G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra13.08.2009, Paul Kautz
G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra

Im Test:

Okay, He-Man kennt man, Lego kennt man, der eine oder andere Transformer dürfte ebenfalls deutsche Kinderzimmer in den 80ern in ein Plastik-Schlachtfeld verwandelt haben. Aber G.I. Joe? Den »All-American Superhero«, der mit einem kernigen »Yo Joe!« auf den Lippen die Feinde der Demokratie und des American Way of Life bekämpft? Der teutonische Durchschnittbürger lernt ihn, bzw. das, was Hollywood aus ihm gemacht hat, gerade im Kino kennen. Und der Durchschnittsspieler ärgert sich über einen Vertreter der »Scheußliche Filmversoftung«-Fraktion.

Quietschspuren im Schnee

Ich laufe durch einen schneebedeckten Wald, Ben kämpft als rothaarige Trulla mit einem Wookie-Bogen kooperativ und ausgesprochen schussgenau an meiner Seite. Wir hatten bisher nicht viel Spaß: G.I. Joe ist ein hässliches Spiel, ein ödes Spiel, es ruckelt, ist hohl und abwechslungsarm. Aber im Moment können wir uns ein

Video: G.I. Joe liefert technisch erschreckende, spielerisch belanglose Dauerfeuer-Action, die immerhin einen brauchbaren Koop-Modus zu bieten hat.kollektives Grinsen nicht verkneifen. Ist es etwa ein unerwarteter Geniestreich der Designer, der unsere Herzen frohlocken lässt? Haben wir den gut versteckten »Ab jetzt macht's Spaß!«-Schalter in den Optionen gefunden? Bringt das Spiel, wenn es schon nix auf die Reihe bekommt, wenigstens 1.000 einfache Gamerscore-Punkte wie Avatar? Nö, nix von alledem. Wir haben nur gerade unsere Superkraft aktiviert, die beiden Figuren für ein paar Sekunden einen Roboter-Kampfanzug überstreift. Das an sich ist wenig spektakulär, aber die Quietsch-Geräusche, die die beiden während dieser Phase beim Laufen von sich geben, sind einfach unbezahlbar! Quiiiiek-Quiiiiek-Quiiiiek-Quiiiiek-Quiiiiek-Quiiiiek-Quiiiiek! Als hätten sie Badeentchen an den Füßen.

Okay, zum eigentlichen Spiel: G.I. Joe ist ein Shooter aus der Schulterperspektive, der etwas an klassische Run-n-Guns wie Sin and Punishment erinnert. Der Feuerknopf wird nur zum Entkrampfen des Fingers losgelassen, der linke Analogstick steuert die Figur und damit die Schussrichtung. Potenzielle Ziele werden automatisch erfasst und so lange im Visier gehalten, bis sie in einer brauchbaren Explosion vergangen sind. Falls man das nicht möchte, kann man das künftige Altmetall auch per Druck auf den rechten Analostick wechseln, aber das funktioniert derart unzuverlässig, dass man sich damit besser gar nicht erst abgeben sollte - die Gegner fallen auch so schon schnell genug. Mäht man genug Feinde nieder, hat man irgendwann die für den Superanzug benötigte Energie zusammen, wenn man vorher nicht draufgeht. Um das zu vermeiden, empfiehlt es sich, hinter der Deckung für eine Sekunde Schutz zu suchen - dann regeneriert die Spielfigur nämlich schneller. Aber aufgemerkt: Die Gegner können den sicher geglaubten Schutz auch zerbröseln.

Mein Joe und ich

Man ist grundsätzlich immer zu zweit unterwegs, wobei der Partner entweder von der KI oder einem Kumpel gesteuert wird, der jederzeit ein- und aussteigen darf. So lange einer von beiden am Leben ist, geht das Spiel weiter, erst wenn beide ins Gras gebissen haben, geht's zum letzten Checkpunkt zurück. Die Wahl des Schwierigkeitsgrades hat darauf übrigens direkten Einfluss: Auf der einfachsten Stufe wird  ein gefallener Kamerad direkt wiederbelebt, auf der mittleren passiert das erst am nächsten Kontrollpunkt - da jedoch automatisch. Auf der höchsten Stufe heißt's hingegen »Alles oder Nix« - wer draufgeht, bleibt auch draufgegangen, jedenfalls bis zur nächsten Mission. Allerdings weiß das Programm meist nicht, dass dies der Fall ist: Unabhängig davon, ob eine Figur im Spiel oder im virtuellen Nirwana ist, taucht sie in den Zwischensequenzen auf und führt eifrig Dialoge - sehr albern!

