Trash Panic28.05.2009, Jens Bischoff
Trash Panic

Im Test:

Da wird einem jahrelang eingebläut, alle möglichen Müllarten gewissenhaft in farbigen Eimern, Säckchen und Containern zu trennen und dann kommt Sony mit Trash Panic daher und zeigt, dass es doch viel simpler geht: Einfach alles in eine überdimensionale Tonne kloppen, zersetzende Bakterienkulturen rein, Sprengstoff dazu, anzünden, Deckel drauf und Kabumm, Problem gelöst. Klingt eigentlich nach einer explosiven Ladung Spielspaß...

Tetris mit Sperrmüll

Auf den ersten Blick wirkt Trash Panic wie Tetris mit komplexeren, dynamischen Bausteinen: Man sieht den Querschnitt einer Mülltonne, über der ein Kran ständig neuen Sperrmüll abwirft, den man im Fallen drehen, verschieben und mit Wucht herab schmettern kann. 

Wer es nicht schafft, seinen Müll platzsparend zu stapeln, zurecht zu rütteln und zu zerkleinern, hat bald schon keinen Platz mehr in der Tonne.
Letzteres macht durchaus Sinn, da man den Müll damit zerkleinern und durch Schütteln des Controllers in entstandene Hohlräume verteilen kann. Allerdings zerbricht nicht jedes Objekt beim Abwurf in tausend kleine Stücke, sondern erhält je nach Konsistenz erst Brüche und Dellen bis es in seine Einzelteile zerfällt. Elastische Objekte lassen sich natürlich überhaupt nicht zerbröseln und können im schlimmsten Fall sogar zurückprallen und neben der Tonne landen. Passiert dies drei Mal, ist das Spiel vorbei.

Damit die Tonne angesichts immer gigantischerer Abfälle nicht gleich überquillt, kann man gelegentlich auf Müll zersetzende Bakterien oder brennende Streichhölzer zurückgreifen. Erstere benötigen allerdings Feuchtigkeit aus zerbrochenen Fässern, Flaschen oder Spülkästen um aktiv zu werden, während sich Feuer nur dann ausbreitet, wenn es auf leicht brennbare Materialien trifft. Besonders effektiv sind Brände natürlich in Verbindung mit explosivem Gefahrengut wie Butangasbehältern oder Dynamitstangen. Um die Effizienz der Müllverbrennung zu steigern, kann man sogar den Deckel schließen, wodurch in kurzer Zeit unglaublich hohe Temperaturen entstehen, die selbst robuste Abfälle verglühen lassen. Allerdings nimmt dadurch auch der Sauerstoffgehalt in der Tonne rapide ab, so dass trotz Temperatur- und Restluftanzeigen Fingerspitzengefühl gefragt ist.

Hin und wieder taucht auch so genannter Monstermüll auf, der innerhalb eines Zeitlimits zerstört werden muss, da sonst jede Menge sperriger Strafmüll auf die Tonne herab prasselt. Des Weiteren gibt es auch speziell gekennzeichnete Kleinodien, die nicht zerstört werden sollten. Schafft man es, diese Schätze unversehrt in Reichweite eines kleinen schwarzen Wesens namens Gomy zu platzieren, das ständig um die Mülltonne herum schleicht, entsorgt euch dessen großer Bruder zum Dank ein besonders unliebsames Abfallobjekt. Passt einem irgendein Objekt gerade überhaupt nicht in den Kram, kann man es nämlich auf einen Ersatzhaken hängen, dessen Ladung man jederzeit mit der des Müllkrans austauschen kann. Auch wichtige Hilfsmittel wie Streichhölzer, Bakterienklumpen oder scharfe Klingen kann man dort taktisch klug zwischenlagern bis man sie wirklich benötigt.

Hölle, Hölle, Hölle

Die Müllvielfalt ist jedenfalls immens und reicht von einzelnen Bleistiften und leicht zerbrechlichen Glühbirnen über schwabbelige Matratzen und Nahrungsmittel bis hin zu ganzen Fahrzeugen und Gebäuden. Die Havok Physik-Engine verrichtet generell einen guten Dienst, liefert teils aber auch fragwürdige und manchmal geradezu haarsträubende Ergebnisse.

