Test: Final Fight: Double Impact (Prügeln & Kämpfen)

von Paul Kautz



Final Fight: Double Impact
Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
14.04.2010
18.04.2010
Spielinfo Bilder Videos
Final Fight ist ein waschechter, lupenreiner und glasklarer Klassiker - das Spiel, das den horizontal scrollenden Brawler zwar nicht erfunden, aber groß, populär und mächtig gemacht hat. Ein Spiel, das man zwar unter Umständen schon tausend Mal gespielt hat, aber trotzdem immer wieder spielen kann und möchte - und das jetzt endlich seinen Weg in die Online-Wunderwelten moderner Konsolen gefunden hat. Ach ja, ein Anhängsel hat's auch noch dabei.

Get Me Escape!

Da lacht der Arcade-Freund: Beide Spiele lassen sich aus einer dem Original-Automaten nachempfundenen Ansicht spielen - inkl. leicht gebogenem Monitor.
Startet der Retro-Freund Final Fight: Double Impact (FFDI), ist der freudige Jauchzer beinahe unvermeidlich: Da steht er, der Original Arcade-Automat aus dem Jahre 1989, komplett mit flimmernden Display, zerkratzten Seiten-Aufklebern und schlauen Spieltipps neben dem Bildschirm. In 3D, zum Angucken und Liebhaben, während das Spiel automatisch drauflos läuft und im Hintergrund die legendäre Startmusik in einer wummernden Remix-Variante läuft. Aber hey, was ist das? Drücken wir doch mal X (PS3: Viereck), und schon schwenkt die Szenerie nach links, wo hinter einer kleinen Absperrung ein zweiter Automat steht - nicht Double Dragon, nicht Teenage Mutant Ninja Turtles, kein SNES-Emulator mit Final Fight 2 & 3. Sondern... Magic Sword. Magic Sword! Magic Sword? Hmmmm... das Magic Sword, das mit Final Fight exakt gar nichts zu tun hat? Ja, genau das.

Wie sich dieses Spiel in die Sammlung verirrt hat, bleibt ein Mysterium. Wie Final Fight ist auch Magic Sword ein Brawler, der allerdings in einer Fantasy-Welt spielt, in der man Probleme nicht mit Fäusten und Bleirohren, sondern mit Schwertern und Feuerbällen löst. Ein unterhaltsames Spiel, keine Frage (das auch schon seinen Weg in die Capcom Classics Collections Volume 2 und Remixed fand), das aber neben Final Fight völlig verblasst. Nichtsdestotrotz fand auch dieses Spiel dieselbe liebevolle Behandlung wie der große Bruder: Alle Optionen und Komfortfunktionen sind vorhanden, auch der Automat selber erstrahlt im realistischen Lichte.

Drauflosgehaggart!

Beide Spiele lassen sich lokal sowohl solo als auch zu zweit spielen - aber der richtige Spaß beginnt erst online. Entweder lädt man einen entfernt wartenden Freund ein oder schaltet auf »jeder ist willkommen«: Dann kann ein Spieler, irgendein Online-Spieler, der gerade Lust auf eine Runde FFDI hat, jederzeit ins Spiel einsteigen und direkt mitkämpfen. Die Verbindung ist astrein, während der Testphase 
Magic Sword ist zwar ein merkwürdiger Partner für Final Fight, macht aber nichtsdestotrotz viel Spaß.
gab es weder auf 360 noch auf PS3 auch nur das kleinste Lag oder eine ruckelnde Verbindung. Klar, die Netzwerkansprüche eines simplen Brawlers sind nicht gerade dieselben wie die eines Street Fighter 4 , aber trotzdem ist ein so problemlos funktionierender Online-Modus auch heute noch keine Selbstverständlichkeit.

Final Fight und Magic Sword bieten nicht nur die plattformtypischen Achievements bzw. Trophäen, sondern haben auch ein ganz eigenes Belohnungssystem an Bord: Die Herausforderungen. Betritt man einen Level, bekommt man direkt eingeblendet, was sich in diesem machen lässt, um die eine oder andere Herausforderung zu bestehen. Mal muss man mit einer bestimmten Figur spielen, mal unter einer Maximalzahl an Leben oder Continues bleiben, mal etwas aufsammeln, mal einen besonderen Gegner plätten - und am Levelende wird einem vorgekaut, was man alles geschafft bzw. nicht geschafft hat. Diese Aufgaben sind nicht besonders schwer, aber zwingen zur Aufmerksamkeit bzw. zum effizienten Spielen, jedenfalls wenn man sie meistern möchte - man kann auch darauf pfeifen und ganz normal die Spiele genießen. Dann entgeht einem aber die Tonne an Bonusmaterial, die über die Herausforderungen freigeschaltet wird: Artworks, Cover, Comics oder Fanzeichnungen.