Zwei Spieler dürfen gleichzeitig ran. Sollten aber besser nicht.
Die Wahl der Figuren vor Missionsbeginn hat mehr als nur kosmetische Gründe: Neben unterschiedlicher Durchschlagskraft haben die Recken auch die eine oder andere Spezialeigenschaft, die sie z.B. Türen sprengen oder hacken lassen. Ist man zu zweit, kann sich der Partner um entsprechende Aufgaben kümmern. Ist man allein, kann man jederzeit zwischen beiden wechseln, um das Benötigte auszuführen. Neue Figuren (oder »Joes«, wie sie heißen) bekommt man, indem man Gefangene befreit oder ihre Kontaktinfos (Handynummer?) findet - danach müssen sie nur noch im Hauptmenü für »Battle Points« gekauft werden, die man ihrerseits dafür erhält, dass man sich schnell und effizient durch den Level ballert oder möglichst viele versteckte Boni aufspürt - Letztere sorgen auch dafür, dass Artworks oder zusätzliche Missionen freigeschaltet werden. Hin und wieder bekommt man ein sohlenschonendes Vehikel vorgesetzt, mit dem man durch den Level brausen und Teile der Umgebung zerlegen kann - sofern man die irre fummelige Steuerung gebacken bekommt. Ab und an warten außerdem Bossgegner auf ihre verdiente Abreibung, die aber gerade mit dem Superanzug schneller fallen als Zwölfjährige vor der Tokio Hotel-Bühne.

Der Abgrund ist nahe

Auf 360 und Wii gibt's das exakt gleiche Spiel zu spielen, was, bemerkenswert genug, für die Wii-Variante spricht: Denn hässlich ist G.I.Joe in jedem Fall, auf Wii aber auflösungsbedingt weniger abstoßend - und erstaunlicherweise auch weniger ruckelig. Ändert nix daran, dass Entwickler Double Helix Games hier eine beeindruckende Zeitreise in die frühe Ära der hardwarebeschleunigten 3D-Grafik macht: Die Figuren sind irre hässlich und bewegen sich, als trügen sie ihre Waffen im Rektum, die Levels sind blockig und detailarm, schon das belanglose Intro ruckelt - brrrrr! Getoppt wird das Trauerspiel von einer Kameraführung, die diesen Namen nicht wert ist: Gewöhnt euch daran, einfach nach Gefühl zu schießen, denn sehen werdet ihr das potenzielle Ziel in vielen Fällen nicht. Dafür aber Bäume aus der Nähe. Ist doch auch schön.

Ach, ein Wort noch zur Sprachausgabe: Der Spruch »Yo Joe!« kommt in etwa in derselben nervenden Häufigkeit vor wie »Dance with the Angels!« in Ace Combat 6 . Aber banget nicht, er ist noch das Beste der sonst in jeder Hinsicht amateurhaften englischen Version, die ihrerseits der deutschen Fassung unfassbar weit voraus ist.             

Mit leichter Verspätung trudelten endlich die Sony-Testmuster von G.I. Joe in der Redaktion ein, wobei »endlich« im Sinne von 

Die PS3-Version entspricht in jeder Hinsicht der 360-Fassung, was auch schon das Beste ist, was sich darüber sagen lässt. Die Fassungen für PS2 und besonders PSP sind nochmal eine Stufe schlechter.
»Ah, doch schon« zu verstehen ist - darauf gewartet hat hier keiner. Das ist auch kein Wunder, denn egal ob PS3, PS2 oder PSP, das Spiel, das in allen Fassungen vom Design her identisch ist, gewinnt nicht an Qualität. Ganz im Gegenteil.

