisten verschont hat - die Siegesbedingungen sind von Auftrag zu Auftrag unterschiedlich. Will man zu zweit unterwegs sein, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder zieht man am Splitscreen oder online los - Letzteres funktioniert allerdings nur auf Einladung, nicht mit zufälligen Online-Partnern. Die Variante des geteilten Bildschirms funktioniert auf großen TV-Geräten zwar ziemlich gut, leider aber unter einem spürbaren Geschwindigkeitsverlust - es wird zwar nie unspielbar, aber man merkt deutlich, dass es weniger flüssig vonstatten geht.      

Die leuchtende PC-Version

Die PC-Fassung sieht von allen Varianten am besten aus - in diesem Zusammenhang ist es erstaunlich, wie moderat die Hardwareanforderungen ausgefallen sind.
 Die PC-Version von Modern Warfare 2 setzt beim künftigen Spieler in erster Linie eines voraus: Geduld. Denn nicht nur musste man auf diese Fassung am längsten warten (erst ab dem 10. November wurden die entsprechenden Server aktiviert), auch ist die Installation mit mehr Stolperfallen versehen als der Besuch eines vietnamesischen Curryhauses ohne Sprachkenntnisse. Zum einen ist da Steam - ohne Steam keine moderne Kriegsführung. Das bringt natürlich die gewohnten Annehmlichkeiten (Installation jederzeit überall möglich, keine CD im Laufwerk nötig etc.), aber auch die gewohnten Nachteile wie die nicht mehr vorhandene Wiederverkaufbarkeit mit sich. Die nächste Merkwürdigkeit erwartet all jene, die ihr Steam auf Englisch eingestellt haben. In diesem Fall installiert Modern Warfare 2 nämlich nur die erste der beiden in der Packung befindlichen DVDs, die alle Spieldaten enthält. Die zweite Disc, offenbar Träger der Sprachdateien, wird nicht abgefragt - dafür wird ungefragt das englische Sprachpaket über Steam heruntergeladen, was angesichts der Größe von mehreren Gigabyte das eine oder andere Stündchen dauern kann. Kurz gesagt: Warum einfach (Konsolen), wenn's auch umständlich (PC) geht?

Ist die Installation erstmal abgeschlossen, ist die Freude mittelgroß: Hat das Laden der ersten Mission schon immer so lang gedauert? 30 Sekunden, eine Minute, anderthalb Minuten - pfff, ich habe ja nur zwei Gigabyte RAM im Rechner. Zwar werden die Ladezeiten durch stylisch präsentierte Storyfetzen solide kaschiert, trotzdem lädt hier alles weitaus länger als von den Konsolen gewohnt. Doch dann verschwinden endlich die Wolken vom Monitor, das Gesicht erhellt sich, ein strahlendes Lächeln erfüllt den Raum: Die Hardwareanforderungen sind (mit Ausnahme des RAM) bemerkenswert niedrig - vor allem, wenn man die Qualität des Gezeigten bedenkt. Zwar

Der Mehrspielermodus ist im Vergleich zum Vorgänger abgespeckt - Profi-Spieler dürften vor allem den LAN-Modus sowie die Dedicated Server vermissen.
sieht das Spiel nicht deutlich besser als auf Xbox 360 oder PlayStation 3 aus, aber zum Teil sichtbar schärfere Texturen sowie bis zu vierfaches Anti-Aliasing sprechen für die PC-Fassung als hübscheste aller Varianten. Ansonsten ist der wichtigste Unterschied zu den Konsolenversionen, dass das Kimme-Korn-Autotargeting komplett wegfällt, sofern man auf die bewährte Kombination Tastatur+Maus zurückgreift. Baumelt ein Gamepad am Rechner, ändert sich daran... nichts, denn diese Steuerungsvariante wird nicht unterstützt.

Der Mehrspielermodus war im Vorfeld Ziel  ausführlicher und lautstarker Verwünschungen - und ja, er wurde am PC tatsächlich »verkonsolisiert«. Sprich: Es gibt nur noch automatisches Matchmaking, keine Dedicated Server mehr, keinen Serverbrowser, keinen LAN-Modus, nur noch maximal 18 Spieler - das ist natürlich gerade für die auf Mods scharfe Community ein herber Verlust. Auf der anderen Seite macht das natürlich das Online-Vergnügen wesentlich einfacher: Einschalten, loslegen. Wenn man nur ein paar schnelle Frags für zwischendurch sucht, ist die neue Lösung weitaus komfortabler als bisher. Aber man muss sich natürlich schon die Frage stellen, wieso gerade auf dem PC, wo die Shooter-Community nicht nur groß, sondern auch sehr aktiv ist, so vehement die Schere angesetzt worden ist.   