Bakterienkulturen können Müll gänzlich zersetzen, benötigen dazu aber ausreichend Wasser.
So kommt es schon mal vor, dass Müllreste wie von Geisterhand in der Gegend herum zappeln oder völlig frei in der Luft stehen und weitere Abwürfe blockieren. Wäre Trash Panic als kurzweilige Gelegenheitsknobelei angelegt, könnte man darüber ja noch hinweg sehen, aber der völlig überzogene Schwierigkeitsgrad ist schon auf "normal" wirklich Hardcore und da wiegen solche Fehler natürlich doppelt schwer. Auch dass man seine Fortschritte im Hauptmodus nicht speichern kann, ist ein Unding - wer auf "Hölle" spielt, muss entweder Nerven aus Stahl haben oder hochgradig masochistisch veranlagt sein, was im Übrigen auch auf den Genuss einiger Stücke des Soundtracks zutrifft...

Der Umfang ist ebenfalls eher kümmerlich; es werden gerade mal ein halbes Dutzend verschiedener Schauplätze und Mülltonnen geboten, mit denen man sich in drei Schwierigkeitsstufen, von denen die einfachste schon nicht ohne ist, sowie einem Endlosmodus beschäftigen kann. Zwar gibt es auch noch einen Missionsmodus, der besteht aber lediglich aus drei etwas spezielleren Bonusaufgaben, wie dem Läuten einer Glocke durch gezielten Müllabwurf. Positiv überrascht hat mich hingegen der Duellmodus, bei dem man sich durch besondere Leistungen gegenseitig Müll in die Tonne kippen kann. KI-Gegner gibt es hier allerdings ebenso wenig wie eine Online-Anbindung, zuschaltbare Handicaps oder andere Optionen. Dafür kann man sich in Online-Ranglisten verewigen, wirklich hart erkämpfte Trophäen freischalten sowie bis zu zehn Minuten lange Videos aufzeichnen und auf Youtube hochladen.    

Fazit

Trash Panic ist trotz unverkennbarer Tetris -Wurzeln ungemein originell: Das Zerschmettern, Zersetzen und Abfackeln aller erdenklichen Abfallprodukte von defekten Glühbirnen bis hin zu kompletten Gebäuden in gigantischen Müllkübeln ist herrlich verrückt und motivierend. Aber warum haben es die Entwickler so dermaßen mit dem Schwierigkeitsgrad übertrieben? Viel zu schnell schlägt die destruktive Müllentsorgung in bodenlosen Frust um. Selbst der normale Schwierigkeitsgrad stellt die Nerven trotz nur einer Hand voll Levels auf eine herbe Zerreißprobe. Besonders fies: Man darf einen Level zwar beliebig oft neu starten, aber wer sich zwischendurch mit einem anderen Spiel abreagieren oder seiner PS3 einfach nur mal eine Auszeit gönnen will, muss beim nächsten Start wieder ganz von vorn anfangen, weil der Fortschritt im Hauptspielmodus nicht gespeichert wird! Hinzu kommt, dass die Physik-Engine zum Teil zu haarsträubenden Resultaten wie in der Luft schwebenden Müllblockaden oder wild umher zappelnden Splitterresten führt. Wer nach der Herausforderung seines Lebens sucht (der höchste Schwierigkeitsgrad trägt völlig zurecht die Bezeichnung "Hölle"!), ist hier goldrichtig; wer einfach nur kreative Knobelunterhaltung will, sollte sich hingegen auf den Anfängermodus oder den leider nur lokal spielbaren Duellmodus beschränken, was angesichts des günstigen Preises immer noch lohnt.

Pro

originelle Spielidee
einfache Handhabung
motivierendes Spielprinzip

Kontra

geringer Umfang
nervige Physikfehler
übertrieben hoher Schwierigkeitsgrad

Wertung

PlayStation3

Originelles Müll-Tetris, dessen überzogener Schwierigkeitsgrad sicher viele abschrecken wird.

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