Am besten kommt noch die PS3-Version davon: Die ist nämlich in jeder Hinsicht zur 360-Fassung identisch, und damit nur furchtbar. Die Variante für Sonys ältere Konsole kann das allerdings nicht von sich behaupten, denn sie ist vor allem technisch gruselig. Von den sehr langen Ladezeiten abgesehen liegt sie grafisch deutlich unter der Wii-Version, vor allem fehlt es erheblich an Umgebungsdetails - so ist allein der Einstiegswald bemerkenswert baumarm. Außerdem ist erstaunlich, dass das Spiel keinen echten 16:9-Modus bietet, sondern nur einen falschen. Das bedeutet, dass man auf 4:3-Fernsehern oben und unten dicke Ränder zu sehen bekommt - und auf 16:9-Systemen extra-dicke Balken, weil hier die Grafik nochmals horizontal gestreckt wird!

Die PSP-Fassung liegt in unserer Aufzählung nicht ohne Grund an letzter Stelle, denn sie vereint alle Nachteile der PS2-Version mit ein paar Bonusklöpsen: Da wäre z.B. die Tatsache, dass man an der PSP nur allein spielen darf, kein Koop-Modus weit und breit. Außerdem fehlt hier komplett die Sprachausgabe; egal, wie der Handheld eingestellt ist, kein Stimm-Fitzelchen dringt aus den Boxen! Dazu kommt noch, dass die Grafik sogar unter dem Niveau der PS2-Version liegt: Zur Abwesenheit von 3D-Objekten gesellt sich hier die Anwesenheit eines dicken Nebels, der vermuten lässt, dass jemand einen N64-Emulator auf die UMD geschmuggelt hat. Jetzt weißt du Bescheid, potenzieller Käufer dieser grauenhaften Software - und Wissen ist der halbe Sieg! 

Fazit

Das Beste an G.I. Joe sind die Ladebildschirme, die mit faszinierenden Fakten von den bemerkenswert langen Wartezeiten ablenken: Wusstet ihr, dass die G.I. Joe-Figur mit »Kung Fu-Grip« 1974 auf den Markt kam? Ich auch nicht! Hammer, oder? Mit spannenden Anekdoten wie dieser ist man der garantierte Knüller auf der nächsten Party, denn über das Spiel selbst sollte man besser nicht zu viele Worte verlieren. Trauriges Lizenzgeschiss der billigsten Sorte; der Sorte, von der man spätestens nach Qualitätssoftware wie Kung Fu Panda eigentlich dachte, dass sie ausgestorben sei: Furchtbare Präsentation, inakzeptable Technik, grausame Kameraführung - wäre da nicht der solide, gut umgesetzte Koop-Modus, wäre G.I. Joe ein Kandidat für den selten genutzten einstelligen Wertungsbereich. Spart euch das Geld für diesen Müll und kauft euch davon lieber eine Saturn-Konsole - auf der gab's weitaus besser aussehende Spiele.

Pro

solider Koop-Modus (360, PS3, PS2, Wii)
teilweise zerstörbare Umgebung

Kontra

kein Mehrspieler-Modus auf PSP
scheußliche, ruckelige Grafik
ödes Missionsdesign
ungenaue Steuerung
kontraproduktive Kameraführung
lächerliche Animationen
herzzerreißend schlechte Sprachausgabe
kein Online-Modus
furchtbar fummelige Vehikelsteuerung
inkonsequente Figuren-Verwendung in Cutscenes und Dialogen

Wertung

360

Technisch erschreckend, spielerisch belanglos bis peinlich - G.I. Joe ist Softwaremüll!

PSP

Die schlimmste aller Versionen: Der PSP-Joe ist technischer Müll, allein unterwegs und stumm. Finger weg!

PlayStation3

Technisch erschreckend, spielerisch belanglos bis peinlich - G.I. Joe ist Softwaremüll!

Wii

Technisch erschreckend, spielerisch belanglos bis peinlich - G.I. Joe ist Softwaremüll!

PlayStation2

Spielerich ist die PS2-Fassung identisch, aber technisch eine ganze Ecke unter 360, PS3 und Wii.

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