Test: Tornado Outbreak (Arcade-Action)

von Benjamin Schmädig



Tornado Outbreak
Publisher: Konami
Release:
12.11.2009
12.11.2009
12.11.2009
Spielinfo Bilder Videos
Tornado Outbreak - nie gehört? Kein Wunder, denn der erste Titel von Loose Cannon wirkt auf den ersten Blick wie ein Mini-Katamari, mit dem die Newcomer mit möglichst wenig Risiko etwas Startkapital anscheffeln wollen. Ein Wirbelsturm-Saugt-Die-Welt-Auf im kitschigen Nordamerika mit witzigen Anspielungen auf die Alien-Paranoia aus dem letzten Jahrhundert. Witzige Anspielungen? Farbfreudige Kulissen? Katamari?! Darf ich mal eben...

Ich bin ein Magnet

Es ist ja nicht so, dass ich ein Problem mit meiner unwiderstehlichen Anziehungskraft hätte! Nö, ich husche ganz gerne als Riesenkugel , als Riesenköter oder - ganz neu - als Riesen-Tornado durch die Pampa. Bleibt ja alles, wirklich alles, an meinem windigen Charme kleben: Sträucher, Mülltonnen, Zäune, Autos, Windmasten, Häuser, Militärbasen und überhaupt alles. Natürlich nicht von Anfang an; ohne Fleiß kein Preis. Heißt, ich staubsauge erst kleine Dinge, dann mittelgroße, dann die ganz schweren Kaliber auf. Wie praktisch, dass alles, was ich aufwirbeln kann, nervös zittert, sobald meine Größe eine Gefahr darstellt. Zu drolligen Comicbildern tönt's mal beschwingt, mal gibt's Country, mal spielt die Kapelle militärisch.

Windhosen-Alarm! Zephyr weht voran.


Schön!

Schöne neue Katamari-Welt? Denkste! Wie fies ist das denn? Da wirbele ich flockig-begeistert aus dem Tutorial - und rase mitten in eine öde Spaßwüste. Aufsaugen, nächster Abschnitt, aufsaugen, nächster Abschnitt, aufsaugen, nächster Abschnitt, dann Vorspiel zum Bosskampf, dann Bosskampf, dann von vorne. Hä? Hatte da nicht jemand Katamari gesagt? Meint der dasselbe Katamari, bei dem sich abwechslungsreiche, frei bekugelbare Abschnitte die Klinke in die Hand geben? Ich hatte mich wohl verhört. Hier wird jedenfalls ein stringentes Level nach dem nächsten abgespult. Ne, das macht schon Spaß! ... Immer wieder mal diese mittelprächtigen paar Minuten lang.

Abwechslung. Man hätte mal auf Zeit, mal um bestimmte Gegenstände, mal einfach so oder mal was völlig anderes als Kleinstädte aufwirbeln können. Kann man aber nicht. Was man aufsaugt ist sogar schnuppe, so lange man dabei diese Feuergeister erwischt. Immerhin hat die Sache mit dem Sturmwirbeln einen handfesten Hintergrund. In aller Kürze: Ich suche als außerirdischer Sturmkrieger "Ich bin ein Tornado" Zephyr nach Machtkugeln, die von eben jenen Feuergeistern auf die Erde verschleppt wurden.

Und das geht so:

Um einen der von Totems geschützten "Tresore" mit den Machtkugeln zu öffnen, braucht unser so genannter L.O.A.D. STARR die Energie der Feuergeister. Das Gerät kommt außerdem schon deshalb mit, weil es einen dichten Wolkenteppich für den sonnenallergischen Zephyr erzeugt. Also staubsauge ich so lange in jeweils drei streng begrenzten wolkigen Abschnitten, bis ich genug Feuergeister aufgewirbelt habe. Drei Minuten bleiben mir dafür, und wenn ich mehrere der Geister am Stück erwische, spendiert mir das ein paar mehr Sekunden. Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Zum einen verstellt mir nämlich mein eigener Tornado spätestens dann die Sicht, wenn er zu voller Größe gewachsen ist. Zum anderen verstecken sich die Fackelwesen in unterschiedlich großen Objekten. Am besten nehme ich mir die markierten Positionen also erst dann vor, wenn ich groß genug bin. Swooosh - das gibt einen netten Bonus! Na ja, wobei das kaum mehr ist als der Bonus für mehrere kleine Mengen Feuergeister und man ähnliche Finessen beinahe mit der Lupe sucht. Per Sprungkick kann man zwar Steinwesen aus dem Erdreich buddeln, aber wesentlich größer wird der spielerische Horizont dadurch kaum. Sind jedenfalls genug Feuergeister im Pott,
So flott und unbeschwert das Aufwirbeln auch sein kann, so kurz weiß es leider zu motivieren.
schnappe ich mir noch ein paar ihrer Kameraden, um meine Galerie mit recht belanglosen Konzeptzeichnungen zu füllen, oder ich mache mich sofort an den nächsten der drei Abschnitte.

Wenn Kollegen, Kumpels oder Freunde Bock haben, dürfen die sich übrigens jederzeit einklinken. Beim normalen Saugen wirbelstürmt dann jeder fürs gemeinsame Konto. Bei der Vorbereitung für den Angriff auf die "Tresore" mit den Machtkugeln und beim Kampf gegen deren Bewacher teilt man sich die Aufgaben: Der eine übernimmt dann das Ruder, der andere drückt im richtigen Moment die Schultertaste. Das Ruder braucht man, um zunächst mal einen Wirbelsturm zu erzeugen. Dafür stellt der L.O.A.D. STARR Tore auf, durch die Zephyr im Eiltempo braust. Ob ich oder mein Begleiter nun Herr über die Schultertaste ist: Die saugt in feindlich besetzten Toren Feuergeister auf, damit Zephyr keine Geschwindigkeit verliert. Nicht, dass seine Tachonadel jemals in Schwindel erregende Höhen zeigen würde...

Ist der Sturm dann da, umgeht man schließlich tückische Sonnenflecken und kommt so hoffentlich heil bei der Machtkugel an, wo man per Dauerfeuer auf die Angriffstaste die wachenden Totems entzwei kloppt. Danke, Level bestanden. Es folgt eine gezeichnete Zwischensequenz, in der sich wenig bewegt, aber viel gequasselt wird. Zephyr fragt z.B. seinen früheren Mentor, ob das nicht bedenklich wäre, die Menschen obdachlos zurückzulassen. Der Alte ist da abgeklärter: Erstens zweifelt ein Anführer nicht und zweitens hilft man später ja beim Aufbau. Na, Mensch - noch mal gut gegangen!

Moral? Niente.

Wie jetzt? Nimmt sich der Kalauer um panisch gackernde Hühnchen und kreischende Touristen mit dicker Kamera vorm Bauch echt Ernst? Tut er. Tut er wirklich! Soll ich also Zephyrs mit gefalteter Stirn monologisiertes Tagebuch in Anbetracht der fröhlich wackelnden "Gefahr aus dem Weltall"-Kulissen tatsächlich ernst nehmen? Tu ich nicht. Kann ich nicht! Genauso wenig wie ich diesen minimalistischen Pausensnack als Katamari-Pendant ernst nehmen kann. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass sich Katamari seit Jahren nur noch selbst recycelt: Als kleiner Pausensnack macht das  witzige Kaputtwirbeln jedenfalls trotz allen Meckerns gerade noch eine passable Figur.

           

Kommentare

schrieb am