Fazit

Zwei Dinge kann man Infinity Ward nicht absprechen: Kein anderer Entwickler kriegt das Design und die Präsentation von großen Schlachtfeldern derart packend hin! Und kein anderer Entwickler hat so wenig Scheu davor, Grenzen zu überschreiten. Helden sterben einfach so, als unantastbar gedachte Städte werden radikal zerstört, man blickt einem Gegner, dem man gerade ein Messer ins Herz getrieben hat, genau ins sich langsam wegdrehende Auge - und natürlich wäre da noch die im Vorfeld bereits mächtig aufgebauschte Flughafen-Szene, die das i-Tüpfelchen auf dem »Ehrlich - nur für erwachsene Spieler!«-Stempel ist. Wie der Vorgänger ist das Spiel hart, dreckig, laut, brachial, spannend und hochmotivierend. Okay, am Anfang könnte man über die plump die Patriotismuskeule schwingende Story noch kotzen, aber zum Ende hin ergibt auf einmal alles Sinn und man ist verblüfft darüber, wie die Entwickler diese clevere Wendung hinbekommen haben! Schade nur, dass der Einstieg dieses Mal so konservativ daherkommt - der Prolog des Vorgängers auf dem Schiff hat da die Messlatte verdammt hoch gelegt. Hat man die Karriere hinter sich, bleiben noch zwei Spielmodi: Der Multiplayermodus, brillant und motivierend wie eh und je, aber mittlerweile nicht mehr spektakulär. Sowie die coole neue »Spezialeinheit«-Variante, die gerade mit einem Partner für eine Weile verdammt viel Spaß macht. Und dennoch bleibt unterm Strich »nur« ein sehr gutes, aber kein Ausnahme-Spielerlebnis mehr. Dafür haben sich die Entwickler zu sehr auf den enorm bequemen Lorbeeren ausgeruht, haben sich zu oft selbst zitiert, sind zu wenige Wagnisse eingegangen. Das kann man ihnen nach dem brillanten Vorgänger aber auch nicht übel nehmen.

Ergänzung: Die PC-Version von Modern Warfare 2 ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite bietet sie die schönste Grafik, außerdem ist die Kombination aus Maus und Tastatur nach wie vor die Shootersteuerung der Wahl. Auf der anderen Seite entspricht sie im Mehrspielermodus zwar ihren Konsolenbrüdern, wurde im Vergleich zum Vorgänger aber erheblich gekürzt. Zwar hat es für unsere Bewertung von Shootern noch nie eine Rolle gespielt, ob man nun Dedicated Server aufsetzen kann oder nicht. Aber es stellt sich die berechtigte Frage, warum die Entwickler gerade hier und bei der Anzahl der Spieler so spürbar die Schere angesetzt haben. Der Unmut der Veteranen und der Clan-Spieler, der sich in einer Petition ausdrückt, ist daher vollkommen verständlich. Zwar wird das Mehrspielervergnügen am PC damit nicht geschmälert, aber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück.

Der Test in Kurzform: Unser Modern Warfare 2-Videofazit.

Pro

bombastische Inszenierung
aufregendes, teilweise sehr drastisches Gefechts-Design
exzellente Animationen
fantastischer Mehrspielermodus
dramatische Musik
brachiale Soundkulisse
abwechslungsreiche Szenarien
motivierender Spezialeinheit-Modus

Kontra

recht kurze Solo-Kampagne
schwache Gegner-KI
plumper Spieleinstieg
lineare Levels

Wertung

360

Hart, dreckig, laut, brachial, spannend und hochmotivierend: Modern Warfare 2 ist krachende Action-Unterhaltung in Reinkultur!

PlayStation3

Hart, dreckig, laut, brachial, spannend und hochmotivierend: Modern Warfare 2 ist krachende Action-Unterhaltung in Reinkultur!

PC

Die grafisch beste Variante von allen, aber spielerisch auch die im Vergleich zum Vorgänger gekürzte: Der Mehrspielermodus wurde stark vereinfacht.

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