Im Test:
Ende der Kindheit
Dem Anime-Look der Vorgänger bleibt auch Tales of Graces treu. Das hat den Vorteil, dass man die Wii-Herkunft grafisch gar nicht so sehr bemerkt, auch wenn manche Objekte und Kulissen doch deutlich an Details vermissen lassen. In Kombination mit der eher kindlichen Darstellungs- und Ausdrucksweise nicht nur während der Jugendphase fällt auch die Charakterbindung nicht gerade leicht.
Mit der Zeit wächst einem die bis auf sieben Köpfe anwachsende Kulleraugentruppe aber doch ans Herz. Nicht zuletzt dank der vielen amüsanten Gruppenplaudereien, die sich serientypischen überall auslösen lassen - sogar inklusive Sprachausgabe. Allerdings wurden auch dieses Mal nicht alle Dialoge vertont. Eine Option auf japanischen Originalton gibt es ebenfalls nicht.
Dafür machen die englischen Sprecher ihre Arbeit sehr überzeugend und auch an den deutschen Untertiteln gibt es bis auf ein paar kleine Stockfehler nichts auszusetzen. Figuren und Spielwelt harmonieren jedenfalls perfekt, während die gemeinsame Reise immer epischere Ausmaße annimmt. Spannung und Tragik eines Tales of the Abyss werden allerdings nicht erreicht.
Auf Entdeckungsreise
Zudem gibt es immer wieder kleine Rätseleinlagen bei denen gezielt Hindernisse verschoben, Schalter betätigt oder Objekte eingesetzt werden müssen, um weiterzukommen. Wer mal nicht weiß, wo er als nächstes hin muss, kann jederzeit einen Navigationshinweis aufrufen. Detaillierte Ortskarten gibt es aber keine.
Dafür kann man aber wieder jede Menge Bücher mit hilfreichen Informationen füllen. Neben Reisetagebuch, Quest-Journal und Monster-Enzyklopädie werden auch sämtliche Sehenswürdigkeiten, Beutestücke oder Kampftipps vermerkt.
Flotte Gefechte
Andererseits kann man unliebsamen Gegnern trotz eingeschränkter Sichtweite auch meist problemlos ausweichen oder dringend benötigte Gegenstände selbst herstellen, wenn man die nötigen Zutaten besitzt. Ungemein praktisch ist hierbei die neue Mixer-Funktion, mit deren Hilfe man nicht nur seltene Objekte nebenbei duplizieren, sondern auch hilfreiche Zauberbücher anwenden und regenerative Speisen zubereiten kann - und das vollautomatisch mitten im Gefecht. Was wann gekocht wird, legt man ähnlich dem
Doch auch ohne immer flexibleren Schnellkochtopf sind die Auseinandersetzungen ungemein dynamisch und facettenreich. Man muss mit den Kräften haushalten, bedacht ausweichen, blocken und kontern. Angriffe verketten, Schwachpunkte ausnutzen, Energien sammeln. Man baut Abwehrauren auf, aktiviert Temposchübe, löst Spezialattacken aus. Man lernt ständig dazu, entdeckt neue Möglichkeiten und perfektioniert Gruppenzusammensetzung und -zusammenarbeit. Selbst nach Dutzenden Stunden Spielzeit erfährt das Aktionsrepertoire noch grundlegende Neuerungen, deren Einsatz nicht nur Zeit sparen, sondern auch Belohnungen einbringen kann.
Auf Status bedacht
Auch sonst genießt man viele Freiräume: Man kann nicht nur eine Vielzahl an Objekten herstellen und kombinieren, sondern ihnen auch noch individuelle Eigenschaften verpassen und diese durch regelmäßige Benutzung verbessern. Entsprechende Materialien kann man von Gegnern erbeuten, unterwegs finden oder in Geschäften kaufen. Letzteres wird sogar mit lokalen Treuestempeln belohnt, was in immer breiteren Warensortimenten resultiert, die man jederzeit landesweit einsehen kann.
Viel zu tun
Es gibt sogar eine Reihe ladbarer Zusatzinhalte wie alternative Outfits sowie Bonusgegenstände. Selbst Stufenaufstiege und Geldspritzen sind für Bezahlung zu haben. Von der 4,5 GB schweren Zwangsinstallation vor Spielbeginn kann man sich jedoch nicht freikaufen. Dafür bekommen PS3-Spieler gegenüber Wii-Importeuren ein sechs Monate nach Spielende angesiedeltes Bonuskapitel serviert, das nicht nur locker zehn Stunden
Extras wie einen fünften und sechsten Schwierigkeitsgrade, den skurrilen Bonus-Dungeon Zhonenkäfig oder eine New Game Plus-Funktion mit vielschichtigen Transfermöglichkeiten gab es hingegen auch schon auf Nintendos Konsole. Der Umfang kann sich aber auch so sehen lassen. Vor allem Tüftler und Sammler können unzählige Stunden in der Welt von Tales of Graces verbringen, bevor alle Aufgaben gemeistert und Belohnungen kassiert sind.
Fazit
Die hiesige PS3-Premiere der Tales-Saga bietet gewohnt hochwertige Rollenspielunterhaltung für zeichentrickbegeisterte Abenteurer. Der grafischen Inszenierung sieht man ihre Wii-Wurzeln zwar trotz HD-Kur an, dank Anime-Stil ist das aber nicht weiter tragisch. Auch die nicht nur während der kurzen Jugendzeit sehr kindliche Aufmachung dürfte nicht jedem gefallen - es sei denn, man wollte schon immer mal den jungen Captain Future während seiner Elvis-Phase verkörpern... Spielerisch und inhaltlich ist Tales of Graces jedoch über jeden Zweifel erhaben: Die einmal mehr mit bis zu drei Freunden bestreitbaren Echtzeitkämpfe bieten unzählige Facetten, der Spielverlauf jede Menge Freiheiten, die monumentale Geschichte über die Macht wahrer Freundschaft viele spannende, rührende und auch komische Momente. Das PS3-exklusive Bonuskapitel setzt atmosphärisch sogar noch eins drauf und stellt eine willkommene Bereicherung dar. Klasse Gesamtpaket!
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation3
Monumentales Anime-Rollenspiel in gewohnter Tales-Qualität.
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