Pausenloses Gekloppe

Sowohl Final Fight als auch Magic Sword fanden sich im Laufe der Jahre auf mehreren Plattformen, jedoch sind die Arcade-Varianten bis heute die besten - gut also, dass die FFDI auf genau jenen basiert. Das ist besonders im Falle von Final Fight ein Segen, denn gerade die europäische SNES-Version war grausam verkrüppelt: Es gab keinen Mehrspielermodus, der dritte Charakter Guy wurde bei der ersten Veröffentlichung außen vor gelassen, ein Level fehlte, Bossgegner wurden verändert, weibliche Widersacher durch generische Punks ersetzt - und in 
Ein zweiter Spieler kann nicht nur lokal jederzeit ein- und aussteigen, sondern auch online. Hier seht ihr die Widescreen-Ansicht mit komplett glattgebügelter Grafik.
einer Bonusrunde beklagt ein Gegner den Verlust seines Autos durch »Oh! My Car!« statt »Oh! My God!«. All diese Änderungen gibt es hier nicht! Stattdessen wartet das ungeschnittene, ungezügelte Final Fight-Vergnügen - durch das Kenner in weniger als einer Stunde problemlos durchgehetzt sind. Wer diese Zeit nicht am Stück aufbringen kann, darf jederzeit speichern, wobei allerdings nur der aktuelle Level sowie die gemeisterten Herausforderungen gesichert werden. War man zu zweit unterwegs und möchte zu einem späteren Zeitpunkt allein weiterspielen, ist das auch kein Problem - die andere Figur wird dann einfach aus dem Spiel geworfen.

Wie es sich für eine moderne Retro-Sammlung gehört, bietet auch FFDI einen ganzen Batzen Komfortfunktionen - R-Type Dimensions hat da gut vorgelegt. Zwar gibt es hier keine Pseudo-3D-Perspektive, aber 2D-Optionen im Überfluss: Man kann im Originalformat (ohne Wallpaper) oder Widescreen spielen, die Ansicht leicht reinzoomen oder sowohl die horizontale als auch vertikale Ausrichtung manuell anpassen. Die coolste Ansicht ist jedoch die Automatenperspektive, die nicht nur das Original-System neben das Spielfeld blendet, sondern auch eine leicht gerundete Ansicht bietet, die wie ein alter Röhrenfernseher aussieht - sehr lässig! Passend dazu lassen sich diverse Grafikfilter aktivieren, von denen mir die »Arcade«-Variante am besten gefällt, denn hier sieht das Bild mit seinem Phosphor-Leuchten und den Röhren-Pixeln am authentischsten aus. Ansonsten kann man sich eine komplett ungefilterte Ansicht (pixelig), geglättete Grafik (gewöhnungsbedürftig) sowie eine Mischung aus beiden gönnen. In den Optionen hat man außerdem die Wahl zwischen alter und remixter Musik. Während man mit gespitztem Ohr den Unterschieden lauscht, läuft das Spiel aber ungebremst weiter - eine Pausen-Funktion gibt es leider nicht.

        

Kommentare

die-wc-ente schrieb am
Soweit ich weiß ist das nur für das PSN. Was anderes habe ich nicht gefunden. Ich habe selbst keine Konsolen daher kenn ich mich da nicht so aus.
johndoe706070 schrieb am
natürlich kann man das Spiel nur beziehen, wenn man zu diesem Zeitpunkt online ist/war. Mich würde interessieren, ob ich nach dem Erwerb den Netzwerkstecker ziehen kann und das Spiel komplett offline spielen kann. Es ist ja nicht auszuschliessen, das man mal in diese Situation kommt und dann wäre es bedauerlich wenn das Spiel eine aktive Netwerkverbindung zum Onlinemarktplatz voraussetzt.
schrieb am