PixelJunk Shooter10.12.2009, Jan Wöbbeking
PixelJunk Shooter

Im Test:

Was für ein Anblick: Mit einem gewaltigen Rückschlag ergießt sich ein Schwall brodelnde Lava aus der Kanone meines Schiffchens über zwei Mechano-Feldermäuse. Eben haben die Biester meine konventionellen Projektile noch mit ihrem Echolot abgewehrt, doch jetzt ertönt nur noch ein kurzes Knistern und sie sind Geschichte. Unter ihnen tropft die glühende Masse auf einen See und verwandelt sich mit lautem Zischen in poröses Gestein. Prima - jetzt kann ich mir den Weg durch die erkaltete Magma ballern und gelange in die darunter gelegene Höhle! In Pixeljunk Shooter werde ich zum Herr über die Naturgewalten.

Trip in die Unterwelt

Vorsicht mit Raketen: Die zielsuchenden Geschosse überhitzen die Schiffchen genau so schnell wie das Lavabecken oder die nahen Gegner.
Der PSN-Store entwickelt sich neuerdings zum El Dorado für Höhlenforscher mit Retro-Faible: Erst vorgestern hat die Highscorejagd Gravity Crash einen Gold-Award abgestaubt und schon steht ein weiteres Highlight des Cave Flyer-Genres in den Startlöchern.  Auch hier erforsche ich unterirdische Grotten mit einem kleinen Schiffchen. Mit meinem MG und zielsuchenden Raketen ballere ich auf Mechano-Krabben, organisch zappelnde Geschütztürme und dicke Bossgegner wie eine gigantische Raupe.

Doch der Titel täuscht: Pixeljunk Shooter ist nur zum Teil ein Actionspiel im Retro-Gewand. Die zweite Hälfte besteht aus smarten Physik-Spielereien mit Wasser, Lava, Stein, Eis und anderen Stoffen, welche aus dem Spiel einen Chemie-Experimentierkasten machen. Die Flüssigkeiten sind derart beeindruckend animiert, dass ich nicht selten mit offenem Mund vor der Mattscheibe sitze.

Magmastein und Eisblock bricht

In den ersten Abschnitten helfen meist Kanister für den Wassertransport zur Lava. Mit einer Harpune docke ich das Gefäß am Gleiter an, lasse es sich vollsaugen und übergieße die Magma so lange mit dem kühlen Nass, bis alles zu Basaltgestein erkaltet ist. Jetzt kann ich mich in Ruhe durch die eben enstandene Gesteinsschicht ballern.  In der darunter liegende Nische wartet schon ein gestrandeter Minenarbeiter. Meine Mission besteht darin,

Lava, Eis, Wasser, Öl und andere Stoffe blubbern und fließen erstaunlich realistisch uber den Schirm.
die mit den Armen rudernden Männchen zu bergen. Schade, dass sie mir nur in kurzen Textfenstern erzählen, was hier unten schief gelaufen ist. Dann schnappe ich mir ein paar Bonus-Sterne und ballere vergrabene Edelsteine aus dem Gestein. Letztere eröffnen mir den Weg zu neuen Gebieten.

Das Aufsammeln gestaltet sich simpel: Ich fliege in die Nähe des Ziels, drücke den X-Knopf und schon greift die Harpune flink nach dem Männchen, dem Diamanten oder einem Kanister. Auch der Rest der Steuerung geht einfach von der Hand. Mit dem linken Stick navigiere ich das Schiff durch die Höhlen, der rechte bestimmt die Blickrichtung des Bugs. Da mein Gleiter ohne Konsequenzen gegen die steinernen Wände klatschen darf, ergibt sich ein viel ruhigerer Spielablauf als im kniffligen Gravity Crash.            

Kaminfeuer war gestern

Überhaupt fühlte ich mich während des gesamten Spiels so entspannt wie schon lange nicht mehr: Die Eishöhlen und Bergwerke könnten zwar etwas detaillierter gezeichnet sein, doch das schlichte Design passt zum minimalistischen Stil von Q-Games. Auch der stets faire Schwierigkeitsgrad sowie der hypnotische Triphop-Soundtrack sorgen für relaxtes Erkunden. Wenn ein agressives Rudel Gegner auf dem Bildschirm auftaucht,

Wer zu unbedarft herumballert, erwischt nicht selten die zu rettenden Minenarbeiter.
wird die ruhige Musik manchmal sogar von dramatischen Schlagzeugsoli unterbrochen. All zu viele Raketen darf ich den feindlichen Viechern übrigens nicht entgegen jagen, denn das erhöht die Temperatur meines Gleiters. Wenn mich danach noch ein Projektil trifft, trudele ich bewegungsunfähig gen Höhlengrund und zerschelle. Mit ein wenig Glück lande ich aber in einem kühlen Wasserbecken und bin sofort wieder im Spiel. In der Nähe der großen Lavabecken darf ich mich ebenfalls nicht zu lange aufhalten, während ich Raketen abfeuere.

