Söldner-X 2: Final Prototype10.06.2010, Jan Wöbbeking
Söldner-X 2: Final Prototype

Im Test:

In Mainz legt man noch Wert auf Traditionen: Die Mainzelmännchen krächzen seit 1963 »Gunaaamd!« und die Wurzeln des Karnevals reichen höchstwahrscheinlich noch viel weiter in die Vergangenheit. Neuerdings besinnen sich auch lokale Spielentwickler auf alte Bräuche - z.B. den des klassischen Von-links-nach-rechts-fliegen-und-alles-abballerns. Mit Söldner-X 2: Final Prototype (ab 79,98€ bei kaufen) haben die Sidequest Studios ihren zweiten klassischen 2D-Shooter für PSN veröffentlicht. Der erste Versuch wirkte noch nicht so ausgefeilt wie die japanischen Platzhirsche, wird beim zweiten Mal alles besser?

Alles beim Alten?

Zu Beginn gleich eine Entwarnung an enttäuschte Käufer des Vorgängers: Das Waffen-und-Kombo-System wurde entschärft und auch davon abgesehen wurde der knackige Schwierigkeitsgrad gesenkt. Neuerdings können auch Einsteiger bedenkenlos zugreifen. Söldner X2 ist ein klassischer 2D-Shooter und zwar so klassisch, dass mich das Design mit seinen farbig leuchtenden Schüssen auf Anhieb an Neunziger-Jahre-Titel wie die Project X-Serie erinnert hat. Wie eh und je wuselt am rechten Bildrand eine Übermacht wild um sich schießender Weltraumgleiter herum und links davon arbeite ich daran, eben jenes Gewusel zu reduzieren. 

Keine Panik: Der Projektilregen bewegt sich meist recht langsam. Im Gegenzug besitzt das eigene Schiff eine große Hitbox (wird also auch am Rand getroffen).
Um die Raumschiffe und Mech-Roboter mit dicken Greifarmen herum breiten sich zwar jede Menge neonfarbig glühende Projektil-Blüten aus, trotzdem ist das Feuerwerk nicht so dicht wie im wahnwitzigen Japano-Overkill des gerade aufs iPhone umgesetzten Espgaluda 2 .

Erleichtert wird das Tohuwabohu durch den dynamischen Schwierigkeitsgrad. Je weniger Gegner ich auslasse, desto höher steigen Rang und Multiplikator und desto mehr wehren sich die Biester. Etwas seltsam wirkt der Umstand, dass ich im Spiel mitunter nur eine mittelprächtige C-Wertung hatte und hinterher trotzdem ein spitzenmäßiges S verliehen bekam - oder auch umgekehrt. Der Zusammenhang ist zunächst ähnlich schwer durchschaubar wie der Wust an Regeln rund um Multiplikator, Komboketten, Extras, Waffenslots und andere Details. Auch die dynamisch im Spiel aufrufbaren Anleitungstexte können nicht alle Fragen beantworten.

Sonic im Weltall

Sobald man erst einmal durchsteigt, ist es aber durchaus unterhaltsam, möglichst viele Gegner vor den hübschen, schnell vorbei rasenden Kulissen aus der Luft zu pflücken oder sich in einer der 17 Herausforderungen zu verbeißen. In einer davon versuche ich, tausend Ringe zusammen zu raffen, welche aussehen, als hätten sie die Entwickler direkt aus einem Sonic-Spiel geklaut. Normalerweise sorgen diese goldigen Extras dafür,  dass sich die Serien-Leiste füllt und das aktuell eingesammelte Extra aktiviert wird: Dazu gehören neue Wummen, Powerups,

Die Gefechte gegen fette Robo-Bosse zählen zu den Highlights.
eine nützliche Schockwellen-Bombe, Satelliten, Multiplikator-Boni, Extraleben und vieles mehr.

All zu gedankenverloren darf ich aber nicht in der Gegend herum ballern, denn sonst leert sich die »Serien-Uhr«. Jedes der zunächst zwei Schiffe besitzt zwei Standard-Totmacher und einen dritten Slot für eine Extrawaffe. Hat man ganze drei Extrawaffen-Symbole eingesammelt, gibt's zur Belohnung eine Smartbomb. Wer möchte, darf auch mit einem Freund vor der gleichen Konsole zocken. Natürlich macht das gesellige Ballern Laune - seltsamerweise wurde der Schwierigkeitsgrad aber kaum angepasst, so dass es zu zweit noch einfacher wird. Positiv fällt die Replay-Funktion auf: Die Wiederholungen anderer Spieler lassen sich einfach auf Knopfdruck in den weltweiten Highscorelisten herunterladen und anschauen.  

Fazit

Wie jetzt, das war's schon? Tatsache: In rund einer Dreiviertelstunde habe ich mich durch den Storymodus von Söldner X2 geballert. Das ist selbst für einen klassischen 2D-Shooter nicht gerade üppig - vor allem, wenn man erst kurz vorher 12,99 Euro im Store ausgegeben hat. Zum Glück bietet der Arcade-Titel aus Mainz nach dem Durchzocken jede Menge Anreize zum Dranbleiben: Es gibt drei durch Geheimschlüssel freischaltbare Bonus-Levels, viele Extra-Wummen und stattliche 17 Herausforderungen. In Letzteren kämpft man sich z.B. ohne Lebensverlust durch einige Levels. Manche dieser Aufgaben fallen recht knackig aus und auch die Highscorejagd macht Spaß - vor allem, wenn man sich vorher ein paar Kniffe aus heruntergeladenen Leaderboard-Replays abschaut. Schade, dass die fordernden Schwierigkeitsgrade erst freigeschaltet werden müssen. Schuss- und Gegnerdichte passen sich zwar dynamisch der Leistung an - dadurch wird es andererseits aber selten so schweißtreibend wie in japanischen Bullet-Hell-Shootern. Das klassische Weltraumsetting wirkt mittlerweile recht angestaubt und auch spielerisch geht es mir zu traditionell zur Sache. Andererseits stecken in den Punkte-, Multiplikator- und Serien-Regeln einige eigene Ideen. Etwas durchschaubarer hätte das System aber ruhig ausfallen dürfen. Auf technischer Ebene gibt sich der Titel keine Blöße: Im Vordergrund explodieren die Gegnerschiffe effektvoll um die Wette und dahinter rauscht ein hübsch inszenierter Kulissen-Film vorbei. Auch die melodiöse Elektronikbegleitung passt. Wer klassische Shooter-Action ohne Überraschungen sucht, kann sich Söldner X2 ruhig zulegen - besser als der unausgegorene Vorgänger ist der Titel bei weitem.

Pro

<P>
detailreiche, technisch blitzsaubere Grafik
actionreiche Hintergrundvideos
viele Modi, Levels und Waffen zum Freischalten
Wiederholungen anderer Spieler zum Herunterladen
auch für Einsteiger geeignet</P>

Kontra

<P>
Story nach einer Dreiviertelstunde durchgezockt
zu Beginn nur leichte Schwierigkeitsgrade verfügbar
zu zweit deutlich einfacher als alleine
Regeln und Anzeigen zu Beginn verwirrend
Anleitung läst Fragen offen
biederes Weltraum-Design ohne Überraschungen</P>

Wertung

PlayStation3

Der klassische 2D-Shooter in ansehnlicher Kulisse ist zu schnell und leicht durchgezockt, bietet aber viele freischaltbare Extras und Herausforderungen.

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