Etwas kniffliger wird es auch, wenn ich in den späteren Levels mit mehreren Stoffen hantiere. In der alten Industriemine reiße ich z.B. mit meiner Harpune den Stöpsel unter einer großen Ölwanne weg. Danach muss ich blitzschnell in eine Nische fliehen, damit mich die zähflüssige Brühe nicht erwischt. Doch kaum hat das Öl das darunter liegende Wasserbecken erreicht, beginnt eine chemische Reaktion: Giftiger Rauch steigt empor und kommt einem Grubenarbeiter bedrohlich nahe. Also flitze ich durch den Dunst, bevor er mein Schiff von der chemischen Brühe erhitzt wird oder das um Hilfe schreiende Männchen erstickt.

Mario lässt grüßen

Ab und zu verpasse ich meinem Schiff sogar spezielle "Anzüge". Mit ihrer Hilfe kann ich, wie in der Einleitung beschrieben, eine dicken Lavastrahl schießen und jede Menge andere tolle Dinge anstellen - mehr verrate ich nicht. 

Das komplette Spiel lässt sich zu zweit bestreiten - leider nur vor dem gleichen Bildschirm und nicht über's Internet.
Wenn ich ein paar Minuten lang ahnungslos durch den Level flog, wurden übrigens immer kleine Tipps eingeblendet. Hat man nach gut fünf Stunden alle Levels gesehen, können noch versteckte Minenarbeiter gesucht werden. Oder man sucht sich die perfekte Route durch die Grotten und kämpft mit anderen Höhlenforschern um einen guten Platz in den weltweiten Leaderboards.

Wer möchte kann auch mit einem Freund durch die Höhlen düsen, allerdings nur offline. Es gibt zwar keinen geteilten Bildschirm, doch dank 1080p-Auflösung und leicht auszoomender Kamera müssen beide Spieler nicht all zu nah beieinander bleiben. Das Spiel lässt sich sogar per Remote Play mit einer PSP spielen - inklusive auf das Handheld zugeschnittener Steuerung. Durch den starken Lag werden aber gerade spätere Levels extrem zäh und schwer.          

Fazit

Es ist schon erstaunlich: Beinahe alles, was Q-Games anfasst, wird zu Gold. Auch diesmal haben sich die findigen Entwickler ein bewährtes Spielprinzip geschnappt und mit derart guten Ideen angereichert, dass eine echte Perle zum Vorschein kommt. Pixeljunk Shooter ist keine bloße Geschicklichkeitsübung für Retro-Fans, sondern auch eine wunderhübsche Entdeckungsreise durch unterirdische Bergwerke und Eishöhlen. Die Physikspielereien mit Wasser, Eis und brodelnder Lava sehen nicht nur beeindruckend aus, sondern sind auch ideal auf die experimentellen Rätsel abgestimmt. Das Schönste am Trip durch die "Unterwelt" ist aber die entspannte Stimmung: Die einfache Steuerung, ein hypnotischer Soundteppich und ein stets fairer, aber nicht zu niedriger Schweirigkeitsgrad sorgen dafür, dass man sich einfach nur zurücklehnen und genießen kann. Schade, dass der Ausflug schon nach rund fünf Stunden wieder vorbei ist. Auch ein Koop-Modus übers Netz oder Online-Duelle mit dicken Lava-Kanonen hätten bestimmt Spaß gemacht. Ich hoffe jedenfals auf ein entsprechendes Update zum Download. Trotzdem: Pixeljunk Shooter ist auch in der jetzigen Form ein echtes PSN-Highlight, das sich Arcade-Fans nicht entgehen lassen dürfen!

Pro

<P>
ausgewogene Mischung aus Ballern und Knobeln
sehr entspannend
clevere Spielereien mit Wasser, Lava, Rauch etc.
beeindruckende Flüssigkeits-Physik
einfache, durchdachte Zweistick-Steuerung
abwechslungsreiche Levels
ruhige Musik reagiert dynamisch auf die Action
hängt man fest, werden Tipps eingeblendet</P>

Kontra

<P>
keine Online-Modi</P>

Wertung

PlayStation3

Ungemein entspannende Mischung aus Höhlen-Shooter, Entdeckungsreise und Knobelspiel mit beeindruckenden Flüssigkeits-Spielereien.

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